Ich nehme nun seit etwa 2,5 Wochen Elvanse 30mg fast täglich. An und für sich komme ich in einigen Aspekten sehr gut klar damit, jedoch nur, solange ich daheim bin. Das Haus verlassen oder Kontakt mit anderen Menschen sind nur schwer möglich und ich verstehe nicht ganz, wieso das bei mir (durch das Medikament(verstärkt)) so ist.
Was ich damit meine bzw. wie ich es mir bisher am sinnvollsten erklären kann:
Ich drifte in meinem Fokus so sehr ab, dass ich dann selbst den Körper nicht mehr beachte. Und das in so einem Ausmaß, dass ich das Gefühl habe, bei vollem Bewusstsein zusammenzuklappen, weil einfach keine Kraft/Fokus mehr im und auf den Körper gerichtet ist. Gleichzeitig schaffe ich es aber auch kaum, den Fokus anders aufzuteilen. Befinde mich dadurch dann also im ständigen Bewusstsein, die Kontrolle über den Körper zu verlieren, weil er mir „entgleitet“/ich ihn nicht „halten“ kann.
Ein Beispiel:
In der Bahn sitzend das oben beschriebene körperliche Empfinden. Habe zuerst einen Artikel gelesen, der mich so aufgesogen hat, dass ich mehrmals tatsächlich meinen Kopf nicht mehr gehalten habe und er – bis ich interveniert habe – kurz nach vorne gekippt ist. Ich habe den Kopf dann gestützt und weitergelesen (unterwegs sein, ohne mich zum Ausblenden der Umwelt gedanklich auf etwas Interessantes zu fokussieren, geht einfach nicht).
Bin dann in den Bus umgestiegen und da Lesen nicht mehr möglich war, war ich der Außenwelt sozusagen schutzlos ausgeliefert. Mit Medikament eben noch schlimmer als ohne. Die Reize sind dann zusätzlich überwältigend (und das verstehe ich absolut nicht, vor allem, weil ich gerade auch in diesem Bereich mit Medikation auf Besserung gehofft hätte). Es war irgendwie, als würden sich alle Reize zu einem großen Sturm zusammentun und ich mittendrin. Die Sicht dadurch verschwommen und da sich alles bewegt, finde ich keinen Punkt, an dem ich mich visuell festhalten kann. Dadurch wird mir gewissermaßen schwindlig, alles (innen und außen) wankt. Und all die Reize rasen dabei auf mich zu.
Sozial:
Auch mit anderen Menschen zu kommunizieren, fällt unter Anbetracht dieser Aspekte schwer. Ich bin so überfordert(?), dass ich teilweise Probleme habe, die Worte überhaupt aus meinem Mund zu bekommen und etwas stammle.
Daheim:
Wenn ich hingegen daheim bin, kann ich ununterbrochen von der Außenwelt und ohne Unsicherheiten stundenlang lernen und in meiner Welt sein. Dort fühle ich mich recht wohl mit dem Medikament.
Ab einem gewissen Punkt läuft dann auf jeden Fall alles schief, wenn ich mich in Gesellschaft befinde.
Hinzu kommt, dass ich auch ohne Medikamente beim Gehen und Augenkontakt (bzw. Blick ruhig und fokussiert Halten) in der Öffentlichkeit Probleme habe. Siehe meinen letzten Beitrag. Da geht es jedoch weniger um diese Kraftlosigkeit.
Ganz klar ist für mich das Zusammenspiel all dieser Faktoren und was hier warum falsch läuft auf jeden Fall nicht. Vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrungen oder Ideen für weitere und genauere Erklärungsversuche (möglicherweise auch in Zusammenhang zu Autismus bzw. AuDHD)?
Nicht wichtig, aber vielleicht interessant:
Diesen oben beschriebenen Zustand habe ich auch sehr ähnlich, wenn ich high bin (THC). Bin dann auch nie raus gegangen.
Je höher die Dosis, desto schlimmer der Zustand. Selten, wenn ich es übertrieben habe, war es dann auch überwältigend schlimm, sodass ich mich auch daheim nicht mehr wohl gefühlt habe (alles hat sich schlimm und überfordernd angefühlt) und in einen extremen Zustand geschlittert bin. Es glich auch einem Verlust der Realität.
Auch der Kontakt zu anderen Menschen ist dann ein Risikofaktor, der den Extremzustand mit hoher Wahrscheinlichkeit triggern kann. Hier vor allem in Zusammenhang mit Derealisation, meistens bedingt durch Augenkontakt. Ab einem gewissen Punkt läuft dann auf jeden Fall alles schief, wenn ich mich in Gesellschaft befinde.