Eindosierung Medikation - beobachtbare Änderungen

Seit ca. 3 Wochen, ca. 1 Woche vor Ferienbeginn, wird unser Sohn (knapp 11 Jahre und kommt jetzt in die 7. Klasse am Gymnasium) mit Medikined Retard eindosiert. Begonnen haben wir mit 5 mg Retard und sind mittlerweile bei 20mg Retard angelangt.

Es fällt mir schwer, die Wirkung zu beurteilen. Zum einen ist er getestet hochbegabt (wissen ja die meisten hier) und zum anderen ist er ein sehr umgängliches Kind, was sich auch gut an Regeln halten kann. Problematisch ist hier eher die Konzentrationsfähigkeit (weit unterdurchschnittlich), eine nicht zu stark ausgeprägte Hyperaktivität und eine erkennbare unzureichende Impulssteuerung. Er ist außerhalb von Vertrauenspersonen NIE aggressiv und bei seinen Vertrauenspersonen nur sehr selten und kann auch in diesen Momenten sein Verhalten noch in Ansätzen selbst steuern.
Auch in der Schule wird weitgehend nur die fehlende Konznetration (wahrscheinlich ist damit zum Teil auch die Impulssteuerung gemeint, also Schwätzen, Reinrufen, Fiddeln etc.)

Daher fällt es uns aber auch schwer, die Wirkung zu beurteilen, da sich bei ihm nicht plötzlich ein besseres Verhalten zeigt, da er ein gutes Verhalten hat.

Nun gab es heute die Aufgabe vor der Tablette 2 diktierte Sätze zu schreiben und dies nach der Tablettengabe zu wiederholen.

Das ist passiert:
Vor der Tablette hat es ca. 35 Minuten gedauert, bis er entnervt die 2 Sätze geschrieben hat. Vorher hat er mit allem möglichen am Tisch gespielt, die Katzen genervt, viel dummes Zeug diskutiert und um alles verhandelt. Am Ende flog sogar der Collegeblock. Geschrieben wurde schlussendlich in einer Sauklaue mit 8 Fehlern bei 23 Wörtern mit Androhung eines Computer- und Fernsehverbots → Genauso laufen hier Hausaufgaben und lief auch das Homeschooling im Lockdown.
Er hat vorher gewusst, dass wir diesen Versuch heute machen wollten, war einverstanden und wollte es auch selbst.

Nach der Tablette (1 Stunde später) konnte ich ihn vom Computer rufen (5 Minuten Vorwarnung) und er kam sofort. Ohne Diskussion setzte er sich an den Tisch und schrieb in 3 Minuten die weiteren 2 Sätze. Die Schrift blieb ähnlich schlecht und unleserlich, aber er machte bei ähnlicher Wörteranzahl nur noch 4 Fehler.

Kann man also sagen, dass Medikinet bei ihm wirkt? Oder war das eher Zufall. Im normalen Ferienalltag ohne Schule merke ich irgendwie nicht wirklich etwas. Obwohl er nur 28kg bei 1,42m wiegt, würde ich gerne testweise noch höher dosieren, da ich nicht glaube, dass dies die optimale Wirkung sein könnte. Kann es sein, dass er sehr schnell verstoffwechselt? Er setzt keinerlei Kalorien an, egal wie ungesund er ist. Bräuchte er dann mehr Wirkstoff?

Über eure Erfahrungen würde ich mich sehr freuen!
Viele liebe Grüße

1 „Gefällt mir“

Hallo,

ich finde deine Beschreibung sehr eindrucksvoll. Wenn du Zweifel hast, ob es Zufall war, kannst du es ja bei Gelegenheit wiederholen, aber ich vermute mal es zeigt durchaus die Wirkung der Kapsel.

Die Körpergewicht-mg-Regel ist nach meiner Meinung Unsinn. Wenn euer Arzt einverstanden ist, würde ich an deiner Stelle testweise noch steigern.

Und bedenke, dass eine Kapsel nur maximal den halben Tag wirkt, d. h. für nachmittags bräuchte euer Sohn eigentlich noch eine Dosis (aber weniger als morgens). Gut zu der Kapsel frühstücken tut er?

Viele Grüße und alles Gute
Falschparker

Vielen Dank für die Antwort.

Er frühstückt recht gut (Müsli + Toast oder 2 Toasts). Er kann die Kapsel momentan nur mit gekautem ungetoastetem Toast schlucken. Normalerweise trinkt er noch ein Glas O-Saft, das habe ich aber im Moment verboten (Zitrusfrüchte?). Daher trinkt er öfter mal noch ein Glas Milchschaum oder einen Kakao.

Die Kinderärztin wollte ihm deswegen kein Ritalin verschreiben, damit er quasi frühstücken muss. Er ist sehr einsichtig und frühstückt seit der Erklärung der Ärztin freiwillig. Langfristig wär natürlich auch ein Test mit Ritalin möglich sagte die Kinderärztin.
Er selbst möchte Medikamente nehmen. Ich denke, dass er spürt, dass er sein Potential nicht ausschöpfen kann.

Gegen Nachmittag bzw. abends (je nach Uhrzeit der Einnahme in den Ferien) hat er großen Hunger und isst gut. Während der Wirkzeit nascht er zumindest etwas, wenn man es ihm hinstellt (Obst, Kekse, Süßigkeiten etc.).

Eine Nachdosierung oder auch ein länger wirksames Präparat wollen wir probieren, wenn wir einigermaßen eine gute Wirkstoffmenge herausgefunden haben. Er macht viele Hobbies, die Konzentration brauchen und muss sicherlich nachdosiert werden. Concerta würde ich schon gerne ausprobieren.

Die Kinderärztin ist sehr offen und ich selbst habe auch eine gewisse Erfahrung (selbst ADHS und in der Einstellungsphase, außerdem Sonderschullehrerin). Unser Psychologe ist eigentlich klinischer Psychologe und kennt sich auch gut aus. Er berät uns, da er ja nichts verschreiben darf. Durch seine Tätigkeit in einer Kinderklinik hat er aber auch viel Erfahrung mit Medikation. Wir werden also wohl versuchsweise in Absprache höher dosieren.

Ach so, den Test werden wir natürlich noch mehrfach wiederholen und auch ohne Ankündigung :see_no_evil:.

Das ist keine sinnvolle Erklärung. Man kann dem Kind auch erklären das es vor Ritalin frühstücken muss.

Das Problem macht meist nämlich die zweite Einnahme - es sei denn die Zeit passt genau mit dem Mittagessen zusammen. Also 5 Stunden etwa nach dem Frühstück.

Alternative wäre sonst noch Concerta. Das fand ich bei den Kindern besser, weil es länger wirkt. Aber ist auch individuell unterschiedlich - für wen was am besten funktioniert.

Zitrusfrüchte sind bei Methylphenidat kein Problem. Außer Grapefruit - sollte man bei allen Medikamenten weglassen.

Die Kapsel dürfte er halt nicht kauen. :thinking:

Habt ihr auch diese Fragebögen zur Eindosierung? Auch für die Schule?

Jetzt sind ja Ferien.

Ich konnte es bei meinen Kindern zuhause auch immer schlecht einschätzen, was am besten wirkt. In der Schule war es deutlicher.

Das finde ich auch :blush::+1:

Und es geht schon wieder los :crazy_face:.

Wir haben heute ausgeschlafen und gebruncht. Nun soll das Kind 2 Sätze schreiben und beginnt das diskutieren. Er will nur auf dem Sofa schreiben. Ich will, dass er am Tisch schreibt, damit man einen Unterschied in der Schrift sehen kann. Immerhin erkennt er das Problem und meint nur trocken, dass es schon wieder los geht :see_no_evil:.

Wir werden also weiter diskutieren und dann mühsam zwei Sätze schreiben und dann das Medikinet nehmen. Ich weiß ja, dass er nicht anders kann. Aber hin und wieder zweifle ich daran, ob er mich nicht doch ärgern will :wink:.

Ich bin soooo gespannt und halte euch in ca. 1,5 - 2 Stunden wieder auf dem Laufenden.

Immer an Tisch und am besten immer der gleiche Platz. Klare Regel, keine Diskussion.

Danach aufm Sofa TV schauen. Oder so.

Diese Methode war für meine Kinder sehr gut!! Das Rechtschreibspiel.

Ach…Das Buch habe ich sogar im Schrank ;-). Allerdings hat er nach 2 Tagen Diktattest definitiv keine Rechtschreibschwäche (habe ich mal vermutet, weil sein Papa eine LRS hat). Man merkt ihm einfach immer noch die fehlende Routine und Übung durch den Klassensprung an.

So, eben war Teil 2 des heutigen Tests. Als ich ihm angekündigt habe, dass er 4 Sätze schreiben soll, weil sie so kurz sind, motzte er ganz kurz (darf man aber als Kind in den Ferien wohl auch). Dann ging er sofort zum Tisch. Nach 2 Sätzen schrieb er dann plötzlich freiwillig die weiteren 2 Sätze. Auffallend war, dass er während dem Schreiben sofort zwei Fehler verbessert hat. Das macht er sonst nie und man muss ihn zum Kontrollieren zwingen. Im Teil mit Medikation hat er heute nur 1 Fehler gehabt, im Teil ohne waren es 3 Fehler. Davon 2 Großschreibfehler, die ihm mit Medikament während dem Schreiben sofort aufgefallen sind.

Zudem diskutieren wir seit dem Ferienbeginn dauerhaft ums Duschen. Es spiele auch keine Rolle für ihn, ob er sich mit Freunden traf. Nun kommt gleich sein Freund und er ist gerade freiwillig auf dem Weg in die Dusche. Ein kurzer Hinweis auf die Notwendigkeit hat gereicht :scream:.

Die Handschrift ist definitiv auch leserlicher. Allerdings ist es nicht plötzlich eine traumhaft schöne Schreibschrift geworden :rofl:. Ich kann jedoch mit Medikamenten große von kleinen Druckbuchstaben unterscheiden.

Wir werden definitiv nach seinem Papaurlaub noch 25mg oder 30mg Retard probieren. Ich denke, dass man die optimale Dosis nur herausfinden kann, wenn man zumindest einmal „überdosiert“ hat. Tatsächlich hat uns das die Kinderärztin auch so geraten. Zudem würde ich gerne recht schnell Concerta probieren, weil er viele Hobbys und auch Mittagsschule in der 7. Klasse hat. Für späte Termine würde ich noch nach ein paar mg unretardiertem MPH fragen, was er bei Bedarf nehmen kann.

Fazit: Er war zwar heute ohne Medikament nicht so extrem wie gestern, aber mit Medikinet war doch ein deutlicher Unterschied zu sehen.

Danke für die vielen Informationen. Es ist wirklich toll, wie man hier unterstützt wird.

Nein, er zerkaut die Kapsel nicht. Er kaut erst den weichen Toast. Wenn der nur noch Matsch ist, schiebt er die Kapsel in den Matsch und schluckt dann alles runter.

O-Saft: Das ist super und wird ihn freuen!

Ritalin: Statt einem Versuch mit Ritalin würde ich lieber auf Concerta wechseln und ich glaube auch sehr sicher, dass man ihm die Notwendigkeit des Essens erklären kann und er dann auch isst.

Justine, hast du so einen Bogen, auf dem Lehrer die Wirkung zurückmelden können? Ich habe da nichts bekommen und finde auch im Internet nichts.

Liebe Grüße

Hatte einige. Muss nur suchen :sweat_smile:

Andere Infos:

https://www.adhs-infoportal.de/adhs-bei-kindern-und-jugendlichen/behandlung-der-adhs-br-multimodale-behandlung-was-ist-das/adhs-elterntagebuch

So es sind jetzt etwas mehr als 4 Stunden vorbei seit er die 20 mg genommen hat.

Er hat gerade einen Freund zu Besuch und die beiden spielen am Computer Flugsimulator. Am Anfang ist mir aufgefallen, wie ruhig er gesprochen hat. Sonst ist er sehr laut (lautes und aufgeregtes Sprechen, „Stolpern“ beim Erzählen, Quietschen, Geräusche machen)

Seit einer Viertelstunde höre ich es wieder laut vom PC. Die laute Stimme und das Blödsinn machen (mehr als gleichaltrige Jungs) ist wieder zurück.

Es scheint so, als ist die Wirkung bei ihm eher in Leistungssituationen (Schule/Lernen/Instrument) und im zwischenmenschlichen Kontakt mit anderen Personen als mir (Mama) sichtbar.

Wenn ich alleine mit ihm zu Hause bin, fällt mir selbst definitiv weniger auf.

Hallo @Camille2908 , das ist bei uns genauso. Alleine mit mir ist unser Sohn fast komplett unauffällig. Schwieriger wird es 1. wenn wir zu Dritt sind (mit Mann), vielleicht weil es dann natürlich mehr „Unruhe“ gibt, die ihn triggert und aufdreht oder 2. wenn Gleichaltrige da sind: Blödsinn machen, albern sein, tw. Grenzen überschreiten, aber nie boshaft, gemein oder aggressiv.
Warum wartest du nicht einfach auf das feedback der Lehrer nach den Ferien und entscheidest dann, ob du noch hochdosieren musst?

Derzeit ist mein Sohn für 2 Wochen mit seinem Papa in Frankreich zum Familienurlaub (französische Familie, wir sind geschieden). Der Papa ist sehr kooperativ und gibt mir viel gute Rückmeldung. Auch klappt mit den Tabletten alles sehr zuverlässig.

Ab 20 mg haben wir ja zu Hause erste positive Veränderungen bemerkt. Allerdings war die Rückmeldung vom Papa und seiner Freundin noch nicht so wirklich zufrieden. Zudem benimmt er sich dort auch meist einfach besser, weil es eben nicht zu Hause ist.

Nun hat er heute erstmals 3x10mg bekommen (wir haben nur 10mg Tabletten). Wir haben ohne offizielle Anordnung der Kinderärztin langsam hochdosiert (immer mindestens 8-10 Tage für 5 - 10 - 15 - 20 - 30 mg), da die Ärztin so lange im Urlaub war, der Schulbeginn näher rückt und er keinerlei Nebenwirkungen (körperlich oder Rebound) hat. Er ist auch noch kleine hingestellte Portionen während der Wirkzeit. Er denkt nur nicht selbst dran.

Er hat wieder keinerlei körperliche Nebenwirkungen. Es geht ihm gut und er ist fit. Vorhin hat allerdings die Oma gefragt ob er mit seinem Cousin und seiner Cousine mit zum Gemüsebeet kommen möchte. Das habe er seit Beginn des Urlaubs immer gerne gemacht. Heute wollte er es nicht und lieber sein Lego weiterbauen (zum ersten Mal). Er wäre weder apathisch noch lethargisch und sitzt nich tatenlos in einer Ecke. Er wäre nur deutlich ruhiger als sonst, also nicht mehr so aufgedreht, laut und „kindisch“.

Daher meine Frage, sind 30 mg zu viel oder ist genau das die gewünschte Wirkung? Denn eigentlich ist es ja gut, dass er endlich mal bei einer Sache bleiben will und kann. Ich werde morgen auf jeden Fall auch noch um ein Rezept für 5mg bitten, damit wir flexibler testen können. Alternativ würde ich eigentlich gerne schnell auf Concerta oder Kinecteen umsteigen.

Zudem wirkt es laut meinem Ex-Mann maximal 5,5-6 Stunden. Wir müssten also nachdosieren. Sollte es da eher weniger sein? Wie viel weniger dosiert ihr nach? Er hat seit Beginn keinerlei problematischen Rebound. Er wird nur wieder ein bisschen „verrückter“ und lauter.

Nächste Woche ist er für 5 Tage bei einem Forscher-Camp und soll dort täglich an einem selbstgewählten Projekt arbeiten. Dort ist eine Mitarbeiterin, die ihn schon lange kennt und die ihn für uns gut beobachten wird inkl. Rückmeldung. Daher würde ich gerne nachdosieren, falls wir noch kein anderes Medikament bekommen. Wenn er morgens bei 30mg bleibt, wie viel sollte er dann testweise nachdosieren? Bestimmt weniger oder?

Danke schonmal für eure Antworten!