Ich fühle mich in deinem Beitrag.
Ich hatte immer Probleme mit Mathe,
habe aber eine Qualifikation als Mathelehrerin. Also Studium. War nicht schön. Aber: Den Satz des Pythagoras zeichnerisch begründen oder Gleichungen lösen, das hat Spaß gemacht, während ich bei simplen Operationen (6x8), die ich längst automatisiert haben müsste, immer noch merkwürdige Zwischenschritte gehen muss: 6x6 ist ja 36, 2x6 ist 12, 36+12 ist 48, also ist 8x6 48
.
Auch bei simplen additiven Zehnerübergängen: 8+7 ist da: die 2 von der 7 passt in die Lücke zwischen 8 und zehn. Dann sind von der 7 noch 5 da, die auf die Zehn gesetzt sind 15. Schön rund und befriedigend, die 15. Das macht mich glücklich.
Ich habe auch kein gutes Auge für Symmetrie, kein Zeitgefühl, wenig räumliches Vorstellungsvermögen, kann schlecht Abstände/ Strecken einschätzen. Wenn man mir ein Würfelnetz hinlegt, habe ich keine Ahnung, was da wo auftauchen würde, wenn man den Würfel zusammenbasteln würde. Ich denke darüber nach, in meinem Kopf verschwimmen alles, es frustriert mich zu Tränen.
Rechts und links verwechsle ich oft, bis ich 11 war, habe ich das ganze Konzept überhaupt nicht verstanden. Also dass die Richtungen relativ zu mir existieren und ich der ausschlaggebende Ankerpunkt bin, ich dachte, es funktioniere wie bei den Himmelsrichtungen und ich müsse mir „rechts und links“ permanent in jeder neuen Umgebung wieder irgendwie vergegenwärtigen und bei jeder Bewegung meinerseits erinnern, wo jetzt noch mal links oder rechts absolut in der Welt war.
Meine Kolleginnen rufen schon ganz oft:„Das andere links!“
Ich fahre bewusst nicht Auto. Da riskiere ich zuviel mit dem Abschätzen von Abständen oder rechts/ links.
Synästhetisches Erleben habe ich auch, aber nicht intensiv. Also eher visuelle Konzepte zu Zeit und bestimmte Zahlen, aber kein Erleben zu Musik zB.
Bei Wörtern ist es bei mir anders: die haben einen Rhythmus, sie wollen sich sinnvoll zusammenordnen, wenn ich ein Wort 1-2 Mal gelesen habe, kann ich es vor meinem inneren Auge ablesen, auch rückwärts.
Ich habe im Studium die Grammatikkurse geliebt, Etymologie, Phonetik, total spannend.
Ich finde das Thema sehr spannend, wo genau meine Spezifika angesiedelt sind, habe ich nie recherchiert. Wäre ja mal ein schönes Thema für einen Hyperfokus.