Dyskalkulie, Synästhesie und eine Schwäche mit Rechts und Links ... :)

Liebes Forum! In letzter Zeit habe ich mich viel mit den neurobiologischen Ursachen der Adxs beschäftigt, primär auch, um mir ein klareres Bild über meine eigenen Symptome zu verschaffen. Was mir im Zuge meiner Tunnelgrabung durchs Internet aufgefallen ist bzw. was ich schon lange weiß, aber nie mit Adxs in Verbindung gebracht habe: Ich tue mich unglaublich schwer rechts und links zu unterscheiden, habe synästhetische Empfindungen (insb. was Zahlen, Buchstaben und Wörter zu Farbe angeht; aber auch Mirror touch). Außerdem bin ich wohl dyskalkulisch, d.h ich verstehe mathematische Konzepte auf elaborierter Höhe, habe aber Probleme einfache arithmetische Operationen im Kopf durchzuführen, sobald es meine Visualisierungsoptionen (primär die farbliche Assoziationsmöglichkeit) übersteigt bzw. habe ich Probleme spontan mit Mengen und Zeiteinheiten umzugehen. Das alles soll besonders mit dem Gyrus Angularis zusammenhängen (kennt sich da wer genauer aus?)
Und hat jemand von Euch ähnliche Symptome/Erfahrungswerte? :slight_smile: Würde mich echt mega interessieren.

Glg Chaosqueen

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Wenn du mir die Quellen zusammenfasst, was die neurophysiologischen Ursachen für diese Phänomene sein könnten, könnte ich mir das mal anschauen. Wäre dann zugleich der Rohling für einen Beitrag der Reihe der neurophysiologischen Korrelate….

Ich fühle mich in deinem Beitrag.

Ich hatte immer Probleme mit Mathe,
habe aber eine Qualifikation als Mathelehrerin. Also Studium. War nicht schön. Aber: Den Satz des Pythagoras zeichnerisch begründen oder Gleichungen lösen, das hat Spaß gemacht, während ich bei simplen Operationen (6x8), die ich längst automatisiert haben müsste, immer noch merkwürdige Zwischenschritte gehen muss: 6x6 ist ja 36, 2x6 ist 12, 36+12 ist 48, also ist 8x6 48 :crazy_face:.

Auch bei simplen additiven Zehnerübergängen: 8+7 ist da: die 2 von der 7 passt in die Lücke zwischen 8 und zehn. Dann sind von der 7 noch 5 da, die auf die Zehn gesetzt sind 15. Schön rund und befriedigend, die 15. Das macht mich glücklich.

Ich habe auch kein gutes Auge für Symmetrie, kein Zeitgefühl, wenig räumliches Vorstellungsvermögen, kann schlecht Abstände/ Strecken einschätzen. Wenn man mir ein Würfelnetz hinlegt, habe ich keine Ahnung, was da wo auftauchen würde, wenn man den Würfel zusammenbasteln würde. Ich denke darüber nach, in meinem Kopf verschwimmen alles, es frustriert mich zu Tränen.

Rechts und links verwechsle ich oft, bis ich 11 war, habe ich das ganze Konzept überhaupt nicht verstanden. Also dass die Richtungen relativ zu mir existieren und ich der ausschlaggebende Ankerpunkt bin, ich dachte, es funktioniere wie bei den Himmelsrichtungen und ich müsse mir „rechts und links“ permanent in jeder neuen Umgebung wieder irgendwie vergegenwärtigen und bei jeder Bewegung meinerseits erinnern, wo jetzt noch mal links oder rechts absolut in der Welt war.

Meine Kolleginnen rufen schon ganz oft:„Das andere links!“ :sweat_smile: Ich fahre bewusst nicht Auto. Da riskiere ich zuviel mit dem Abschätzen von Abständen oder rechts/ links.

Synästhetisches Erleben habe ich auch, aber nicht intensiv. Also eher visuelle Konzepte zu Zeit und bestimmte Zahlen, aber kein Erleben zu Musik zB.

Bei Wörtern ist es bei mir anders: die haben einen Rhythmus, sie wollen sich sinnvoll zusammenordnen, wenn ich ein Wort 1-2 Mal gelesen habe, kann ich es vor meinem inneren Auge ablesen, auch rückwärts.
Ich habe im Studium die Grammatikkurse geliebt, Etymologie, Phonetik, total spannend.

Ich finde das Thema sehr spannend, wo genau meine Spezifika angesiedelt sind, habe ich nie recherchiert. Wäre ja mal ein schönes Thema für einen Hyperfokus.

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Als Kind und Jugendliche war ich von Dyskalkulie betroffen, erst später im erwachsen Leben war es mir besser möglich mit dem Rechnen zurecht zu kommen, so als sei mein Gehirn als Kind in dieser Gehirnregion die für mathematisches Denken zuständig ist total unterentwickelt gewesen.

