Erfahrungen mit unretardiertem MPH, wie merkt man die Wirkung?

Hallo,

gibt es hier Erwachsene, die mit unretardiertem MPH behandelt werden?
Wie merkt ihr die Wirkung? Nach welchem Zeitraum nehmt ihr die nächste Tablette (und wie merkt ihr, dass es an der Zeit ist)? Wie ist eure Dosis? Nehmt ihr das MPH nach Bedarf, in besonders herausfordernden Situationen (z.B. Schreibtischarbeit) oder täglich?

Zur Zeit nehme ich Ritalin (unretardiert), 10mg. Ich habe keine! Hyperaktivität, sonder bin antriebsarm und prokrastiniere sehr stark. Daher fällt es mir schwer, zu merken, wann/ ob es eine positive Wirkung einsetzt. Dass etwas anders ist nach der Einnahme, spüre ich eigentlich nur durch leichten Druck im Kopf und erhöhte Herzfrequenz.

Irgendwie habe ich das Gefühl, weiterhin zerstreut zu sein und Schwierigkeiten habe, Dinge anzufangen.
Manchmal denke ich, dass die Wirkung extrem verzögert einsetzt (z.B. nach Einnahme um 20:00 beginne ich um 23:00 konzentriert am Schreibtisch zu arbeiten und könnte die Nacht durcharbeiten). Das ist aber objektiv betrachtet nicht wirklich schlüssig, weil das Ritalin ja eigentlich keine lange Wirkung hat und relativ schnell zu wirken beginnen sollte. Da es jeden Tag anders ist, kann ich einfach kein Fazit über die Wirkung ziehen. (Wirkt es überhaupt? Gibt es mehr Wirkung als Nebenwirkung? Usw.)

Ich finde es dadurch auch sehr schwer, abzuschätzen, wann ich die nächste Tablette nehmen soll. Wenn ich nach 3-4 std die nächste nehme, habe ich eine viel höhere Herzfrequenz als nach der ersten Tablette. Manchmal habe ich dann vermehrte Kopfschmerzen und manchmal spüre ich gar nichts.

So langsam verzweifele ich, da ich noch keine gute Medikamentöse Lösung finden konnte. Ich habe schon Medikinet adult, Elvanse und Medikinet unretardiert durch.
Bei Elvanse war sogar meine Aufmerksamkeit/ Konzentration trotz Einnahme von 30mg noch messbar deutlich unterdurchschnittlich. Die Einnahme musste ich aufgrund von viel zu hoher Herzfrequenz als Nebenwirkung nach einem Monat beenden. Ich bekomme das Gefühl, dass die Medikamente bei mir nicht wirklich funktionieren. Einen Zweifel an meiner Diagnose gibt es laut Ärztin aber nicht. Meine Ärztin ist auf ADHS spezialisiert und unterstützt mich, eine Lösung zu finden. Sie sagt aber auch, dass nur ich selbst spüren kann, wie es mir mit welchem Medikament geht. Das ist mir bewusst, aber vielleicht könnt ihr mir ja mit euren Erfahrungen weiterhelfen.

Gibt es andere ADHSler (evtl. ohne Hyperaktivität), denen es ähnlich geht mit dem Einschätzen der Wirkung?

Liebe Grüße Userin

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Liebe @Userin
Ich kann Dir nur meine Erfahrung mit Ritalin schildern. Alle anderen Präparate habe ich noch nicht ausprobiert, fühle mich aber bislang ganz gut damit.
Eine Frage gleich zu Beginn: Meine Ärztin konnte kein unretardiertes Ritalin für Erwachsene finden. Was hast Du verschrieben bekommen? Das könnte mir echt weiterhelfen. Sie hat bislang keine Erfahrung mit ADHS und ich bin Patientin 1. Allerdings hat sie durch meine Erzählungen eine weitere potentiell Betroffene im Patientenstamm entdeckt. :+1:

Ich nehme Ritalin adult, 10 mg morgens und mittags. Hier ist es so, dass dies eine Mischung aus unretardiertem und retardiertem Mph ist. Das heißt, ich nehme es ein und habe relativ schnell die Wirkung des unretardierten Mph’s. Nach etwa 4 Stunden soll wohl das unretardierte MPH anfangen zu wirken.

Meine Wirkung: ich bin deutlich ruhiger und langsamer als zuvor. Der Fokus ist um Längen besser, auch wenn ich noch nicht perfekt eingestellt bin. Vor allem schaffe ich es deutlich besser, immer nur eine Sache auf einmal zu tun. Meinen Oktopus-Modus habe ich lange Zeit sehr positiv besetzt. Schließlich war ich die Einzige, die in kurzer Zeit alles perfekt gewuppt bekommen hat. Und dann mit Erschöpfung in die Federn kriecht.

Dabei habe ich keine deutliche Hyperaktivität nach außen. Ich liege viel im Bett, prokrastiniere und bin oft schlapp. Ich wandere gern und fahre gern Fahrrad. Meine Diagnose: ADHS Mischtyp.

Was sich deutlich gebessert hat ist meine Atmung, ich bin nicht mehr so angespannt und meine Emotionen sind deutlich ausbalancierter. Ich nehme viel mehr um mich herum wahr. Auf meine Leistung hat MPh bislang keinen großen Effekt. Nur insofern, dass ich jetzt die inneren Hürden etwas leichter überwinde.

Ich merke die nachlassende Wirkung stark. Dann wird mir schwindlig und ich bemerke deutlich, dass meine Gedanken hin und herspringen und ich konfus werde.

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Hey Userin,

mir geht’s da ganz ähnlich. Meine Diagnose (ADHS Unaufmerksamer Subtyp) ist jetzt etwa ein halbes Jahr her und mit den Medikamenten läuft es immer noch nicht ganz rund.
Wir haben mit Medikinet adult angefangen. Erst 5-5-0 und dann langsam gesteigert. Bei 20-20-0 war ich dann leider an einem Punkt, bei dem eine leichte Dizzyness (kann’s schwer beschreiben) einsetzte, obwohl ich vom sonstigen Gefühl/Wirkung her der Meinung war, dass da noch Luft nach oben sein muss…

Frei nach dem Motto Probieren geht über Studieren haben wir dann unretardiertes MPH (konkret das std. Ritalin) ausprobiert, was bei 10mg leider exakt den gleichen Effekt hatte.

Aktuell bin ich bei Elvanse. Vorteil: Es wirkt länger und ist imho berechenbarer (Mit Medikinet war das manchmal ein auf/ab + es scheint bei mir abhängiger von Mahlzeiten zu sein). Leider wirkt es bei mir allerdings doch nicht so lange wie vom Hersteller versprochen. Außerdem scheint es bei mir zwar auch mehr Klarheit, aber weniger Antrieb als MPH zu liefern. (Bin hier bisher aber auch nur bei 30mg)

Zur Wirkung an sich: Für mich ist das auch immer eher subtil und schwer zu beschreiben. Ich hatte also auch nicht den großen AHA-Moment, den einige beschreiben. Aber ich meine mit MPH einfach besser geradeaus denken zu können. Ich merke schneller, wenn ich abdrifte und kann dann gegensteuern.

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Hm, das verstehe ich jetzt nicht ganz. Das wäre dann doch einfach sozusagen das std. Ritalin? (ohne den Zusatz adult)

@metamodel Ritalin bzw. unretadiertes MPH hat keine offizielle Zulassung für Erwachsene. Wenn der Arzt mitspielt, kann man es als Selbstzahler via Privatrezept erhalten.

@bernard Ah, ok, wie blöd ist das denn :woozy_face:

Hallo @Lupine, ich weiß tatsächlich nicht, was meine Ärztin anders macht als andere Ärzte. Auf dem Rezept stand einfach „Ritalin 10mg“ oder so ähnlich. Zuvor hatte sie das auch schon mit Medikinet (unretardiert) gemacht. Ich konnte es einfach in der Apotheke abholen und musste nur die normale Zuzahlung leisten. Auch bei Elvanse habe ich mal 40mg verschrieben bekommen, was ja eigentlich für Kinder und Jugendliche zugelassen ist. Sie hat da überhaupt gar kein Thema draus gemacht und es ganz selbstverständlich verschrieben, ohne zu sagen, dass es nur für Kinder zugelassen ist.
Mein vorheriger Arzt, von dem ich weggewechselt habe, hatte mir zb keine unretardierten Medis verschrieben, mit der Begründung, dass es nicht zugelassen sei.
Vielleicht hat sie durch ihre Spezialisierung noch einmal einen anderen Begründungsrahmen…? :thinking:
Und ich kann mir kaum vorstellen, dass deine Ärztin zuvor keine ADHS Patienten hatte, weil es ja nicht selten ist. Vielleicht lohnt es sich ja nochmal, nach einer spezialisierten Praxis zu schauen?

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Ich weiß nicht wie meine Ärztin das macht, aber ich bekomme als Erwachsene ganz unkompliziert unretardierte Präparate verschrieben und musste noch nie mehr als die Rezept-Zuzahlung leisten. Das waren ganz normale Kassenrezepte und ich habe keinerlei Zuzahlungsbefreiung oder ähnliches.

Oh ja, diese Dizzyness kenne ich. Es ist ein Gefühl, was ich noch nie vorher hatte und schwer beschreiben konnte. Nach 4 Monaten, erst mit Medikinet adult und dann Elvanse habe ich die Medikamente wegen der Nebenwirkungen (vor allem hohe Herzfrequenz) abgesetzt. Ich war überrascht, wie „normal“ und gut ich mich plötzlich gefühlt habe, auch körperlich, ohne dieses Gefühl der schwer zu beschreibenden „Dizzyness“. Wieder eine normale Herzfrequenz zu haben, trägt aber auch zu einem viel besseren Wohlbefinden bei.

Trotz dieser Erfahrung, dass es mir ohne Medikamente körperlich so viel besser geht (was sich natürlich auch positiv auf meine Leistung auswirkt) merke ich, dass es Situationenen gibt, in denen ich einfach medikamentöse Unterstützung brauche. Meine Wunschvorstellung wäre es, nur gezielt Medikamente in bestimmten Situationen zu nehmen. Aber leider ist das bei weitem nicht so einfach. Wäre auch viel zu schön. Der Körper muss sich ja auch irgendwie langsam gewöhnen und das braucht seine Zeit.

Meine Ärztin unterstützt mich bei allen (verantwortungsvollen) „Versuchen“ mit Medikamenten. Wenn ich nach einer Zeit merke, dass das mit dem unretardierten MPH doch nicht funktioniert, werde ich als nächstes nochmal Elvanse in mini-Schritten ausprobieren. Vielleicht klappt es dann auch mit der Herzfrequenz. Vielleicht war ich ja mit 30 mg auch schon überdosiert……

Hallo,

also erstmal, unretardiertes Medikinet, unretardiertes Ritalin, Methylphenidat 1a, Methylpheni Tad usw., das ist alles das gleiche. Wer selbst zahlt, sollte dann auch das billigste nehmen, mehr ausgeben für ein Markenprodukt lohnt nicht.

Einschränkung: Manche sind gegen einen der Begleitstoffe allergisch und muss dann auf eines der anderen ausweichen.

Ich nehme Methylphenidat 1a (weil das preiswert ist und sich sehr gut teilen lässt), mein Sohn nimmt unretardiertes Medikinet (weil unsere Krankenkasse mit der Firma einen Rabattvertrag hat). Beide von uns nur am Abend, mein Sohn eine Vierteltablette (=2,5 mg) und ich eine halbe (=5 mg).

Früher, vor 2011, habe ich nur unretardiertes MPH genommen, da gab es noch keine Adult-Kapseln und Erwachsene mussten komplett selbst zahlen. Ich habe 5-mal täglich genommen ungefähr im Abstand von zwei bis zweieinviertel Stunden.

@Userin Nein, ich habe MPH (damals das unretardierte und heute die Kapseln) nie nach Bedarf genommen, sondern immer die gleiche Dosis, spätnachmittags und abends natürlich weniger als vormittags. Die Wirkung habe ich immer nach einer halben Stunde gespürt.

Wenn du mit 10 mg zu wenig merkst, dann steigere doch langsam auf 12,5 und dann 15 mg Einzeldosis - soweit deine Ärztin das erlaubt natürlich.

