Einfühlsamer Umgang versus "Abhärtung"

Ich habe keine Kinder. Schicke ich gleich voraus, damit Du meine Position evtl. als „Blinde redet von Farbe“ einordnen kannst. Trotzdem hier meine eigenen Erfahrungen mit mir und dem Kind in mir, weil mich exakt dies sehr intensiv beschäftigt hat:

Ich bin 30 Jahre später immer noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Das Verhältnis zu meinem Vater war entsprechend lange nachhaltig geprägt davon, dass er mir zum Beispiel „sehr sachlich“ mein Übergewicht mitgeteilt hat in einer Grundhaltung von „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar … (auch dem 9-jährigen)“. Das hatte Konsequenzen für den Selbstwert, für das Gefühl von „Zuhause ist ein sicherer Hafen“, für alles… Man merkt es heute noch bis in Forendialoge hinein.

Und es scheint mir in der Tat eine lebenslange Aufgabe zu sein, mit der „Alarmanlage“ umzugehen und zu entscheiden, wo man wirklich gerade von empathielosen Idioten umgeben ist und wo der eigene Rauchmelder schon bei einem Spiegelei anschlägt.

Ebenso ist es sicher ein sehr schmaler Grat, was wirklich ein „Vorbereiten auf die Welt da draußen und nicht in Watte packen“ ist und was ein Raushauen ohne ausreichende Rücksicht, warum auch immer. Heute - im selben Alter wie mein Vater damals - weiß ich, dass Erwachsene oftmals auch am Ende der eigenen Reserven sind, im normalen Alltag. Damals wusste ich das nicht.

Ich denke, mir hätte es geholfen, früher darüber und auch selbst über die Besonderheiten meines Systems Bescheid zu wissen.

Ich finde immer das Bild von Sonnenbrand ganz einprägsam: Wenn man Sonnenbrand hat, fühlt sich schon ein kumpelhaftes Klopfen auf die Schulter wie eine Tortur an.

Das Wissen um Besonderheiten hat Konsequenzen für beide Seiten: für den Schulterklopfer, aber auch für den Beklopften.

Vielleicht kannst Du auch bei Deinem Sohn ansetzen? Entsprechend umsichtig, wie Du ja ohnehin unterwegs zu sein scheinst.

Ich finde z.B. dieses Experiment von Cyberball sehr aufschlussreich:

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