Ebenso hatte ich lange Mühe rechts und links zu unterscheiden, was ich dann aber plötzlich doch noch relativ schnell und sicher lernte als ich das Fahrrad fahren lernte, und sonst könnte ich mich wohl heute kaum sicher im Strassenverkehr bewegen oder mich irgendwo richtig orientieren.

Aber ein schlechtes Zeitgefühl hatte ich eigentlich schon immer, dass ist bis heute so geblieben.

Räumliche Vorstellungskraft fällt mir dagegen relativ leicht, Räume konnte ich mir eigentlich schon als Kind sehr gut vor meinem geistigen Auge vorstellen.

Was ich zum Beispiel auch gut einschätzen kann sind solche Sachen wie die Einschätzung wieviel Meter Stoff ich für Vorhänge in einem Zimmer brauche, oder wieviel Liter Farbe ich brauche um ein Zimmer zu streichen, sowas konnte ich eigentlich auch schon immer recht gut, obwohl ich dann natürlich trotzdem immer dazu tendiert habe lieber zuviel statt zuwenig zu nehmen.

Einzelne Zahlen oder Buchstaben haben für mich keine Töne oder Geräusche, höchstens ganze Geschichten, dazu kann ich mir dann passende Melodien ausdenken, Quasi meinen eigenen Soundtrack dazu komponieren.

Auch Menschen oder Orte lassen bei mir keine Töne oder Geräuschen entstehen, aber ich erinnere mich an Gerüche die ich mit einzelnen Menschen oder Orten in Verbindung bringe, wenn ich zum Beispiel an jemand denke, oder an einen Ort denke wo ich war, dann habe ich bestimmte Gerüche in der Nase.

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@Katz Deine Mathe-Logik kann ich absolut fühlen, beim multiplizieren sind manche Kombinationen, z.B. 4×3 in mein Langzeitgedächtnis übergegangen, bei anderen z.B. 8×9 mache ich es wie du und beginne mit „8x8 ist 64, also von 64 nochmal 8 mehr …“ :sweat_smile:
Prozentrechnen und Brüche ist’s dann komplett aus, da muss ich mir z.B. bei Textaufgaben Kreise aufmalen, damit ich mir unter „25 Prozent von …“ bildlich überhaupt etwas vorstellen kann.
Räumliches Vorstellungsvermögen habe ich eigentlich ein gutes, zeichne und modelliere auch viel. Nur was visuelle Manipulationen im Kopf angeht, ist’s auch oft so wie bei dir: Ich kriege es hin, aber es dauert zu lange, denn während ich das Würfelnetz in meinem Kopf zusammenfalte, schweife ich weg, alles verschwimmt und ich muss neu anfangen :see_no_evil:
Autofahren lernen war bei mir auch schlimm. Hat lange gedauert. Mittlerweile klappt alles außer rechts vor links (aber da ich bei rechts vor links Situationen eher das zaghaftere Naturell mime, umgehe ich seit 13 Jahren etwaige Karambolagen). Ich bin dann die, die manch entnervter Autofahrer händewedelnd auf die eigentliche Vorfahrt aufmerksam macht :sweat_smile:
In ruhigen Momenten kann ich es schon unterscheiden, da Daumen und Zeigefinger der linken Hand ja ein schönes „L“ bilden … sagt jemand aber spontan „Hol mir mal das Glas aus dem linken Küchenschrank“ komme ich in einen Blackout :smiley:
Bzgl. Synästhesie merke ich es, da ich - wenn sich jemand in meinem Umfeld verletzt, z.B. anstößt - instinktiv „Aua“ sage, weil ich’s irgendwie mitspüre. Auch wenn jemand z.B. im Theater neben mir sitzt und von seinem Partner z.B. am Rücken gestreichelt wird, spüre ich das, was echt nervig sein kann :sweat_smile: Außerdem habe ich mit Mathe auch die Erfahrung gemacht, schon als Kind, dass ich den Zahlen nicht nur Farben, sondern auch Charaktere zuschreibe, z.B. die Vier ist rot und entspricht einem kleinen, vorlauten Kind. Das führt denke ich dazu, dass mir gewisse Matheergebnisse „unlogisch“ erscheinen, wenn dann das Ergebnis die falsche Farbe hat. :slight_smile:
Andererseits konnte ich mir Jahreszahlen und Daten aus diesem Grund immer super merken, z.B. Beginn des 30jährigen Krieges - weiß, orange, weiß, braun (1618).

Und ja, du hast Recht: Ist ein super Thema zum hyperfokussieren & würde mich echt interessieren, ob es da einen neurobiologischen Link zwischen diesen Auffälligkeiten gibt. :slight_smile:

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Hier habe ich einen Fachartikel gefunden, in dem es auch heißt, das basale Arithmetik-Probleme oftmals bei Synästhesie auftreten. Es wird dabei ein Zusammenhang mit dem Gyrus angularis vermutet: Synesthesia: Perspectives from Cognitive Neuroscience - Google Books

Lg Chaosqueen :slight_smile: