Symptome bei denen Elvanse gut bis sehr gut hilft:
- Stimmung
Ich litt vorher vor allem Abends unter starker Dysphorie, die sich manchmal grenzwertig schon nach echter Depression anfühlte.
Da das aber nie bis morgens anhielt, bzw. da dann sofort durch Hyperaktivität ersetzt wurde, hab ich das auch noch nie wirklich als Depression gesehen.
Der Dysphorie-Begriff hat mir trotzdem nochmal mehr dabei geholfen, dass als das zu sehen, was es eben war:
Schlechte laune wegen chronischer unterstimulation, weil ich eben für die Arbeit schon das ganze Dopamin aufgebraucht hatte…
Die Stimmung ist seither zumindes was das angeht weitestgehend stabil, je höher die Dosis desto besser, allerdings fängt bei 50-70mg auf einmal dann eine leichte Euphorie an, die ich eher als nervig empfinde, da ich weiss, dass das nicht „echt“ ist und die dann auch zu einem stärkeren Stimmungseinbrauch nach Ausklang der Wirkung führt.
Dabei gilt: Stimmung ist nicht gleich Emotion. Da gibt es nach wie vor eine grosse Bandbreite auch nach oben und unten, die relativ wenig mit der Medikation direkt zu tun hat (und ja auch nicht soll).
- Stimmungsschwankungen / emotionale Dysregulation
Tendenziell wirkt es auch insgesamt etwas ausgleichend, jedoch kann ich das aufgrund der schwankenden Einnahme nur mässig gut beurteilen.
Und wie gesagt: Ich leider nicht mehr an Unterstimulation, aber Überstimulation durch sensorische Reize, sozialen Stress oder sonstigen Stress führen immer noch regelmässig zu Meltdowns, auch wenn es insgesamt deutlich abgenommen hat.
Das führe ich aber insgesamt auch eher zurück auf das erhöhte Bewusstsein und neue Strategien zur Bewältigung, sowie langzeitwirkungen aufgrund von tatsächlich objektiven Verbesserungen im Leben, die ich seither erarbeiten konnte.
- Fokus/Ablenkbarkeit
Ablenkbarkeit war eigentlich noch nie mein Problem, vor allem solange ich mich mit meinen autistischen Special Interests (wozu glücklicherweise auch meine Arbeit gehört) beschaffen kann.
Aber auch sonst war schon immer eher da verschieben des Fokus das Problem:
Wenn ich was anfange, fällt es mir unglaublich schwer, dass dann auch wieder aufzuhören, bzw. meinen Fokus zu verschieben auf etwas anderes.
Da hat Elvanse leider meinem Eindruck nach kein bisschen geholfen und ich bin auch nicht sicher, ob das medikamentös überhautp behandelbar ist, insbesondere bei ASS.
Gibt da diesen spannenden „Monotropismus“-Test, bei dem ich „99% monotropischer als andere Menschen auf dem Spektrum“ abgeschnitten habe.
Also nicht nur 99% mehr als neurotypische…
- Motivation
Motivation ist ebenfalls ein schwieriges Thema.
Den grössten Unterschied den ich hier merke, ist dass ich ÜBERHAUPT wieder Motivation verspüre: Sowohl bei der Arbeit, als auch in der Freizeit.
Aber vor allem bei Dingen die ich eben nicht MUSS.
Die Motivation für unangenehme/langweilige Dinge ist dabei nach wie vor genauso schwer zu finden und hängt mit einer ganzen Reihe von Faktoren zusammen.
Wobei ich auch da eigentlich noch nie Probleme hatte, Dinge anzufangen, die wirklich gemacht werden MÜSSEN:
Sei es Müll rausbringen oder die Steuern machen, alles kein Problem.
Was aber auch sehr unterschiedlich zum Beispiel bei meiner Freundin zu sein scheint, die auch ADHS hat und gerade bei solchen Dingen am meisten schwierigkeiten hat mit der Motivation.
Nur die Dinge, die eben NICHT dringend sind, aber dann ggf. irgendwann dringend WERDEN, bei denen mangelts nach wie vor an Motivation.
Aber wie gesagt: Ich bin nicht sicher, ob das überhaupt medikamentös behandelt werden kann, ich denke dass ist eher ein Problem von langfristigen Änderungen und Umdenken und Tools.
- Stress/ innere Unruhe/ Hyperaktivität
Auch wenn ich insgesamt seit meiner Autismusdiagnose manchmal fast vergesse, dass ich ADHS habe:
Das ist so das deutlichste Symptom, dass leider auch nicht viel profitiert hat von Medikamenten bisher.
Dabei ist das auch ziemlich fies, weil es sich eben in SO viele Bereiche unbemerkt reinschleicht und oft erst im Nachhinein bei eingehender analyse klar wird: Was auch immer da als "spezifisch begründbarer "Stress wahrgenommen wurde, war eigentlich AUCH nur die konstante Hyperaktivität.
Das Gefühl von „Ruhe“ ist mir nach wie vor komplett fremd: Entweder bin ich im Stress sozial, oder sensorisch oder wegen Arbeit oder sonstiger Problemlösung oder weil ich mich mit meinen Specialinterests befasse…
Meditation ist absolut unmöglich, allein schon weil ich dafür 0 Motivation aufbringen kann, wenn immer 100 Dinge grade stressiger und daher auch dringender sind.
Bzw. eben so wahrgenommen werden.
Das letzte mal, dass ich das bewusst wahrgenommen habe, war als ich vor ca. 20 jahren das letzte mal tatsächliches Amphetamin zu mir genommen hatte, allerdings in eher kleinen Dosen.
Daher bin ich schon auch noch am Überlegen, ob ich doch nochmal ne Weile mit 70mg probiere und sich dann das „euphorisierende“ Gefühl hoffentlich legt und nur die Ruhe bleibt, ob ich vielleicht auch mal über die Empfohlene Höchstmenge drüber gehen soll oder ob vielleicht ein anderes Medikament, was beispielsweise eher auf das Noradrenalin wirkt als Kombination dazugenommen werden könnte.
Insbesondere hier wär ich um konkrete Erfahrungsberichte sehr dankbar.
- Vergesslichkeit
Auch hier leider: NULL verbesserung.
Ich denke das hängt aber vielleicht auch einfach mit der Hyperaktivität zusammen: Wenn ich mal aus welchen gründen auch immer einen tatsächlich eher „Stress“ freien tag habe (gibt ja schon auch tatsächlich OBJEKTIVEN, also externen Stress), dann mach ich denk ich auch nichts anderes, als eben meine „Antivergesslichkeits“ Tools zu verwenden, anstatt eben „keine Zeit“ dafür zu haben mir nen Wecker zu stellen.
Wobei eben dann auch kein Wecker der Welt was bringt, wenn ich in schneller ausschalten kann, als ich ihn registrieren kann…oder eben erst gar keinen Stelle, weil ich eben nicht wahrnehme, dass etwas NICHT objektiv EXISTENTIELL wichtig ist und daher eh ALLES an Strategien obsolet macht…
Ich pflege mittlerweile zu sagen, dass das fieseste Symptom von ADHS ist, dass man vergisst dass man ADHS hat.
So frei nach „Der grösste Triumph des Teufels war es die Menschen davon zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt“…
- Andere „physische“ Wirkungen/Nebenwirkungen.
Eine erhoffte Wirkung hat sich auch nur bedingt eingestellt: Meine Magenprobleme (die auch klar psychosomatisch und Stressbedingt sind) sind zwar insgesamt besser geworden, aber nicht komplett verschwunden.
Ich kann zumindest mittlerweile da als klarsten Zusammenhang Schlafmangel identifizieren, aber ansonsten kommen sie immer mal wieder ohne unbedingt DIREKT mit klar identifizierbaren externen Stressoren zusammenzuhängen.
Was ich aber durchaus auch wahrnehmen kann mittlerweile: Dass sie auch oft mit einem Stimmungseinbruch einhergehen, wobei dann unklar ist, was wirklich zuerst da ist.
Also Stimmungseinbruch der zu Magenproblemen führt oder Magenprobleme die zu Stimmungseinbruch führen.
Auch auf meinen Schlaf haben die Medikamente bisher kaum Wirkung gezeigt: Also weder negativ ,noch positiv.
Mein Problem ist hier auch eher Motivation als Müdigkeit/Einschlafprobleme: Wenn ich im Bett liege, schlaf ich auch meist recht schnell ein.
Aber ich hab eben NIE Lust ins Bett zu gehen, egal wie müde ich bin.
Es fällt mir durchaus leichter, wenn ich insgesamt weniger Stress habe, weil ich dann auch neben dem Alltag und der Arbeit noch ausreichend ressourcen habe um mich zu bewegen, Zeit mit der Familie zu verbringen oder meinen Hobbies nachzugehen.
Also alles Dinge die zu einer höheren „Grundzufriedenheit“ führen und es dann leichter machen Abends irgendwann tatsächlich das Gefühl zu haben, dass es „reicht“…anstatt dann eben weiter nach Dopamin graben zu müssen…
Möglicherweise wäre das auch noch ein Fall für ein Antidepressivum, damit hab ich bisher noch gar keine Erfahrungen, is ja nicht nur das Dopamin an der „Zufriedenheit“ beteiligt.
Da kamen eben in den letzten Jahren ein paar Studien raus, die mir da etwas die Zuversicht genommen haben, dass die überhaupt was bringen und was die Dysphorie angeht wirkt Elvanse ja auch schon wunder.
Sonst war ich lange komplett Nebenwirkungsfrei.
Seit einigen Monaten kam aber dann eine Augentrockenheit dazu, die vor allem Nachts recht unangenehm wird, weil ich dann unbewusst eben rumreibe.
Meine Sicht hat sich ausserdem etwas verschlechtert und das steht ja auch quasi in den offiziellen Nebenwirkungen…kann aber auch die solangsam eintretende Altersweitsichtigkeit sein, bin ja jetzt auch schon 46…