Hallo zusammen,
ich habe nach sehr langen Leidenswegen endlich die Diagnose ADHS vor ein paar Monaten mit 49 erhalten.
Seit 30 Tagen nehme ich Medikenet adult und bin am Probieren.
Im meinem ganzen Leben habe ich noch nie soviel Ruhe gespürt, wie mit dem Medikament und möchte es nicht mehr missen, auch wenn die Nebenwirkungen nicht dolle sind.
Was mich zur Zeit am meisten beschäftigt ist, dass ich mich mit der Erziehung meiner Töchter total überfordert fühle und ich dringend auf der Suche bin, nach Austausch mit Eltern, denen es ähnlich geht oder Hinweise und Ratschläge, wie ich es besser hinbekomme. (Gefühlt bin ich so eine Versagerin, auch wenn ich rational weiß, dass es nicht stimmt).
Immer im Hinterkopf, dass meine Kraft endlich ist und ich zur Zeit (habe Hoffnung, dass es mit den Medis besser wird) nicht in der Lage bin langfristige Dinge umzusetzen. Klingt eigentlich schon danach, als sei es unmöglich…
Ich muss niemanden mit ADHS erklären, wie schwer es einem fällt seinen eigenen Alltag zu strukturieren und nicht wie ein Eichhörnchen von einem Thema zum nächsten zu springen.
Und dann ist man für 2 Wesen verantwortlich und soll das auch noch für sie übernehmen. Fühlt sich für mich oft an, wie die Quadratur eines Kreises! Quasi unmöglich.
Ich weiß, dass meine Töchter dringend Grenzen und Regeln zur Orientierung benötigen und ich schaffe es nicht, ihnen diesen Rahmen zu geben.
Wie haben Vereinbarungen getroffen, Verträge aufgesetzt usw. Aber alles muss ja von mir kontrolliert und durchgezogen werden und dass schaffe ich einfach nicht.
Obwohl wir seit 2 Jahren getrennt sind (Trennung aus Vernunft und ohne Rosenkrieg), leben wir noch zu viert in einer Wohnung (es lässt sich gerade nicht anders gestalten).
Dennoch bin ich diejenige, die die Erziehungsarbeit fast alleine leiste.
Ich kann in der Hinsicht nicht mit viel Hilfe rechnen von seiner Seite.
Familie haben wir keine in der Nähe (über 400 km entfernt) und sind fast das ganze Jahr auf uns allein gestellt.
Daneben arbeite ich 20 Stunden in einem Job, der mich auch immer wieder vor Herausforderungen stellt.
Während ich die Empathin bin, ist mein Mann kaum in der Lage über Gefühle zu sprechen.
Ich will nur das Beste für meine Kinder, bin aber extrem überfordert, da ich selbst auf keine Erfahrungswerte einer guten Erziehung zurückgreifen.
Ratgeber habe ich schon viele gelesen und probiere ganz viel aus und scheitere dann wieder, weil ich nicht dran bleibe…ein Teufelskreis.
Ich bin kein Fan der Erziehung, die auf Bestrafungen basiert. Ich bin eher der Fan der gewaltfreien Kommunikation.
Bin aber oft nicht in der Lage abzuschätzen, was ist ein Bedürfnis, dem ich nachspüren sollte, oder wo ist es ein Wunsch, den ich auch ablehnen kann.
Durch meine ständige Inkonsequenz, bin ich nicht in der Lage sie konsequent zu führen. Und sie tanzen mir auf der Nase rum, was den Haushalt, Schule und Verpflichtungen angeht.
Wir ertrinken im Chaos (was meine Symptome verschlimmert), da vor allem die Kleine sich weigert mitzuhelfen.
Sie müssen sich ein Zimmer teilen. Die Große hätte gerne Ordnung und die Kleine verwandelt das Zimmer, wenn es aufgeräumt ist, innerhalb von wenigen Tagen in ein Schlachtfeld (ja, ich müsste jeden Abend mit Ihnen aufräumen…aber ich bekomme das nicht hin!). Ich sehe seit Monaten keine Boden mehr, nur Kleidung und Spielsachen.
Draußen ist die Kleine immer hilfsbereit und hält Ordnung. Also, gelernt hat sie es, nur zu Hause weigert sie sich und ich bekomme sie nicht dazu.
Sowieso, sind sie draußen super Kinder. Sowohl meine Therapeutin, als auch die Therapeutin der Großen bestätigen immer wieder, dass wir tolle Kinder haben und eine tolle Bindung zueinander, was wertvoll sei. Und dass es ein Zeichen von Vertrauen ist, wenn sie sich an mir abarbeiten und ihre Gefühle raus lassen, aber es ist so anstrengend!
Wir haben das Buch „Das kleine Wir“ (sehr zu empfehlen) zusammen gelesen und waren uns einig, dass wir dass wollen. Aber zur Umsetzung kommt es nicht.
Meine Töchter sind tolle Persönlichkeiten und ich bin sehr stolz auf sie. Die Große ist mir sehr ähnlich (Testung steht im Raum) was es oft auch sehr anstrengend macht, plus Vorpupertät.
Ich merke, dass ich hier hin und her springe und mache mal einen Punkt.
Ich freue mich auf eure Antworten.