Endlich ernsthafte Diagnose - Habe Angst es zu vermasseln

Nach jetzt über einem Jahr mit vielen Irrwegen bin ich endlich an einer richtigen Diagnosestelle gelandet. Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass die Diagnostikerin mehr über ADHS weiß als ich (ich hoffe, der Eindruck trügt nicht)
Sie nahm mich ernst und ich hatte nicht das Gefühl, dass ich jede Vermutung, warum ich ADHS haben könnte verteidigen muss, wie sonst weil es ja viel wahrscheinlicher immer was anderes ist als ADHS (Ironie).
Zumindest habe ich auf meiner Odyssee gelernt, dass es nicht so schlau ist, die Bewältigungsstrategieen und Maskierungen, die man sich so im Lauf des Lebens angeeignet hat vor dem Diagnostiker aufrecht zu erhalten und meine „Wirkung“ war wohl recht eindeutig.
Natürlich habe ich 80% von den Indizien im Gespräch vergessen. Aber es schien trotzdem soweit zu reichen, das es weiter geht.

Ich weiß nicht genau, was jetzt noch kommt. Im nächsten Termin habe ich ein standardisiertes Interview und ein Konzentrationstest.
Ich geh mal davon aus, dass das Interview ähnlich wie der Symptomtest hier sein wird, aber beim Konzentrationstest mache ich mir irgendwie Sorgen weil meine Konzentrationsfähigkeit ziemlich unterschiedlich ist. Ich glaube, dass ich mich teilweise sogar besser konzentrieren kann als der Durchschnitt. Aber halt nur wenn ich dem irgendwie positiv eingestellt bin und wenn die Aufgabe es mir erlaubt in einen Hyperfokus zu gelangen. Deswegen fallen mir auch planerische Dinge so schwer, weil da kein Flow möglich ist.
Habe auch ein sehr gutes Abi geschrieben, außer Deutsch :frowning:

Naja, wie auch immer. Ich habe gerade zumindest Hoffnung, dass mir vielleicht bald wirklich geholfen wird.

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Das soll die Testgestaltung ja gerade einfangen, wenn sie gut ist. Ich habe mich damals wirklich bemüht und ein bisschen kompetitiver Kampfgeist war auch geweckt. Selbst beim Mensa-Test hatten meine bewährten Krücken für das Arbeitsgedächtnis funktioniert und beim Mediziner-Test partiell auch leidlich. In einem tristen Raum zu sitzen und stupide Knöpfe zu drücken war dann aber im Ergebnis ziemlich schonungslos.

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Also Du meinst die Konzentrationstests sind eigentlich Intelligenztests?
Uff, nachher krieg ich da mit, dass ich gar nicht so schlau bin für wie ich mich halte :-/ :wink:
Knöpfe gibt´s da glaube ich nicht, aber ich weiß es nicht.

Nein, dann habe ich mich ganz falsch ausgedrückt: Das Test Set-Up ist eben im Gegenteil so maximal langweilig gestaltet, dass da mit Kompensation spätestens nach einer Weile nichts rauszuholen ist… Die üblichen Krücken, die für das „ziemlich unterschiedlich, manchmal auch überdurchschnittlich“ sorgen können, funktionieren da nicht mehr. So war es jedenfalls bei mir.

Ist ja gerade Ziel des Testes, vermasselungsresistent zu sein.

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Okay, I see.
Hab grad spaßeshalber so´n Gedächtnistest gemacht mit Kreisen die in einer bestimmten Reihenfolge eingefärbt werden.
Ich fand mich total schlecht, es war langweilig und ich bin immer wieder abgeschweift und die Kreise sind mal zu schnell mal zu langsam aufgepoppt. Aber das Ergebnis war laut Software trotzdem gut :person_shrugging:

Ich hab einfach bedenken, ob so ein Test mich erfassen kann.
Ist halt ne komische Situation. Wär natürlich besser, offen an die Sache zu gehen, aber ich hab für mich schon ziemlich sicher andere Störungen und Krankheitsbilder ausgeschlossen. Der Psychiater bei dem ich zuerst war hatte sich vor allem auf Differentialdiagnostik (und Behandlung) konzentriert aber das fühlte sich für mich nicht richtig an. Klar gibt es Überschneidungen zu anderen Störungen bei mir aber es gibt halt schon diese ADHS Symptomatik die sich mal mehr oder mal weniger durch mein Leben zieht. Ich konnte nur meistens gut kompensieren. Künstlerische Tätigkeit hat mir schon immer gut getan und ich dachte, dass ich anders bin weil ich halt ein Künstler bin. Nur irgendwann kam dann zu viel zusammen und ich hab versucht, das mit Suchtverhalten zu kompensieren.
Aber ich weigere mich, das als Ursache für meine Probleme zu sehen. Mir bleibt eigentlich nur die ADHS-Diagnose um Hife zu erhalten.

Ich glaube nicht, dass ich mich nochmal wo testen lassen würde falls ich „durchfalle“. Ich müsste dann vielleicht abhaken mit „irgendwie neurodivers“ aber nicht im Raster.
Aber da spricht jetzt halt die Angst aus mir. Ich bin mittlerweile so verunsichert weil viele im Gesundheitswesen erst mal Zweifel sähen wenn man mit ADHS kommt, dass ich mich manchmal wie ein Imposter fühle.
Auch in meinem Bekanntenkreis will das keiner an mir sehen, aber ich glaube die meisten davon sind auch zumindest teilweise auf dem ADHS Spektrum weswegen ich für die vielleicht einfach normal wirke.
Uff. sorry! Ich schweife aus. Ich hör mal auf zu tippen. Ich, oder besser gesagt die anderen, leiden an (meinem) Overtelling :wink:
Schönen Abend!

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Bei meinem Konzentrationstest gabs auch keine Knöpfe.
Ganz oldschool: Ich hatte bedrucktes Papier und einen Stift.
Der Doc eine Stoppuhr.

Ich kann ja schon mal gar nicht arbeiten, wenn mir jemand auf die Finger schaut.
Und noch weniger, wenn jemand beim Zuschauen auch noch die Zeit stoppt. :adxs_noooin:

Der Test hat 4,5 Minuten gedauert. Meine Konzentrationsleistung war sogar durchschnittlich - 5 Minuten kann ich schon bei der Sache bleiben. :sunglasses:
zusammen mit Fehlerquote unterdurchschnittlich und Arbeitstempo deutlich unterdurchschnittlich :adxs_tuete:, lag ich trotzdem im Bereich der Konzentrationsstörung - obwohl ich mich ernsthaft bemüht habe.

Mach Dir keinen Kopf. Das wird schon. :adxs_friends:

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was machst du denn im bereich kunst? bin grad zu faul zum suchen, hast du aber bestimmt schon einmal irgendwo geschrieben.

ich hatte hier im forum irgendwo mal gelesen das die ursprüngliche adhs diagnostik noch ganz oldschool aus einem 3 stündigen gespräch bestand. wenn das mal kein konzentrationstest sondersgleichen ist…

hab ich jetzt nur so bei der ass diagnostik kennengelernt, da war ich aber bis anschlag voll mit elvanse. hat gut geklappt, wollte nur 5 minuten pause.

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Ich hatte solche Tests am Bildschirm.

Aber vorbereiten ist eh sinnlos und das will man auch eigentlich nicht. Also, sowas üben, um dann besser abzuschneiden. Andersrum wäre natürlich sinnvoller :smile:

Und es geht da weniger um „ADHS Ja/Nein“, sondern auch andere Dinge, um sie evt. ausschließen zu können.

Allgemein dient sowas also nur unterstützend aus mehreren Gründen.

Abgesehen davon waren meine Testergebnisse durchschnittlich und trotzdem gabs die Diagnose :slight_smile:

https://adhs-forum.adxs.org/t/ist-dieser-adhs-test-normal/21466/2?u=sneedledeedoo

war der eigentlich ähnlich wie der bei der bw musterung?

ich check das eh nicht, gerade dieses vorbereiten auf die adhs diagnose ergibt doch maximal keinen sinn, man geht ja zur diagnostik weil man eben genau das nicht kann bzw. nur in grenzen.

für mich hat sinn ergeben soviel wie möglich vor der diagnose über adhs und mögliche gute bewältigungsstrategien zu lernen und diese irgendwie soweit möglich umzusetzen und das dem diagnostiker dann zu erzählen, was ohne medikation natürlich auch nur bedingt funktioniert hat.

ich denke aber das gerade bei menschen die im grau bereich sind, ob adhs oder nicht, es umso wichtiger wäre bei spezialisten stellig zu werden. bei mir hätte natürlich auch ein wald und wiesen diagnostiker gereicht, der die thematik zwar ernst nimmt aber sich zwingend nicht so gut damit auskennen muss. hatte mich aber damals dazu entschieden direkt die örtliche adhs hilfe anzuschreiben und mir von denen fachleute empfehlen zu lassen.

maximale transparenz hatte mir im übrigen auch geholfen, damit die sich auch ja gegenseitig auf die finger schauen können ( schweigepflicht entbindungen) bei mehreren behandelnden. schliesst auch direkt mögliche, bestimmte ps aus wenn man sowas machen kann, glaube ich zumindest. hatte genug in meinem leben gelogen/ verheimlicht und das hat mich bisher nicht weiter gebracht sondern eher alles mehr und mehr verschlimmert.

vielleicht bin ich auch „einfach“ nur naiv, keine ahnung.

Puh. Das war ääääh Anfang oder Mitte 2001.
Das einzige, was davon hängengeblieben ist, sind der Urintest und die kalte Hand am Säckle.

Nach dem Antrag auf SaZ musste ich aber ganz bestimmt welche in einem Zentrum für Nachwuchsgewinnung durchlaufen.
Die waren aber nicht so langweilig, wie diese Funktionstests in der Diagnostik,
glaube ich mich zu erinnern :adxs_gruebel:

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Ne hab ich noch nicht geschrieben glaube ich. Ich erzähle hier zwar viel aber ich versuche Dinge zu vermeiden, die auf mich schließen lassen könnten da ich der Anonymität hier nicht so ganz vertraue.
Vielleicht erzähl ich´s Dir mal :wink:

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waaaah! kopfkino! ich sehe bildlich das eiskalte händchen von der adams family bei der musterung. :palm_up_hand:

den murmelzensus werde ich nie vergessen.

ich finde es immer lustig wie jüngere schockiert sind wenn ich darüber berichte.

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Ich wollte, als ich es heute Mittag gelesen hatte, schon das Händchen posten. In Kombination mit haarigen… wär aber zu extrem gewesen dacht ich mir. :joy:

War aber auch nicht gerade der Fan davon bei der Musterung. Die könnten sich wenigstens einen Handwärmer besorgen, bevor die loslegen.

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selbst gelöscht, am Thema vorbei und so

Bei mir wurden eine Reihe verschiedener Tests gemacht, die meisten davon kurz sowie einer zur Langzeitaufmerksamkeit. Die Ergebnisse sind dann sehr differenziert ausgelesen worden, da gibt es kein „Durchgefallen / Bestanden“. Du wirst verglichen mit anderen Menschen deines Geschlechts, Alters und Bildungsstandes. Bei einer Reihe von Tests bin ich zwar noch im unteren Normbereich gelandet, Kompensationsstrategien hat meine diagnostizierende Therapeutin da aber mit eingepreist. In anderen Tests wiederum war ich weit überdurchschnittlich gut, was aber als typisch für ADHS ausgelesen worden ist (z.B. weil die schwierigeren Aufgabenteile sehr viel interessanter sind). Die Diagnose habe ich als Gesamtschau aus Interviews, Tests und Rückblick auf meine Kindheit bekommen.

Abgesehen davon hab ich in den Nächten vorher vor lauter Aufregung nicht sonderlich gut geschlafen, und meine Müdigkeit hat die Ergebnisse dann sicher noch geschärft. :wink: Und man hat mir noch eine Baustelle vor dem Fenster des Testraums geschenkt, die war auch sehr viel interessanter als der Test zur Langzeitaufmerksamkeit. :joy:

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Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Mit Durchfallen meine ich ob ich vielleicht zu gut bin.
Ich lerne z.B. mit ner App eine Fremdsprache und manchmal bin ich richtig gut konzentriert. Manchmal aber auch nicht, aber vor allem halt wenn ich grad ne Phase habe wo ich nicht so Lust drauf habe oder das Belohnungssystem der App versagt.
Müdigkeit ist natürlich auch ein großer Faktor, klar.
Baustelle fänd ich jetzt nicht so interessant aber der Lärm würde mich schon arg nerven. Oder hat sich da was in deinem Gesichtsfeld bewegt? Das würde mich schon auch ablenken.

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Wieso? Wenn ich mich nicht vorbereiten würde dann hätte ich nicht viel zu erzählen weil mir z.B. kaum Beispiele einfallen würden. Ich vergesse auch die Hälfte meiner Symptome.
Und warum soll ich mich als ADHSler nicht gut vorbereiten können? Also gut das ist schon echt komplex und ich hab es tatsächlich nicht rechtzeitig geschafft meine ganzen Aufschriebe des letzten Jahres zu ordnen und zu vervollständigen aber wenn ich was schreibe bleibt es bei mir einfach besser aufrufbar.
Aber generell gibt es ja viele ADHSler, die sehr gut in ihren zum Teil geistig sehr anspruchsvollen Berufen sind.

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deswegen werden diese ja eigentlich abgefragt in der diagnostik. es gibt auch betroffene die wissen nicht mal um ihre adhs und werden diagnostiziert im verlauf der behandlung, da diese wegen anderen problemen kommen. blöde wirds dann wenn der/ die diagnostiker sich nicht wirklich für adhs interessiert.

Nene, da bin ich schon gut versorgt.
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mein Geist funktioniert schon ziemlich mit Schubladen. Ich erlebe etwas und steck das in eine entsprechende Schublade, z.B. die mit dem Label „impulsives Verhalten“
Die ist ziemlich voll und ich beantworte die Frage ob ich impulsiv bin mit ja. Aber die Beispiele, also das was in der Schublade ist darauf hab ich kaum mehr Zugriff weil ich das meiste vergesse.
Ich habe versucht, ein Symptomtagebuch zu machen aber habe es kaum geschafft.
Ich muss meine Aussagen aber halt schon irgendwie untermauern können. Aber es hilft auf jeden Fall schon ungemein, dass meine Diagnostikerin mich ernst nimmt und eine Atmosphäre schafft, wo ich auch nicht so blockiert bin im Abrufen von Erinnerungen wie bisher, vor allem bei dem Psychiater bei dem ich zu Anfang war, der sehr schnell zu Schlussfolgerungen gesprungen ist, so dass ich enorm unter Druck geriet.

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