Ich schreibe jetzt mal meine Geschichte runter. Darunter befinden sich sicher auch Info’s, die sich nicht direkt auf deinen Beitrag beziehen, aber vielleicht für andere Frauen mit ähnlichen Symptomen hilfreich sind.
Ich bin 46 Jahre, schon lange mit ADHS/ASS diagnostiert und bin 2020 auf Elvanse gewechselt. Die Dosierung wurde auf 30mg eingeschlichen, Einnahme nach Bedarf im Durchschnitt 4x wöchentlich und damit bin ich lange gut gefahren.
Im Alter von 43 Jahren bin ich mit der Dosierung nicht mehr zurecht gekommen. Entweder bemerkte ich keine Wirkung oder ich geriet in den Rebound. Zusätzlich hatte ich über den Tag verteilt Phasen mit Herzklopfen, fühlte mich keine morgen mehr ausgeschlafen und geriet schnell in eine aggressive Grundstimmung.
Meinen Zustand sprach ich beim Psychiater an. Da ich zuvor keine Probleme mit dem Medikament hatte, sah er keinen Zusammenhang und da ich noch einen regelmässigen Zyklus hatte, sah er auch keinen Zusammenhang mit meinem Alter, verwies aber darauf, dass ich in den Wechseljahren eventuell eine höhere Dosierung benötige.
Abklärung beim Internisten mit Labor, Langzeit- EKG, Sonographie des Bauchraums, ohne Befund.
Beim anstehenden Vorsorge- Termin habe ich die Gynäkologin zu meinen Symptomen und eventuellem Zusammenhang mit den Wechseljahren befragt. Da ich ihre Frage nach Hitzewallungen im Tagesverlauf verneinte, erhielt ich die Aussauge “Man kann Hormone verschreiben, aber das macht man nur bei Frauen, die extrem schwitzen und nicht mehr schlafen können, aber eine Familie zu versorgen haben”.
Da die Ärztin in meinem Alter war und ich mich dort viele Jahre gut aufgehoben fühlte, bin ich mit dem Gedanken “Ok, daran liegt’s auch nicht.” gefahren. Ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht im Thema.
Irgendwann reiten sich dann hier und da mal Gelenkschmerzen ein, ein plötzlicher Blähbach wie im 5. SS- Monat über Tage, Nachmittags kein scharfes Sehen mehr, meine lockigen Haare hingen ohne Sprungkraft, kein Haarausfall aber auch kein Wachstum, Wassereinlagerungen,… und mit all dem stieg mein Stresspegel so sehr, dass ich mir selber nicht begegnen wollte. Als der Hund eines nachts raus musste, weil er Durchfall bekam und sich zurück im Haus noch übergeben musste, sind mir die Sicherungen durchgebrannt. Vor lauter Wut über meinen Zustand habe ich vor die Wand geboxt. Sowas ist mir im Leben noch nicht passiert und hatte nichts mit dem Hund zu tun.
Ich bin erneut beim Internisten vorstellig geworden, weil der Blähbauch schon fast zum Dauerzustand wurde. Ich bin zuvor 4x wöchentlich zum Training gegangen, dass konnte ich nicht mehr umsetzen, weil ich mich so schei*e fühlte. Da der letzte Termin bei ihm schon einige Monate zurück lag, nochmal Labor und Sonographie…wieder ohne Befund. Er ging einfach mal von einer Dünndarmfehlbesiedlung aus und stellte mir ein Rezept aus. Da ich pivat versichert bin, bekam ich die Rechnung und bin fast aus den Latschen gekippt. Als Überschrift stand dort “Diagnostik: ADHS- Symptom”. Diesen Arzt hatte ich nach meinem Umzug als neuen Hausarzt erst einmal zuvor aufgesucht, da mein Psychiater erkrankte und er mir in Vertretung ein neues Rezept für Elvanse ausstellte.
Ich zog mich mehr und mehr zurück, fühlte mich immer besch*ssener und war hilflos.
Ich habe mich dann intensiv mit dem Thema Wechseljahre beschäftigt und fand mich darin wieder. Zuvor hatte ich unwissend den Gedanken “Joa, wenn’s los geht, merk ich’s schon.”
Ich habe mir eine Gynäkologin gesucht, die auf ihrer homepage den Schwerpunkt Wechseljahre aufgeführt hat (wird im Studium nähmlich nur minimal abgehandelt). Eine andere Möglichkeit wäre die gynäkologische Endokrinologie. Meine Schilderungen wurden von ihr mit “Das schildern viele Frauen in ihrem Alter. Fragt man allerdings die gängige Literatur, findet man keine Angaben.”
Allerdings habe ich die Einnahme von Elvanse nicht angegeben. Ich hatte sie eh einige Wochen zuvor abgesetzt, weil sie mehr Chaos als Ordnung verursacht haben und zum anderen habe ich befürchtet, dass diesbezüglich nicht viel Wissen vorhanden ist.
Es wurde eine Untersuchung durchgeführt (Anhand des vag. Zustands/ Schleimhäute erkennt ein guter Arzt die Stand der Wechseljahre), Labor inkl. Schilddrüse und Hormonstatus. Der Hormonstatus sollte zu Beginn des Zyklus und zum Vergleich zu Beginn der 2. Zyklushälfte erhoben werden. Über die Tatsächliche Aussagekraft gehen die Meinungen auseinander, aber es kann sehr hilfreich sein, wie in meinem Fall.
Ich habe mich für die bioidentische Hormonersatztherapie entschieden (HET) entschieden, da mein Progesteron zu sehr abfällt. Nach 6 Monaten kann ich sagen, dass es die Lösung für meine Symptome war.
Elvanse nehme ich seitdem reduziert auf 2xtgl. 10mg und bin gut versorgt. Ich konnte mich intuitiv mit der Aussage des Psychiaters nicht anfreunden, in den Wechseljahren mehr als 50mg zu nehmen.
Mit dem Wissen von heute habe ich die richtige Entscheidung getroffen. Wenn Progesteron, das Hormon der beruhigenden Wirkung, fehlt, erhöhe ich keine Stimulantien.
Rückwirkend würde ich sagen, dass der Beginn meiner Hormonschwankungen sich 2022 (also im Alter von 43 Jahren) gezeigt hat, als ich mit Elvanse nicht mehr zurecht kam. Eine Überdosierung konnte ich ausschließen, da ich sie nicht täglich eingenommen habe.
Ich möchte die Hormonersatztherapie nicht bewerben. Es ist wie bei allen Dingen ein Abwägen. Es gibt Risiken (wie zb bei der Pille und Rauchen), aber es gibt auch Vorteile in Bezug auf spätere Erkrankungen wie zb Gefäßschädigung, Osteoporose,…
Fakt ist aber, dass unser Land in Bezug auf das Thema Wechseljahre hinterher hinkt. Das erkennt man alleine daran, dass eine Hormonersatztherapie offiziell nur bei bestehenden Hitzewallungen/ Nachtschweiß verschrieben werden darf. Alles anderes fällt aus dem Rahmen.
Sie beginnen aber eben nicht erst mit 45 Jahren. Ich bin 46 Jahre, habe noch einen Zyklus und befinde mich in der Perimenopause. Wäre ich früher aufgeklärter gewesen, hätte ich mir die grottigen 2 Jahre erspart.
Wie bereits genannt ist das Buch/ Hörbuch “woman on fire” ein guter Einstieg. Für Interessierte kann ich auch die Info’s von Fr. Dr. Stute (Uni-Spital Bern) empfehlen. Sie beschäftigt sich zusätzlich mit Endometriose, da bin ich aber nicht im Thema. Suchfilter bei Recherchen auf max. 3 Jahre zurückliegend einstellen, sonst bekommt man Ergebnisse von 1987… Ich persönlich beschränke mich auf den wissenschaftlichen Stand. Das grenze ich bewusst ab, weil Hormon- Coaches mittlerweile wie Pilze wachsen.
Und abschließend einen Rat: Stressmanagement wird in den Wechseljahren wichtiger als zuvor. Und da wir das Thema Stress überwiegend kennen, sei es nochmal hervor gehoben
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So, liebe Hazy…
Du siehst, dass du mit Chaos nicht alleine da stehst. Ich möchte dir hiermit Mut zusprechen, dich damit nicht zufrieden zu geben. Vielleicht ist die Ursache bei dir eine andere, aber sie findet sich.