Ich muss gleich noch einmal ein neues Thema eröffnen. Auch da ich in zwei Tagen noch mal zu meinem Arzt wegen der Medikamentierung gehe und ein paar Impulse, Erfahrungsberichte brauche. Mir ist klar, dass das ein sehr individuelles Thema ist, aber es gibt ja vielleicht ein Standartprocedere, nach dem die Ärzte bei der Medikamenteneinstellung vorgehen?
Ich nahm seit Dez 2019 zuerst 10mg Ritalin Adult und habe dann Mitte Januar in Absprache mit ihm auf 20mg aufdosiert.
Er ist einreizender Mensch, hat aber offenbar noch niemals einen ADHSler behandelt.
Nun bin ich mir nicht sicher, ob die Dosierung so gut ist - ich bin klarer und strukturierter, brauche weniger Energie und prokastriniere weniger - aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es noch nicht optimal ist.
Wie stelle ich fest, was ich brauche? Noch mal um 5-10mg hochgehen? Noch mehr Geduld haben? Oder ist es schon ok so? Ich habe gelesen, dass Erwachsene oft gar keine so große Dosis brauchen - sind da nicht 20mg schon ganz ordentlich?
Andererseits habe ich gar nicht das Gefühl, dass ich merke, wenn die Dosierung nachlässt. Zwischendrin habe ich sogar überlegt, ob ich ein Non-Responder bin, der einfach nur an einen Placebo-Effekt glaubt?
Tagsüber nachdosieren?
Wie haben eure Ärzte euch bei der Dosis-Findung begleitet? Engmaschig? Oder - so wie ich - alle 8 Wochen mal guten Tag sagen?
Hey, ich komme nach meinem Gefühl eigentlich ganz gut über den Tag.
Andererseits bekomme ich durchaus Rückmeldungen über mangelnde inhaltliche Klarheit, Redefluss, mangelnde Strukturierung etc. - nun bin ich mir unsicher, was überhaupt ADHS-kontotiert ist und dann was davon dann mit Ritalin behandelt werden kann.
Diese unterschiedliche Wahrnehmung verunsichert mich - weil ich mich ja besser fühle, das Gefühl habe, besser zu agieren - aber dennoch kein so gutes Feedback bekomme.
Ich glaube, ich werde meinen Arzt bitten, testweise auf 30mg zu gehen, um zu schauen, ob das etwas an der Gesamtsituation verändert.
Ritalin adult wirkt in etwa 6 bis 8 Std. Bei manchen mehr, bei manchen weniger. Wenn du nur einmal täglich einnimmst, könnte das zu wenig sein.
Meine Erfahrung sagt mir, dass es Eigen UND Fremdwahrnehmung braucht um richtig einzudosieren.
Weisst du denn wann das Ritalin anfängt und aufhört zu wirken? Das wäre sehr wichtig das gut zu beobachten und ggf. Tagebuch zu schreiben. Wenn du das rausbekinmst, dann kannst du ggf. in Rücksprache mit de Arzt am Nachmittag und ggf.am Abend noch einmal nachdosieren. Meist ist die letzte Dosis etwas geringer wie die Höhe davor, damit es keinen fiesen Rebound gibt.
Manche Ärzte sagen, du solltest einmal so hochdosieren, bis du überdosiert bist und dann wieder runter. Das ist dann die optimale Dosis.
ich weiß nicht, ob es in den Tiefen von Ulbres Lexikon einen Dosierungsleitfaden gibt oder ob man einen erstellen sollte.
Also es gibt ja zwei Variablen, erst einmal die Einzeldosis und dann die Wirkdauer, also wann (bzw. für dich auch ob) man nachdosiert.
Der erste Schritt wäre, die Einzeldosis herauszufinden. Da du nicht weißt, was erreichbar ist, könnte es natürlich ein Fehler sein, sich zu schnell zufrieden zu geben. Eine Regel, die ich mal gelesen habe, ist, dass man weiter hochgeht, und wenn die Dosis wirklich zu hoch ist merkt man es sehr schnell (Unruhe, Herzklopfen) und kann dann wieder auf die nächstniedrigere gehen.
Der zweite Schritt, der auch parallel laufen kann, ist zu schauen Wie lange wirkt es (Zeit bis keine Wirkung mehr da ist oder ein Rebound kommt) und wann ist der richtige Zeitpunkt zum Nachnehmen (nämlich eine halbe bis ganze Stunde davor). Die zweite Dosis muss nicht so stark dosiert sein wie die erste, und insbesondere die letzte Dosis (ich nehme zwei Kapseln und einmal unretardiert) kann eine viel niedrigere Dosis haben, bzw. sollte sogar, um einen abendliche Rebound zu vermeiden.
Die Tendenz, möglichst wenig zu nehmen und es nachmittags oder an Wochenenden zu vermeiden, finde ich nicht richtig bei Stimulanzien. Denn die sind wie eine Kleidergröße, zu groß oder zu klein ist doof. Und ADHS haben wir auch in der Freizeit, Martin Winkler hat (in Bezug auf Kinder) geschrieben, es sei wichtig sich an die andere Wahrnehmung mit Stimulanzien zu gewöhnen, und das ist schwerer wenn man es unregelmäßig nimmt.
Bei dem Vergleich musste ich schmunzeln, weil es ein sinnbildlicher Vergleich ist.
Nur leider sind es zwei unterschiedliche Dinge.
Stimulanzien greifen in die Neurotransmitter ein und Langzeitfolgen am Gehirn sind noch nicht ausreichend erforscht.
Natürlich ist es sinnlos möglichst wenig zu nehmen, aber mit der Argumentation, dass so viel wie benötigt wird, genommen wird, wird sich ja auf die subjektive Perspektive bezogen und daher auch vollkommen legitim.
Die Wirkung kann ja auch durch Sporteinheiten beeinflusst werden. Dadurch brauch man dann weniger.
Also es kommt auf die Sportart an - ich brauche beim Sport unbedingt Medikation, es ist ein schneller Mannschaftssport… und wenn man verpeilt ist, kommt es nicht gut…
Oder wg. Konzentration oder Reizfilterabschirmung.
Es gibt Unterschiede. Ich nehme meine wegen Konzentration, Reizfilterschwäche und Strukturierung. Und da ist es egal ob im Büro, beim Autofahren oder beim Sport.
Einzig an einem verregneten Sonntag auf der Couch ohne TV, da brauch ich weniger, weil ich sonst überdosiert bin. Ähnliches bei meinen Familienmitgliedern.
Es ist ein Unterschied, ob man eine Individual- oder eine Mannschaftssportart betreibt. Bei letzterer ist Verpeiltheit aber auch so was von uncool… :oops: