Eindosierung von Medikinet große Katastrophe

Hallo liebes Forum, ich bin langsam ratlos und meine medizinische Beratung vom Psychiater bringt mich null weiter.

Ich wurde im Sommer mit ADHS diagnostiziert und sollte mit Medikinet adult anfangen. Im Vergleich zu anderen Erfahrungen hier wurde mir keine freie Hand gelassen. Außerdem war das erste Rezept aus Versehen ein unertardiertes MPH. Erste Erfahrung: WOW, der Kopf ist ruhig.

Es hat viiiiele Wochen gedauert, bis ich (diesmal retardiert) von 5-5-0 auf 10-5-0 durfte. Die ersten Erfahrungswerte waren Mist. Große Löcher, Herzrasen, hoher Puls, dauernd Kreislauf, wahnsinniger Hunger. Ja, ich war am Anfang nicht sehr konsequent mit dem Koffein, die ersten Wochen pro Aufdosierung musste ich da wirklich aufpassen. Irgendwann hatte ich mich dann immer an die jeweilige Stufe gewöhnt und dann konnte ich auch mal einen Kaffee trinken, ohne, dass etwas passiert ist. Aber die ersten Wochen waren hart. Man lernt aus seinen Fehlern.

Nun zu meinem Problem: die erste Wirkung ist weg. Ich weiß nicht, was Leute meinen mit Rebounds, hatte ich vielleicht am Anfang mal, dass es auf einmal gekippt ist. Aber jetzt ist es halt immer so, also waren es vielleicht keine Rebounds. Mittlerweile vergesse ich die zweite Dosis oft, es macht einfach keinen Unterschied.

Bin aktuell bei 20-10-0 und ich soll das halt so lassen, weil die Aussenwahrnehmung teilweise so war, dass ich konzentrierter auf Arbeit war, länger an Dingen bleiben kann. Ansonsten find ich es einfach Mist. Ich bin ein schlechter Frühstücker, mir ist oft massiv schlecht am Morgen, selbst wenn ich dann viel esse, finde ich es absolut willkürlich, ob es mir „gut“ oder „schlecht“ geht.

Wenn ich… qualitativ zu wenig gegessen hab, dann wird mir einfach nur schwindelig und ich hab dauernd Hunger und Kreislauf. Es ist auch egal, ob ich dann genug esse oder nicht, es ist einfach… scheiße. Bei den unretardierten 5mg am Anfang war es beim Einkaufen einfach ein Gamechanger. Jetzt… ich bin trotzdem reizüberflutet, hungrig, grumpy, null belastbar, alles ist zu schnell, alles regt mich auf… und es ist völlig unabhängig davon, ob ich es genommen habe oder nicht. Manchmal denke ich, dass ein guter Tag ist, dass ich vielleicht doch anders gegessen hab als davor, dass es heute anders wirkt.

Hab aus Angst schon teilweise wahnwitzig 30-20-0 oder 10-10-0 probiert, nur um zu sehen, ob da etwas anderes passiert. Da passiert nichts. Anfangs war ich echt der Annahme, dass ich Leuten besser zuhören kann, mehr Geduld habe, emotional stabiler bin… UND Autofahren war fokussierter. Ich weiß nicht. Bin ich zu viel drüber? Bin ich noch zu weit unten? Ist das Medikament unpassend für meine irreguläre Esserei? Wobei die echt gut geworden ist. Zum Frühstück gibt es immer zwei Marmeladentoast. Mehr geht nicht, muss reichen.

Und ja, all diese Fragen habe ich meinem Psychiater UND seiner Vertretung gestellt. Ich darf weder etwas probieren, also runter noch hoch, über Elvanse und CO. können wir erst IRGENDWANN reden, als ich das Medikinet pausiert hab, sagte die Vertetung, das wäre ja der Wahnsinn, ich muss es dauerhaft nehmen und soll mich auf die Außenwahrnemung verlassen. Die find ich übrigens nicht passend.

Ich habe meine Arbeit vor einem halben Jahr aufgegeben wegen anderer psychischer Probleme, ich hatte also wirklich wenig Zeit, es auf Arbeit auszuprobieren. Ja, da war ich etwas ausdauernder und hab nicht andauernd alles verloren. Das seh ich schon. Aber ich bin andauernd massiv reizüberflutet und fühle mich dann sehr weit weg und in solchen Momenten werde ich von außen als „angepasst“ bewertet, das soll also diese außenstehende Meinung sein, diese Besserung. Dabei bin ich so überbelastet auditiv und visuell, wenn ich in einem zentralen Café sitze, dass ich einfach einfriere, um klar zu kommen. Ich geh nur einkaufen, es ist alles zu laut, zu viel, kein klarer Gedanke, keine Struktur, ich bin danach so fertig, dass ich schon überlegt hab, ob ich eine schwere Erkrankung habe, weil ich danach ins Bett muss vor Erschöpfung. Und dieser schreckliche Kreislauf seither…

Die Eindosierung ist nie richtig passiert, ich darf weder andere Stufen ausprobieren, noch sonst etwas. Nur zu Erklärung, wir dosieren gerade Pregabalin wegen meiner Angststörung notfallmäßig ein, daher schwebt das Thema Medikinet einfach wie ein staubiger alter Teppich irgendwo rum, aber bekommt keine Beachtung mehr.

Vielleicht hab ich mir auch von der Diagnose und dem Medikament zu viel erhofft, aber es macht mich ratlos und verzweifelt. Habs heute Mittag auch vergessen, hab trotzdem viel geschafft. Fühl mich zwar jetzt nahe dem Burnout, aber das macht nichts, ist sonst auch so.
Und nein, es ist ja nicht so, als hätte ich da gar nicht drauf reagiert, aber könnte mit meinem Matschhirn nicht mal mehr sage, welche Stufe es war.

Am Anfang war ich so motiviert… dachte, wenn ich diese Kapsel nehme, dann kann ich einkaufen gehen. Bullshit.
Wenn Leute dann sagen, Elvanse sei noch stubtiler… NOCH SUBTILER? Dann passiert ja wirklich gar nichts mehr.
Gewöhnt man sich so an den Effekt, dass man es nicht mehr merkt?

Und nein, ich erwarte ja kein High oder dass ich auf einmal alles kann. Wobei ich das sowieso mache, ich zwinge mich halt, high functioning, hab schon lange keine Tupperware mehr verschimmeln lassen oder lieber doch weggeschmissen haha.

Aber ich bin jetzt weder motivierter, mich in unter die Dusche zu stellen, noch fällt irgendwas leichter, sich dazu zu überwinden. Ich finde oft alles sehr sehr viel. Und das ist auch völlig unabhängig von meiner Angsterkrankung.
Gibt es Erfahrungen zu der Kombi ADHS mit anderen psychiatrischen Erkrankungen, die vielleicht das ADHS so überdecken, dass es sich anfühlt, als gäbe es keinen Unterschied, weil die anderen Erkrankungen „zu stark“ sind? Dabei fühl ich mich gar nicht so Katastrophe… Hilfe.

Bitte um Hilfe, ich bin so verweifelt.

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Hallo @elisa2304

Ich bin nicht sicher ob du irgendwo etwas dazu geschrieben hast, aber hast du schon darüber nachgedacht, dir einen neuen Psychiater zu suchen? Ich finde es schwierig zu beurteilen, wenn noch andere Medis im Spiel sind…

Du kannst bei adxs.org Adressen von Ärzten mit ADHS-Erfahrung in deiner Nähe anfordern:

Wenn du bei der Eindosierung so alleine gelassen wirst und gleichzeitig nicht mal selbst herumprobieren darfst, wird das wohl bei diesem Arzt nichts…

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Ich hsbe Pregabalin mal aus anderen Gründen genommen und weiß, daß bei mir Pregabalin grundsätzlich die Wahrnehmung verändert hatte
Ich kenne auch jemanden aus der SHG, der es mit 25 mg täglich nimmt zu Ritalin. Meine Dosis Pregabalin war die Höchstdosis und hatte auch nichts mit einer psychischen Einnahme zu tun.
Die Frage ist eher ab wann sprürst du nichts mehr vom Medikinet? Ist es seit der Einnahme mit Pregabalin? Ändert sich das nach Wochen oder Monaten wenn es eingelaufen ist?

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Erstmal danke für deine Antwort. Tatsächlich habe ich das Pregabalin erst angefangen, davor hatte ich das Medikinet schon bestimmt 4-5 Monate und davon wochenlang bzw. monatelang schon auf der 20-10-0 Dosis, also da seh ich keinen Zusammenhang. Also wäre es irgendwie zeitgleich gekommen, dann wäre es schwer abzuschätzen, aber so…

Ich habe experimentellerweise mal 30-20-0 probiert. Da hatte ich den Eindruck, dass ich nach 5 Stunden auf einmal sehr müde und unkonzentriert und traurig wurde und mir schwer getan haben, an den Gesprächen von anderen (Geburtstagsfeier) teilzunehmen. Das hab ich aber als positiv empfunden, vielleicht ist es Placebo, aber es war dann wieder besser, als ich eben nachgelegt habe. Da dachte ich mir… das wäre ja ein Zeichen dafür, dass etwas eben nicht mehr so wirkt, oder? Heute war dem zwar nicht so, aber ich hab auch schlecht gegessen, schlecht geschlafen und bin heute psychisch anderweitig nicht so gut drauf, da erwarte ich von Medikinet nicht die Welt, Essen macht da leider viel aus…

Danke für deine Antwort, das hat mir in meiner Verzweiflung gut getan, dass man mir zuhört.
Die Diskussion hatte ich bereits mit meinem Sozialarbeiter. Ich denke es ist wichtig, dass ich die Diskussion eben offen suche mit der Ärztin, die ist normalerweise immer sehr auf meiner Seite und da herrscht eine gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen, ich durfte mit ganz anderen Medikamenten experimentieren, weil Absprache und Vertrauen da war. Im letzten halben Jahr fand ich es eben schwierig und da waren einige Vorfälle, die Ambulanz hat auch eine neue Leitung bekommen und neuerdings müssen die BTM bei Patienten auch abgezählt werden, dass keiner ja einen Tag zu früh wieder Nachschub holt. Solange ich diese Diskussion nicht geführt habe, wäre es menschlich schwach von mir, zu gehen. Sie hat mich damals unterstützt, als ich die Testung wollte und hat mich unter der Hand innerhalb von paar Wochen bei einem Prof reingeschoben, der mich getestet hat. Sie hat auch damals gesagt, sie sei stolz, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört habe, sie ist also…. Eigentlich unterstützend. Aber bei der Medikation finde ich sie ausweichend, wenn ich sage, dass ich nicht ganz schlau draus werde und es nicht verstehe. Oder wissen es viele Ärzte einfach nicht besser? Ich finds planlos…

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Pregabalin ist tückisch, nur weil mal etwas geklappt hat und du das mit Müdigkeit und Konzentration hattest, heßt es nicht, daß es so bleibt.
Ich war die ersten 5 Wochen sehr zuversichtlich und hoffnungsvoll, doch irgendwie wurde das im Kopf langsam und stückchenweise, schleichend schlechter und anders und ich zog erst nach leider 1,5 Jahren die Reißleine. Bei mir blieb das auch gefühlt mit der Verschlechterung im Kopf und den Auswirkungen nicht an Punkt x stehen sondern bewegte sich kam merklich aber stetig in die Verschlechterung, ich brauchte auch nach dem Absetzen April/Mai 2018 bis ca. Ende 2020 bis ich mir sicher war, daß mein Kopf vollständig wieder mir gehörte, warum weiß ich nicht, aber das war lange nebelig und mit Schleier, auch bis das herabgesetze Schmerzempfinden sich normalisiert hatte. Wenn auch mit Höchstdosis → kurz um, du mußt dich viel länger und am besten mit kurzen täglich niedergeschriebenen Raporten die Eindrücke festhalten.

Wichtig wäre hat auch wenn du arbeitest, zur Schule gehst auch mit der Leitung raportierst, dein Umfeld bittest ihre Eindrücke festzuhalten. Mir sagen die Leute noch, wie zugedröhnt ich gewirkt habe und wie wenig aufnahmefähig ich war.

Durch die Angststörung sollst du wohl damit auch in eine Art Glocke/ Watte gepackt werden.
Das kann sein, daß dann die Stimulanzien kaum bis nicht mehr wirken.

Zur Not absetzen für Tage bzw. 1 Woche und schauen ob sich für dich etwas verändert + ob dein Umfeld das Gefühl hat, daß sich was verändert hat.
Ich fürchte anders wirst du es nicht feststellen

@Kathy Hm, ich hab mich in meiner Wahrnehmung tatsächlich aufs Medikinet bezogen. Das Pregabalin macht mir weniger Sorgen, ich kenn die Tücken und die Nebenwirkung. Wobei ich auch den Eindruck hab, dass es bei jedem anders ist. Ich hab eine sehr geringe Dosis und ich merke davon relativ wenig, etwas schlechter fallen mir manchmal Worte ein und beim Eindosieren war mir sehr schwindelig. Ansonsten klar, es schränkt irgendwo die Hirnleistung ein, also werde ich trotz Medikinet keine Höchstleistung an Konzentration hinkriegen, aber wie gesagt, das Pregabalin kam viel später und ich fand die Wirkung von Medikinet davor schon so… äh… ungreifbar bis auf die erste Woche unretardiert. Gestern mein Versuch einfach höher zu gehen ohne Rücksprache war vielleicht auch nur Placebo. Ich wünschte einfach, es hätte irgendeinen Unterschied gemacht. Arbeiten gehe ich nicht im Moment, daher schwer zu sagen.

du bist erschöpt weil du zu wenig isst. dann funktionieren Stimulanzien nicht oder kaum.

mach ne pause, du musst dich erholen. so zwei bis drei wochen.

das ist jetzt alles geraten, ne. ich bin kein arzt, es ist nur meine meinung. ich kann auch falsch liegen, und du musst einfach noch weniger essen, mehr nehmen, und dann schwupps funktioniert es plötzlich voll geil.

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Sorry, hab ich dich richtig verstanden in deinem Fazit mit „weniger essen und mehr Medikinet nehmen“? Ich dachte, ich soll mehr essen?

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Also, NEIN

das rate ich nie, also mehr nehmen wenn es dir schlecht geht, nein, das darf ich lieber nicht raten. das ist gesundheitsgefährdung.

Ich meine nur - es gibt GRÜNDE, weshalb das, was dir gerade passiert, mit dir passieret.

diese Gr+üünde wissen wir aber nicht, und können nur hypothesen aufstellen.

Meine Hypothese ist:

du hast dich in einer erschöpfung reinmedikiert, die immer schlimmer werden wird.

dieser meinung muss aber niemand anders sein. es ist einfach nur meine eigene meinung.

aber irgendwas musst du machen, und du musst es anders machen als vorher, und da sehe ich zwei wege:

weniger nehmen und mehr essen, oder weniger essen und mehr nehmen.

und jetzt denk nach, es ist dein körper, nicht meiner.

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Liebe Elisa,
ich habe - ohne weiteres Medikament - ähnliche Erfahrungen mit Medikinet adult gemacht.
Nachdem ich bei 60 mg war (40/20, dann 20-20-20) und die Konzentration und Exekutivfähigkeit am Nachmittag regelmäßig in den Keller ging, bin ich irgendwann (dank der umfassenden Infos hier) auf den Trichter gekommen, dass die Retardierung für mich unpassend ist. Dadurch bin ich nach 2 Std. immer in ein Rebound-Loch gefallen und hab nachgelegt - ohne zu realisieren, dass ich mich damit vermutlich überdosiert habe, sobald der retardierte Teil der jeweiligen Dosen anschlug und die Wirkung sich überlagerte - und eben in deutlichen Nebenwirkungen resultierte.
Deshalb habe ich jetzt auf eigene Faust eine neue Eindosierung mit unretardiertem Medikinet angefangen. Mein Psychiater weiß, dass ich umsteigen will, und steht dahinter - hat allerdings erst im neuen Jahr wieder Termine. Darum mache ich es gerade ganz pragmatisch: Ich mache die Kapsel (Medikinet adult) auf und mörsere mir die Pellets, bis keine geschlossenen blauen mehr dabei sind (das sind die retardierten, deren blaue Hülle sich sonst erst im Dünndarm von selbst auflöst). Das Pulver löse ich dann mit Wasser aus dem Mörser und trinke das.
Schon der Start mit 10 mg alle eindreiviertel Stunden war ein komplett anderes Lebensgefühl.
Aktuell bin ich bei 15 mg pro Dosis im selben Turnus und werde auch weiter nur in 5er-Schritten steigern, um sicherzugehen, dass ich nicht wieder in die Überdosierung rutsche.

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Update: 15 mg unretardierte Einzeldosis waren wohl schon der Sweet Spot - und wurden mit Zyklusbeginn sogar ziemlich schnell zur Überdosierung. Ich habe dann in Schritten à 2,5 mg reduziert und bin jetzt zur Zyklusmitte bei 10 mg Einzeldosis, weiterhin alle 105 Minuten.
Ein Hoch auf die fantastische Eindosierungstabelle an dieser Stelle!
Zur zweiten Zyklushälfte werde ich jetzt mal schauen, wie sich die Erhöhung angenehm gestaltet, und auch hier wieder ganz kleinschrittig vorgehen. Zum Glück meldet mein Körper mir sehr deutlich, wenn es zu viel ist. Und dank euch hier habe ich gewagt, endlich darauf zu vertrauen und danach zu handeln!

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