Ich stehe etwas auf dem Schlauch…ich habe vor rund 6 Wochen mit Medikamenten angefangen. Zuerst Riatlin unretardiert 5mg, das hat soweit ganz gut gewirkt. Ich hatte die ersten Tage einen Rebound, der dann aber weniger wurde. Nach ca 8 Tagen schlich sich so eine leichte Genervtheit ein.
Dann (nach ca 10 Tagen) habe ich auf Concerta 18mg gewechselt. Das war eine ziemliche Katastrophe. Ich hatte starke Nebenwirkungen, die alle auf eine Übersosierung hingewiesen haben. Ich habe dann nach 3 Tagen auf Anraten meiner Ärztin das Concerta abgesetzt.
Vor 3 Wochen hat mir meine Ärztin dann Elvanse gegeben. Ich habe mit 1/4 von einer 50mg Kapsel angefangen. Da hatte ich keine nennenswerten Nebenwirkungen. Ich habe aber auch nicht sehr viel an Verbesserung festgestellt. Letzte Woche war ich dann krank, da habe ich pausiert. Nun nehme ich wieder Elvanse seit einer Woche. Wie bereits erwähnt spüre ich bei dem 1/4 nicht wirklich eine Verbesserung (wie viel aber auch an der doch stressigen Vorweihnachtszeit mit zwei kleinen Kindern liegt…wer weiss). Auf jeden Fall habe ich gestern und heute mal 1/3 von 50mg genommen. Jetzt habe ich wieder Kopfschmerzen und bin genervt.
Und langsam bin ich auch eher ratlos.
Nun meine Fragen an euch:
Kann eine so kleine Dosisveränderung derartige Auswirkungen haben? Ich lese häufig, dass eine Unterdosierung die gleichen Symptome zeigt wie eine Überdosierung…das verunsichert mich. Soll ich weiter dran bleiben? Oder habt ihr eine Idee?
Hm. Das klingt nach einem ziemlich hektischen und nicht zielführenden Prozess.
Du hast 5mg Ritalin über einen Zeitraum von ca. 2 Wochen nur einmal am Tag genommen? Kein Wunder, dass dich das „genervt“ hat. Du hast dann 3 Stunden am Tag eine Wirkung und den Rest des Tages keine Wirkung oder einen Rebound. An dieser Stelle wäre es sinnvoll gewesen, eine zweite Dosis zu nehmen, anstatt das Medikament direkt abzusetzen. Man braucht einfach eine größere Abdeckung über den Tag, sonst springt man nur auf und ab. Wie soll sich da dein Kopf dran gewöhnen?
Concerta 18mg ist erst einmal sehr wenig und das über den ganzen Tag verteilt. Ich gehe stark davon aus, dass du keine Überdosierung hattest, sondern eine Unterdosierung, die sich durch den langen Wirkmechanismus über den ganzen Tag verteilt hat. Eine Unterdosierung kann unangenehmer sein als eine Überdosierung. Die Wirkung von Stimulanzien ist nicht linear mit der Dosis. Es kommt häufig vor, dass Patienten bei höheren Dosierungen weniger negative Effekte haben als bei niedrigen Dosierungen.
Bei Elvanse bist du jetzt auch in einem niedrigen Dosisbereich, der in den Studien an Erwachsenen nicht getestet wurde. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es für dich ein subtherapeutischer Dosisbereich ist, in dem du keine positive Wirkung hast.
Das Einzige, was du spürst, ist eine leichte Stimulation deines Körpers, die deinem Kopf keinen Nutzen bringt. Das heißt, du spürst nur Negatives.
Und ja, eine kleine Veränderung der Dosis kann solche Auswirkungen haben. Die Dosis kann entscheiden zwischen, es bringt dir etwas und du fühlst dich besser als ohne und es ist total scheiße und du fühlst dich schlechter als ohne.
Und ich würde sagen, wenn du so empfindlich auf eine Unterdosierung reagierst, dann ist das viel unangenehmer als eine Überdosierung.
Was genau waren deine Nebenwirkungen von Concerta?
Also mein Rat:
Hoch nicht runter und länger dabei bleiben.
Meine Ärztin meinte, mein vegetatives Nervensystem sei sehr empfindlich…Daher dann die kleine Dosis bei Elvanse.
Bei Concerta hatte ich sehr schlimme Kopfschmerzen die mir gefühlt den Rücken hinunter brannten. Ich habe verschwommen gesehen, ich war gereizt wie ich es sonst nur kenne wenn ich unausgeschlafen in einer sehr stressigen Zeit gleichzeitig noch PMS hatte. Ich war nicht mehr sozialverträglich und habe alles extrem persönlich genommen, ich hatte einen verstärkten Tinnitus und mir war sehr stark übel.
Da das eine doch schlimme Erfahrung für mich war, habe ich Hemmungen, wieder mehr zu nehmen.
Ja das klingt nicht gut. Waren die Nebenwirkungen bei Concerta denn stärker als bei Ritalin? Oder hälst du es für möglich, dass sie nur „länger“ da waren und so über den Tag immer schlimmer wurden? Weil die Dosierungen entsprechen sich ungefähr. Nur dass Concerta langsamer freigesetzt wird.
Anekdotische Evidenz:
Ich hatte eine extreme Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, miesen Fokus und Kopfschmerzen bei Medikinet 10mg, bei 20mg ist das alles verschwunden.
Und es gibt definitiv Menschen (ich zähle dazu), die extreme Schwierigkeiten haben mit Medikamenten, die zu langsam freigesetzt werden. Das macht bei mir einen viel größeren Einfluss als die Höhe der Dosis. Elvanse ging bei mir gar nicht.
Die Nebenwirkungen waren bei Concerta definitiv stärker als beim Ritalin. Da hatte ich neben dem Rebound und Kopfweh am ersten Tag nichts mehr, ausser eben diese Gereizheit/Genervtheit nach einigen Tagen.
Es war jeweils auch va am Morgen sehr schlimm und nach dem Mittag wurde es besser. Da kam dann auch die Konzentration.
Wenn es am Morgen am schlimmsten war, spricht es dafür, dass du einfach sehr empfindlich auf eine zu niedrige Dosis reagierst.
Am morgen ist ja am wenigstens im Körper und mittags am meisten. Heißt mittags warst du nah an deiner richtigen Dosis, davor und danach warst du in dem unangehmen Bereich.
Ersten zwei Stunden: Anfluten aber nicht genug → Scheiss Morgen
2-4 Stunden: Konstanter Pegel im Scheissbereich → Noch scheissiger Morgen
4-6 Stunden: Pegel steigt auf erträgliches Maß → guter mittags
6-10: Pegel bleibt über Morgenniveau → okayer nachmittag
Ich würde einiges auf die Theorie wetten muss ich sagen
Sehe ich in dem Fall eher als Hypothese als eine belegte Annahme.
Auch ich nehme an dass du schlichtweg unterdosiert warst/bist. Die Eindosierungsphase kann anfangs unangenehm sein. Aber es ist nur eine Phase. Daher finde ich dieser Kleinmachen von Dosierungen echt kontraproduktiv weil durch die Unterdosierung und entsprechende Symptome die Compliance in den Keller gehen kann, obwohl die Verträglichkeit bei einer normalen Dosis gegeben sein könnte - das erfährt man aber nicht, weil man sich zunächst mit „Microdosing“ beschäftigt und durch Unnehmlichkeiten aufgibt. So doof es sich auch anhört: Zähne zusammenbeißen und paar Tage mit einer normalen Dosis durchziehen. Ich hatte anfangs auch meine Probleme: Tinnitus, Kopfschmerzen, Zersträutheit, erhöhter Puls+Blutdruck, trockener Mund, Schwindel. Das lief sich aber aus.
Am Anfang habe ich Medikinet probiert. Bin bis 30 mg gekommen, dann wurde ich wirklich ungenießbar. Ich wäre lieber allein gewesen. Alles nervte mich. Ich war wohl auch sehr in mich gekehrt. Also wechselte ich auf Elvanse 30 mg. Da spürte ich gar nix außer den trockenen Mund. Nun bin ich bei 50 mg Elvanse. Bisher kann ich nicht genau sagen, ob es wirklich so wirkt., wie es sollte. Der trockene Mund besteht seit knapp 2 Monaten kontinuierlich. Aber das „Anfluten“ merke ich überhaupt nicht. Über den Tag denke ich manchmal es funktioniert besser als ohne. Zumindest bin ich abends und nachmittags nicht mehr so kaputt. Daher denke ich, dass es schon was bewirkt. Ich habe allerdings das Problem, dass ich es selber nicht richtig mitbekomme. Zb bei Kopfschmerzen nehme ich eine Tablette und merke selbst nicht, dass der Schmerz weggeht. Erst wenn ich gefragt werde wie es mir geht, dann fällt es mir auf, dass ich keine schmerzen mehr habe.
Mein Umfeld registriert allerdings schon eine Veränderung. Ich wünschte mir, dass ich es selber auch mehr bemerke als dieses subtile.
Ich werde es noch mit 70 mg probieren. Vielleicht merke ich dann wenigstens eine Überdosierung
Aber eigentlich wollte ich sagen, dass du hier von jedem was anderes hören wirst. Jeder ist individuell in der Ausprägung des ADHS oder hat noch zusätzliche Themen. Ich nehme noch nebenbei Bupropion.
Ich denke, dass da jeder selbst herausfinden muss was passt.
Wenn ihr Elvanse mittags nochmal nachlegt, könnt ihr dann abends rechtzeitig schlafen? Ich nehme es nur morgens und bin seitdem abends noch sehr wach., vor allem länger als ohne.
Edit: dabei hilft mir meine strikte Abendroutine.
Vor dem Zubettgehen mache ich praktisch alle Lichter aus, stehe im dunklen Bad beim Zähneputzen, ziehe mich um und leg mich gleich ins Betti. Ohne noch was zu gucken oder zu hören.
Mittlerweile fährt mein Körper schon während dem Zähneputzen runter, weil er eben weiß, was kommt
Also, ich nehme erst ein paar Tagen Elvanse, morgens 30mg und mittags 20mg und ich schlafe seitdem sogar noch zuverlässiger als sonst auf dem Sofa ein sobald meine Kids im Bett sind, das ist so gegen 20:00. Weiß nicht, ob ich da untypisch bin aber ich denke, man kann das jedenfalls mal probieren.
Kann jemand von euch evtl noch etwas zu dieser Gereiztheit/Genervtheit berichten? Ich habe jetzt am Wochenende kein Medi genommen und siehe da, ich kann meinen Mann wieder leiden. Davor fand ich ihn tagelang grauenhaft nervig…
Wie gesagt, wenn du deine Dosis nicht triffst, kann es adhs Symptome verschlimmern. Und genervt von Menschen sein ist glaub ich jetzt nicht ungewöhnlich