Sie hat garantiert noch mehr ADHSler, aber alle bis auf mich undiagnostiziert. Ich bin meiner ADHS selbst auf die Spur gekommen. Ich bin schon viele Jahre bei meiner Neurologin in Behandlung und möchte nicht wechseln. Sie hat ein völlig anderes Spezialgebiet, daher kennt sie sich nicht so gut mit ADHS aus. Trotzdem hat sie mich stets super unterstützt und mir auch ohne Einwände bis zur Diagnose Ritalin auf Privatrezept verschrieben. Das machen ja nicht viele Ärzte.

Jetzt ist sie dem Thema auf der Spur und davon werden sicher noch etliche ihrer Patienten profitieren.

Und sie hat sofort erkannt, nachdem ich vor 2 Jahren das erste mal den ADHS Verdacht ansprach, dass ich durchaus schon immer ADHS Symptomatik hatte. Es wurde nur nie damit in Zusammenhang gebracht.

Hallo zusammen,

ich habe die Rezepte privat gezahlt und konnte daher sowohl unretadiertes als auch retardiertes MPH ausprobieren. Beides in Form von Medikinet. Bei meinen ersten Einnahmen des unretadierten MPH habe ich ähnlich wo oben beschreiben nach ca. 45 Minuten gemerkt, wie sich ein leichter Druck im Kopf aufbaut, damals bei 5mg, aber insbesondere bei 10mg. Das war für ein Gefühl, als würde eine Stellschraube enger gezogen und der Fokus dadurch erhöht werden. Die erste Packung war zum Gewöhnen und Testen auf Nebenwirkungen und daher sehr schnell leer, weil einfach wenig Tabletten. Danach hat mir mein DOC retardiertes MPH verschrieben (10mg). Hier nehme ich morgens nach dem Aufstehen eine und dann noch zur Mahlzeit um 10 Uhr.
Ich merke das Einsetzen der Wirkung nun nicht mehr wie oben beschrieben und insgesamt ist der Pegel einfach geringer, dafür aber Konstanter, was ins. Abends zu spürbar mehr Fokus führt und auch mehr Antrieb. Ich mach seit einigen Wochen einfach mehr Dinge aus einem Selbstverständnis heraus.

Daher würde ich den Unterschied so beschreiben, dass ich bei den unretadierten Tabletten den Einsatz genauer dosieren kann. Aber insgesamt auch schneller wieder einen Leistungsabfall habe.

Vielleicht hilft dir diese Beschreibung ein bisschen.

Viele Grüße

Herzlich willkommen, @stosh ! :adxs_anfeuer:

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Dazu muss ich anmerken, dass 10mg Retard eben nur einer zweimaligen Einnahme von 5mg unretadierten MPH entsprechen.

Genau, daher ist bei mir gerade die Überlegung auf 20mg retard zu gehen, damit der „Spitzenwert“ einfach höher wird und sich mehr Wirkung zeigt.

Selbst das nicht ganz, auch wenn der Hersteller es sagt.

@Falschparker Es ist immer schwer die richtige Umschreibung zu treffen :slight_smile:

Das mit dem Medis strikt und regelmäßig nehmen bekomme ich leider nicht hin, da ich absolut keine Routine in meinem Tag habe.
Mittlerweile fahre ich aber ganz gut damit, wenn ich etwas erledigen muss 5mg zu nehmen, dann ca eine std später wieder 5mg und wenn das nicht reicht nochmal 10 mg nach 2-3 std. So kann ich dann ganz gut den Rebound abfedern. Nehme meistens 20 mg insgesamt pro Tag, maximal 25-30mg.
Meine Ärztin lässt mir da ziemlich freie Hand was die Dosierung angeht. Sie ist selbst betroffen und weiß wie individuell das ist.
Wie das funktioniert, dass ich alle (Kinder) Medis auf Rezept bekomme, habe ich immer noch nicht verstanden. Es klappt allerdings immer problemlos. Meine Krankenkasse (gesetzlich) hat eine App wo abgeholte Medikamente aufgelistet sind. Dort steht es auch ganz selbstverständlich drin und ich habe noch nie eine Benachrichtigung bekommen, dass das nicht okay sei oder ich das zahlen müsste.

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