Eindosierung Elvanse und Zyklus: erste Zyklushälfte schlechter?!

Liebes Forum,

ich habe nach meiner Diagnose 2024 hier über ein Jahr immer wieder mitgelesen, während ich mich erfolglos durch (fast) das gesamte Spektrum an ADS-Medikamenten getestet habe, und jetzt habe ich einen Punkt der Ratlosigkeit erreicht, der mich hier doch einmal offen schreiben lässt… Vorab: Ich bin 36, weiblich, und versuche vor allem deshalb so „spät“ im Leben eine Unterstützung bei meinem ADS (unaufmerksamer Typ) zu finden, weil ich mit der Geburt meiner Tochter - sie ist jetzt viereinhalb - bemerkt habe, wie wenig familientauglich meine Kondition ist. Ich bin ziemlich getrieben, leicht reizbar, halte Lärm, Unruhe, Stress und die ständige Dauerverfügbarkeit im Leben mit Kleinkind sehr schlecht aus, was mich in den vergangenen Jahren tiefer und tiefer in eine Depression geführt hat. Dazu kommt ein stark ausgeprägtes PMDS, das durch die Hormonumstellung nach der Geburt noch sehr viel extremer wurde. Das zur Vorgeschichte; sobald ich meine Diagnostik abgeschlossen hatte, habe ich mich also mit sehr viel Hoffnung (…zu viel…) durch alle Medikamente getestet und eines war schlimmer als das andere. Ich habe im Frühsommer 2024 mit Stimulanzien angefangen und im Winter 2024 aufgegeben und mir Bupropion verschreiben lassen. Das hat mich einigermaßen durch den Winter gebracht. Ich war ziemlich stumpf und gefühllos, aber immerhin funktionsfähig. Nicht glücklich, aber einigermaßen stabil. - Until I wasn’t. Anfang Februar dann Abbruch, weil ich extreme Wutzustände bekam, vor allem in der zweiten Zyklushälfte (nur zur ungefähren Einordnung: Ich meine nicht „wütend“ wie in „ein bisschen mit den Füßchen aufstampfen“, sondern WUT wie in „ich greife vor meiner Tochter meinen Partner tätlich an und die Polizei kommt vorbei“. ) - Mein Fazit war: Alles was recht ist - seit ich versuche mich zu medikamentieren, ist es nicht nur nicht besser geworden, sondern im Gegenteil. Schlimmer. Viel schlimmer. Also habe ich versucht, so über die Runden zu kommen. Wie es „vorher“ ja auch war, den Großteil meines Lebens. Ich dachte, das kriege ich hin. Das kenne ich wenigstens, damit komme ich klar. Vielleicht nicht gut, aber irgendwie. - Dumm nur, dass das „Vorher“ sich nicht mehr eingestellt hat. Ich weiß nicht, was es war - ob die Chemie meines Hirns nach all den Substanzen so sehr abgerutscht ist, dass „vorher“ nicht mehr herstellbar war. Ich war so depressiv wie noch nie zuvor in diesen Wochen. Verzweiflung bis hin zu Suizidgedanken. Ende Mai war ich an dem Punkt, in eine Klinik zu gehen. Schwere Entscheidung mit kleinem Kind zu Hause und einer künstlerischen Selbständigkeit, die keine Pausen erlaubt (ich bin Drehbuchautorin). Also bin ich bei meiner Psychiaterin zusammengebrochen. Die mir auf meine Bitte hin Elvanse verschrieb, woran ich 2024 schon gescheitert war, aber ich wollte es so unbedingt nochmal versuchen. Diesmal länger dranbleiben. Ich war und bin sicher, dass es die richtige Dosierung für mich gibt. Und dachte in den letzten Wochen, ich wäre nah dran. Ich habe angefangen mit 3mg, und bin ganz langsam hoch bis 40 mg. Und jetzt wird es richtig lustig, denn jetzt kommt der ZYKLUS dazu… : in der letzten und vorletzten Woche war ich in der Lutealphase, also nach dem Eisprung bis zur Blutung, und bin von 30mg (die okay funktioniert haben) auf 40 hoch, weil ich oft gelesen habe, dass in der 2. Zyklushälfte die Medikamente schlechter wirken. Und habe mich zum ersten Mal mit Elvanse richtig wohl gefühlt. Mein PMDS war nicht ganz weg, aber so viel milder. Ich habe jeden Tag ziemlich stark gespürt, wenn die Wirkung nach ca 5-7 Stunden nachließ; man sagt ja über Elvanse, es habe keinen Rebound, das kann ich für mich so nicht bestätigen. Aber nach 2-3 Stunden ging es mir wieder ganz gut, insgesamt ein deutlicher Gewinn gegenüber einer zweiten Zyklushälfte ohne Elvanse. Kein Streit mit meinem Partner, guter Fokus bei der Arbeit, hellere Gedanken. Ich war so erleichtert. ENDLICH die richtige Dosis, und das über die ganze PMS-Phase hinweg! Und dann kam die Blutung. Tag 1 des Zyklus: Katastrophe. 40 mg genommen, weil ich davon ausging, dass die Östrogenkurve erstmal noch so niedrig bleibt, dass ich nicht sofort wieder runtergehen kann auf 30mg. Ergebnis: extreme Traurigkeit, Nebel im Kopf, Reizbarkeit, später am Tag leichte Angstzustände. Ich dachte also: Okay, vielleicht ist es jetzt zu viel. Habe am Tag 2 des Zyklus also 30 mg genommen. Ergebnis: noch schlimmer. Ab nachmittags bis abends nur noch geweint und nicht wieder aufgehört, und das, während ich allein auf meine völlig verunsicherte Tochter aufgepasst habe. - Daraufhin habe ich an Tag 3 und 4 (gestern, heute) wieder 40 mg genommen. Was möglicherweise minimal besser ist als 30, aber insgesamt trotzdem völlig untragbar. Ich bin depressiv, kann mich nicht konzentrieren, will nur, dass es aufhört. Und vor allem verstehe ich die Welt nicht mehr. Die meisten Frauen berichten doch davon, dass die erste Zyklushälfte mit dem Medikament die bessere ist. Ich habe das Gefühl, für mich funktioniert es nur in der 2. Zyklushälfte… was ich mir anhand der oft zitierten Östrogenkurve nicht erklären kann. Bin ich überdosiert? Oder waren die zwei Wochen mit 40 mg ab Eisprung ein ziemlich langer „Honeymoon“, der jetzt eben wieder vorbei ist, und die Hormone haben nur bedingt Einfluss darauf?
Meine Psychiaterin ist übrigens ebenso ratlos, darum meine Frage an diesem Ort. Es gibt eine Menge Diskussionen zur zweiten Zyklushälfte auf Elvanse. Aber was ist mit der ersten? Bin ich die einzige, der es so geht…? Ich wäre so dankbar, wenn jemand seine Erfahrungen teilen mag…

Ich gehe mal davon aus, daß dein ‚gewurstel‘ einen Tag hoch einen Tag deutlich runter und wieder hoch das Problem ist.

Elvanse hat einen Steady-state von ca. 5 Tagen und vereinfacht wirkt es 1 1/4 Tag und braucht eben bis es ausgleicht. Du hättest es zumindest Tage halten sollen, aber wahrscheinlich damit volliges Chaos im Hormonhaushalt erzeut zusätzlich macht es für mich einen Unterschied ob ich täglich zur exakt gleichen Zeit oder zu unterschiedlich Zeiten nehme jnd wirkt somit sehr deutlich auf meine Stimmung und wenn du Pech hast war das bei dir und der Ungeduld exakt gleich. Elvanse ist kein Methylfinidat was man einfach täglich nach Bedarf anpasst, ich finde das wirklich sich extrem auf Stimmung, gereiztheit, tottraurig und niedergeschlagen etc. Auch mit der richtigen Dosisfindung hab ich wesentlich länger gebraucht für mich, vielleicht erwartest du zu viel in zu kurzer Zeit, aber auch das kannst wieder nur du fühlen und beurteilen

Hi Aleida,

Das klingt echt schlimm und es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.
Ich habe ADHS und auch PMDS. Ich habe eben auch mit Elvanse begonnen und bin sehr dankbar für das Präparat.
Zum PMDS, ich bin keine Fachperson und glaube einfach, es gibt viel zu wenig Verständnis in der Gesellschaft für die „Biologie“ der Frau.
Ich weiss nicht, was du schon ausprobiert hast, aber bei mir war der absolute Game-Changer der Möchspfeffer. Es ist ein natürliches Präparat und wenn du es dir von der Frauenärztin verschreiben lässt, übernimmt es die Krankenkasse.
Man muss es 3 Monate nehmen um eine Veränderung zu merken aber meine Symptome sind so extrem vermindert. Ich bin sehr überrascht und weiss nicht, ob es immer so gut wirkt. Ich weiss aber, dass es schon sehr früh für prämenstruelle dysphorie und auch sonstigen „Frauenthemen“ eigesetzt wurde.
Vielleicht ist es einen Versuch wert?
Bleib stark, du bist nicht alleine und ich wünsche dir nur das Beste :slight_smile:

Das im Zyklus mehr Stimulanzien in der Regel benötigt werden ist ja bekannt und habe ich in einigen Beiträgen immer wieder beschrieben, je nach Person.

Fakt ist, daß zum Zeitpunkt des Eisprungs der Östrogenspiegel NULL ist und Oestrogen auch Adhs Symptome lindert, so kann es sein, daß die Woche vor dem Eisprung wo das Oestrogen abnimmt und die Woche nach dem Eisprung wo das Oestrogen zunimmt mehr Stimulanz benötigt wird.

Trotzdem täglich die Dosis von Elvanse zu verändern oder in der Eindosierung zu täglich wechselnden Zeiten zu nehmen kann der Körper und die Psyche stark durcheinander komme, das wirklich mit bedacht und Vorsicht in eine Richtung machen und dann 5 Tage warten wegen des oben beschrieben Steady-state und die Zeit die es braucht