Hallo zusammen!
Wer von euch macht noch Ego State Therapie um sein ADHS zu reduzieren und um mal etwas in der Vergangenheit „aufzuräumen?“
Ego State…was ist das? Recht gut bei Wikipedia erklärt: https://de.wikipedia.org/wiki/Ego-State-Therapie
Man begibt sich in verschiedene Situationen/Stationen in seinem Leben um zu schauen was da los war, ganz simpel ausgedrückt.
Mein dringender Rat: niemals ohne Therapeuten durchspielen…man braucht jemanden, einen Spezialisten, der einen da auch wieder rausholt und aufbaut, sonst kann das richtig Blöde enden!
Ich habe damit jetzt wieder angefangen, vor Jahren habe ich mal die Light-Version der Therapie gemacht, mir wurde mulmig und ich brach ab, ich war damals noch nicht soweit.
Jetzt bin ich mittendrin, um meine Kindheit aufzuarbeiten…eine harte, aber befriedigende Arbeit…endlich etwas Licht im Dunkel, viel Trauer, viel Wut, da passiert so viel. Hinterher bin ich total platt, aber auch entspannt und friedlich.
Gewalt war in meiner Kindheit und wahrscheinlich auch schon früher ein großes Thema. Was ich nun schreibe, soll nichts verherrlichen oder als in Ordnung erklären, es ist einfach nur das was ich erlebt habe und warum ich nun diese Therapie mache.
Meine Eltern wohnten im ersten Stock, meine Großeltern mütterlicherseits im Erdgeschoss.
Früh bekam ich die Streitigkeiten zwischen den Generationen zu spüren und auch das ein oder andere ab.
Meine Mutter hasste ihre Mutter bis zum Schluss, bevor meine Eltern sich kannten, flüchteten meine Oma und meine Mutter vor meinem Großvater, stellenweise zum Fenster raus, er prügelte beide windelweich.
Ich habe ihn so nie erlebt, zu mir war er immer gut gewesen, zumindest in meiner Erinnerung. Als ich fünf war, hatte er sich todgesoffen, mehr weiß ich nicht.
Früh begannen sich meine Mutter und die Oma zu fetzen, ich erlebte zerbrochene Besenstiele, Handgreiflichkeiten und irgendwann in einem Streit fiel meine Mutter kopfvoraus die Steintreppe hinunter.
Meine Eltern stritten sich unentwegt und es wurde auch oft handgreiflich, nach aussen hin wurde heile Welt gespielt…was sollen sonst die Nachbarn denken?!
Das grobste Erlebnis war das wir mal wieder am Abendessen gesessen waren und meine Eltern stritten…da schlug meine Mutter den Teller mitsamt Inhalt ins Gesicht, die Reaktion war eine Backpfeife, so das meine Mutter rückwärts mt dem Kopf in die Backofenscheibe einschlug, mitsamt dem Stuhl…mein Vater war früher im Hobby Leistungsportler und Boxer.
Meine Erinnerungen sind nur noch, das ich ab 5 schreiend, flehend, bettelnd, winselnd um Gnade und Aufhören bat. Ich hatte nachts heftige Alpträume und Angst vor dem Monster unter dem Bett, ich wurde öfter schreiend wach und mein Vater kam dann um mich zu beruhigen. Meine Mutter war nicht fähig mich zu erziehen oder zu lieben, ich habe mir aktuell hunderte Fotoalben angeschaut, auf keinem Bild hat sie mich im Arm oder schaut mich liebevoll an, nichts!
Als ich älter wurde, durfte ich für meine Eltern „Anwalt“ spielen…wenn sie Streit hatten schickten sie mich hin und her um dem anderen etwas auszurichten.
Ich glaube mich zu erinnern, das ich im Kindergarten zum ersten Mal ausgeteilt habe, ich weiß es nicht mehr. In der Grundschule habe ich immer die Mädchen verteidigt, das war mir wichtig. Da kann ich mich nicht erinnern, etwas brutales gemacht zu haben. Ich war in vielen Fächern sehr gut und bekam die Empfehlung zum Gymnasium, ging aber auf die Realschule. Das ging gut bis Klasse 6 und dann ging es los.
Ich kam in die Pupertät und mein Vater, der vorher auch viel mit mir unternommen hatte, kehrte mir den Rücken zu. Seit langem weiß ich, das meine Mutter eine Eifersucht auf mich in ihm schürte, leider mit großem Erfolg.
Er stürzte sich noch mehr in die Arbeit, kam spät Abends nach Hause und wütete was das Zeug hielt. Es wurde immer schlimmer…
Kurz vorher starb meine Uroma, die zum Schluss auch mit im Haus wohnte, das war mein Großvater schon tod. Meine Oma genervt von ihrer Mutter, meine Mutter und ich jeder für sich glücklich…es war die liebste Frau die wir kannten. Für uns beide war sie wie eine Ersatzmutter, als die Uroma starb wurde alles richtig furchtbar. Meine Mutter brach noch mehr zusammen, nahm noch mehr Schmerzmittel wie vorher und becherte auch regelmäßig gerne einen über den Durst.
Dies alles trieb meinen Vater noch mehr in die Wut, was er auch gerne an mir abließ. Meist verbal, aber es gab auch Handgreiflichkeiten.
Ich weiß nicht mehr, wann der erste Suizidversuch meiner Mutter war, aber es war grausam…überall Blut im Bett, der Alkohol, die leere Tablettenschachtel, dann kam der Krankenwagen, ich war damals um die 11 oder 12.
Dann bekamen auch die Nachbarn etwas mit, es wurde nachgefragt, aber auch mit Lügen beantwortet. Die ganzen Jahre über haben die Nachbarn nicht wirklich was mitbekommen, auch nicht die Schulen, alles wurde runtergespielt.
Ich wurde älter und so mit 13 oder 14 wurde ich in der Schule schlagartig richtig schlecht, verhaltensauffällig und legte mich mit jedem an. Lehrer, Mitschüler, Freunde…jeder bekam sein Fett weg. Ich konnte sehr früh verbal ein richtiges Arschloch sein und zutiefst verletzen. Manchen gegenüber wurde ich handgreiflich, nie gegen Mädchen. Ich saß wirklich oft beim Direktor, wegem allem Möglichem…Rauchen, Trinken, Blau machen, usw. Meine Eltern gingen damals nie in die Schule, weder Elternabend, noch Einladungen mit Dringlichkeit. Meine späteren schlechten Noten unterschrieb ich ab 15 selbst, manchmal vor den Lehrern, war alles egal. Nach der 9. Klasse stand ich mit 4 Fünfern da, die Lehrer sagten zu mir, dafür wurde ich ins Lehrerzimmer gerufen, wenn ich freiwilliig verschwinde, streichen sie 2 Fünfer und ich hätte somit die Chance auf den Ausbildungsplatz, der mir zuvor im Praktikum angeboten wurde. Also machte ich das, endete auch in einer Katastrophe!
Ich spule kurz ins Familienhaus zurück…es gab einige Suizidversuche meiner Mutter, alles Hilferufe, umbringen wollte sie sich glaub ich nie. Sie machte meinem Vater heftigste Vorwürfe, das sie nie ihr Elternhaus verlassen konnte, ihren Job aufgab um „das Kind“ zu erziehen und das sowieso alles scheisse ist, das ging jahrzehnte so. Als ich ca. 17 war, wurde ich meinem Vater körperlich überlegen, ich war früh groß und breit gebaut, in der 6. Klasse kämpfte ich zum Spass mit Jungs aus der achten oder neunten. Ich drohte ihm, als meine Mutter wieder einen Versuch hingelgt hatte, ihn umzubringen falls meiner Mutter etwas passiert. Ich hatte immer zu ihr gehalten, sie hatte mich ja so programmiert! In diesem Jahr drohte ich ihm noch ein weiteres Mal und mit knapp 19 trieb er es so weit, das ich ihn am Gürtel und am Hals schnappte und über den Küchentisch warf. Das war der Tag an dem ich meine Sachen packte und ging, daraufhin habe ich mir auch geschworen nicht mehr gegen andere zu gehen. Was nicht zu 100% klappte, aber sagen wir mal zu 95%.
Ich wollte das auch vorher nicht, habe immer gesagt er solle aufhören und man kann doch in Ruhe über alles reden, keine Chance…ich bin dann in den Keller und habe im Heizungsraum so lange meinen Kopf gegen die Stahltür geschlagen, bis ich ruhiger wurde oder rückwärts umfiel. Ich habe Betten, Türen, Fensterscheiben zertrümmert, habe mich dabei so verletzt das es genäht werden musste. Meine Mutter hatte gegenüber meinem Vater alle möglichen Ausreden, da er wenn ich eskalierte nie da war. Mit 17 hatte ich einen fast tödlichen Mopedunfall, 2 Jahre später knallte mir meine Mutter im Streit an den Kopf, das es wohl besser gewesen wäre, wenn ich den Unfall nicht überlebt hätte.
Zum Glück war ich zu dem Zeitpunkt schon drogenabhängig, sonst hätte ich ihr wohl den Kopf abgerissen!
Der Rest gehört zu meiner Erwachsenengeschichte und ich muss ja auch irgendwann mal einen Punkt machen, sonst habt ihr keine Lust mehr zu lesen oder fühlt euch eventuell überfordert…
Ego State:
ich bewege mich mit meiner Therapeutin durch die verschiedenen Alter meines Egos, wir schauen was vorgefallen ist und wie man das für sich bearbeiten kann, um es aushaltbar zu machen, um zu begreifen, um abzuschließen.
Das meiste der eigenen Gewalt kommt aus frühester Kindheit und passiert oft unbewusst. In Stresssituationen, Streitigkeiten, usw. verfällt man unbewusst in dieses Kindheitstrauma und verhält sich wie das kleine Kind, das trotzt, stampft, zornt, usw. Natürlich auch überfordert, verzweifelt, usw. ist, manche haben auch Todesängste ausstehen müssen, bei mir weiß ich es nicht mehr, vielleicht kommt das noch, wer weiß.
Meine Therapeutin und ich haben entschieden, den kleinen Jungen, also mein eigenes Ich, aus diesem Elend raus zu mir zu holen. Viele Gespräche sind nötig, sie riet mir symbolisch für den Kleinen etwas persönliches zu haben…manche nähen sich eine kleine Puppe, andere bauen sich eine Holzfigur, was auch immer…ich habe mich dazu entschieden, mir einen Monchhichi-Jungen zu kaufen. Als kleiner Bub hatte ich auch Einen, wichtig war mir das es kein Geschenk von meinen Eltern war, das Püppchen schenkten mir damals ganz, ganz liebe Nachbarn, die ich bis heute vermisse…sie waren damals schon in einem Großeltern-Alter.
Wenn es mir jetzt schlecht geht oder ich das Gefühl habe, mich trösten zu wollen, nehme ich den Kleinen und streichle ihn, nehme ihn auf den Arm und weine auch oft…das tut so gut!!
Wie gesagt, ich bin ein 47 jähriger Mann, der jahrelang Arme wie ein Preisboxer hatte, aber das ist mir so egal…denn innen bin ich ganz weich und möchte einfach nur geliebt werden und auch liebenswert sein, nicht mehr und nicht weniger!
Es laufen die Tränen…
Vielen Dank für´s lesen und bis denn
MaSc