Elvanse: Erschöpfung als Reboundeffekt?

:ai

Kürzlich googelte ich in ganz anderem Zusammenhang „Tachyphylaxie“ und traf da überraschend häufig auf Methylphenidat als angebliches Paradebeispiel einer angeblichen „Wirkungsabnahme“ und Toleranzentwicklung, z.B. durch Rezeptordownregulation.

Das lächelte ich noch leicht überheblich als „inzwischen doch wohl überholt“ weg, zumal wir uns ja hier immer gegenseitig versichern, dass es allenfalls einmalig und eher gegen Anfang zu einer Anpassung mit Folge einmaliger Dosiserhöhung kommt.

Muss ich mir jetzt das „einzelne Berichte“ gedanklich sehr highlighten wie in einer Packungsbeilage oder entwickelt sich da gerade ein Thema im Feld, das auch ein solches Vor-Dich-hin-Überlegen angestoßen hat?

Es ist ja der Stoff meiner absoluten Alpträume, dass ich mich jahrelang mit „besser, aber immer noch nicht gut“-Wirkung durchwusele und dann kommt irgendwann doch noch Hüther mit einem „I told you so“-T-Shirt zur Visite vorbei, zeigt vor seinen Studenten mit dem Finger auf mich und doziert mit seinem Hüther-Lächeln von Rezeptordownregulation und medikamenteninduziertem Parkinson bei Ratten.

Also ich habe in knapp 18 Jahren MPH-Einnahme noch keine Toleranzentwicklung gespürt.

Aber selbst wenn es das häufiger als wir denken geben sollte - was ich bezweifle - ist es ganz sicher nicht Hüther, das besser weiß.

Danke, @Falschparker. Ich dachte kurz, das hier ist vielleicht schon das dystopische T-Shirt: <LINK_TEXT text=„- YouTube … EOasyr9_LA“>Kompetenzen für ein gelungenes Leben 🗝️🙌 | Gerald Hüther - YouTube</LINK_TEXT>, in Anagramm-Form oder so. Warum ich auf ihn so reagiere, muss ich mir aber wohl auch nochmal angucken.

Verzeihung, zurück zum Thema.

Mich beschleicht der Verdacht, dass unser ADHS-Hirn an die Wirkung von Stimulanzien einfach zu hohe Erwartungen setzt.

Ja, plötzlich geht einiges leichter mit MPH und co., aber heißt das, dass es dann plötzlich alles perfekt laufen muss? Ich fürchte, da spielt uns unser typisches Schwarz-Weiß-Denken häufig Streich. Passend zur Denke, alle anderen können alles, nur ich kann nix… Aber jetzt mit Medis schaffe ich das auch alles, auch wenn das mit der Realität nix zu tun hat.

Dazu kommt: Neurotypische Menschen haben selbstverständlich bessere und schlechtere Tage, aber bei uns geht gleich die Welt unter, wenn mal ein Tag nicht so toll war. Und das trotz Stimulanzien… oje… hm… ich glaube, da entwickelt sich langsam eine Toleranz… Gedankenkarussel an… Abwärtsspirale… dekompensier etc. pp.

Ich halte etwas mehr Demut für angebracht. Ich sehe nämlich durchaus, dass es bei ADHS zu einem Übergang von ADHS-Medikament zu ungesunder Leistungssteigerung gibt - wenn man nämlich plötzlich powert, als gäbe es kein morgen und sich dabei völlig selbst überfordert.

Ich denke, wer Stimulanzien gegen ADHS einnimmt, sollte gut auf sich aufpassen und versuchen wahrzunehmen, wo die eigenen Grenzen liegen. Ich bin immer wieder überrascht, welche „Projekte“ hier teilweise präsentiert werden, die mit Medis funktionieren, die aber auch nach Normalo-Maßstäben echt heftig sind - fragt sich immer nur, wie lange es gut geht.

Erschöpfung halte ich für ein Ergebnis von Überforderung. Und das kann passieren, wenn man unter Stimulanzien zu sehr in die vollen geht. Die Abneigung, eine Tätigkeit zu unterbrechen, um eine Pause zu machen, tut ihr Übriges.

Wäre es ein Rebound, müsste er an arbeitsfreien Tagen ebenso auftreten (wenn es solche Tage dann noch gibt :wink: )

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Nein, es sind eher vereinzelte Berichte und nicht Verallgemeinerbar.
Ich habe keine konkreten Hinweise.

Für Mit-Leser:
Tachyphylaxie ist per Definitionem eine schnelle Form der Toleranzentwicklung gegenüber bestimmten Arzneistoffen.
Bei AMP ist eine Downregulation der Dopaminrezeptorsysteme bei extrem hohen Dosen bekannt, so wie sie bei Drogen verwendet werden, nicht aber bei der niedrigen Dosierung, wie sie bei medikamentöser Verwendung besteht.
Hier ein Link. der den Effekt bei AMP-Drogeneinnahme beschreibt: <LINK_TEXT text=„https://drugscouts.de/de/drfruehling/to … amphetamin“>https://drugscouts.de/de/drfruehling/toleranzentwicklung-gegen-amphetamin</LINK_TEXT>

Das erklärt recht plastisch, dass eine Leerung der Speichervesikel der Mechanismus ist, der bei extrem hoher (= Drogen-) Dosierung eine Toleranzentwicklung bewirkt. Als Medikament wird jedoch so niedrig dosiert, dass keine Speichervesikelleerung eintritt. So auch hier: Adrenalin pur – Teil 4

Ebenso:
„Wirkungsmechanismus in der Peripherie
Indirekt wirkende Sympathomimetika wie Methylphenidat sind Substanzen, welche die Adrenozeptoren nicht oder nur wenig aktivieren. Sie sind jedoch Substrate des Noradrenalintransporters im Axolemm der postganglionär-sympathischen Neurone. Infolge ihrer Aufnahme in die Axone wird Noradrenalin nicht-exozytotisch aus dem Axoplasma freigesetzt und führt indirekt zu einer verstärkten Wirkung des Sympathikus. Bei wiederholter Verabreichung in kurzen Abständen lässt die Wirkung nach, da die Noradrenalinspeicher erschöpft sind (Tachyphylaxie) (Starke 2005a).“ Quelle: <LINK_TEXT text=„https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/0000001 … ubmit=done“>Wirkstoff: Methylphenidat - Pharmakologie</LINK_TEXT>

Peripherie bedeutet: im Körper, nicht im Gehirn.

Was hat mph mit Elvanse zu tun? Nichts.

HeyHey

So bin wieder zurück… Habe mal wieder voll vercheckt, dass ich hier ja eigentlich aktiv sein wollte :grinning_face_with_smiling_eyes: :crazy_face:

Naja
Also ich war bei meiner Psychiaterin und nach langem hin und her meinte sie, dass eine Kombinationstherapie nicht möglich sei…

Mit 60 mg Elvanse bin ich super gefahren allerdings hat der Rebound Effekt gegen Mittag zugeschlagen…
Hab es auch schon mit 30 mg Elvanse morgens und 30 mg Elvanse Mittags versucht… aber das ist einfach nicht ausreichend.

Muss dazu sagen, dass ich früher vor meiner Diagnose ADHS sehr viel Amphetamin konsumiert habe… also illegalerweise sehr viel Pepp …

Erst durch einen Aufenthalt in einer Langzeittherapie-Klinik bin ich quasi durch Zufall auf die Diagnose gekommen. Diese Klinik war auf Doppeldiagnosen und ADHS spezialisiert…
Meine Vermutung ist, dass ich einfach eine höhere Toleranzgrenze habe und dementsprechend mehr brauche… wobei die 60 mg schon sehr gut sind…

Wäre da nur nicht das Problem, dass meine Ärztin mir keine Kombi verschreiben möchte. :thinking: :roll_eyes:
Würde sehr gerne mal gegen Nachmittag/ Abend Attentin oder unretadiertes MPH ausprobieren
Was soll ich denn nun machen?

Hallo Hallo,

ich war bisher nur stiller Mitleser und habe bisher viele nützliche Informationen sammeln können. :slight_smile:

Ich bin gerade auf diesen Beitrag gestoßen, dabei ist mir die letzte Nachricht aus Sept. 21 von Voally aufgefallen, in der es mir ähnlich geht, welche aber noch unbeantwortet ist.

Ich habe mit Medikinet angefangen, jedoch hatte ich damit nur Stimmungsschwankungen und Löcher ohne Ende (Wirkungseintritt nach ca. 30 min, 1-2h Wirkung, dann 30 min tiefes loch und dann wieder 1-2h Wirkung). Insgesamt haben die nicht lange gehalten, auch versetzte Einnahmen in verschiedenen Dosierungen und verschiedene Intervallen haben nichts geholfen. Auch der Rebound äußerte sich extrem heftig in Müdigkeit, Matsch im Kopf, Gereiztheit etc.

Mein Doc hat mir dann recht schnell Elvanse verschieben, was ich nun seit einigen Wochen nehme, gestartet mit 30, nach 1-2 Wochen erhöht auf 50, dann 60 und 2 Tage hatte ich 70 probiert, war aber eindeutig zu viel.

Mit 60 morgens bin ich eigentlich ganz gut gefahren, allerdings kam mir das auch irgendwie zu hoch vor - habe vieles einfacher erledigt, war nicht mehr vergesslich, habe mich länger konzentrieren können, hatte aber trotzdem immer einen matschigen Kopf, ging auch nicht wirklich weg.

Also wieder runter auf 30 morgens. Damit war das matschige weg und ich konnte die Wirkung endlich ein wenig genießen (seltsamerweise viel besser als die 30 zu Beginn…). seid 2 Wochen etwa hat die Wirkdauer nachgelassen, die 5-6h wurden zu 3-4h, weshalb ich etwa 4-5h nach der ersten Einnahme eine weitere 30er einnehme.
Damit bekomme ich die Wirkung bis 14-15 Uhr verlängert (6:30 die erste), habe aber kurz vor der zweiten Einnahme schon ein unangenehmes Loch. Seid dieser Woche hat auch die Wirkstärke an sich abgenommen, kann mich schlechter konzentrieren und die Tics sind wieder häufiger (Aktuell kratz ich mich an meiner Wange, sehr unangenehm, war anfangs mit Elvanse kaum noch da).

Da mein Doc im Urlaub ist und es echt langsam unangenehm wird, weiß ich nicht, was ich nun ausprobieren soll, habe von meinem Doc komplette Freiheit im Rahmen der max. Dosis von 70 pro Tag, also 1-3x täglich, aufteilen usw. ist abgesegnet.

Was würdet Ihr mir raten? Wieder auf 1x täglich mit 50 probieren oder vielleicht gleich morgens 50 und mittags nochmal 20?
@Voally du warst ja quasi am ähnlichen Punkt mit deinen 30-30, was hast du dann getan? Hast du mittlerweile deine Methode gefunden? Die Pepp-Geschichte habe ich übrigens auch hinter mir, nur dass ich da glücklicherweise von alleine wieder raus kam…

Sorry für die lange Rede, hab versucht mich kurz zufassen! Hoffe auch, dass es nicht so schlimm ist, diesen Thread wieder zu öffnen, fand es nur passend zu meiner Situation… Danke vorab Ihr lieben! :two_hearts: