Erfahrungen mit ADS, hohe Begabung, extrinsischer Motivation und Medikamenten (13Jahre)

Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum und suche den Austausch zur Situation meines Sohnes (13 Jahre), bei dem vor etwa vier Wochen eine mittelgradige ADHS vom vorwiegend unaufmerksamen Typ (ADS)** diagnostiziert wurde.
Er wurde bereits mit 9 Jahren im Rahmen einer ADS-Abklärung mit dem WISC-IV getestet – damals ohne Medikation. Das Ergebnis war ein sehr hoher Gesamt-IQ von 129, mit besonders starken Werten im sprachlichen und logisch-visuellen Bereich. Aufgrund dieser hohen Leistungen wurde damals keine Diagnose gestellt, obwohl erste Hinweise auf Aufmerksamkeitsprobleme vorhanden waren.

Auffällig war schon damals ein deutlich niedrigerer Wert im Bereich des Arbeitsgedächtnisses, was wir im Alltag später auch zunehmend gemerkt haben: Er hat große Schwierigkeiten mit Selbstorganisation, Struktur und vor allem mit extrinsischer Motivation.
Er kann sich extrem schwer zu Aufgaben aufraffen, die ihn nicht wirklich interessieren – auch wenn er sie inhaltlich problemlos schaffen würde.
Seit der Diagnose vor vier Wochen ist er nun in der Eindosierungsphase mit Medikinet retard, was bisher vor allem bei Aufmerksamkeit und Leistungsdauer leichte Verbesserungen bringt.
Was sich aber kaum verändert hat, ist seine fehlende Motivation bei uninteressanten Aufgaben.

Daher meine Fragen an euch:

  • Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht mit ADS und extrem niedriger extrinsischer Motivation?
  • Gibt es Medikamente, die euch oder euren Kindern speziell bei diesem Thema geholfen haben (z. B. Elvanse, Ritalin, Concerta)?
  • Gab es bei euch Unterschiede zwischen den Wirkstoffen in Bezug auf Antrieb und Umsetzungsfähigkeit?
    Ich freue mich sehr über Austausch und Erfahrungswerte – danke euch im Voraus!

Liebe Grüße

Willkommen.

Es gibt dazu einige interessante Threads im Forum. Mit dem Suchwort „Eckerle“ kommst Du gezielt auf frühere Diskussionen, die für Dich evtl. als Einstieg interessant sind.

Sehr lesenswert zB : https://www.hochbegabtenhilfe.de/wp-content/uploads/2015/04/IGL_Aufsatz_misslingende_Schulkarriere.pdf

Bin mir auch nicht ganz sicher, ob da ein direkter Zusammenhang besteht. Kann auch sein, dass manches Langweilige evtl. noch langweiliger wird, weil die Prozessorleistung nicht mehr so stark für Kompensation des ADHS gebraucht wird… Es kann trotzdem leichter und besser werden. Ich will Euch da keinesfalls demotivieren.

Ebenfalls sehr lesenswert: Hochbegabte/Angehörige - Können macht Spaß

So etwas kam mir auch in den Sinn. Bei mir ist es hoher IQ zusammen mit allen möglichen anderen Problemen, ADHS speziell wurde noch nicht diagnostiziert. Sich geistig herauszufordern ist spannender als Routine, auch weil man das Ergebnis noch nicht kennt.

In den Eckerle-Aufsätzen geht es auch um repetitive Aufgaben wie Kopfrechnen oder Schreibeübungen, in denen HB-Kinder keinen Sinn sehen. Das kann man mit den Kindern z.B. auch thematisieren, dass bestimmte Abläufe zu automatisieren auch bei hohem IQ nützlich ist, weil es langfristig Module sind, die dir beim schnelleren Denken helfen, ein bisschen wie Hardwarebeschleunigung im Computer. Statt Kopfrechnen könnte man auch logisches Schlussfolgern üben. Bei ADHS kommt noch hinzu, dass es weit mehr Wiederholungen zur Automatisierung braucht im Vergleich zu Nicht-ADHS. Also Übung lohnt sich langfristig, auch wenn es teils frustrieren kann, weil die eigene Vorstellungskraft viel schneller ist als Gehirn und Körper auf der Verdrahtungsebene. Ich merke das auch bei Musikinstrumenten. Sich schönste Klangfarben und komplexe Stücke vorstellen ist eine Sache, die Motorik braucht aber kontinuierliche wiederholung. Für mich war das hilfreich, natürliche Grenzen zu erleben, weil es dann nicht daran liegt, dass „die anderen zu langsam“ wären oder unsinnige Aufgaben stellen.

Mir hat immer wieder das Programmieren geholfen, mich am Schopf aus solchen Motivationsproblemen herauszuziehen. Meine intrinsische Motivation ist, diese Aufgabe nicht machen zu müssen und dass nie wieder ein Mensch diese Aufgabe machen muss. Also denke ich mir aus, wie man diese Aufgabe wegautomatisieren könnte und programmiere dann öfters auch etwas dahingehend. Es dauert dann oft ein bisschen länger als die Aufgabe direkt zu machen, aber mein prozessor ist ausgelastet und freut sich, und mit ganz viel Glück geht die Aufgabe zukünftig noch schneller. Programmieren bedeutet auch eine tiefe Verarbeitung des gestellten Problems und Verknüpfung von Gelerntem. Bei hoher Intelligenz kommt es oft vor, dass viele Eindrücke unsortiert herumliegen, wie auf einem Schreibtisch, der nie aufgeräumt wird. Aufräumphasen mit Tätigkeiten, die Information in Ruhe verknüpfen lassen, sind sehr wohltuend.

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Hi @ela1

Ich sags mal so:
Langweilige uninteressante Aufgaben bleiben auch mit Medis langweilige uninteressante Aufgaben. Das wird sich auch mit einem anderen Medikament nicht ändern.

Ich hab auch nicht plötzlich Riesen-Bock drauf, die Steuererklärung zu machen und stürze mich mit Freude darauf, weil ich Medis nehme. :adxs_zwinker:

Dein Sohn nimmt die Medis ja erst seit 4 Wochen. Lasse ihm ein bisschen Zeit, sich umzugewöhnen. Der innere Schweinehund kann auch mit Medis ziemlich groß sein. Ansonsten könnte Ergo- oder Psychotherapie - zusätzlich zur Medikation helfen.

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Normalerweise wird die Selbstmotivationsfähigkeit für uninteressante Aufgaben schon deutlich besser.
Spass machen sie deshalb trotzdem nicht :wink:

Wartet mal ab, bis die Eindosierung rum ist, also schaut, was erreichbar ist. Vieles wird besser, nur eben nicht alles.
Nicht-ADHSler haben ja auch noch Probleme- die bleiben eben…

Mein Sohn ist erst 8. Aber Hauptproblem ist bei uns auch in der Schule Arbeiten erledigen, die der Sohn nicht machen mag und ja, auch langweilige Wiederholungen.
Wir haben vor etwa 1 Monat mit Medikinet gestartet und es hat wirklich sehr geholfen. Er macht jetzt mit, wo er zuvor teils den Unterricht seit Wochen quasi verweigert hat und lieber getagträumt hat.

Teil des Problems bei uns ist aus meiner Sicht schon, dass durch extrem stupide und übertriebe Wiederholungen (wurde auch von einer Therapeutin so gesehen - Hausübungen waren teils mehrere 100 mal(!) gleiche Buchstabe oder Ziffer schreiben. Wem von uns würde da nicht jegliche Freude vergehen?) in der ersten Klasse ihm generell die Freude etwas am Lernen ausgetrieben wurde… :roll_eyes:

Muss aber ehrlich sagen: eine normale Intelligenz und dafür Biss, Disziplin und Durchhaltevermögen, LEistungswillen und sich schinden können, führen sicher leichter oder mehr zu Erfolg… so denke ich mir aktuell echt oft. Nicht umsonst sagt man 10% Inspiration und 90% Transpiration :woozy_face: Aber das lernt mein Sohn auch noch, dass er sich mal anstrengt. :grin:

Garantiert.
Sowie er etwas selbst will.
Bis dahin störe ich jetzt mal deinen Optimismus nicht weiter ;-)))

Er muss Dinge ja nicht gerne machen und wird das wohl auch nicht.
Aber er wird hoffentlich so weit reifen, dass er einsieht, dass man auch Dinge machen muss, die man nicht machen will und für sich rausfinden, wie er sich dazu überwindet. :wink:

Aktuell hat er eeeewig viel Diskussionsbedarf oder kann sehr ausgiebig erklären, warum er etwas nicht macht oder machen will. Ja, schön, bringt halt meistens wenig bis nichts, wie wir alle wissen :laughing:

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Das ist eine Entwicklung, für die ein Gehirn Zeit braucht.
Diese Reifung ist altersabhängig. Von unter 15-jährigen sollte man so was eher homöopathisch erwarten. Vorsicht, von denen eine Verantwortung wie von Erwachsenen zu erwarten - das überfordert und schädigt.
Manche Kinder sind dann ein bisschen voraus, andere ein bisschen hintendran.
Und dann gibt es Kinder mit ADHS - die sind 2 bis 3 Jahre hintendran, Im Schnitt.

Das ist keine Esoterik, keine WallaWalla-Erziehung . das sind harte Fakten über Gehirnentwicklung.

Hab Geduld. Auch ADHS-Betroffene werden erwachsen.
Medikamente helfen, das Gehirnentwicklungsdefizit zu verkürzen. Ganz aufholen können sie es nicht.

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Hallo ela1,

meine Tochter hat ähnliche Grundvoraussetzungen wie dein Sohn.
Sie kann sich super auf für sie interessante und spannende Dinge konzentrieren und da auch gut Dinge behalten. Es ist aber in etwa so, wie tamaracha es beschrieben hat: das Wissen liegt unsortiert auf einem großen Schreibtisch rum. Dafür ist es aber meistens „sichtbar“ und nutzbar.

Die Medi ist kein Heilmittel für ADHS und beseitigt die Symptome auch nicht sofort. Sie hilft aber, neue Strukturen und Routinen zu erlernen.
Bei meiner Tochter ist die Wirkung sehr subtil und nur über einen längeren Zeitraum sichtbar.
Bei ihr ist das Kurzzeitgedächtnis am stärksten betroffen. Der Psychiater hat uns irgendwie erklärt, warum bei ihr Elvanse besser wirkt als Medikinet, aber das ist eben sehr individuell und hängt davon ab, welches System im Hirn die Beeinträchtigung hat. Das kann man nicht pauschalisieren und man muss erstmal ein Medikament ausprobieren und schauen, was passiert. Nachjustieren und Umstellen kann man immer noch.

Meine Tochter hat zunächst gar nichts bemerkt. Ich konnte aber sehen, dass sie am Nachmittag mehr Energie hatte und auch mal einem Hobby nachgeht, statt nach der Schule nur zu schlafen. Außerdem schafft sie es, ihr Zimmer ordentlicher zu halten.
Ihr selbst ist irgendwann aufgefallen, dass sie Texte nicht mehr zweimal lesen muss, sondern den Inhalt schon beim 1. Mal abrufen kann.
Das sind aber Entwicklungen, die erst nach Wochen sichtbar wurden.
Wichtig ist, dass es keine Nebenwirkungen gibt! Ich würde bei der Eindosierung vorrangig darauf achten und dann langfristig schauen, was sich positiv verändert. Das passiert aber nicht von alleine. Die Medikation ist nur eine Unterstützung. Wenn auch eine sehr wirksame!

Generell handhaben wir es momentan so, dass die Tochter ihrem natürlichen Rhythmus folgt. Sie macht, worauf sie Lust hat und schulische Pflichtaufgaben macht sie auf den letzten Drücker. Dafür aber, ohne sich tagelang Stress zu machen, weil noch eine Aufgabe ansteht. Sie weiß, dass sie es auf den letzten Drücker schafft und auch gut macht.
Wenn sie sich für Dinge interessiert, die nichts mit Schulstoff zu tun haben, dann soll sie das machen. Ihr Hirn braucht Input. Und zwar mit Herausforderung. Das ist in der Schule häufig nicht gegeben. Stell dir mal vor, du müsstest ständig in einem Anfängerkurs sitzen, obwohl du schon Fortgeschritten oder gar Profi bist. Natürlich macht das keinen Spaß und da kann man sich schon mal nach dem Sinn fragen.
Immerhin hat meine Tochter kürzlich selbst erkannt, dass Schule an sich eine super Sache ist.

Ansonsten machen wir natürlich auch viel, um zu Hause hilfreiche Strukturen zu etablieren. Wir schauen gemeinsam, wie wir den Tagesablauf optimieren können, welche Hilfsmittel funktionieren, wo wir eigene Wege finden müssen.
Die Medikamente helfen, die geschaffenen Strukturen auch zu Routinen werden zu lassen. Und wenn es nur vorübergehend ist.

Für meine Tochter bringt Psychoedukation die meisten Punkte. Sie hat schon viel darüber gelernt, wie ihr Hirn funktioniert und kann auf diesem Wissen aufbauen. Sie musste erstmal das Warum verstehen und wissen, dass sie mit ihren Schwierigkeiten nicht alleine ist. Dass ADHS eine Normvariante ist und die Standardtipps und Vorgehensweisen nicht unbedingt für sie funktionieren. Dass es ok ist, eigene Wege zu gehen. Dass man trotz guter Noten Lernprobleme haben kann. Dass man aber Stück für Stück Erfolge feiern kann.

Euch alles Gute!

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Dieses Video habe ich eben eher zufällig gefunden und musste an deinen Thread denken. Vielleicht ist ja was neues hilfreiches für eure Situation dabei:

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Dake für das Video. Das hat mir einen großen Aha-Moment beschert!
Außerdem habe ich mich in den Sprecher verliebt. So ein schöner Schweizer Einschlag und er ist so sympathisch. :heart_eyes:

Werde mir glatt die Bücher holen und noch ein paar mehr Videos ansehen.

Hallo Hobbyhopper,
Vielen herzlichen Dank für deinen wertvollen Beitrag. Wie alt ist denn deine Tochter?
Mein Sohn bekommt inzwischen tatsächlich auch das Elvanse, was er sehr gut verträgt. Und ich finde auch, dass es ihm insgesamt damit ganz gut geht. Er wirkt auf mich viel ausgeglichener und zufriedener. Auf Schule hat er natürlich nicht immer gleich viel Lust, aber das ist verständlich. Wie du auch schon beschrieben hast, gerade in den Fächern, die ihn besonders interessieren geht es ihm oft viel zu langsam voran. In Mathe zum Beispiel erarbeitet er die Themen aktuell allein in Eigenregie. Das ist für mich zwar keine wünschenswerte Lösung und ich möchte demnächst einen Termin mit der Schulleitung vereinbaren aber ich verstehe auch, dass „normale Schulen“ hier mit ihren Möglichkeiten die Kinder gezielt zu fördern sehr begrenzt sind.
Wo ich allerdings auch anstehe ist eine begleitende psychotherapeutische Therapie. Ich würde ihm einen Gesprächspartner wünschen, der mit ihm seine individuelle Situation anschauen könnte, ihm Tipps geben zu seinen Stärken aber auch wie er an seinen Schwächen arbeiten kann. Wir wohnen eher ländlich und da merke ich da es kaum solche Anlaufstellen gibt und wenn dass sie so überlaufen sind, dass man kaum eine Chance hat da einen Fuss hinein zu bekommen.
Hast du mir dazu eventuell einen Rat wo ich entsprechende Anlaufstellen zum gegenseitigen Austausch eventuell auch Selbsthilfegruppen finden kann?
Vielen Dank im voraus für deine Zeit
Lg Ela

Auch Kinder ohne Baustellen haben nicht jeden Tag Lust auf Schule. :adxs_zwinker:

Wenn er die Themen in Mathe selbst erarbeiten will, dann lasse ihn das machen. Bloß nicht ausbremsen oder ihm das Gefühl geben, es wäre falsch! Ich habe meinem Sohn „Forder-Hefte“ gekauft, in denen er zu Hause gearbeitet hat. Teilweise auch die, für ein Schuljahr drüber. Leider durfte er die nicht im Unterricht bearbeiten. Er hatte einfach blöde Lehrer.
Es ist völlig egal, ob er den Stoff schon kann oder nicht. Der Unterricht ist trotzdem langweilig. Die eine Stunde, in der der Stoff für ihn neu ist, reißt die nächsten 20 Übungsstunden nicht raus, in denen alles immer wieder durchgekaut wird.

Ganz eigentlich ist es der Auftrag der Schule, jedes Kind zu fördern und entsprechend seiner individuellen Möglichkeiten zu fordern. Nur kommen die meisten Schulen diesem Auftrag nicht nach, sondern versuchen alle Schüler auf Mittelniveau zu halten, weil es einfacher ist.

Ich musste mir anhören, dass mein Sohn keine anderen Aufgaben bekommen kann, weil dann alle Kinder eine „Extrawurst“ wollen würden, wenn mein Sohn eine bekäme. Hab die Lehrerin gefragt, wo das Problem ist. Wenn Paul mit seiner 4 in Mathe die gleichen Aufgaben wie mein Sohn haben will, kann er sie doch haben. Paul wird genau ein Mal danach fragen und sehr schnell merken, dass er die Aufgaben nicht lösen kann. Dann ist das Thema durch. „Extrawürste“ bekamen nur die schwachen Schüler. Die Intelligenten mussten allein klar kommen.

Ich wünsche Dir sehr, dass das an Eurer Schule anders ist.

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Und das finde ich so dermaßen schade. Andererseits brauchen Schwächere und Vulnerable aktive Unterstützung, während zumindest viele (nicht alle) Probleme mit hoher Intelligenz sich schon dadurch reduzieren lassen, dass man nicht ausgebremst wird und sinnvolle Aufgaben bekommt. Allein die Intelligenz als Ressource zu sehen und nicht als störfaktor würde vieles verändern. Schon ziemlich absurd das Ganze.

In der Grundschule bin ich zwar nicht gezielt intellektuell gefördert worden, aber ich durfte den Schwächeren helfen und das fordert/fördert ja auch bestimmte Bereiche und ist immer noch weniger langweilig als stupide zu wiederholen, was längst sitzt. Beim Lernen ausbremsen würde ich auch nicht empfehlen, aber ich würde es schon als wichtig erachten, dass ein intelligentes Kind das Gelernte auch praktisch einbringen kann, damit es sich nicht zu sehr nur ins Lernen zurückzieht.

In der Grundschulzeit hatte ich überhaupt nicht den Eindruck, dass die anderen in der Situation eine Extrawurst für mich gesehen hätten, sondern es war eben wie es war. Ein anderer Schüler hat sich in der Schule eher so semi durchgeschlagen, aber er war superschnell im Erkennen von Schachpositionen. Da war er sozusagen ein Lehrer für mich und hat mich darin um Längen überflügelt. Bis heute bin ich keine Leuchte in Schach. Themen wie „Extrawurst“ kamen erst in der Weiterführenden Schule auf. Pubertät macht temporär bekloppt.

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Hallo,

meine Tochter ist 14.

Bei uns gibt es im Schulamt den Fachbereich Begabtenförderung.
Ich hatte gestern erst ein Telefonat mit einer Mitarbeiterin.
Sie sind dort zuständig für die individuelle Förderung im schulischen Kontext.
Heißt, sie ermitteln in Zusammenarbeit zwischen Schüler und Schule, welchen Bedarf es zusätzlich zum regulären Stoff gibt.
Die Schüler erhalten dann von den Lehrkräften anspruchsvolleren Unterrichtsstoff.
Alternativ vermitteln sie auch den Kontakt zu Projekten wie “Drehtür”.
Schüler nehmen dann z.B. online an Projekten teil.

Ich würde dir also raten, mal mit dem Namen deines Landkreises und dem Stichwort Begabtenförderung zu googeln. Dann solltest du auf ein Angebot deines Schulamtes und einer Kontaktadresse stoßen.

Ach so, und es gibt noch den Verein für das Hochbegabte Kind. Soll auch gut sein. Habe ich aber noch keinen Kontakt gehabt.

Und vor Allem muss es die Aufgaben anstatt der sinnlosen Wiederholungsaufgaben geben, nicht zusätzlich. Die Kinder sind ja gerade nicht doof. Die haben ziemlich schnell keine Lust mehr drauf, mehr Aufgaben als die anderen machen zu müssen, nur weil sie es können. Doof stellen verschafft Freizeit.

Die Lehrerin von meinem Sohn hatte sich ja dann „großmütig“ dazu bereit erklärt, ihm Zusatzaufgaben geben zu wollen - aber nur, wenn er alles fertig hat, was die anderen auch machen müssen. Natürlich ist es dazu nie gekommen. Wir wissen alle, wie motiviert ein ADHSler langweilige Aufgaben macht. Da hilft auch nicht die Aussicht auf was Spannendes, wenn man sich durch den langweiligen Kram gequält hat… Mein Sohn hat das mal sehr treffend formuliert: „Mama, das ist sooo langweilig, da schaltet sich mein Kopf einfach nicht an!

Übertriebenen Wiederholungszwang nur zur Vermeidung der angeblichen Extrawurst würde ich mal unter ausbremsen einordnen. :laughing: Wobei Übung schon wichtig ist, auch wenn sich die Inhalte nicht mehr ganz neu anfühlen. Und die Gestaltung macht auch einen Unterschied. Still am Tisch sitzen und zigmal den selben Satz schönschreiben oder zu leichte Aufgaben lösen klingt absolut tödlich. Rechenkönig (Eckenrechnen) hatte mir aber z.B. Spaß gemacht, auch wenn es im Grunde Wiederholung war, einfach weil genug Action dabei war. Man läuft dabei ja immer von einer Ecke zur nächsten, ruft immer wieder rein, hat Bewegung usw. Statt die Förderschulen abzuschaffen müsste man vielleicht eher alle Schulen in Förderschulen umwandeln, so als neue Gegenbewegung. :wink: