Einstellung Medikinet, evtl. mit Sertralin?

Liebste Community,

Dies ist mein erster Post hier. Ich leide mein Leben lang schon an ADHS (ich bin 25) und habe es vor 4 Wochen dann offiziell diagnostiziert bekommen. Zunächst ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, da meine gesamten Verhaltensauffälligkeiten plötzlich einen Sinn ergeben.

Kurz zu meiner Vorgeschichte: Ich habe im Jahr 2019 nach einem Auslandsaufenthalt nach dem Abitur eine heftige depressive Phase bekommen, in der ich mich ständig vor sozialen Situationen übergeben musste. Dies hat sich dann unbehandelt nach einigen Monaten wieder normalisiert. Seitdem hatte ich immer wieder kurze depressive Episoden, die weitestgehend durch Vermeidung und Ablenkung abgeklungen sind.

Nun ist mir vergangenen April jedoch die Sicherung durchgebrannt. Ich bereite mich aktuell auf mein juristisches Staatsexamen vor und bin sowieso schon extrem gestresst und belastet. Plötzlich habe ich in der Uni eine Panikattacke bekommen, die eine relativ starke depressive Phase ausgelöst hat, wobei sich unter anderem eine Relativ starke Agoraphobie mit Panikstörung entwickelt hat. Anfangs konnte ich nicht mal alleine einkaufen gehen, mittlerweile hat sich das durch Psychotherapie wieder einigermaßen normalisiert, jedoch habe ich mit sozialen Situationen immer wieder Probleme und große Angst.

Ich habe weitestgehend gelernt, dass hier nur die Konfrontation hilft und habe auch meine Strategien, leider kam es gestern dazu, dass ich auf dem Weg zu einem Geburtstag in einem Restaurant mit guten Freunden auf halbem Wege umdrehen musste, weil ich auf der Autobahn wieder leichte Panik bekommen habe. Typische Angst vor der Angst und dann im Gedankenkarusell extrem reingesteigert. Das wirft mich wieder extrem zurück, da ich die letzten Wochen und Monate kontinuierliche Fortschritte gemacht habe.

Im Zusammenhang mit der ADHS Diagnose habe ich dann vor 2 Wochen mit Medikinet 10mg angefangen, welches ich bisher am Wochenende weggelassen habe. Ich habe den Eindruck, dass mir eine Tablette morgens gut tut, die am Mittag macht mich eher wieder benommener und zittriger. In der Zeit der Diagnose bin ich zuerst bei einer Neurologin gewesen, die mir Sertralin ans Herz gelegt und verschrieben hat. Das habe ich jedoch nie genommen.

Aufgrund der Geschichte mit dem Geburtstag gestern, bin ich doch am überlegen, ob ich nicht doch ein Antidepressivum einnehmen sollte. Ich möchte es zwar nicht, aber ich weiß nicht, ob ich nicht einfach akzeptieren muss, dass ich evtl. darauf angewiesen bin, um insbesondere die Agoraphobie in den Griff zu bekommen. Ich bin normalerweise ein sehr extrovertierter Mensch, der viel Energie und Freude an sozialen Aktivitäten gewinnt.

Jetzt ist der Beitrag doch etwas länger geworden, sorry. Ich frage mich nur, ob jemand ein ähnliches Schicksal durchlebt und evtl. Erfahrung mit der Kombination von Sertralin und Medikinet hat. Ich blicke in diesem Thema einfach nicht durch und mein Arzt und Psychiaterin sagen mir beide immer, dass es eine persönliche Entscheidung ist, die vor und Nachteile hat. Kann es vielleicht ein, dass die Ängste mit der richtigen Einstellung von Medikinet nachlassen?

Ich bin über jede Antwort unendlich dankbar und freue mich auf einen netten Austausch!

Viele Grüße
blxsrs

Hallo!
Ich, 31, habe die Diagnose ADHS seit 2015. Ich nehme seit März Sertralin und seit 2 Wochen zusätzlich Medikinet. Ich bin sehr zufrieden mit Setralin (ich nehme aktuell 200 mg). Das medikinet hilft mir auch sehr.

Ich würde dir raten, teste es einfach.

Ich wollte auch lange Zeit keine Medikamente nehmen, hab aber eingesehen und für mich beschlossen, dass es besser ist, eine Zeit in meinem Leben Medikamente zu nehmen, als dass es mir die meiste Zeit mies geht.
Das Leben soll doch Spaß mache und voll Freude sein. Es soll gut sein. Und wenn dabei Medikamente helfen, warum nicht probieren.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen und falls du noch Fragen hast, kannst du sie jederzeit gerne stellen.

Liebe Grüße

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Hi, Medikamente sind bei ADHS die erste und wichgigste Maßnahmen. Da Angststörungen kein klassisches Symtom von ADHS, sondern rher eine Komorbität würde dir eine seriöse Ärzt:in, wie bei meinen Depressionen, zu einer begleitenden Therapie raten. Alle Leute, die auf biegen und brechen eine ADHS-Diagnose haben wollen, wollen doch in der Regel nur eins: BTM. Also ran an die Pillen.

Hi @blxs0298 und herzlich Willkommen! :adxs_wink:

Schade, dass Dir Deine Ärzte bei der Wahl der Medikation keine wirkliche Hilfe sind.
Dann müssen wir eben die Lücke füllen:

Zwischen Sertralin und Methylphenidat kann es Wechselwirkungen geben. Methylphenidat kann die Wirkung von Sertralin verstärken. Das sollte man bei der Dosierung berücksichtigen.

Außerdem ist es nie gut, zwei verschiedene (potenziell nebenwirkungsträchtige) Medikamente gleichzeitig neu einzudosieren, weil Du Wirkungen und Nebenwirkungen nicht dem jeweiligen Medikament zuordnen kannst.

Der jetzige Zeitpunkt ist also denkbar ungünstig, um mit einem Antidepressivum anzufangen.

Kommen wir zum Medikinet:
Ist es Medikinet adult/retard oder unretardiertes?
Wie ist der Eindosierungsplan?
Wie lange wirkt die „Morgendosis“? Zu welchen Uhrzeiten nimmst du Medikinet?

Es kann sein, dass Du mit der zweiten Dosis überdosiert bist, wenn die erste noch (zu stark) wirkt. Viele nehmen deswegen als zweite Dosis weniger.

Und während der Eindosierung sollte man Pausen vermeiden, damit der Körper sich erst Mal an das Medikament gewöhnen kann. Das dauert alles etwas, bis sich „das System eingespielt“ hat. Medikationspausen sind in der Phase eher kontraproduktiv.

Hi, vielen lieben Dank! :slight_smile:

Ich nehme aktuell Medikinet adult retardiert 10mg morgens gegen 9 Uhr ein. Habe nun beobachtet, dass ich ab circa 13:30-14:00 Uhr müde werde und habe deswegen eine halbe Stunde vorher die zweite eingenommen. Ich habe aber eher das Gefühl, dass ich nur mit der ersten Tablette bis in den Nachmittag reinkomme und dann sowieso Feierabend mache und Dinge tue, die mir Spaß machen.

Meine Psychiaterin hatte mir verschrieben:

Woche 1: 10-10-0
Woche 2: 20-10-0
Woche 3: 20-20-0 usw.

Sie meinte zu mir, dass wir auch begleitend ein Antidepressivum ausprobieren können, demgegenüber bin ich jedoch leider SEHR skeptisch, da insbesondere Nebenwirkungen auf den Sexualtrieb zu erwarten sind, die ich aktuell einfach nicht in Kauf nehmen möchte. Dafür gibt mir mein Sexualleben einfach zu viel Freude.

Das mit der konsequenten Einnahme am Anfang hatte sie auch erwähnt, meinte aber, dass man am Wochenende auch pausieren kann. Sie meinte generell, dass man sein Leben lang nur bei Bedarf einnehmen kann, wenn man stressige Phasen hat und mehr oder weniger darauf angewiesen ist.

Ich hatte jetzt am vergangenen Donnerstag die letzte Medikation genommen und heute wieder die erste. Ich merke, dass ich seit der Einnahme heute morgen wieder weniger ängstlich bin. Leider fahre ich übermorgen in den Urlaub in die Schweiz, wo die medizinische Anbindung nicht so prickelnd ist (Ja, das ist die Agoraphobie), weswegen ich plane, während dem Urlaub gar kein Medikinet zu nehmen und danach wieder mit 10-0-0 weitermache.

Keine Ahnung, aber ich bin momentan einfach verwirrt und auch leicht überfordert…

Viele Grüße!

Hi!

Medikinet und Sertalin haben keine Wechselwirkungen.

Medikinet - Dopamin
Sertralin - Serotonin

Sie kommen sich nicht in die Quere.

Und wegen dem Sexualtrieb, ich habe meinen behalten. Durch das, dass es mir besser geht, ist er wieder normal. Als es mir schlechter ging, war es weniger.

Hi, darf ich fragen welche Dosierung du momentan hast und wie lange die Einstellung dahin gedauert hat?
LG