Erfahrungen mit ADHS und THC

Straßenkraut würde ich sowieso nicht empfehlen.
Es sei denn, man kennt den Bauern persönlich und kann sich sicher sein, welche Sorte er anbaut, dass er sauber arbeitet, vernünftig düngt / ausspült etc.

Ansonsten könnte es:

  • unsauber sein
  • man weiß oft nicht, welche Sorte es ist, welche Terpene vorkommen und wie viel THC drinsteckt

Wenn überhaupt zu therapeutischen Zwecken, dann lieber Medizinal Cannabis aus kontrolliertem Anbau.

Dazu gehört eine Blütenberatung durch eine Cannabis Apotheke bzgl. Symptome und bisher gestellte Diagnosen, Terpene Profil der Cannabis Sorte(n) und ob man schon Vorerfahrung hat.

In der Jugend kam ich damit in Kontakt, musste mich aber in der Regel übergeben und anschließend schlafen. Der Abend war gelaufen.
So hatte ich es dann sein gelassen.
Ein paar Schulkameraden hätten es auch lieber beim Versuch sein lassen sollen.

2022 im Alter von 39 und nach vielen Jahren mit verschiedenen Antidepressiva wollte ich es doch mal aus therapeutischer Sicht probieren, weil ich nicht verstehen konnte, warum alles andere nicht geholfen hatte.

Wenn man sich in dieses Thema einliest, ist es wie mit anderen Medikamenten auch und ziemlich komplex.

Ich wollte es versuchen und habe mir in einem Monat 2-3 Sorten aus einem Shop in den Niederlanden besorgt und der Bedienung gesagt, dass ich nicht stoned auf der Couch rumhängen möchte, sondern damit entspannt und kreativ arbeiten können muss.

Das war eine völlig andere Erfahrung, als damals in der Jugend und ich merkte, dass es mir half.
Kotzen und dicht rumlungern kam mir somit „nicht in die Tüte“.

Habe es dann mit dem Doc besprochen und bekam es 8 Monate auf Privatrezept.

Da wusste ich von meiner ADHS noch nichts.

Es ging mir damals hauptsächlich um Depression, Angststörung, Konzentration beim Arbeiten und Gedankenkarrussell stoppen.

Bei der Blütenberatung durch die Apotheke sind wir dann meine Symptome und Diagnosen durchgegangen, was ich mir von der Therapie erwarte und auch, ob ich schon Erfahrungen habe.

Habe das mit dem 1-monatigen Selbstversuch offen erzählt und so konnten wir dann auch abschätzen, welche Stärke und Menge ich für einen Monat benötigen würde.

Zunächst gab es für tagsüber eine Sativa dominante Sorte mit 19 % THC / 1 % CBD.

Für abends zum schlafen eine Indica dominante Sorte in ähnlicher Stärke.

Das klappte doch schon sehr gut.

Bei 4 Mikrodosen Sativa über den Tag verteilt, brauchte ich die Indica Sorte für abends gar nicht mehr.

Tagsüber angetrieben und motiviert, kam ich abends in die Entspannung und konnte gut schlafen. Die letzte Tagesdosis hatte keinen pushenden Effekt mehr.

Dann habe ich mich noch mehr mit den einzelnen Terpenen auseinandergesetzt und gezielt andere Sativa dominante Sorten probiert.

Mal war es sehr gut, mal weniger.
Wirklich schlecht war es aber mit keiner der Sorten.

Fresskicks blieben aus (ausser bei der Indica Sorte abends ganz am Anfang).

War motiviert, ausgeglichen, aber nicht platt / stoned.

Durch den Dopaminschub funktionierte der Kopf also deutlich besser. Auch waren meine Gedanken klarer.

Konnte meine Ernährung durchziehen und habe in dem Zeitraum knapp 20kg abgenommen.
Ich entdeckte für mich die Natur und begann eines Tages zu wandern. So kamen bis heute nochmal -20kg dazu.

Wie man sieht, es gibt nicht nur das typische Bild vom Stoney, der den ganzen Tag vor der Playstation rumhängt, sich Mars Riegel und Chips ins Gesicht drückt und sonst nichts auf die Reihe bekommt (wenn man die richtige Genetik, Sorte und Dosis für sich gefunden hat).

Auch macht es einen Unterschied in der Wirkung, ob man es klassisch raucht, oder mit einem medizinischen Vaporizor (wie z.B. dem Mighty Medic) konsumiert.

Und hier meine Problemchen:

  • Ich kam schlecht vom klassischen Joint weg, weil das Bauen zu einem täglichen Ritual wurde. Hatte dadurch dann auch wieder angefangen zu rauchen, obwohl ich davor schon jahrelang Vapor war.

  • Es kostet viel Geld und benötigt ebenso viel Geduld, die richtige Sorte, THC Stärke und Einzeldosis zu finden.

  • Das Setting spielte irgendwann eine Rolle bei der Wirkung. Es kam einmal vor, dass ich mich total in etwas reingesteigert hatte und Schübe von Angst bekam. Das kann also auch in die andere Richtung wirken.

  • Wenn es eine neue Sorte mit nur 2% weniger THC Gehalt wurde, hatte ich sofort das Gefühl, nachlegen zu müssen. Allgemein wurde es nicht leichter, nicht doch schon alle 2 Stunden wieder zu konsumieren.

  • Es half irgendwann nicht mehr so, wie am Anfang. Die Toleranz Entwicklung war schon deutlich zu merken.

  • Fühlte mich trotz Rezept ängstlich, falls ich mal in eine Polizeikontrolle kommen sollte.

In einem Video hatte eine Neurologin erklärt, dass sich THC nach längerer Dauer-Einnahme auch auf andere Bereiche des Hirns auswirken könnte, was sich dann eben in eine negative Richtung entwickelt.

Jetzt im Nachhinein würde ich das bestätigen.

Dann stand ADHS im Raum und es machte alles Sinn, was da im Hirn passierte und warum es mir anfangs half. Da habe ich die Cannabis Therapie beendet, was auch kein großes Problem war.

Heute (mit der Diagnose ADHS und verglichen mit dem Medikament) würde ich eine Cannabis Therapie nicht mehr machen wollen.

Die Pflanze kann sehr viel und ich bin ihr sehr dankbar für ihre Hilfe auf der Suche zu mir selbst und den dadurch entstandenen Umdenkprozess.
Aber heute gehts mir noch viel besser :slight_smile:

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