Elvanse bei restriktiver Essstörung

Hallo ihr lieben!
Bin neu hier und hoffe, das ich hier in den richtigen Forumsberech scheibe.

Ich bin weiblich, 22 und habe vor ca. einem halben Jahr die ADHS Diagnose erhalten. Nach anfänglicher Verwirrung nachdem meine Therapeutin den Verdacht geäußert hat, hat plötzlich so viel in meinem Leben Sinn ergeben und ich kann mich seit dem selbst etwas besser verstehen. Seit letzter Woche nehme ich Elvanse, womit ich auch bis jetzt gut zurecht komme. Ich probiere nur noch etwas mit der Dosis herum um die Ideale für mich zu finden.

Jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen. Mit ca. 13 fing meine Essstörungslaufbahn an. Ich entwickelte recht schnell eine schwere Magersucht, die mit stationärem Aufenthalt soweit gut behandelt wurde. Das Thema begleitet mich jedoch immernoch. Ich hatte zwar schon seit einigen Monaten keine gravierenden Rückschläge mehr, jedoch weiss ich aus Erfahrungen wie schnell sich das ändern kann.
Zu dem Thema ADHS Medikation bei restriktiven Essstörungen habe ich bis jetzt wenig bis garnichts gefunden. Ich habe Sorge, das der Appetitverlust durch das Medikament zu einem Gewichtsverlust führt. Das wäre körperlich zwar zunächst unproblematisch, würde meiner Psyche aber sehr zu schaffen machen. Ich merke wie ich mich die ganze Zeit davon abhalten muss den Appetitverlust und die Möglichkeit jetzt einfach abnehmen zu können nicht als etwas positives und wünschenswertes zu sehen.
Gibt es hier Menschen, die damit Erfahrungen gemacht haben? Oder die vielleicht wissen ob dieser Appetitverlust besser wird?
Vielen Dank schonmal :blush:

Herzlich willkommen hier im Forum! :adxs_winy:

Bei mir hat Elvanse nur zu Anfang geringfügig den Appetit vermindert. Inzwischen ist alles beim Alten.

Alles Gute dir und viel Spaß hier - es ist ja gsd kein total ernstes Forum hier :grinning:

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Also prinzipiell, können solche Nebenwirkungen nach einer Weile auch besser werden, kann aber auch locker für dich, wenn du da nicht stark bleibst, ein riesen Rückfalltrigger bedeuten! So ehrlich möchte ich sein, da es mir auch mit Elvanse teils so ging!

Ich bin zwar immer absolut der Meinung, das Adhs Medikamente sucht und Rückfallverhütend sind, ganz klar! Sie können auch die allerbeste Hilfe sein, eine Sucht in den Griff zu kriegen! Ich hab den grössten Scheiss in Sachen Sucht nämlich immer genau dann gebaut, wenn ich die Adhs Medikamente mal abgesetzt hab.

Aber Ich wäre schon sehr sehr vorsichtig und gewissenhaft mit Elvanse und Gewichtsabnahme! Bei Methylphenidat hatte ich das Problem überhaupt nicht, sondern im Gegenteil, die Rebounds haben Hunger gefördert, was mir, nachdem ich von solchen Sachen und Süchten generell nix mehr wissen wollte, dann sehr Recht war … muss aber sagen Methylphenidat wirkt bei mir auch nur sehr kurz. Mir hat vor allem Medikinet bei meinen zahlreichen Süchten, substanz wie nicht substantgebunden sehr geholfen…

Du musst am Ende wohl selbst sehen, vielleicht versuchen und ehrlich entscheiden: kann Elvanse dir bei deiner Magersucht langfristig vielleicht sogar helfen?
Is ja imnerhin oft mit Adhs verwurzelt, da hilft Adhs Medikation dann möglicherweise auch, oder wirft es dich hier zurück?

Lg Canary

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Hey Stormygrey, herzlich willkommen!

Ich kann deine Bedenken verstehen und es haben mich ganz ähnliche Sorgen umgetrieben zu Beginn der Medikamenteneinnahme.
Ich nehme allerdings Medikinet.
Medikinet hat die Eigenheit, dass es nach dem Essen eingenommen werden muss, damit es gleichmäßig augeschüttet wird. Das hilft mir dabei strukturiertere Essenszeiten einhalten zu müssen. Bei Elvanse ist das aber glaube ich anders.

Es ist schwer ganz spezifisch zu deiner Situation einen Rat zu geben glaube ich, weil es natürlich darauf ankommt, wie stabil du gerade bist, wie weit du in deiner Recovery stehst und inwiefern die Essstörung mit ADHS-spezifischen Faktoren zusammenhängt.
Mir hat die Medikation enorm geholfen in meinem Verhältnis zu Essen, weil sie mir ermöglicht überhaupt einmal den Fokus auf etwas anderes zu richten.
Ich muss aber auch sagen, dass ich bei meiner ADHS-Diagnose und zu Beginn der Einnahme schon jahrelang in psychotherapeuticher Behandlung war und insgesamt auf einem guten Weg. Die latenten Rückstände der Essstörung habe ich eigentlich erst wirklich Überwinden können mit der Behandlung des unterliegenden ADHS.
Denn Essstörungen haben ja meist etwas mit Emotionsregulation zu tun und das ist ein Feld, das bei ADHS schnell ins Wanken geraten kann.
Überhaupt hat mir Medikinet bei Gefühlen der Angst geholfen, und gegen den Stress, der durch die verstreichenden Fristen und meine Prokrastination entstand.

Das alles sagt aber eben wenig darüber aus, wie es dir mit Elvanse gehen wird.
Ich kann nur noch hinzufügen: Ich habe bei meinem Neurologen mit offenen Karten gespielt und die Vergangenheit mit Essstörungen angegeben.
Ich glaube so ganz hat er es aber nicht geschnallt, denn an einem Punkt hat er mir ein Ernährungstagebuch vorgeschlagen, um sicher zu gehen, dass ich genug esse. Was für mich vermutlich schnell obsessiv geworden wäre und einen Rückfall hätte triggern können…
Ich denke auf jeden Fall, dass du bei der Eindosierung gut betreut werden solltest und in guter Kommunikation mit der behandelnden Praxis verbleiben.

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@theunfedmind @Canary vielen Dank für eure ausführlichen Antworten! Es tut schonmal sehr gut zu wissen, das ich mit meinen Sorgen nicht alleine bin.
Ich würde auch sagen das ich auf einem guten Weg bin mittlerweile, und seit ich die ADHS Diagnose habe, habe ich auch viel mehr Verständnis dafür entwickelt was das mit meiner Essstörung zutun haben könnte. Gerade in stressigen Phasen habe ich häufiger auf meine Essstörung „zurückgegriffen“ und ich glaube der Grund dafür war die Überforderung die ich verspürt habe. Ich habe mich damit quasi selbst herunter reguliert und bin ein Stück weit ruhiger und weniger chaotisch gewesen wenn ich mehr nach der ES gehandelt habe. Interessant irgendwie.
Vieles von den klassischen Erklärungsmustern, gerade bei der Magersucht, konnte ich für mich nicht bestätigen. Ich habe mich immergefragt wieso das bei mir nach einem andern Muster abläuft, und alleine das Wissen das es vermutlich auch durch die ADHS gepusht wird macht es viel leichter daran zu arbeiten.
Ich hoffe sehr das ich durch die Meditation nicht so häufig in diesen Überforderungmodus komme und ich somit die ES immer weniger benötige um zu funktionieren.
Bis jetzt klappt es auch besser als gedacht, der Gedanke das ich ungewollt abnehmen könnte (was ich nicht will) führt dazu das ich versuche eine gute Regelmäßigkeit bei meinen Mahlzeiten einzuhalten um dem entgegenzuwirken.
Liebe Grüße :relieved:

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