Elvanse — höllische Migräne

Hallo zusammen,

ich bin seit einigen Monaten stiller Mitleser im Forum und bin echt dankbar über die vielen Beiträge, Erfahrungsberichte und Infos! Jetzt habe ich ein Thema, das mich sehr verunsichert und beunruhigt:

Ich dosiere seit ca. vier Wochen mit Elvanse 20 mg ein und fahre damit eigentlich ganz gut — Medikinet/Concerta vorher, davon hatte ich super unangenehme Nebenwirkungen. Neulich habe ich 30 mg Elvanse versucht, hatte einen ziemlichen Wow-Moment und habe mir darauf hin die 30er von meiner Neurologin verschreiben lassen. Vom Gefühl her waren 20 mg gut, trotzdem war ich noch immer etwas hibbelig und mein Fokus ist in beliebige Richtungen gewandert. Jetzt wollte ich mit den 30 mg regulär beginnen, habe davon aber die Migräne aus der Hölle bekommen, ca. zwei Stunden nach Einnahme. Sumatriptan 50 mg (für akute Migräne) hat überhaupt nicht gewirkt, was bei mir eher ungewöhnlich ist. am Tag darauf bin ich zurück auf 20 mg mit dem selben Resultat.

Ich habe geweint vor Schmerzen, Druckschmerz auf den Augen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit bis ultimo, Pochen, Stechen, Pulsieren im Kopf und konnte deswegen nicht einschlafen — ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben schon mal so heftige Schmerzen hatte, volle 10/10. Das waren jetzt drei Tage am Stück.

Migräne habe ich seit ich klein bin, im letzten Jahr war ich etwa zehn Tage im Monat davon beeinträchtigt. Das ganze Trara kenne ich also, bekomme seit etwa einem halben Jahr die Aimovig Antikörperspritze und habe das Sumatriptan fürs Akute. Das geht auch zusammen mit Stimulanzien klar, sagt meine Neurologin. Die Theorie, dass meine Migräne ein Symptom von ADHS und gar nicht die eigentliche Erkrankung sein könnte, hat sich seit Beginn mit Stimulanzien bisher echt bestätigt, da ich nur noch drei, vier Migränetage im Monat habe. Dafür gibts im Allgemeinen auch eine echt gute Studienlage.

Was mich nun interessieren würde: Wenn ich jetzt mit Elvanse weiter mache, selbst bei kleinerer Dosierung, habe ich wirklich Angst, dass ich wieder diese unbeschreiblichen Schmerzen bekomme. Hat das schon jemand erlebt und hat dazu Erfahrungswerte? Und gibt es dafür eine Erklärung?

Sorry fürs Oversharing an dieser Stelle und danke schonmal für euren Input und Hilfestellungen!

Liebe Grüße

David

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Wenn du als Mensch mit langjähriger Migräne betonst, dass die Migräne höllisch ist… puh.

Mir fehlt die Erfahrung, ich bin daher theoretisch unterwegs:

Wenn Sumatriptan nicht wirkt, dann ist evtl. ein anderer Mechanismus hinter dieser Migräne?

Ich denke, dass Elvanse dein Gehirn zusätzlich aus dem sowieso schwankenden Gleichgewicht genommen hat. Vielleicht hat Elvanse etwas getriggert, was das Aimovig versucht zu verhindern - CGRP?

Hi @gurke und herzlich willkommen! :adxs_wink:

Da hake ich gleich mal ein, denn diese Annahme ist falsch.
Migräne ist eine primäre Kopfschmerzerkrankung, nicht die Folge von einer anderen Erkrankung. Die Ursache von Migräne ist eine genetische Veranlagung. Die Ursache von Migräne ist also Migräne.

Davon unterscheiden muss man die möglichen Auslöser (Trigger) einer Migräne-Attacke.
Und davon kann es viele geben, die bei jedem individuell sind (wobei es einige gibt, die bei sehr vielen Migränikern eine Attacke auslösen). Unter Anderem sind Blutzuckerschwankungen und/oder Unterzuckerung so ein Trigger. Und da schließt sich evl. der Kreis zu Elvanse/Stimulanzien.

Mit Stimulanzien hat das Gehirn einen höheren Glucose-Verbrauch. Isst Du nicht ausreichend und regelmäßig, rutscht Du in den Unterzucker, Dein Gehirn bekommt nicht genug Glukose ----> Migräne wird getriggert.

Isst Du regelmäßig, wenn Du Stimulanzien nimmst und trinkst Du auch genug?
Hast Du mal versucht, Traubenzucker zu nehmen, sofort wenn die Schmerzen anfangen? Wenn du den später nimmst, ist es zu spät.

Es ist auch bekannt, dass unter Aimovig Triptane teilweise nicht mehr (ausreichend) wirken. Das muss also nicht zwangsläufig an Elvanse liegen. Hast Du mal ein anderes Triptan probiert? Man kann die Wirkung des Triptans auch mit Naproxen (gleichzeitig oder kurz danach genommen) verstärken (und außerdem verlängern).

Ich (chronische Migräne, nehme Ajovy, Escitalopram und Elvanse) hatte am Anfang mit Stimulanzien auch Migräne aus der Hölle - vor Allem nachts. Da habe ich dann eher zufällig rausgefunden, dass mir Traubenzucker hilft. Anfangs habe ich also bei jedem noch so kleinen Anflug von Migräne Traubenzucker eingeworfen. Im Laufe der Zeit hat sich das mit der Migräne wieder eingependelt und sie ist wieder so wie immer.

Allerdings muss ich innerhalb einer Stunde nach der Einnahme von Elvanse was essen und dann spätestens alle 4 Stunden. Mache ich das nicht, spielt die Migräne verrückt. Regelmäßiges Essen und Trinken ist wirklich wichtig, wenn Migräniker Stimulanzien nehmen. Traubenzucker habe ich aber immer dabei, als „Notnagel“.

Weitere Möglichkeit: Hast du auf ausreichend Pausen geachtet? Oder hast Du mit Elvanse ohne Pausen „durchgepowert“, weil es so gut lief. Gerade unter Stimulanzien sind regelmäßige Pausen wirklich wichtig, um keine Migräne-Attacke auszulösen. Mit den Stimulanzien merkst Du die Erschöpfung nicht rechtzeitig. Das haut Dich dann erst um, wenn die Wirkung nachlässt.

Deswegen musst Du regelmäßige kurze Pausen ganz bewusst einplanen und auch machen(!). Ich habe mir mittlerweile einen Timer angeschafft, der mich daran erinnert. Mein Rhythmus ist 50 Minuten arbeiten - 10 Minuten Pause. Zu Beginn und nach 3-4 Durchläufen esse ich was. Wenn es schnell gehen muss, auch mal einen Müsliriegel (mit Nüssen) oder einen Proteinriegel (funktioniert besser und hält länger vor).

Und Edit ist noch eingefallen:
Wie sieht es mit Koffein (oder schwarzem Tee usw.) aus? Am besten komplett weglassen in der Eindosierung und erst wieder vorsichtig rantasten, wenn Du Deine Dosis gefunden hast. Koffein kann ja positiv auf Migräne wirken - zusammen mit Stimulanzien kann das aber übel werden. Die ersten Tage Koffeinentzug sind jetzt auch kein Spaß, aber nach 3-5 Tagen ist der Spuk vorbei. Für den Geschmack oder das Gefühl geht auch koffeinfreier Kaffee. Ich trinke fast gar keinen anderen mehr.

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