Elvanse - Erste Erfahrungen, Fragen wie es weiter geht

Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier im Forum und auch recht frisch diagnostiziert. Seit 2021 hab ich die Diagnose Asperger-Syndrom (mit 34) und seit diesem Jahr im August habe ich die Diagnose ADHS dazu erhalten. Meine Fachärztin hatte bereits einen Verdacht, da ich so große Probleme mit den Exekutivfunkionen habe. In der Rehaklinik wurde der Verdacht bestätigt und dann eine umfangreiche Testung durchgeführt.

Noch in der Klinik hab ich dann Methylphenidat 20mg retard bekommen, weil sie keine niedrigere Dosis da hatten und die Ärztin der Meinung war, dass ich das schon ab kann (ich reagiere allgemein sehr empfindlich auf alles). Natürlich hab ich es nicht vertrage, habe aber gemerkt, dass mir die Wirkung (ohne die massiven Nebenwirkungen) doch hilft. Das Methylphenidat hat mich zunächst sehr ruhig gemacht, beinahe sediert und mir später eine innere Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit gebracht, die ich so von mir nicht kannte. Außerdem konnte ich Dinge um mich besser tolerieren und bin nicht innerlich komplett ausgerastet.

Aufgrund der Nebenwirkungen haben wir die Behandlung dann abgebrochen und mir wurde Elvanse empfohlen, da es subtiler wirken soll.

Zuhause hab ich das dann mit meiner Fachärztin besprochen, die mir dann auch Elvanse 20mg verschrieben hat, mit dem Plan, dass ich die Kapsel öffnen soll um mich langsam heranzutasten. Das hab ich auch genau so gemacht. Ich habe mit 5mg begonnen und direkt am Tag drauf auf 10mg erhöht, da bei 5mg zwar schon etwas spürbar war, es aber so wenig war, dass mir klar war, dass ich auch mehr vertrage. Dann habe ich eine Zeit lang 10mg problemlos genommen, wollte aber bis auf 20mg hoch dosieren, da das ja die Dosis der Kapsel ist und ich auch nicht immer teilen wollte. Wieder mit einem 15mg Zwischenschritt und nun bei 20mg.

Ich glaube das war so der richtige Weg für mich und Elvanse fühlt sich auch wie das richtige Medikament für mich an, allerdings habe ich nun schon ein paar Beobachtungen gemacht und frage mich daher auch, wie es in Zukunft weiter gehen kann, da bin ich auf eure Antworten gespannt.

Zunächst kann ich sagen, dass mich Elvanse genau wie Methylphenidat ruhig und gelassen macht und ich viel zufriedener bin als ich die letzten Jahre war. Was die Exekutivfunkionen angeht, kann ich sagen, dass es schon ein kleinerer Kampf als sonst ist, ich aber nicht voller Tatendrang in den Tag starte und mir alles plötzlich leicht fällt. Ich kann es allerdings viel besser annehmen wenn was nicht geht und es stresst mich einfach nicht mehr so sehr. Ich würde sagen, Elvanse gibt mir sehr viel Lebensqualität aber nicht unbedingt mehr Produktivität (ob das überhaupt wichtig ist weiß ich nicht).

Es gibt aber auch ein oder zwei Schattenseiten. Zum einen habe ich festgestellt, dass von der Einnahme bis zum (gefühlt) kompletten abklingen ca. 7 Stunden vergehen. Dann werde ich wieder gestresst, gereizt und habe keinen spürbaren Benefit mehr.

Das deutlich schlimmere ist aber, dass ich ab der Einnahme für ca. 1,5 bis 2 Stunden in einem ganz merkwürdigen Prozess des Anflutens bin. Mir geht es in der Zeit wirklich nicht gut. Das war bei Methylphenidat auch so, aber da waren es nur 30 Minuten. Ich hab ein wenig recherchiert und habe jetzt die Sorge, dass das Problem beim Anfluten bei mir so bleibt, weil ich eben sehr empfindlich auf Stoffe reagiere und mein Hirn wohl erst mal damit klar kommen muss, dass da jetzt mehr Dopamin und Noradrenalin da ist.

Heißt für mich, die netto Benefitzeit liegt bei gerade mal 5 Stunden am Tag. 2 Stunden geht es mir schlecht, dann werde ich mit 5 Stunden Lebensqualität belohnt und danach ist es eben wie ohne Medikamente. Die Vorteile der Medikation sind tatsächlich so groß, dass ich mir nicht überlege ob ich Elvanse überhaupt nehmen möchte, aber wenn sich an dem Problem mit den ersten Stunden nicht lösen lässt, braucht es da viel Kreativität, wie das mit einem Berufsalltag vereinbar sein soll.

Das für mich zu schnelle abfallen der Wirkung würde ich mit meiner Fachärztin besprechen, ob es sinnvoll wäre noch eine zweite Dosis am Mittag einzunehmen. So wie ich das gelesen habe, ist das nicht unüblich. Dann natürlich ggf. wieder mit dem Problem beim Anfluten (das wäre dann vielleicht sogar ein K.O. Kriterium dafür).

Was denkt ihr dazu? Ich sehe hier im Forum viel Erfahrung und Expertise, bin auch sehr froh das Forum gefunden zu haben und dankbar für eure Hilfe!

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Hallo jonas_shmonas,

kannst du vielleicht ein wenig erläutern wie du dich in diesem Zeitraum fühlst? :people_hugging:

ja, das kann ich. Mir wird schwindelig, ich hab das Gefühl kurzatmig zu werden, ich kann nicht mehr schnell gehen, ich kann auch nicht wirklich gut denken, allgemein geht es in die Richtung als hätte ich 1-2 Bier getrunken aber alles sehr unangenehm.

Also an Arbeit wäre in der Zeit absolut nicht zu denken. Ich muss da wirklich in Ruhe gelassen werden, kann nicht viel machen und muss es irgendwie über mich ergehen lassen. Dann ist diese Phase plötzlich vorbei und es geht mir gut.

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An was denkst du denn beim „Anfluten“ von Elvanse? Ich nehme mal an du wurdest auch Körperlich „abgeklopft“ und da ist soweit alles in Ordnung EKG, Blutuntersuchung usw.?

Klingt auf jeden Fall sehr anstrengend, stressig dieser Zeitraum und macht bestimmt ein wenig Angst.

ja, körperlich ist alles okay. Ich überwache auch meinen Blutdruck, da ich beim messen oft einen etwas zu hohen Bluckdruck hatte, das geht wohl aber auf Stress zurück. Auch mit 20mg Elvanse hab ich nen normalen Blutdruck und ruhigen Puls.

Ich denk da an nichts spezielles. Ich war eigentlich immer im Bett und hab Tv geschaut, dann war es auch unproblematisch.

Gestern hatte ich aber einen Termin am Morgen und war dann in der Zeit in der Stadt. Das war echt problematisch. Habe mich gedanklich aber auch nicht verrückt gemacht, ich wusste ja, dass ich ein Medikament genommen habe. Es wär nur nicht praktikabel in der Zeit etwas zu tun.

Heute war ich wieder zuhause im Bett in der Zeit und ich hatte so gut wie nichts gespürt. Dafür ist es jetzt gerade so, dass ich eher leichter gestresst / genervt bin. Hab also leider nicht die Vorteile der Gelassenheit und Ruhe wie sonst. Vielleicht hab ich mit 20mg schon zu viel?

vielleicht auch zu wenig, das solltest du aber besser deine Fachärztin fragen was Dosierung angeht.

Nach 3,41 ± 1,09 Stunden ist der Spitzenplasma Spiegel erreicht vom Medikament und ab da scheint es dir ja gut zugehen. könnte natürlich sein das du eine höhere Dosis benötigst damit es schneller anflutet. Ich bin aber Laie mit gefährlichen Halbwissen, wills nur mal gesagt haben.

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Hallo,

ich habe deinen Texten ein paar Absätze gegönnt, das ist eine Macke von mir, weil ich sonst den Inhalt kaum erfassen kann.

Ich vermute, das wird mit der Zeit besser. Vielleicht solltest du tatsächlich für ein paar Wochen auf 15 mg heruntergehen und dann wieder vorsichtig steigern. Und dafür vielleicht noch 5 mg am frühen Nachmittag, damit die Wirkung nicht so früh am Tag aufhört?

Einschränkend muss ich sagen, eigene Erfahrungen mit Elvanse habe ich nicht, nur mit Methylphenidat bzw. was meinen Sohn betrifft mit Attentin.

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Danke für das Feedback und für die Absätze :slight_smile:

Ich bin ja ein Freund des Holzhammers, vergesse dabei aber immer wieder das meine hohe Elvanse Dosierung nicht jeder so gut verträgt. Ich denke dein Vorschlag ist Sinnvoller und ziehe meine Dosierungs Spekulation zurück. :grin: :+1:

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Hi @jonas_shmonas

Isst Du was, wenn du Elvanse genommen hast oder vorher?
Wie schaut es mit Koffein aus?

Welche Nebenwirkungen hattest du denn bei Methylphenidat?
Da könnte die 20 mg einfach zu viel gewesen sein.
Ich bin auch ei Medi-Sensibelchen und mir haben morgens 10 mg Medikinet retardiert gereicht + mittags 5 mg retardiert.

Jetzt nehme ich Elvanse (aktuell 30 mg) und merke, dass es unangenehm anflutet, wenn ich nicht innerhalb einer Stunde nach der Einnahme was esse. Das war auch schon bei 10 und 20 mg so. Ich bin dann total nervös und stehe irgendwie neben mir.

Außerdem merke ich nach 7-8 Tagen, dass ich „drüber“ bin. Mache dann einen Tag Pause und anschließend ist es wieder besser. Hatte mein Psychiater auch so vorgeschlagen.

Bei mir hält die spürbare Wirkung aber 10-11 Stunden, mit 20 mg waren es 8-9. Bei Elvanse verlängert sich die Wirkdauer mit Erhöhung der Dosis.

Ja, ich esse vor der Einnahme und achte auch darauf was zum Mittag zu essen.
Den einen Tag, wo es bisher am schlimmsten war, da hatte ich tatsächlich zu wenig gegessen.
Koffein und Alkohol oder sonst irgendwas nehm ich nicht. Ich möchte es ja nicht absichtlich noch schlimmer machen.
Die Nebenwirkungen bei Methylphenidat waren ähnlich aber viel heftiger. Da war ich krass sediert zu beginn, konnte eigentlich gar nichts machen und danach war ich wirklich wie besoffen. Ich hatte eine leicht verschwommene Sicht, war etwas torkelig auf den Beinen, hatte keine gute Feinmotorik mehr, hatte permanent das Gefühl, dass mein Kopf sich sehr merkwürdig anfühlt (einfach berauscht) und meine Hand war irgendwie krampfig.
Das war jetzt bei Elvanse bisher nicht so bzw. viel softer. Nur dauert es eben 1-2 Stunden, bis ich auf einem produktiven Level bin. Seit ich die 20mg nehme ist es schon allgemein spürbar, dass ich mehr Nebenwirkungen habe. Ich schwitze sehr schnell und mir ist auch ständig warm (gut, zur Zeit ist es auch warm :laughing:)

Was die Wirkdauer angeht, habe ich keinen Unterschied gemerkt, weder bei 5mg, 10mg, 15mg oder 20mg Elvanse. Alles so um die 7 Stunden.
Bei Methylphenidat retard war es vielleicht sogar etwas länger, dafür hatte ich eine ganz blöde Phase als es aufgehört hat zu wirken. Da war ich ganz unruhig und gestresst.

Ich habe nächste Woche einen Termin bei meiner Fachärztin und werde alles besprechen. Vermutlich wäre für mich 2x 10mg ganz gut. Leider müsste ich dann dauerhaft aufteilen und mit einer Spritze zur Arbeit oder wohin auch immer gehen.

ich bin nun auf 15mg runter. Es geht mir viel besser. Ich glaube die 20mg waren einfach zu viel für mich. Ich spreche nächste Woche mit meiner Fachärztin, die ging aber auch schon davon aus, dass ich sehr wenig brauche.

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Genau so ging es mir auch.
Ärztin fragen ging bei mir nicht, ich habe erst morgen (nach 2 Monaten) wieder einen Termin.
Das was du berichtest, hilft mir zu verstehen, was da bei mir los ist.
Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht…

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Vielleicht magst du ja berichten, was deine Ärztin dann gesagt hat.

Sie meinte, dass Stimulanzien bei mir vielleicht nicht ideal sind, ich soll jetzt Atomoxetin probieren (was die Apotheke vor Ort für mich zu importieren versucht - bei meinem Arbeitgeber möchte ich mich noch nicht „outen“), ich bin gespannt.

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Meine Ärztin meinte auch, dass die 20 mg vermutlich immer noch zu viel für mich waren und dass sie in solchen Fällen mit Atomoxetin gute Erfahrungen gemacht hätte.

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ich wäre dir auch da über ein Feedback dankbar, weil ich irgendwie was Atomoxetin angeht skeptisch bin. Sollte es dir damit aber besser gehen überlege ich es mir auch.

Man braucht wohl einiges an Geduld, soweit ich das hier gelesen habe. (Nicht nur wegen dem Lieferengpass :face_with_hand_over_mouth:)
Meine Ärztin hat auch gesagt, dass man die Wirkung längere Zeit gar nicht richtig bemerkt

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