Eindosierung Agakalin (Atomoxetin)

Hallo zusammen,

meine große Tochter (14) hat ADS und mit ihren schwankenden Emotionen zu kämpfen, z.B. weinen im Unterricht, wenn sie der Lehrer etwas fragt und sie keine Antwort hat, oder abends „grundlos“ mürrisch und traurig sein. Das belastet sie.

Sie bekommt seit einer Woche Agakalin 10mg. Gestern und vorgestern hatte sie im Gegensatz zu sonst mal keinen Abend, wo sie traurig oder wütend wurde, sondern war durchgehend super gut gelaunt. Es müsste aber noch zu früh sein, um eine Wirkung zu sehen, oder?

Sie soll 14 Tage Agakalin 10mg, dann 14 Tage 18mg, dann 14 Tage 25mg nehmen. In der Zeit sollten wir merken können, ob es in die richtige Richtung geht, auch wenn die finale Wirkung erst in ca. 10-12 Wochen erreicht ist. Sie nimmt parallel bereits Kinecteen 36, was sie nachweislich fokussierter macht, aber an dem Emotionalen nichts ändert. Demnächst soll besprochen werden, ob das Kinecteen noch nötig ist.

Daher meine Frage: Ab wann habt ihr eine Wirkung gemerkt? Warum soll jetzt schon klar sein, das es hochdosiert wird auf mindestens 25mg? Könnten 10mg und 18mg auch schon reichen oder ist das so wenig, dass es nur zur Eingewöhnung dient?

Viele Grüße
Katha

Hallo,

bitte laaaaaangsam eindosieren.
10 mg können schon reichen, wenn ATX mit MPH kombiniert wird.
ATX schafft weniger Antrieb und Konzentration sls MPH. Insofern könnte gerade diese Kombi perfekt sein für das, was Du beschreibst.

Insbesondere beim Eindosieren von ATX braucht es noch mehr Geduld als bei MPH. Optimale Wirkung kann auch mal 6 Monate brauchen. Höhere Dosen ATX darf man - anders als MPH - nicht einfach so nehmen oder absetzen.

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Bei Intuniv haben wir auch schon nach 3 Tagen erste Veränderungen bemerkt.

@Nono hat glaube ich Erfahrungen mit Atomoxetin

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Danke für eure Antworten. Meine Tochter sagte gestern Abend, dass sie sich die letzten zwei Tage im Unterricht „hyperaktiver“ fühlte und sich schlechter konzentrieren konnte. Ich habe daraufhin der Neurologin geschrieben und sie sagte, wir sollten bei Kinecteen wieder auf 27mg runtergehen.
Dann werde ich mal die nächsten Tage beobachten.

Viele Grüße
Katha

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Zwar haben wir unsere Erfahrungen mit Monotherapie mit Atomoxetin, aber nicht mit Kombinationstherapie.

Der Arzt meines Sohnes lehnt Kombinationstherapie schlichtweg ab.

Mein Sohn war wohl doch mit 50mg Atomoxetin überdosiert. Das zu merken, war hat nicht so einfach. Mit der Zeit wurde er schleichend immer aggressiver, redete ganz viel und laut und konnte es nicht lassen. Die Konzentration war auch nur mäßig.

Jetzt wollte ich eigentlich auf dem Rückweg zum MPH versuchen, ein paar Wochen die Kombi zu probieren, aber das sieht der Arzt nicht vor.

Mal sehen.

Also jedenfalls kann ich hier nicht so sehr viel beitragen.

Nur, dass wir auch schon sehr schnell was bemerkt haben am ersten bei einer Dosis von 5mg. Wir haben seehr langsam gesteigert und es gab eigentlich keine Nebenwirkungen. Nur eben nach ein zwei Monaten auf 50mg [*edit: hier stand vorher 60mg, das war ein Tippfehler edit ende] kamen diese komischen Probleme, die ich erst viel zu spät mit dem Atomoxetin in Zusammenhang gebracht habe.

Der Arzt wollte mir auch erst weismachen, dass das einfach nur normale ADHS Symptome seien und sie seien der schwächeren Effektstärke des Atomoxetins geschuldet.

Aber solche Symptome hatte mein Sohn vor der Medikation noch nie.

Nun ja…

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Interessant. Vielleicht nicht zwangsläufig zu früh.

Aus meiner Erfahrung : Agakalin war das erste überhaupt, was ich bekommen habe in Richtung medikamentöse Behandlung v. ADS. Meine Startdosis lag bei 25 mg, in zweiwöchigem Abstand zu steigern ( wie bei deiner Tochter ) auf 40, dann 60mg. ( bin ü 40, weiblich, hab zu dem Zeitpunkt schätzungsweise noch irgendwas zwischen 60 und 70 kg gewogen )

Ich hatte in der ersten Woche der Einnahme den Eindruck, das mir meine Umgebung ( strasse und einkauf/ supermarkt ) deutlich präsenter ist als sonst , nicht mehr alles wie verschleiert durch einen Kokon an eigenen Gedankenmonologen und/ oder Kopfkino… habe mich aber immer gefragt, ob das denn schon eine tatsächliche , echte Wirkung ist, oder nur ein Pseudoeffekt ( durch Erwartungshaltung und damit aktiviertem Selbstbeobachtungsmodus ) da sich diese … Umgebungsaufmerksamkeit in der Form über die etlichen Monate, die ich es jetzt nehm, nicht gehalten hat, sieht es in dieser Hinsicht eher nach letzterem aus…

Allerdings, stimmungslagentechnisch scheinen sich insgesamt ein paar Dinge etwas eingeebnet zu haben und zumindest bis jetzt erhalten . Laut Notizen von damals hatte ich ca. 14 Tage nach Einnahme beobachtet, mich in bestimmten Situationen offenbar besser selber beruhigen zu können, bzw. gelassener zu bleiben ( da ging es in erster Linie um Nervosität / Unsicherheit/ Besorgnis. aber auch um eine Situation, in der ich mich initial ausgelacht gefühlt habe… und an die mein Kopf / Gedankenkarrusell deutlich eher und umstandsloser nen Haken dran gemacht hat und fertighatte. )
Insgesamt gabs da in der Zeit auch noch mal ein bisschen vor-und zurück, etwas auf und ab, mit diesen Entwicklungen. Aber doch halt mit Tendenz zur Besserung. Gerade das z.b. meine Abende sich in der Mehrzahl irgendwie auch unbelasteter anfühlen , finde ich :+1:… ( bei mir wars vorher öfter mal so ein vage-diffuses Gemisch aus Besorgtheit/Ängstlichkeit und ner Art von schlechtem Gewissen )

Zuletzt muss ich noch anmerken, das ich auch immer noch nicht gänzlich und völlig sicher bin, ob und wieweit das genannte wirklich auf das Konto des Medikamentes geht und nicht (auch ) auf Änderung von gewissen Lebensumständen( Jobwechsel radikalerer Art. Ganz anderes Betätigungsfeld als vorher) die zeitlich etwa mit Diagnoseverfahren/ Eindosierung zusammengefallen sind) sicher ist auf jeden Fall: geschadet hat mir das ATX wohl nicht. Mir gehts im wesentlichen gut/ okay / zufriedenstellend und doch in mancherlei Hinsicht besser als zuletzt letztes Jahr davor.

Jedenfalls wünsch ich dir/ deiner Tochter, das es doch auf eine bleibende Verbesserung hinauslaufen möge.
Viele Grüße !

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Vielen Dank für eure Schilderungen! :heart:

Das hilft mir, das besser zu bewerten. Bei meinem Sohn (11) ist die Medikamentenwirkung von außen recht gut zu bewerten. Bei meiner Tochter fällt das schwerer.

Unsere Neurologin kombiniert gern. Die Kinderpsychologin hatte das mal als „Baukastensystem“ bezeichnet. Wir hatten schon Elvanse mit Risperidon, Intuniv mit Medikinet/Kinecteen und jetzt eben Agakalin mit Kinecteen.

Ich berichte mal, wie es in ein paar Tagen aussieht.

Schönes Wochenende
Katha

Hallo Katha,

wenn sie gern kombiniert, dann hat sie offenbar Erfahrung und ihr solltet das auch so in Anspruch nehmen. Ich wäre skeptisch, das Stimulans ganz wegzulassen, gerade wenn das Kinecteen gut und ohne schlimme Schwankungen funktioniert.

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Hallo zusammen,

ich wollte mal ein Update zu meiner Tochter (14) geben.
Wir hatten Agakalin am Anfang mit 10mg begonnen (14 Tage), dann 18mg (14 Tage) und dann für fünf Tage 25mg. Erst alles super, aber plötzlich war meine Tochter wieder grundlos am weinen und konnte nicht in die Schule. Darum sind wieder zu 18mg zurück.

Das ging vier Wochen, aber dann merkte ich immer mehr, dass sie zu still wird. Sie hat nur noch geredet, wenn es nötig war. Kein Lachen mehr, keine Freude, im Zimmer zurückziehen, obwohl sie sagte, es sei alles in Ordnung. So sind wir am Ende doch wieder zu 10mg zurückgekert.

Sie ist nun wieder gut drauf, kommt in der Schule klar und macht selbstständig Hausaufgaben. Drückt die Daumen, dass das so bleibt und wir nun die Dosis gefunden haben. :slight_smile:

Viele Grüße
Katha

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Vielen Dank für die Schilderung, @Katha !

10mg ist ja auch eine sehr interessante Dosis - was wiegt denn Deine Tochter?

Und - nimmt sie weiterhin zusätzlich Kinecteen? In welcher Dosis?

Unser Sohn war bei 10 mg Atomoxetin, ohne andere Medikamente zusätzlich, halbwegs erträglich, aber vom Fokus her nicht ausreichend und auch relativ unruhig.

Alles darüber ergab wieder die gereizten, aggressiven Reaktionen und damit täglich familiäre Krisen.

Jetzt haben wir eine neue, total unerträgliche Situation durch einen Fehler bei der Terminvergabe in der Praxis.

Darüber berichte ich besser in unserem eigenen Thread.

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Hallo @Nono,

meine Tochter bekommt zusätzlich 18mg Kinecteen, aber nur an Schultagen, weil sie davon am Wochenende, wenn sie erst spät aufsteht, abends nicht ins Bett kommt. Dann tigert sie bis 2 Uhr nachts durch die Wohnung. Ich kann in der Wirkung von außen keinen Unterschied erkennen, es hilft ihr aber wohl im Unterricht zuzuhören.

Sie ist 1,65m groß und schlank. Wie viel sie wiegt, weiß ich gerade nicht. Die geringe Dosis wundert mich auch, die Neurologin nahm das aber so hin.

Sie war aber (im Gegensatz zu meinem Sohn) ein „harmloser“ Fall. Sie hatte nie Ausraster, Ärger oder krasse Probleme bei den Hausaufgaben. Bis zur 6. Klasse war sie eine Musterschülerin. Dann kippte es in der Corona-Zeit und fing sich nicht mehr. Der Alltag strengte sie sehr an, sie prokrastinierte stundenlang und sie wirkte tageweise „depressiv“ und sie zog sich sehr zurück. Sozial war sie aber immer super, hatte viele Freunde und war beliebt.

Wenn sie Agakalin nicht vertragen würde, wäre wohl Intuniv die nächste Option gewesen.

Viele Grüße
Katha

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Dann wäre Wochenends ein MPH-Halbtagesretard eine Option. 10 mg Medikinet z.B.

Oh ja, das wäre vielleicht für die Hausaufgabenzeit sinnvoll. Danke, kläre ich mal ab.

@Nono und @Katha,

wie lange hat es gedauert bis die Stimmung bei euren Kindern gekippt ist, also ab der Erhöhung.
Ich bin seit gestern bei 18 mg. und ich habe echt Angst, dass ich plötzlich depressiv werde. Bis jetzt geht es mir sehr gut damit und finde die Kombination mit Elvanse und Attentin auch klasse.

@Katha
So wie ich vom Lesen verstehe, ist deine Tochter ein ADS Typ? Habt ihr bereits Elvanse oder Attentin gehabt?

Liebe Allmighty,

erstmal vielen Dank für Deinen Zuspruch heute Morgen!

Ich antworte später noch dazu. Vorweg nur: ich habe ja zwei Söhne und der mit dem Setralin und den Zwängen/Ängsten ist der andere. Aber diesbezüglich finde ich Deinen Hinweis sehr wertvoll. Ich bin ja nahezu überzeugt, dass seine Krise auch mit ADS zu tun hat, das durch Hochbegabung maskiert ist. Und der Arzt will nicht ohne einen sicheren Hinweis pro ADS diese Diagnose stellen. Er hat andererseits auch keine richtige Option, wie es besser werden soll und wie man vielleicht vom Sertralin los kommen könnte.

Ich denke nur - könnte man nicht irgendwas zum Sertralin dazu geben und schauen, ob er sich dadurch vielleicht wieder mehr auf sich selber verlassen kann und endlich aus seiner Krise käme.

Hier erstmal zu deiner Frage:

Bei meinem Sohn ist die Stimmung gar nicht gekippt unter Atomoxetin. Er war nur morgens nach dem Aufstehen und abends besonders reizbar.

Deshalb hatte ich zum Schluss, als wir eigentlich aufhören wollten, es mit dem MPH HCL Ratiopharm (das Gleiche wie Kinecteen/Concerta) nicht gut war, nochmal bis 20mg hochdosiert und dann 10mg morgens und 10mg nachmittags gegeben. Aber das hat letztlich überhaupt keinen Unterschied gemacht.

Ja und auf diese Idee mit einer Gabe am Nachmittag bin ich selber gekommen.

Schade, dass der Arzt nicht schon viel früher mal diese Option erinnert hat.

Ich habe doch in Vielem das Gefühl, das so viel von mir abhängt… es ist echt extrem mühsam. Ich bin so erschöpft und kann mich hier überhaupt nicht abseilen für eine Reha oder so was, solange die Kinder nicht richtig medikamentiert sind bzw. labil sind.

Ach ja - dass unser ADHS-Sohn hier jetzt aus dem seelischen Gleichgewicht gerät, ist erst ca 5-7 Tage nach dem kompletten Ende mit Atomoxetin passiert, und immer nachmittags, wenn das Elvanse aufgehört hat zu wirken.

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@allmighty Die Stimmung kippte zwischen 18mg und 25mg nach fünf Tagen und war sehr eindeutig: Abends nur geweint, morgens auch, keine Schule möglich.
Bei 18mg sah es zwei Wochen lang super aus. Nach dem Exkurs auf 25mg hatte sie weitere vier Wochen 18mg genommen. Nach zwei wurde ich aber schon skeptisch.
Als „depressiv“ würde ich das nicht bezeichnen, aber als gleichgültig: früher Hektik, wenn sie morgens zu spät dran war - nun gelangweiltes vor dem Spiegel noch die Haare stylen, auch wenn es zehn vor acht war. Die Stimmung kam mir vor, wie wenn man als Erwachsener etwas zu viel getrunken hat und zufrieden entspannt ist, aber zu wenig von der Umgebung wahrnimmt und verspätet reagiert.

Meine Tochter ist der ADS-Typ. Ich hatte hier was zu ihr geschrieben:
https://adhs-forum.adxs.org/t/katha-mit-zwei-ad-h-s-kindern/7531/6?u=katha

Elvanse und Attention hatten wir nicht ausprobiert. Am Anfang nur Medikinet (half einzeln nicht wirklich), dann direkt Kinecteen.

Viele Grüße
Katha

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Ah ja, jetzt wo Du das beschreibst, fällt mir ein, dass das bei meinem Sohn bei 20mg Atomoxetin und mehr auch so war.

Ich glaube, ich weiß was du meinst. Ich habe mich die ersten zwei Tage bei 10 mg. Atomoxetin und 20 mg. Elvanse genauso gefühlt. Mit 18 mg. war es nur gestern so, d.h. nur ein Tag, bin jetzt Tag 2 beim 18 mg. und 20 mg. Elvanse und es geht mir sehr gut.
Ich werde mich aber beobachten.

Vielen Dank für deine Rückmeldung und ich drücke die Daumen, dass deine Tochter bald gut eingestellt wird.