Entwicklungsverzögerung bei ADHS

Hi zusammen,

Irgendwie habe ich das Gefühl das ich in meiner Entwicklung stehen geblieben bin bzw. total hinterher hänge! Bin 36 Jahre alt. Aber ich komme mir vor als wäre ich kurz vor 30 hängengeblieben. Auch was mein berufliches betrifft. Ich habe so oft schon meine Arbeitsstelle gewechselt oder Dinge angefangen und wieder abgebrochen. Dann fühle ich mich auch bei meinen jetzigen Kollegen total fehl am Platz. Auch vom Niveau. Ich kann z.B. über vieles nicht lachen, was Kollegen lustig finden und ich habe auch einen Drang neues zu erlernen bei der Arbeit und bin auch stets motiviert. Meine ADHS Diagnose habe ich vor paar Monaten erhalten. Allerdings stehe ich nun da und weiß nickt weiter. Habe auch keinen Therapeut der mit mir nun weiter arbeitet gerade mit dem Thema adhs!
Ich weiß manchmal nicht, ob ich mit der richtigen Unterstützung eventuell ein Studium geschafft hätte?! Habe Angst später alles bereut zu haben, weil ich ständig mit falschen Leuten abhänge. Ich begebe mich gerne unter Leuten die viel wissen besitzen.
Kennt das jemand von euch?

Gruß

Hallo @Alexius84!

Herzlichen Willkommen!

So ganz verstehe ich das mit der Entwicklungsverzögerung bei dir nicht. Eigentlich bezieht sich eine AD(H)S-Entwicklungverzögerung auf die Kindheit und Jugend und nicht so sehr auf das fortgeschrittene Alter.
Außerdem wo soll eine Entwicklungsverzögerung zwischen kurz vor 30 und 36 Jahre liegen? Wenn du jetzt der Ansicht wärest, du seist bei Anfang oder Mitte 20 stehen geblieben, dann wäre da ein größerer Unterschied. Allein nicht über Dinge lachen zu können, die Kollegen lustig finden, hat nicht zwangsläufig mit AD(H)S zu tun und zeigt eher, dass du weiter bist als deine Kollegen. Häufiger Arbeitsplatzwechsel sowie viele Dinge, die man anfängt und wieder abbricht, gehören zur häufigen AD(H)S-Symptomatik, haben aber mit Entwicklungsverzögerung nichts zu tun, denn das zieht sich oftmals durch die gesamte Biografie.

Und wenn du dich gerne unter Leute begibst, die viel wissen, warum bist du dann der Meinung, ständig mit den falschen Leuten abzuhängen?

Hallo und danke für deine Antwort,

Na ja ich fühle mich halt nicht meinem Alter entsprechend.
Wenn ich mich mit anderen Vergleiche, dann bin ich schon bei gewissen Dingen stehen geblieben!

Mit Leuten die wissen haben, meinte ich eigentlich nicht meine jetzigen Kollegen. Meist sind es Leute die eins Studium absolviert haben und mit diesen fühle ich mich eher auf einer Ebene.

Herzlichen Willkommen!

So ganz verstehe ich das mit der Entwicklungsverzögerung bei dir nicht. Eigentlich bezieht sich eine AD(H)S-Entwicklungverzögerung auf die Kindheit und Jugend und nicht so sehr auf das fortgeschrittene Alter.
Außerdem wo soll eine Entwicklungsverzögerung zwischen kurz vor 30 und 36 Jahre liegen? Wenn du jetzt der Ansicht wärest, du seist bei Anfang oder Mitte 20 stehen geblieben, dann wäre da ein größerer Unterschied. Allein nicht über Dinge lachen zu können, die Kollegen lustig finden, hat nicht zwangsläufig mit AD(H)S zu tun und zeigt eher, dass du weiter bist als deine Kollegen. Häufiger Arbeitsplatzwechsel sowie viele Dinge, die man anfängt und wieder abbricht, gehören zur häufigen AD(H)S-Symptomatik, haben aber mit Entwicklungsverzögerung nichts zu tun, denn das zieht sich oftmals durch die gesamte Biografie.

Und wenn du dich gerne unter Leute begibst, die viel wissen, warum bist du dann der Meinung, ständig mit den falschen Leuten abzuhängen?
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Nur zu meinem Verständnis: meinst du mit Kollegen jetzt wirklich Arbeitskollegen oder Bekannte?
Und was spricht gegen ein Studium? Viele Studiengänge kann man ja auch über die Fernuni nebenberuflich absolvieren. So hättest du es wenigstens versucht.

Viele AD(H)Sler bleiben hinter ihren intellektuellen Fähigkeiten, das sie schon im ganz normalen Alltag mit sehr vielen Problemen zu kämpfen haben. Deshalb studieren viele erst gar nicht oder brechen das Studium ab, weil sie es nicht organisiert bekommen.


Ich glaube, hier ist eher ein „subjektiver Eindruck“ als eine „handfeste“ Entwicklungsstörung (Grausames Wort!) gemeint…

Denn ich kenn dieses „Gefühl“ von mir selbst… :wink:
(Kurz angerissen: Bin jetzt 40, hab die ADS Diagnose erst in diesem Jahr bekommen und hab bald 20 Jahre mit diversen Therapien, Kliniken & Diagnosen durch)

Ich hab mich -mit all meinen „psychischen Baustellen“- sehr häufig „anders“, ja vielleicht sogar ein bisschen „hinten dran“ gefühlt. Grad so im Freundes- & Bekanntenkreis… Wenn man (vor Jahren) zusammengesessen hat, über seine „Pläne“ & „Träume“ geredet, sich berufliche Ziele gesteckt und/oder sich auch schon über das „Erreichte“ ausgetauscht hat. Ich hab das alles nachvollziehen können, mich auch natürlich für meine Freunde/Bekannten gefreut, aber hatte sehr oft das Gefühl, dass die anderen „wesentlich mehr“ als ich erreicht haben…

Aber auch im Beruf habe ich mich, trotz „gleichwertiger“ Ausbildung & teilweise sogar deutlich längerer „Berufserfahrung“, sehr häufig wie ein „Azubi“ gefühlt. Die Kollegen konnten -meinem Eindruck nach- alles schneller erlenen, auffassen, sich besser in den Job/das Unternehmen einbringen und hatte -wieder meinem Eindruck nach- dadurch natürlich „schneller“ & besseren „Erfolg“. Ich war immer so die „Kröte“, die hintendran war und es irgendwie geschafft hat -grad so- mitzukommen…

Lange Zeit habe ich das auf meine Depressionen (und dem damit sehr geringen Selbstwert) „geschoben“, konnte somit in den letzten… ca. 10 Jahren damit etwas „besser“ leben (Weil ich wusste, dass mir da mein Kopf einen arg fiesen Streich spielt!), hatte & habe aber auch immer noch Phasen, in denen das (dieses Gefühl) durchaus mal wieder „hochkommt“. In richtig „krassen“ Phasen, habe ich mich teilweise wie ein „jugendlicher“ gefühlt, der grad erst „sein Leben entdeckt“ (Und das mit 30, 35 oder auch jetzt manchmal noch mit 40)… :o

Klar… So ein Gefühl/solche Phasen haben mich ganz schön „durcheinander“ gebracht. Eben weil ich wohl auch oft ein ähnliches Gefühl wie Du hatte/habe…

Jetzt mit der ADS-Diagnose hat sich dieses Gefühl sicherlich nicht „in Rauch aufgelöst“… Aber es ist -für mich- ein bisschen besser zu verstehen…
Ich habe -so in der „Retrospektive“- festgestellt, dass ich (vielleicht auch zum Teil aufgrund des ADS) „kleine Dinge/Erfolge“ in meinem eigenen Leben gar nicht wirklich zu würdigen weiß. Nicht nur, weil ich wohl immer schon 10 (riesige!) Schritte vorausgedacht habe (und somit wahrscheinlich meine eigene Erwartungshaltung ins Unermessliche geschraubt habe), sondern weil ich bei vielen Dingen eben schlicht & ergreifend auch nicht „dran geblieben“ bin (Wo sich „Normalos“ vielleicht eher „durchbeißen“). Erst in den letzten Jahren kann ich -langsam aber sicher- auch kleine „Erfolge“ in meinen ganz persönlichen Leben „genießen“. Und wie gesagt, mit der ADS-Diagnose fällt es mir aktuell auch noch ein bisschen leichter…

Lange Rede, kurzer Sinn…
Ich behaupte mal, dass so etwas viele „ADSler“ (in ähnlicher Form) vielleicht kennen. Und sich sicherlich auch mit so einem Gefühl des „Hinten-dran-sein“ rumschlagen müssen. Allerdings wird es wohl häufiger eben „nur“ so ein Gefühl sein, als dass man wirklich irgendwo in seiner „Entwicklung gestört“ ist.

Siehs doch mal aus einem Betrachtungswinkel: Menschen mit psychischen Erkrankungen (egal welcher Art!), haben -m.M.n.- deutlich mehr „geleistet“ & „erreicht“ als vielleicht ganz viele „Normalos“ mit schönem Einfamilienhaus, Zäunchen im Vorgarten und Kind(er) & Hund auf dem Sofa (Wobei ich das jetzt sicherlich nicht unter den Scheffel stellen möchte!)… Menschen mit psychischen Erkrankungen „kämpfen“ jeden Tag und tragen dabei eine nicht unerhebliche Last auf den Schultern. Wenn das mal (wesentlich) mehr anerkannt werden würden… Ich sachs mal ganz salopp: Was meinste, wie weit vorn wir „Beklopptis“ bei eine Gesprächsrunde im Freundes-/Bekannten-/Kollegenkreis wären! :wink:

Am besten, Du findest die Punkte heraus, die Dich konkret stören und schaust, ob Du daran was ändern kannst.
Wenn ja - ok, wenn nein: mach das Beste draus.

Das mit den Altersgenossen, sorry - aber ich fürchte, das wird nicht besser.
Das muss Dir aber nicht zum Nachteil gereichen. Ich bin GERADE mit Mitte 50 froh, noch neugierig und „verspielt“ zu sein.
Mit Mitte 30 hat’s mich aber auch gestört.

Das mit „seriös“ - das muss man glaub ich vergessen … :lol: :lol:

Ich fühle mich auch immer irgendwie nicht „erwachsen“ genug, obwohl ich sicherlich in sehr vielen Situationen sehr wohl erwachsen handle.

Ich glaube meine Freunde, Kollegen und Bekannten fänden das auch ein wenig befremdlich wenn ich nicht mehr ab und zu wie so ein Kindskopf „quatsch“ machen und labern würde. Da würde dann bestimmt keiner sagen, „jetzt ist sie endlich erwachsen geworden!“ :wink:

Manchmal sind wir auch nicht hinten an , sondern haben eine andere Meinung oder folgen nicht einfach den Standard Weg , weil es eben noch 1000 andere Dinge gibt und deswegen kommen wir auch nicht immer hinterher oder können dann halt nicht mitreden.

Lass mal einen deiner Kollegen hier im Forum auftauchen, der könnte wohlmöglich kaum mitreden und würde über unsere Scherze nicht lachen können und sich fragen wie man so wissbegierig sein kann. :lol:

Jepp, bei mir kam mit der Medikation immer mal die Rückmeldung, wo denn mein Humor, meine Lebendigkeit und mein kritisches Denken hin seien. :shock: Dabei bin ich mit meiner „Lebendigkeit“ und meiner Diskussionsfreude angeeckt - dachte ich jedenfalls immer! Einige haben echt die „alte tosh“ vermisst. Das hat mich übrigens sehr, sehr überrascht und durchaus auch echt verwirrt.

Aber es geht ja in 1. Linie darum, dass es mir selbst besser geht. :!: Humor, Lebendigkeit etc. nützen nämlich wenig, wenn man sein Leben ohne Medi nicht gebacken kriegt.

So ist es, und es ist nicht deine Aufgabe, deine Umgebung zu unterhalten.

Zumal Humor, Lebendigkeit und kritisches Denken positive Ausdrücke sind - dafür könnte man auch negative Synonyme finden. Anders gesagt, wer dich das so gefragt hat, dem oder der ist aufgefallen, dass du dich geändert hast. Ob dieser Person diese deine vorherigen Eigenschaften wirklich angenehm waren oder ob sie sich nur höflich ausgedrückt hat, wer weiß? :wink:

Hm, naja, das habe ich mich auch ein bissel gefragt, ob ich bisher nur „Kaspar/Clown“ war (typisches selbstkritisches ADxS-Denken). Aber nein, das stimmt nicht. Das sind jahrelange Freunde, auf die ich mich verlassen kann und die sich auf mich verlassen können, denen das dann auffiel und die sich wunderten. Also die meinten es nicht negativ, dass ihnen die „alte tosh“ fehlt. Die waren von der Diagnose ohnehin überrascht. Nun ja, ich habe denen dann an vielen Beispielen erklärt, wie viel ich zuvor kompensieren musste… Da kam dann ein „Aha-Effekt“.

Ich empfinde es als sehr belastend innerlich nicht erwachsen zu sein.
Wobei mir meine Bekannte, Kollegen etc. schlicht egal sind. Es geht mir mehr um mein Empfinden und Erwartungen, wie das Leben aussehen sollte.

@allmighty
Da habe ich vor kurzem ein interessantes Buch dazu gelesen. „Liebe das Kind in dir“ von Matthias Hammer
Es geht im großen und ganzen darum, verständnisvoll und aufmerksam diesem inneren Kind zu begegnen.

Ich wurde bis zu meiner Behandlung, sowohl im Bekannten als auch im Familienkreis, als derjenige ‚der nicht ernst sein kann und nur dumme Späße macht‘ betitelt.
Der Wandel wurde mir erst dann wirklich bewusst, als mir auffiel, dass ich die besagten Personen mittlerweile mit meiner Art zu reden und dem beinhalteten Informationen nun überfordere.
Ich habe auch schon die Rückmeldung bekommen ‚Mit dir kann man tagsüber garnicht so viel Spaß machen‘, dabei ist mein empfinden für Humor und der Spaß nicht verloren gegangen. Ich habe eher das Gefühl, dass dieser mit Medikation noch eine Ebene darüber liegt! :lol:

Ich stimme da @Nelumba_Nucifera zu. Ich werde aufgrund meiner Wortwahl, meiner Wortwitze oder einfach aufgrund meines Humors, öfter doof angeschaut oder ich lache nur für mich! Früher hätte ich da Selbstzweifel gehabt, ob das nun unangebracht ist oder nicht. Aber gerade dieses anders denken und 1000nde Möglichkeiten und Ideen zu etwas gesagten haben, genieße ich mittlerweile sehr.
Das sind Fähigkeiten, die man laut Lachenmeiers: ‚Mit ADHS erfolgreich im Beruf‘, auch positiv aufnehmen und einsetzen kann! Eventuell habe ich eben alle Möglichkeiten und Varianten vor Augen und übersehe dabei das Wesentliche. (Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen) Dafür habe ich jeden einzelnen Baum beachtet. :lol: