Elvanse mit Bupropion

Hi Leute,

folgender Sachverhalt:
Ich bekomme seit gut einem Jahr Elvanse und von Anfang an musste ich recht hoch dosieren und hatte Probleme mit der Wirkdauer, welche tagesformabhängig zwischen 5-8 Stunden liegt.

Ich hab im September eine neue Ausbildung begonnen, die zeitweise doch recht lernintensiv sein kann und seitdem merke ich dass ich mit diesen 5-8 Stunden nichtmehr über den Tag komme. Dann noch zu lernen wie ich es eigentlich sollte ist fast undenkbar

Letzte Woche bin ich dann mit meinem Anliegen zum Psychiater gegangen. Ich habe mich im Vorfeld informiert und es scheint wohl nicht unüblich zu sein, dass in solchen Fällen MPH unretadiert verschrieben wird um später am Tag nochmal nachzudosieren. Eine Aufteilung von Elvanse kommt wegen der oben erwähnten hohen Dosierung nicht infrage, weil ich sonst Mitte des Monats ohne Tabletten dastehe.

Mein Arzt lehnte das jedoch ab und schlug vor, dass ich es erstmal mit Bupropion als Ergänzung versuche. Ich willigte ein und nehme das Zeug jetzt seit einigen Tagen wie verschrieben.

Mir ist sofort aufgefallen, dass die Nebenwirkungen (Hyperhydrose, kalte Hände, leichte Tachykardie) die ich zuvor von Elvanse kannte, so gut wie verschwunden waren. Erstmal positiv aber wie passt das zusammen?

Soweit ich weiß werden speziell diese Nebenwirkungen mitunter durch Noradrenalin verursacht. Wie kann es sein, dass die Einnahme eines NDRI zu einer vermeintlichen Verringerung dieser Effekte führt?

Hat da jemand ähnliche Erfahrungen?

Ich mache mir jetzt irgendwie Sorgen, dass der neurochemische Prozess der da abläuft auch Einfluss auf das dopaminerge System hat und dementsprechend die Wirkung weiter beeinträchtigt.

Zusätzlich habe ich folgendes bei meinen Recherchen gefunden:
Bupropion wirkt sich wohl negativ auf die Plasmakonzentration von Noradrenalin bei MDMA-Konsum aus, was sich mit meinen Beobachtungen decken würde

Hab ich nen Denkfehler?

Beste Grüße

Nö, hast du nicht. :wink:

Es wirkt sich insofern „negativ“ auf Elvanse aus, dass es das Metabolisierungsenzym blockiert.
Infolge dessen wird Elvanse weniger schnell abgebaut → bleibt länger im Blut → höherer Plasmaspiegel → langsamer Abbau → verlängerte Wirkung.

Das bedeutet im Übrigen, dass du mit deiner bisherigen Dosis das Gefühl bekommen kannst, überdosiert zu sein und du die Dosis von Elvanse dementsprechend anpassen musst. Pass da bitte drauf auf!

Bupropion wird zu den Amphetaminen gezählt und in der Kombi mit Elvanse wirst du wohl eher keine oder nur sehr schwache Nebenwirkungen feststellen, weil dein Körper das schon kennt.

Das kann was Gutes sein, muss es aber nicht. Insofern, aufpassen, beobachten, Rücksprache halten, evtl. anpassen.

Mit illegalen Substanzen ist das sicherlich sehr gefährlich, da die Wirkung viel länger anhält, was zu schweren Komplikationen führen kann.

Genau. Bupropion regelt das CYP2D6-Gen herunter, sodass weniger des Enzyms produziert wird, das Elvanse abbaut, wodurch es stärker und länger wirkt. Hätte man auch mit hlherer Dosierung und zweifacher Elvansegabe regeln können.
Wie lange wirkt eine Einzeldosis Elvane bei dir?

Bei der Gelegenheit die erneute Bitte an ALLE, die ADHS-Medikamente nehmen:
Bitte nehmt an der Medikamentenwirksamkeitsdauerumfrage teil.
Geht ganz schnell und tut nicht weh - macht uns aber sehr viel schlauer. Diese Daten wurden meines Wissens noch nie so erfasst…

Erstmal Danke für die schnelle Antwort!

Bupropion ist aber ein CYP2D6-Inhibitor, während Dextroamphetamin laut ADxS.org hauptsächlich von CYP3A4 metabolisiert wird.

Es wird allerdings von CYP2D6 zu Noradrenalin abgebaut. Könnte die Hemmung dessen ein derartiges Abfallen der Noradrenalin-Konzentration erklären?

Ich empfinde meine normale Dosis in keinster Weise als zu hoch, eher im Gegenteil.

Grüße

Wo steht das denn? Das müsste ich dann korrigieren…

Hier, unter dem Punkt 8.3.2.1.1, wobei auch erwähnt wird das die Metabolisierung strittig ist.

Und hier

11.3. Ultraschnell- und Langsamverstoffwechsler von AMP
Die Ergebnisse einer Studie deuten darauf hin, dass CYP2D6 möglicherweise kaum am Abbau von AMP beteiligt ist.”

Irgendwo anders hab ichs auch noch gelesen aber das finde ich gerade nicht. :confused:

Und nein, meine aktuelle Dosis sind 60mg. Doppelte Gabe ist deshalb nicht möglich laut Arzt.

Wie im OP gesagt liegt die Wirkdauer zwischen 5-8 Stunden.

Bupropion wirkt nicht stark dopaminerg, s. Adxs. Was diesen Punkt angeht solltest du dir also nicht so viele Sorgen machen müssen (zitiert wird eine Studie, eigentlich ist es eine Meta-Studie).

Was deine fehlende Tachykardie etc angeht, ist es ja gut und dann stimmig mit dem Artikel, dass MDMA und Bupr. in „lower cardiac stimulation“ resultiert.
Auch wenn ich aufpassen würde, inwieweit ich MDMA und Elvanse in einen Topf werf. Aber ich versteh, das war halt das naheliegendste was an Forschung da war, schätz ich.

Und noch zu CYP2D6, da würde ich unter 8.3.2.1.1 eher auf Lisdexamfetamin gucken:


Demnach wäre ich mir eh unsicher, inwieweit ich den Zusammenhängen mit den Metabolisierungsenzymen über den Weg traue, wenn die Datenlage doch iwie konfus ist.
Zusammen mit deinem Punkt von 11.3 würde ich letztlich nicht all zuuu viel Wert legen auf das Enzym tbh.

Hab mir stattdessen noch die Wechselwirkung von Bupropion und Elvanse angeguckt, wo vor möglichen Krampfanfällen gewarnt wird.
Weißt du, ob du krampfanfällig bist?

Wenn du deine Dosis nicht als zu hoch empfindest, bisher, dann bist du vllt Schnellmetabolisierer. Passt auch zur eher kurzen Wirkdauer.

Ich würde noch ne zeitlang beobachten, wie es sich entwickelt, da du Bupropion erst ein paar Tage nimmst, falls ich richtig gelesen habe.

Ja exakt, mehr war leider nicht zu finden.
Krampfanfällig bin ich nicht.

Ja ich bin definitiv auf der schnelleren Seite. Das merke ich auch bei anderen Medikamenten.

Wie funktioniert denn das bei Bupropion? Muss ein Spiegel erreicht werden wie bei SSRIs oder ist die Wirkung eher mit der von Stimulanzien zu vergleichen?

Danke, ich habs verbessert.

Wir müssen die Metabolisierung von Lisdexamfetamin zu D-Amphetamin (Dextroamphetamin) und die Metabolisierung von Dextroamphetamin selbst unterscheiden.
Lisdexamfetamin zu D-Amphetamin hat gar nichts mit CYP zu tun. Aus Lisdexamfetamin entsteht dann aber das wirksame Dextroamphetamin, und das wird wohl über CYP2D6 metabolisiert - und möglicherweise auch noch anders. Da streiten sich die Geister…

Bei Superschnellmetabolisierern kann man schon auch über die 80 mg gehen.
Und selbst wenn nicht, wären ja schon noch 20 mg frei für die zweite Dosis…
Versuch doch mal deinen Doc zu 50 und 30 zu überreden. Die zweite Dosis sollte ja immer niedriger sein als die erste.

Also alle Ärzte mit denen ich gesprochen hab meinten dass sie mir maximal einmal pro Monat die 70mg Packung verschreiben können. 50+30 ginge auch nicht heißt es.

Mein vorheriger (privat)Arzt hat mir schon erlaubt mit der Dosis rumzuspielen. Er meinte ich kann so hoch oder niedrig dosieren wie ich für richtig halte, nur mehr als einmal/Monat kann er nicht verschreiben.

Bei dem bin ich aus Kostengründen nun aber sowieso nichtmehr und der neue weigert sich bisher noch zusätzliche Stimulanzien zu verschreiben. Deswegen ja Bupropion. Im Mai hab ich meinen nächsten Termin bei ihm, wo ich dann Feedback geben soll.

Sie können es dir verschreiben aber du musst es dann halt selber bezahlen. Die GKV wird höchstwahrscheinlich nicht 2x Elvanse 70mg pro Monat übernehmen da dies die Maximalmenge die als sicher eingestuft ist übersteigt.