Kann ich dahingehend bestätigen.
Ich hab aus den Gründen nie eine Diät gemacht, weil es ohehin nichts bringt. Das hilft kurzfristig um viel Gewicht zu verlieren. Du muss dann hinterher aber das Gewicht halten können. Das kannst du nur, wenn du dein Essverhalten grundlegend änderst und das dauerhaft.
Ergo → Ernährungsstil und Lebensstil ändern.
Dass uns ADHSlern das alles andere als einfach fällt ist mir durchaus bewusst. Es fällt Neurotypischen schon schwer, weil der Mensch nen Gewohnheitstier ist. Uns nochmal viel schwerer!
Ich mache das auch gerade.
Ich habe ende Februar mit Elvanse angefangen. Davor aufgrund der Depression mit Elontril. Während ich Elontril (Bupropion) anfing, habe ich schon ziemlich viel Gewicht verloren, weil ich auch durch die Nebenwirkungen erst kaum Appetit hatte, aber dann längerfristig wesentlich seltener Heißhungerattacken hatte und somit dann schon an Gewicht verlor.
Über 3-4 Monate hinweg waren es gut 5 Kilo, die flöten gingen. Dann kam Elvanse. Ich hatte die ersten paar Wochen wieder weniger Appetit. Also weniger gegessen. Wieder etwas Gewicht verloren, dann weniger Heißhunger. Weitere 5 Kilo über 4 Monate hinweg.
Dann hatte sich Elvanse eingeschlichen und ich hatte wieder so gegessen, wie ich es fast vor den medikamenten tat. Tjoa. Ich hab dann wieder 3 Kilo drauf gehabt.
Ich war sowas von unzufrieden damit, weil ich so schön abgenommen hatte und hab dann den Entschluss gefasst, Dinge raus zu streichen.
Seit gut 4 Wochen trinke ich keine Softdrinks mehr, auch keine zuckerfreien. Esse keine Süßspeisen jeglicher Art (Weingummis, Schoki, Dessert, süße Backwaren…alles was viel Zucker enthält) mehr. Das höchste aller Gefühle ist derzeit Obst und ab und an Fruchtsaft.
Toastbrot und normale Weizenbrötchen habe ich fast komplett gestrichen. Es gibt auch kein Nutella oder Marmelade aufs Brot. Brot ist also Roggenmischbrot, selten mal Weizenmisch, meistens Roggen mit Körnern. Wasser trinke ich viel und packe da gerne ab und an einfach zur Abwechslung Obst rein und lasse es ziehen. Ansonsten Tee. Gesüßter Tee ist selten.
Und siehe da, die Kilos purzeln… Ich bin wieder weiter runter und jetzt geht es langsam Richtung Wohlfühlgewicht. Mein nächstes kleines Ziel bis Ende Oktober: 78 kg.
Letztes Jahr im November wog ich 90 kg. Ich bin jetzt wieder bei 80 angekommen.
Und ja… Das ist richtig hart!
Man muss echt eisern dran bleiben und selbst beim Einkauf den inneren Schweinehund besiegen. Uff.
Deswegen: Liste!
Ich gehe nur noch mit Einkaufsliste einkaufen und bin so sehr selten mitlerweile in Versuchung mich am Süßwarenregal „zu vergreifen“.
Außerdem: Woche planen! Was gibt es zu essen? Was ist eventuell Nachspeise?
Und dann alles das kaufen, was du dafür brauchst. Nicht mehr!
Ganz wichtig.
Und was hilft? Die Medikamente! Ich könnte das nicht durchziehen ohne die Medikamente. Weil Elvanse und auch Elontril geben mir erst die Möglichkeit, dass ich den Heißhungerattacken nicht nachgehe. Ich kann dem viel besser widerstehen.
Ein Grund dafür ist auch, dass ich die Einsicht gewonnen habe, dass ich eigentlich oft einfach aus langeweile gegessen hatte, weil ich selten ein „Satt-Gefühl“ hatte. Ich konnte also immer Essen und habe oft nicht wirklich ein Sättigungsgefühl gehabt.
Deswegen überlege ich: „Isst du jetzt, weil du langeweile hast, oder brauchst du das jetzt wirklich?!“
Meistens war die Antwort: „Langeweile“, und ich hab dahingehend dann versucht wieder auf meinen Körper zu hören und zu merken: „Hmm. Ja, eigentlich bist du ja satt.“
Was die Langeweile angeht: Das ist auch eher so ein typsiches ADHS-Ding. Du hast Langeweile, weil du das Gefühl hast, unterstimuliert zu sein und weil wir einfach Lösungen bevorzugen, die wenig Aufwand geben und man weiß, die funktionieren, sucht man sich das Dopamin mit ungesundem Kram.
Da hast du schnell Befriedigung für dein Hirn und bist nicht mehr ganz so stark unterstimuliert. Da das aber konstant sein muss, greifst du immer danach und das funktioniert ja auch. Weil sonst würdest du ja doch irgendwann sagen: „Ne, jetzt ist genug“ Dieser Mechanismus setzt bei uns aber eher nicht ein.
Statt der Tüte Chips zum Film, ungesalzene Nüsse (in Maßen!) und wenn das nicht reicht, Hände beschäftigen.
Das Ding ist, wir müssen unser Hirn dauerhaft beschäftigen und da hilft nur, wenn du dir Methoden suchst, dein Hirn genug zu tun zu geben.
Im Grunde: Dich ablenken davon, aus Langeweile zu ungesunden Lebensmitteln zu greifen.
Man muss echt seinen Schweinehund überlisten und bei mir wars eher „Nägel mit Köpfen“ und ich hab einfach so ziemlich alles Süßes aus meinem Plan gestrichen vom einen Tag auf den nächsten.
Bereut habe ich es nicht. Tut es mir gut? Ja! Fühl ich mich besser? JA!
Ich werde dabei bleiben und mir selten mal etwas Pappsüßes gönnen. Geburtstage gibt es bestimmt genüge.
Was mir im übrigen auch hilft: Kleine Ziele! Ich setze bewusst kleine Ziele an. Z.B. 78 kg zu erreichen bis ende Oktober. → So entsteht weniger Druck und das Ziel ist für mich absolut realistisch umsetzbar. Außerdem ist es wesentlich gesünder für den Körper langsam Gewicht zu verlieren, als in kurzer Zeit sehr viel.
Und: Nicht hungern! Das bringt so gar nichts. Wie Pedro auch schon sagte. Das macht es schlimmer und führt am Ende zu mehr Gewicht. Esse immer ausreichend, überesse dich nicht.
Zusammenfassend:
- Lebensstil/Essgewohnheiten ändern.
- Mit Einkaufslisten einkaufen.
- Essenspläne machen.
- Auf seinen Körper hören.
- Die Medikamente als Möglichkeit nutzen sich an Pläne zu halten und sie durch zu ziehen.
- So am Ende den Schweinehund überlisten.
- Für geeignete Ablenkung sorgen.
- Kleine, realistische Ziele setzen.
- Normal ausreichend Essen, nicht hungern.
Wie du für dich das umsetzt, muss du wissen, weil du dein Leben und deinen Körper selbst am besten kennst.
Die Medikamente können dir wirklich eine hilfreiche Stütze sein, das durch zu ziehen.
Nutze die Chance!
Vielleicht so als mögliche Idee für einen ersten Anfang: Etwas an den Sachen, die du isst reduzieren. Z.B. Die Menge and Chipstüten über die Woche hin reduzieren. Statt 3 vielleicht 2 kaufen und keine zusätzlichen über die Woche kaufen und dich strikt dran halten. „Es gibt nur das, was ich jetzt auf der Liste stehen habe und kaufe nicht mehr.“ (Das tut auch dem Geldbeutel ganz gut. Stichwort: Impulskäufe)
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg dabei!