Diskussion zum Beitrag „ Nichtmedikamentöse Behandlung und Therapie von ADHS - Übersicht“ auf ADxS.org

Weil es da keine Thread zu gibt, würde ich diesen hiermit erstellen.

Eine medikamentöse Behandlung ist nach unserer Erfahrung bei starken und mittleren / moderaten ADHS-Formen die wichtigste und sinnvollste Therapieform.
Die Auffassung der offiziellen Leitlinien, bei moderater ADHS-Stärke sei eine psychotherapeutische Behandlung vorzuziehen, teilen wir nicht.

Steht dort oben in der Zusammenfassung.

Das stimmt so nicht. Die Leitlinien empfehlen bei Erwachsenen bereits bei leichten Formen eine Phamakotherapie und bei Schulkindern auch bei moderater Ausprägung. Habe mir gerade den Text in den Leitlinien (Seite 68) nochmal angeschaut:

Im Schulalter ist die Empfehlung zur Pharmakotherapie im Rahmen der therapeutischen Gesamtstrategie v.a. vom Schweregrad der Symptomatik sowie der Präferenz des jeweiligen Patienten und seiner Familie abhängig. Bei schwerer Ausprägung der Symptomatik und deutlicher Beeinträchtigung hierdurch sollte den Patienten und ihren Familien nach ausführlicher Psychoedukation zu einer primären Pharmakotherapie geraten werden, sollte dies nicht konträr zu den Vorstellungen und Wünschen der Betroffenen gehen. Auch bei moderater Ausprägung bzw. Beeinträchtigung ist bei einer Bevorzugung einer medikamentösen Therapieoption durch den Patienten und seine Familie die Indikationsstellung zu einer solchen Intervention möglich, ebenso bei mangelnder Wirksamkeit vorherig eingeleiteter nichtmedikamentöser Therapien. Im Gegensatz dazu wird im Erwachsenenalter aufgrund der vorliegenden Evidenz eine Pharmakotherapie (neben der Psychoedukation) als primäre Therapieoption auch bei leichter und moderater Ausprägung und Beeinträchtigung angesehen (vorausgesetzt dies entspricht der Präferenz des Patienten).

In der Kurzfassung (Seite 18) steht dies:

  1. Bei Kindern vor dem Alter von sechs Jahren soll primär psychosozial (einschließlich psychotherapeutisch) interveniert werden. Eine Pharmakotherapie der ADHS-Symptomatik soll nicht vor dem Alter von drei Jahren angeboten werden.

  2. Bei ADHS von einem leichten Schweregrad soll primär psychosozial (einschließlich psychotherapeutisch) interveniert werden. In Einzelfällen kann bei behandlungsbedürftiger residualer ADHS-Symptomatik ergänzend eine Pharmakotherapie angeboten werden.

  3. Bei moderater ADHS soll in Abhängigkeit von den konkreten Bedingungen des Patienten, seines Umfeldes, den Präferenzen des Patienten und seiner relevanten Bezugspersonen und den Behandlungsressourcen nach einer umfassenden Psychoedukation entweder eine intensivierte psychosoziale (einschließlich intensivierte psychotherapeutische) Intervention oder eine pharmakologische Behandlung oder eine Kombination angeboten werden.

  4. Bei schwerer ADHS soll primär eine Pharmakotherapie nach einer intensiven Psychoedukation angeboten werden. In die Pharmakotherapie kann eine parallele intensive psychosoziale (einschließlich psychotherapeutische) Intervention integriert werden. In Abhängigkeit von dem Verlauf der Pharmakotherapie sollen bei residualer behandlungsbedürftiger ADHS- Symptomatik psychosoziale (einschließlich psychotherapeutische) Interventionen angeboten werden.
    Zustimmung zur Empfehlung: alle 76,9% (nur eine Abstimmungsrunde2)

Da wird dann nicht zwischen Kindern und Erwachsenen unterschieden.

Eine umfassende Psychoedukation soll laut Leitlinien immer vorausgehen, wird aber leider fast nie angeboten.

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