Emotionale Unruhe, Sehnsucht nach Bestätigung

Hallo, ich bin neu in dem Forum und hoffe der Beitrag hier passt an diese Stelle. :face_with_peeking_eye:

Ich bin verheiratet und Mutter von der ADHS Kindern, ich wurde bislang nicht diagnostiziert, bin mir aber durch die jahrelange Begleitung meiner Kinder durch die Diagnosen und die Behandlungen sicher, dass ich auch ADHS habe. Bislang bin ich auch gut damit klar gekommen, meine innere Unruhe habe ich produktiv genutzt, viel geschafft und ins Rollen gebracht. Bislang keine Medikamente. Alles was ich mache, mache ich sehr extrem, von meinem ganzen produktiven Kram, meinen Sport bis hin zum Feiern gehen, immer am Anschlag.

Aber nun merke ich wie ich irgendwie aus dem Gleichgewicht kippe. Ich schlafe seit Wochen sehr schlecht, bin nachts jede Nacht zwei Stunden wach. Langsam sind meine Reserven aufgebraucht, um das zu kompensieren und ich merke, wie sich irgendwas verändert.

Dazu kommt eine totale emotionale Unruhe. Ich bin schon lange verheiratet , die Ehe funktioniert, ist durch unsere Kinder zwar recht belastet, bislang habe wir das aber ganz gut hinbekommen. Mein Mann ist eher kühl und kein emotionaler und empathischer Typ. Nun merke ich, wo es mir nicht gut geht, dass mir etwas fehlt, eine richtige Sehnsucht nach Zuneigung und nach einer Bestätigung von außen, nach Schmetterlingen im Bauch, nach starken Gefühlen. So wie alles in meinem Leben irgendwie extrem ist.

Ich fühle mich damit natürlich nicht gut, aber es ist wie eine Sucht für mich, ich kann einfach nicht mit der Suche aufhören, es ist emotional sehr anstrengend, wenn ich diese Bestätigung nicht bekomme, ich bin traurig und verzweifelt. Ich verstehe mich da selbst nicht, weil rational betrachtet passt derjenige von dem ich gerne die Bestätigung möchte, gar nicht zu mir und es ist auch ein Zukunftsmodell aus vielen Gründen ausgeschlossen. Leider ist aus der anfänglichen Lockerheit einseitig für mich mehr geworden, was mir natürlich weh tut. Ich hänge da so tief mit meinen Gefühlen drin, dass es mich selbst erschreckt. Natürlich habe aber Angst, dass ich am Ende mein Familienleben sprengen werde, aber diese Sucht ist einfach so stark in mir. Ich leide darunter, möchte meine Familie nicht sprengen, aber ich schaffe es da einfach nicht raus, verrückterweise gibt es da ja auch überhaupt keine Option auf ein Happy end. Ich würde gerne wieder zu mir finden, dass Gefühl haben, dass ich das gar nicht mehr brauche, wieder ins Gleichgewicht kommen, diese Sehnsucht einfach nicht mehr haben. Bitte schlagt nicht mit der Moralkeule auf mich ein, das weiß ich alles.

Falls jemand hier in einer ähnlichen Situation war , was hat euch geholfen wieder ins Gleichgewicht zu kommen?

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Dopamin - ganz schlicht. Ich finde Deine Analyse schon sehr gut. Wenn Du das alles nochmal durchgehst, könnte es auch ein Lehrbuch-Kapitel sein zu „unbehandeltes ADHS in der (Peri)menopause“.

Dopamin-Bedarf und die Kompensationsfähigkeiten ändern sich im Lauf des Lebens. Vielleicht ist es jetzt Zeit für die eigene Diagnose, damit Du das Dopamin nicht - selbst aus Deiner eigenen Sicht suchtartig - aus Quellen verschaffst, die Du in der Gesamtbilanz später bereust.

Es liest sich eben wie Dopamin-Heißhunger. Ggf. auch noch andere Hormone. Ist jetzt nur meine sehr unromantische Sicht, Verzeihung. Sicher kommen auch noch andere. Aber mit so einer eher naturwissenschaftlichen Brille findest Du Schritt für Schritt evtl. auch Wege einer „Suchtverlagerung“ auf nachhaltigere Quellen?

Verurteile Dich nicht für den Heißhunger. Aber wenn Du es selbst gar nicht willst, sondern eher überwältigt wirst von Dopamin-Verlangen: Such Dir viel Nahrung, bei der Du hinterher nicht die Scherben zusammenfegen musst. Denn Du verdienst, gut zu Dir zu sein. So wie Du es schon das Leben lang zu der Familie bist.

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Vielen Dank für die Antwort und deine Worte. Das tut mir gut, weil ich natürlich ein schlechtes Gewissen habe, aber mich selbst auch nicht für so starke Gefühle verurteilen möchte und ja auch darunter leide. Ich bin eigentlich auch ein recht rationaler Mensch, aber diese Emotionen in dieser Wucht hauen mich um. Auch wenn die schönen Momente mir natürlich viel Kraft geben und meine Sucht dann zumindest kurz gestillt ist. Das Thema Dopamin ist total neu für mich, das hört sich aber wirklich naheliegend an. Da werde ich mich mal mit befassen und auch den Weg zu einer Diagnose gehen. Vielen Dank. Hast du vielleicht noch Tipps Richtung Dopamin? Sonst suche ich hier im Forum noch und schaue mal was in den Tiefen des Internets noch so zu finden ist…

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Ich würde an deiner Stelle auf jeden Fall in die Diagnose gehen. Das Kompensieren bei ADHS beherrschen wir Frauen leider zu gut und landen dadurch irgendwann im Burnout, vor allem wenn das ADHS nicht diagnostiziert wurde. Das ist meine Erfahrung.
Inzwischen ist bei mir die Diagnose gestellt worden und ich bin sehr froh, dass ich ein Medikament nehmen darf, was mir gut hilft.
Es ist ein Ja zu dir, und kein Nein zu anderen, wenn du das testen lässt.

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Hey,
ich hab eins nicht so ganz verstanden:
Bist du diagnostiziert und medikamentös eingestellt?

Irgendwie kommt mir was du schreibst sehr bekannt vor, nur das es viele Jahre zurück liegt und das Thema ADHS mir nicht mal bekannt war, außer, daß es wohl bei kleinen Jungen vorkommen sollte.

Ich hatte ähnliche Probleme oder Konstellationen, mich in Beziehung, in denen ich gut aufgehoben war mir meine Sicherheit geholt und dort verharrt bis es aus anderen Gründen nicht mehr ging.

Ich weiß, daß ich viel geflirtet und auch gerne gleichzeitig mehrfach vermeindlich mein Herz vergeben hatte - und in der Regel die Flirts ihre Gefühle deutlicher äußern konnten, als der Mann zu Hause und sowas hatte auch immer viel mit mir gemacht, gingen die Flirts konnte ich ewig nachtrauern, doch oft im Nachgang eher wegen eines vermeindlichen Gefühls der Verbundenheit, was dann aber meist die Art der Aufmerksamkeit und auch damit einem Traum von Zukunft, welche ich träumen wollte, die mich sehr aus meinem vermeintlich tristen Alltag geholt haben.

Solche Probleme hatten meist viele Ursachen und auch wirklich lange bearbeiteten Sichtweisen, daß mir in der eigenen Partnerschaft viel gefehlt hat, was ich nicht in der Lage war anzusprechen und zu äußern.

Eine andere Sicht war auch in eher schlechten Phasen der ADHS, daß ich diese extremen Träume und wünsche (gefühlt wie Impulskontrollstörungen) aber zum anderem durch so eine komische Art der ständigen tiefen Einsamkeit, die ich dann verzweifelt versuchte durch andere Erlebnisse zu stillen bzw. zu füllen.

Ich kann sogar sagen je schlimmer sich die ADHS entfaltete, aber als vermeintliche Depressionen, „nur Traumata“ Schublade von Ärzten gesteckt wurde nagte es.

Es geling mir nie dagegen anzukommen und ich würde heute darauf wetten, das der perfekteste Mensch nie perfekt genug gewesen wäre und hätte das stillen können ==> mit der Einnahme von Stimulanzien verschwand dieses Einsamkeitsgefühl und auch vieles andere, plötzlich lernte ich auch mit mir umzugehen. Auch aus dieser Erfahrung verstehe ich heute, war es auch so ruhig war als ich in der Partyszene unterwegs war und auch diese Probleme nicht hatte oder eine Phase in der ich als schlankes Mädchen wie auch immer Ärzte überredet bekam mir Appetitzügler zu verschreiben, um nich mehr abzunehmen bzw. angeblich um das Gewicht zu halten. In der Zeit war ich auch emotional am stabilsten und konnte dann Beziehungen am meisten schätzen.

Wenn du keine Medikamente nimmst, könnte das eine eher typische Empfindungsart, die sehr quälend sein kann herrühren kann, wobei man dann meint, daß es ne Initialzündung gab und man das mit nem Auslöser in Verbindung bringt, aber die Entwicklung dahin verdrängt, vergessen oder einfach nicht wahrgenommen hat.

Ich weiß nicht wie du bist, aber es war immer meine Art aus Angst vor Fehlern: Weiß ich nicht mehr weiter, meine ich ich könnte Fehler machen, dann habe ich für mich immer so lange verharrt und nichts gemacht bis ich wieder objektiv entscheiden und denken konnte/kann - sage heute sogar stopp -nichts verändern - kann ich wieder ehrlich klar denken, hatte ich dann begonnen für mich abzuwägen, was sind Alternativen und wie bzw. unter welchen Veränderungen kann es weitergehen.

Entsprechend würde ich wahrscheinlich vom Partner Gespräche fordern,in denen wir besprechen müssen, was sich verändern muß, damit ich mich gesehen, geliebt und etwas hoffiert finde, weil ich das bräuchte.

Es gibt aber wahrscheinlich nur Ideen und keine wirklichen Vorschläge was man tun kann oder wie man sich selbst geordnet oder sortiert bekommt

Ist keine ideal seriöse Quelle, aber das hier könnte ein Start sein: Limerenz: Wenn Liebe zur Besessenheit wird

Du wirst ja von Deinen Kindern evtl. schon wissen, dass Dopamin-Mangel bzw. -Ungleichgewicht der Dreh- und Angelpunkt bei ADHS ist. Noch schwerer zu kompensieren in allen Altersphasen, in denen auch andere Hormone aus dem Gleichgewicht geraten.

Im Zusammenhang mit Verliebtheit als Dopamin-Quelle ist ein mögliches Mode-Suchwort „Limerenz“, wie auch in dem Link genannt. Vielleicht findest Du Dich darin wieder.

Der Tipp, der dort gegeben wird, ist so simpel wie schwer zugleich: Dieser Sehnsucht-Heißhunger „kann sich ändern, wenn man Grenzen setzt und Verhaltensregeln festlegt, um sich selbst besser zu behandeln. Das bedeutet: auf seine Ernährung achten, sich ausruhen, seine Freundschaften pflegen, Sport treiben, schlafen und sich um seine Grundbedürfnisse zu kümmern.“

Es gibt Bestätigungsquellen anderer Art, wenn Dir die selbst eigentlich auch lieber wären. Aber ist nicht leicht… :people_hugging:

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Hey,

nein, ich bin noch nicht diagnostiziert, mein Hausarzt und der Kinderpsychologe kennen unsere Konstellation schon seit vielen Jahren und waren sich auch ohne Diagnose recht sicher, dass ich auch ADHS habe. Ich denke, das stimmt auch, bislang war es auch kein Problem, es wird aber immer mehr zu einem.
Es klingt tatsächlich sehr ähnlich bei uns, dieser Hunger nach Bestätigung oder Liebe oder nach beidem eben. Es geht mir nicht gut damit, es macht mich traurig, es gibt Tage wo ich einfach nur heulen mag ohne den einen richtigen Grund. Könnte vielleicht schon ein Schritt in eine Depression oder einen Burnout sein.
Als es ganz schlimm war habe ich eine 20mg retard Medikinet der Kinder gekommen, das hat meine Unruhe etwas abgemildert, aber irgendwie schlägt es mir auf den Magen, auch für mehrere Tage und ich habe einen komischen Geschmack im Mund. Daher mache ich das nur wenn ich mir gar nicht mehr zu helfen weiß . :pensive_face: Ich werde mich um eine Diagnose bemühen, aber das wird ja auch nicht so schnell klappen.
Ich habe Angst, dass mir alles um die Ohren fliegt, dass ich mit meinem Hunger nach Aufmerksamkeit meine Familie kaputt mache. Aber es es wie eine Sucht, schwer dagegen anzukämpfen und ich glaube mit meinem Mann kann ich nicht darüber reden. Emotionale Themen fallen ihm einfach sehr schwer…

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Danke für den Tipp, da suche ich noch mal weiter. Ich erkenne mich ja selbst nicht wieder. Es gab vor Jahren mal eine extreme Phase, da ging es mir ähnlich, die war irgendwann vorüber, aber auch nur weil mir alles um die Ohren geflogen ist. Aber im Grunde habe ich genau das damals provoziert, weil ich sonst mich irgendwie komplett abgeschossen hätte und komplett überdreht hätte… :pensive_face:
Ich habe als es ganz schlimm war Medikinet 20mg retard der Kinder ausprobiert, das hat etwas geholfen, aber ich hab’s nicht gut vertragen. Bauchschmerzen und einen komischen Geschmack über Tage. Aber irgendwie besser als gefühlt in seiner Welt zu ertrinken. Vielleicht bin ich mit einem Fuß auch schon in einer Depression oder in einem Burnout. Der Schlafmangel macht mich auch zudem noch richtig fertig. Gleich morgen werde ich mal versuchen irgendwo jemanden für eine Diagnostik zu bekommen…

Nimm vielleicht am besten erstmal die Selbstverurteilung raus… Man sucht sich das ja nicht aus. Wenn Du auf einmal auf dem „Yoga in Indien“- oder Marathon- oder Stricken-Trip wärst und da in einer Community Bestätigung finden würdest, wäre das auch nichts anderes. Die eine Variante ist gesellschaftlich akzeptierter als die andere…

Sobald ein Hyperfokus aber eben andere Personen mit einschließt, wird es m.E. sehr schnell kompliziert, bekommt ggf. Außenwirkung und ist viel schwieriger reversibel.

Daher kann man sich - wenn man um die Hintergründe weiß - vielleicht selbst den Gefallen tun, die Sehnsucht umzulenken in konstruktivere Bahnen.

Ich bin aber überhaupt kein „Beziehungsexperte“!! Ich meide solche Threads deshalb eigentlich immer total. Konnte mich nur so wiederfinden in Deiner Sehnsucht und dem eigenen Kampf damit und ich glaube eben, ganz häufig steckt dahinter schnödes Dopamin und Hirnchemie …

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Ich finde es gerade gut, wenn du als Nicht-Beziehungsexperte mir schreibst. Weil ich ja im Grunde auch nicht daran glaube, dass ich so unterwegs bin, weil ich eine neue/andere Beziehung möchte. Rational betrachtet macht meine Wahl auch absolut keinen Sinn, das passt wirklich überhaupt nicht auf jeder erdenklichen Ebene. :zany_face: Umso erschreckender für mich mit was für ner Wucht ich da unterwegs ist, wie mich das Ganze so lähmt, so beschäftigt, ich wirklich süchtig nach Reaktionen bin. Und ich gebe dir auch recht, dass es eigentlich ganz menschlich ist und vor allem die Gesellschaft das Problem mit anderen Lebensvarianten hat, aber am Ende bleibt natürlich das schlechte Gewissen, weil ich irgendwann die Spielregeln geändert habe, mein Mitspieler aber gar nichts davon weiß… Also noch eine emotionale Belastung zu der Sucht nach Aufmerksamkeit. Ich mache ja schon viel um mit Bestätigung zu verschaffen, mein Leben ist von morgens bis abends vollgestopft mit Kram, den ich auch gut auf die Reihe bekomme und der mir Spaß macht und auch was Gutes bewirkt. Aber leider reicht es nicht mehr, als ob ich immer einen noch stärkeren Kick brauche. Zum Verzweifeln… :pensive_face:

Hey dann reih ich mich mal ein, dann bist du nicht allein.

Bei mir Haar genau die gleiche Geschichte. Bloß Stiefkinder und keine eigenen.

Mein Mann und ich reden darüber.
Das ist hart und ich wünschte mir das wäre einfach nicht so.

Ich liebe meinen Mann und wir passen auch echt gut zu einander. Er bleibt sogar bei solchen Sachen an meiner seit. Wo ich mich dann frage wie ich das überhaupt verdient habe, wenn mein Fokus doch gerade so hart bei einem anderen liegt. Mich quält das so unfassbar und bringt mich echt in die Verzweiflung.

Ich schlag mir selber permanent Bratpfannen ins Gesicht. Und ich komm davon nicht los. Ich will das garnicht. Aber dieses „Ha hat sich gemeldet“ und dann hält das nichtmal ne Stunde, dann geht wieder in die Dysphorie. Das macht mich wahnsinnig. Und dann Emotional auch so instabil und sich zusammenreißen um wenigstens noch ein bisschen Selbstachtung aufrecht zu erhalten. Keine Szene zu machen, nicht zu schreiben. Ihn einfach zu vergessen… Unmöglich. Ich treib mich dann rum wie ein eingesperrter Tiger. Dann noch ne ordentliche Prise RSD und der Sh… ist perfekt.

Ich bin Diagnostiziert. Die Med.behandlung fängt aber erst Mitte Juni an.

Ich hoffe so das es besser wird. Man kann da ja auch kaum mit einem drüber reden und sich mal Luft machen. Angst vor Verunsicherung des Partners und auch Angst vor Verurteilung andere.
Mir ist das schon mehrmals passiert. Ich habs nicht zu ende gebracht. Oft genug wusste derjenige nichtmal was von seinem Glück. Selbst in der Psychiatrie hat man mich dafür verurteilt und sogar damit erpresst.

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Also eigentlich ein bissche Dopamin Detox und Selbstfürsorge, damit die Wippe etwas ruhiger wird?

Wäre eigentlich mal spannend, aus dem Blickwinkel alles zusammenzusuchen, was als halbwegs unriskante Dopanminquelle dienen könnte. Vieles ist ja doch eher riskant oder bringt Komplikationen ins Leben, ganz ohne moralische Verurteilung (Kaufsucht, Formen von Novelty Seeking).

Bei mir war das immer schon das Sublimieren durch Kunst und Musik. Da lässt sich die ganze emotionale Wucht ausdrücken ohne dass dabei Komplikationen entstehen. Produktives Programmieren bringt mir auch Dopaminschübe. Das sind jetzt aber nur Beispiele, bei anderen können es auch ganz andere Tätigkeiten sein.

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Ganz ehrlich wenn dir das von außen so bestätigt wird und du im typischen ADHS Eskalationsmodus bist - irgendwann kann man das nicht mehr kompensieren.

Das Stimulanz die nicht eindosiert werden bspw. mit 10 mg bzw. die ersten Wochen auch bei 20 mg auf den Magen gehen ist normal und braucht auch zeit bis es sich einspielt…

Du kannst nicht von ein paar Pillen Wunder erwarten, es ist leider ein Weg, den man bewußt beschreiten muß und dann auch etwas braucht bis der Weg wirklich lindert, aber das wird realistisch helfen. Du bist ja noch in einem Stadium wo noch kein Knockout da ist, der Zeit und Kraft kostet.

Du brauchst schnell eine Diagnostik die bringt mit Gewissheit und dem Wissen, daß dann Medikamente ggf. auch Therapien helfen schafft man es bestimmt besser aufzupassen das was heilig ist nicht um die Ohren fliegt - aber du mußt das wollen und du mußt es auch selbst einleiten, dann gelingt das auch

Oh, das klingt noch viel schlimmer. Tut mir sehr leid, in den schlimmen Momenten fühle ich mich genau wie du, das ist einfach nicht nachvollziehbar für Außenstehende. Es ist eine Sucht, eine Abhängigkeit und wie du schon schreibst, man verzweifelt an sich selbst, weil man sich doch nicht melden möchte und es am Ende doch macht. Und meine Sucht passt wirklich in keinem Punkt zu mir, es ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar wie ich da so tief versinken konnte. Und die Gespräche mit seinem Mann stelle ich mir auch sehr schwierig vor. Ich möchte auch gar kein anderes Leben, trotzdem lässt es mich nicht los.

Ich mache so viele Dinge: erfüllende und herausfordernde Ehrenämter, ein kreativer Job, kreative Hobbies, probiere viel Neues im Sportbereich aus. Bis zum Anschlag. Bislang hat es mir gereicht, aber mit Abstand betrachtet, wurde es alles immer mehr und immer intensiver. Und jetzt reicht es nicht mehr. Und ich fühle mich nicht gut und leide darunter und suche nun Wege wieder in den Normalbereich zu kommen. Ab morgen kümmere ich mich um die Diagnostik und natürlich ist mir klar, dass Medikamente den Weg nur unterstützen können. Gehen muss ich schon alleine. Aber es ist halt kein einfacher Weg, wenn man so tief versunken ist…

Sorry das ist typisches ADHS Verhalten, was nicht heißt das es jeder zu jeder Zeit ständig macht, aber ich hatte das auch, verstand es nicht und vieles mehr.

Das hat zum Teil mit fehlender Impulskontrolle zu tun, teils auch einer Phantasie, die man jemandem anhängt und von träumt, das aber adhs-mäßig auch so real anfühlt und wenn du Pech hast, weil du es durchziehst so ernüchtert bist und noch denkst, boah war das kacke …, der Kopf das dann noch will, aber man nie mehr bereit ist, es mit dieser Person zu realisieren.

So wie auch bei Einkäufen, bei Vorräte lagern etc. bei uns schnell die Kontrolle verloren gehen kann.

Ich kann mich erinnern, daß ich an sowas früher total verzweifelt bin und teils auch so obsessiv war, das ich für ein „Hirngespinst“ negative Konsequenzen in kauf zu nehmen.

Da braucht sich keiner für verurteilen, man muß sich bewußt machen, daß ADHS da irgendwie eigene Impulse teils sogar ein Eigenleben führt.

Das ist aber in der Medikation gegangen zumindest bis jetzt und bleibt auch hoffentlich weg.

Auch irgendwie normal für Adhs und diese Bestätigung und Selbstbestimmung und auch immer und immer mehr

wichtiger ist sich das bewußt zu machen und Schrittchen für Schrittchen zu ändern und das auch als Erfolg zu sehen, egal wie anstrengend es ist und wie klein die Schrittchen sind

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„Suche nun Wege in den Normalbereich.“ Das ist eine Aussage, die ich zwar sehr gut nachvollziehen kann, aber ich denke nicht, dass du bzw. wir jemals in den Normalbereich, was immer das sein mag, kommen werden.

BTW, ich bin zwar männlich, erlebe aber ansonsten das gleiche, wie du: Kinder mit ADHS, Partnerin mit der es schwierig ist, Sehnsucht nach Liebe, Zugewandheit, Flirten, viel - also extrem viel Sport (Ultraläufe, Apnoetauchen, Gleitschirmfliegen,…).

Meine Diagnose ist jetzt ein knappes Jahr her. Nachdem ich aufgrund einer OP kurz danach keinen Sport machen konnte, mal wieder in eine Depression/Dysphorie abgestürzt bin, nehme ich seit Februar Ritalin Adult und es hilft. Wobei der Effekt anders ist als ich erwartet hatte, aber gemäß der Psychaterin so, wie er sein soll: Ich habe die Impulse nach Sport, Leidenschaft, Gefühlen etc. immer noch, ABER ich kann sie besser kontrollieren.

Ob ich jetzt damit glücklicher bin? Ruhiger? Entspanner? Normaler? Schwierig zu sagen. Ich glaube eher nicht. Ich arbeite mich gerade im Job auf, fange x Projekte an, die ich dank Medis jetzt aber auch zuverlässiger und leichter durchziehen kann - mein Büro ist zum ersten Mal seit Jahren so gut aufgeräumt, dass mich jeder fragt, wessen Büro das sei - die Kollegen wissen nichts von meiner Diagnose oder das ich etwas nehme.

Das was du als Flirten, Kribbeln, such(e|t) nach Verbundenheit ausdrückst, versuche ich mir anders zu holen: Kreativität! Insbesondere durch Schreiben. Da kann man alles ausleben, was man will. Ja, es ist anders, aber zumindest mir hilft es. Das Flirten kann man ja auch im Gym, wo ich dank der Medikamente auch nicht mehr so ans Limit gehen muss. Einfach 1 Stunde neben jemand anderem auf dem Stepper stehen, reden, austauschen, flirten :wink: und danach nach Hause. Inwieweit du so etwas jetzt auch machen kannst, weiß ich natürlich nicht. Aber es gibt Wege. Immer!

Und zum Schluss vielleicht noch einen Satz für den Weg, der mir gedanklich oft hilft: „Ein Mensch kann sich nicht verändern, wenn er nicht so sein darf, wie er ist.“ (Thea Bauriedl)

Nimm dich so an, wie du bist. Du bist richtig und so normal, wie du sein kannst, sein sollst. Und ja, das ist schwierig, ich kämpfe da auch oft mit, bin neidisch auf die „Normalos“. Aber wenn ich mich lang genug mit denen unterhalten, bin ich dann froh, dass ich nicht genauso bin. Das wäre mir dann doch zu langweilig :wink:

Hey, danke für deine Nachricht…

Ja, es klingt schon sehr ähnlich bei uns. Ich bin noch dabei mich um eine offizielle Diagnose zu kümmern, nehme aber schon Medis, um irgendwie wieder Frau über meine Lage zu werden.

Es hilft mir diese Unruhe und diese vor allem gerade emotionale Unruhe etwas zu dämpfen, aber seit gestern ist es wieder ziemlich anstrengend in meinem Inneren. :pensive_face: Dieses Lauern und Warten auf eine Reaktion, dieses Kopfkino, diese total unkontrollierte und irrationale Sehnsucht nach etwas, was überhaupt nicht passt und auch überhaupt keine Zukunft hat, ist einfach so anstrengend und kostet mich so viel Kraft. Am Ende geht es denke ich gar nicht um genau diesen Menschen, es geht um Aufmerksamkeit und dann denke ich mir, wie bescheuert ich doch echt bin. Warum genüge ich mir selbst denn nicht? Warum bin ich so aus dem Gleichgewicht gekommen und wie komme ich da wieder hin? Ich habe schon immer gerne geflirtet oder mehr, aber so darunter gelitten habe ich noch nie. Wie ein Feuer in mir, was immer irgendwie durch Reaktionen von außen angeheizt werden möchte. Und es braucht immer mehr Treibstoff, obwohl es offensichtlich ist, dass es am Ende nicht gut ausgehen kann.

Aber ich leide auch seit Wochen unter ordentlichen Schlafstörungen, das bekomme ich auch mit noch so viel Sport nicht in den Griff. Ist sicherlich für mein Seelenheil auch etwas ungünstig und nun habe ich auch noch eine Verletzung und kann nicht so sporteln wie ich möchte. Alles nicht so gut gerade, ziemlich sicher etwas am Limit in allen Bereichen und irgendwie orientierungslos.

Aber auch mir hilft das Schreiben meine Gedanken zu ordnen und wieder etwas Struktur in meinen Kopf zu bringen. :folded_hands:t3:

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Eine Verletzung und kein Sport - entsetzlich! So ging es mir letztes Jahr im Sommer auch. Ich musste wegen einer Knie-OP bei schönstem Wetter auf dem Sofa liegen und Olympia schauen - Hölle!!!

Das du schon Medis nehmen kannst, ist doch schon mal gut. Aber, wie gesagt, es ist wahrscheinlich nur einer von vielen Bausteinen. Und so, wie du dein inneres Erleben schilderst, habe ich den Eindruck, dass du, wie so viele von uns, auch mit einer inneren Sehnsucht nach Annahme und Zuwendung aus der Kindheit gegangen bist. Wir sind einfach anders. Mal mehr aufgedreht, mal mehr träumerisch, mal impulsiv, mal träge. Bei jedem von uns zeigt sich das ADHS anders. Aber was wohl viele von uns erlebt haben, ist das Gefühl, nicht richtig zu sein, wie man ist. Zu viel für die Eltern, Großeltern, die MitarbeiterInnen im Kindergarten.

Die Sprüche meiner Kindheit waren immer: „Konzentrier dich doch mal.“ „Träum nicht rum.“ „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ „Räum mal auf“. Es ging nicht nur darum, was ich tat, sondern in meinem Empfinden auch immer darum, wer ich bin und wie ich fühlte. Und ich wollte mich vor allem einfach so angenommen fühlen, wie ich bin. Das wurde ich nie. Und mit diesem Loch in mir, mit dieser Sehnsucht renne ich (im wahrsten Sinn des Wortes) nun schon mein Leben lang herum.

Sobald ich jemanden emotional näher komme, geht es mir dann auch kurze Zeit besser. Aber schnell kommt dann bei mir der Gedanken „Ach, die meint es eh nicht ernst.“ „Auch sie wird mich hängen lassen.“ „Auch ihr werde ich wieder zu viel sein.“ und die Euphorie verschwindet bis zur nächsten Begegnung. Ein ständiges Rennen und Sehnen nach Annahme.

Dabei ist der wichtigste Schritt, und den mache ich gerade in Zeitlupe und sehr vorsichtig, sich selbst anzunehmen. Zu mir selbst zu sagen: Ja, da ist eine Sehnsucht. Ja, ich hätte gerne jemanden, der sie füllt. Aber welcher Partner würde gerne die ganze Zeit das emotionale Loch in jemand anderem füllen wollen? Das Loch, diese Leere, diese Sehnsucht - sie wird mich mein lebenlang begleiten. Sie anzunehmen ist die einzige Lösung.

Aber diese Leere ist nicht nur negativ. Sie macht mich auch empfänglicher für die Schwingungen und Empfindungen der anderen. Ich nehme mehr wahr, wie es anderen geht. Kann aber auch anders damit umgehen, weil ich weiß wie es ihnen vielleicht geht. Diese Leere kann auch ein Raum sein aus dem etwas Neues entstehen kann. Vielleicht nicht Partnerschaft, aber Verbundenheit mit anderen Menschen, auf einem anderen Niveau, in einem anderen Zusammenhang.

Und keine Sorge - ich bin da selber noch Lichtjahre entfernt. Aber mir hilft es, wenn ich versuche mich anzunehmen und zu versuchen die Besonderheiten von ADHS positiv zu nutzen.

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