Erfahrungen mit Familienhilfe?

Hallo,

hat jemanden Erfahrungen mit Familienhilfe?
Hat es was gebracht? Ich kann mir das schlecht vorstellen, wenn eine fremde Person nach Hause kommt, dann ist die Situation schon ganz anders als üblich.

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Ich habe zwar keine Erfahrung mit Familienhilfe, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass einem so eine Unterstützung, zumindest zeitweilig, Entlastung bringen könnte.
Natürlich sollte die zwischenmenschliche Kommunikation und Sympathie einigermassen stimmen, aber wenn das gegeben ist, warum dann nicht zuerst mal Probe halber ausprobieren, wenn sowas zum Beispiel möglich wäre?.

Hi,
Ich arbeite mobil/aufsuchend mit bzw. bei Familien und bin immer wieder mit Familiemhilfen vernetzt (Familienhilfe heißt da wo ich wohne anders, habs aber grad im Netz verglichen und ist äquivalent). Vielleicht helfen dir meine Eindrücke:

So eine Hilfe kann entlastend sein, ist aber auch sehr fordernd. Bei allen Diensten die bei jemandem Zuhause stattfinden ist Professionalität, Wertfreiheit und vor allem eine gute Beziehung gefragt, weil es eben ein persönliches, intimes Umfeld ist - noch mehr als bei einer Therapie, wo man für eine Stunde außerhalb auf dem Sessel sitzt. Offenheit und Ehrlichkeit sind sehr wichtig, trotz aller Scham. Das ist manchmal das schwierigste, aber das wissen die Hilfen und begleiten einen dahingehend. :slight_smile: Man merkt, wenn das alles nicht da, ist recht schnell und dann bringt die Hilfe nichts.
Wenn das alles aber da ist, ist sehr, sehr viel möglich. Und klar, es gibt auch bei guter Hilfe Phasen der Durststrecken, aber das ist ok und kann besprochen werden. Ganz wichtig. Sagen wenn etwas nicht stimmig ist. :slight_smile:.

Ich habe Familienhilfe vor allem als super Chance kennengelernt.
Es ist gut zu wissen, dass sie nicht ewig da ist, man wechseln kann wenn es nicht passt und, zumindest da wo ich lebe, es immer zwei Hilfen gibt; eine die sich mehr dem Kind widmet, eine die mehr die Eltern coacht und begleitet. Weiß nicht ob das überall so ist, in den Vereinen mit denen ich arbeite, war es halt so.
Auch wichtig: Probleme und Ziele werden gemeinsam besprochen und festgelegt und sind anpassbar. Nachher wird auch geholfen das erreichte zu stabilisieren.
Familienhilfen haben meist schon alles gesehen (und die neuen lernen das dann) , sollten also auch nicht vor Chaos, Unordnung oder Dreck zurückschrecken, sondern aushalten, Verständnis aufbringen oder mitanpacken oder helfen bei einer Änderungsmotivation. Gibt ja meist mehrere Baustellen, oder Potenziale :grin:, da ist Ordnung in der Wohnung nicht immer die oberste Priorität, solange der Laden sonst gut läuft (dass Essen regelmäßig auf den Tisch kommt, keiner die Türen einschlägt etc. = Priorität).

Es ist jedenfalls nicht nur Fordern und Stress, sondern Begleitung hin zu einem Zustand, der für die ganze Familie wieder angenehmer und auf lange Sicht gesünder ist.
Und wenn es nichts ist, wie gesagt, wechseln oder abbrechen. Gibt auch andere Hilfen.

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Danke dir @AWOL

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Ich weiß gar nicht, ob wir eine bekommen würden. Ich wollte mich erstmal umhören. Was wir schon an Beratungen durch haben und jeder erzählt was anderes. Ich bin mittlerweile so skeptisch.

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Wir haben seit fast zwei Jahren Familienhilfe. Freiwillig. Das ist ein großer Unterschied zu der verordneten.

Es steht und fällt mit dem ADHS Know-How der Helfer.

Wir sollten den Spezialisten kriegen, doch durch eine Verzögerung auf dem Amt war der dann gar nicht verfügbar. Die, die dann kamen, haben die Problematik falsch eingeschätzt. Später kam der Spezialist und ganz viel kam in Gang. Jetzt ist er leider krank und das Ganze dümpelt im Hinblick auf das ADHS wieder etwas dahin.

Allerdings ist der jetzige Helfer trotzdem in vielen Bereichen sehr hilfreich durch seine eigene, andere Qualifikation. Und ich glaube der Spezialist hat ihn in den ADHS-Besonderheiten ein bisschen geschult und sensibilisiert, die bei uns eine Rolle spielen. Insofern kann er uns trotzdem in vielen Bereichen sehr gut helfen und fällt nicht wie die ersten Helfer auf Klischees zurück.

Das ist unsere Erfahrung.

Ohne ADHS Know How kann sich vielleicht mit viel Glück bisschen was tun… aber…

Ich bin aber nicht sicher, ob es Helfer geben kann, die sich nur durch paar Fortbildungen ausreichend aufschlauen können.

Mein Verdacht ist, dass behauptet wird, jemand kenne sich aus.

Aber am besten ist wohl, wenn ein Helfer selber ADHS hat. Und wenn er sich deshalb mit Medikation und deren Wirkung bzw. auch Nichtwirkung auskennt.

Das mit der Ehrlichkeit und Offenheit ist hier auch so. Es ist interessant, wie manchmal doch wichtige Erkenntnisse durch diese Ehrlichkeit erst möglich werden.

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Warum ist es ein großer Unterschied?
Verordnet werden sie wahrscheinlich, wenn jemand von außerhalb Probleme meldet, oder? Bekommt man andere Personen zugewiesen, wenn man freiwillig beantragt?

Es ist wahrscheinlich eine Seltenheit jemanden mit den ADHS Kenntnissen zu bekommen.

Wie kann ich mir das vorstellen? Die Person kommt und man bespricht die Schwierigkeiten? Oder beobachten sie bestimmte schwierige Situation und dann besprechen?

Unser Antrag für die Schulbegleitung ist gerade in Bearbeitung, wir wurden auch gefragt, wie es zuhause aussieht, ob die Frau auch Familienhilfe im Hinterkopf hatte…?

Dies wurde mir auch bei der Schulbegleitung zugesichert, dass alle Personen qualifiziert sind. Unsere Bekannte haben aber eine andere Erfahrung gemacht.

Ja, qualifiziert sind sie auch vllt von den allgemeinen Jobanforderungen und Ausbildungen her. Innerhalb der Teams und der anbietenden Vereine gibt es aber ganz unterschiedliche (zusätzliche oder fehlende) Qualifikationen und backgrounds.

Gute Hilfen (ob Familienhilfe, Schulbegleitung oder anderes) stehen und fallen damit, wie erfahren und sensibilisiert die einzelnen Helfer tatsächlich sind in bestimmten Gebieten, wie die Chemie passt, wie offen man reden kann usw.
Ja, ich find schon dass ADHS-Know-How mit Fortbildungen gewonnen werden kann, laufenden und guten Fortbildungen, aber das funktioniert dann erst in Kombination mit Praxiserfahrung. Das Wissen mancher Fortbildung oder Selbststudiums kann viel wert sein, wenn man es anwendet und flexibel ist. Gilt aber für überall.
Bezogen auf ADHS kann ich sagen, dass manche da nicht so viel Ahnung haben, aber sehr wohl mit krassen anderen Problemen in Berührung kamen und deshalb nicht kontakt- oder lernscheu sind. Das mit ADHS fehlt dennoch, zumindest da wo ich lebe.

Ich freu mich für dich @Nono , dass ihr einen Spezialisten bekommen habt und auch der Vertreter ein wenig geschult wurde. Hoffentlich wird der vorige bald wieder gesund.

Ich kenn Familienhelfer auch zugewiesen, das passiert idR nach einer Gefährdungsmeldung. Da ist die Arbeit, v.a. zu Beginn, viel schwieriger (Vertrauensaufbau, Hilfe annehmen können, all das), denn die Familie hat sich ja nicht freiwillig entschieden Familienhilfe anzunehmen.

Nono kann da sicher noch besser erzählen, mein Blick ist der von außen bzw. aus verschiedenen sozialen Bereichen.

Ansonsten find ich die Infos dort recht gut: