Hallo alle zusammen!
Habe mir auch einfach mal ein Herz gefasst und hier endlich einen Account erstellt.
Ich habe nun seit jahrelanger Ungewissheit und vielen depressiven Phasen+Burn-Out endlich meine ADHS-Diagnose und… puh, bin ich erleichtert. Die endgültige Diagnose war vor zwei Wochen und ich habe auch prompt Medikinet Adult Retard verschrieben bekommen. Die Eindosierung ist logischerweise noch im Gange, heute ist der Sprung auf 3x10mg morgens. Mittagsdosierung kommt dann später. Jetzt bin ich wieder so abgeschweift, denn der eigentliche Grund für den Post ist, dass ich aufgrund meiner depressiven Phasen und meines Burnouts seit längerem arbeitsunfähig bin und ich deswegen eine medizinische Reha beeantragt habe, welche kurz bevorsteht. Ich wollte nur mal fragen, ob und welche Erfahrungen ihr bereits mit Reha-Kliniken gemacht habt. Ich weiß natürlich, dass das alles verallgemeinernd ist und es immer unterschiedliche Erfahrungen, je nach Mensch, geben wird. Wollte nur versuchen, mir die Aufregung moöglicherweise etwas zu nehmen
Meine Klinik wird übrigens die Mittelrheinklinik in Bad Salzig, vielleicht kennt die ja möglicherweise jemand und kann mir Tips geben.
Liebe Grüße
Hasimoco
Hallo Hasimoco, wie sind deine Erfahrungen mit der Mittelrhein Klinik?
Ich hab 2 zur Auswahl und diese ist mit aufgelistet. Würde mich über Austausch freuen. Lg
Auch wenn der Ursprungspost etwas älter ist.
Ich bin gerade in der SRH Medinet Burgenlandklinik in Bad Kösen (Naumburg/Saale) wegen Burnout-Adhs-Depression und damit verbundenen längerem Krankenstand.
Diese Klinik hat sich sehr auf ADHS eingestellt. Die ADHSler sind hier sehr stark vertreten (neben natürlich auch anderen psychologischen Fällen).
Ich kann diese Klinik (bisher) sehr empfehlen. Neben den Therapien (teilweise allgemein aber auch spezielle ADHS Gruppen) ist der Austausch mit den MitpatientInnen enorm hilfreich und Gold wert. Ähnlich wie hier im Forum tut es so gut, mit Leuten zusammenzusein und sich auszutauschen die genauso „ticken“ und einen so gut verstehen können. Schon alleine das ist es wert hier zu sein. In der „normalen“ Gesellschaft ist das Verständnis ja leider eher die Ausnahme.
Ich habe hier definitiv mehr über ADHS und mich erfahren können und verstanden, wie in den ganzen letzten Jahren.
Ganz nebenbei ist das Pflege-Ärzte-Psycho-Team hier ebenfalls meganett und das Essen absolute Spitzenklasse
LG aus aktuell Bad Kösen
hallo Schwappi!
Ach, wie schön, der erste Mensch mit ADHS, den ich jetzt aus eigener Erfahrung was über die Burgenland Klinik erzählen höre.
Ich muss der Rentenversicherung bis spätestens morgen Rückmeldung geben, wo ich nun hinwill und schwanke aus Mangel an Alternativen zwischen der Klinik Lüneburger Heide und der Burgenland Klinik.
Auf die bin ich jetzt eben erst gestoßen leider.
Ich würde mich total freuen, wenn du mir noch ein bisschen erzählen würdest, zum Beispiel:
-wie wird da therapeutisch gearbeitet?
——Gibt es die Möglichkeit, dass du selber diesen Prozess mit steuern kannst? Mir geht es ganz konkret zum Beispiel um die Haltungen Achtsamkeit und vor allem Selbstmitgefühl, von denen ich weiß, dass sie mir sehr helfen würden, wenn ich sie denn anwenden und üben würde und nicht immer nur schlau in meinem Kopf hätte. (und von der im Falle Selbstmitgefühl zumindest die auskunftgebende Dame in der Klinik Lüneburger Heide noch nie was gehört hat)
—Droht die Gefahr, dass man eventuell in einem Doppelzimmer schlafen muss?
— hast du bis zum Schluss einen positiven Eindruck behalten?
— Bist du zufrieden mit dem deiner sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung?
—- Und, eine völlig verrückte Frage, aber sie ist trotzdem leider in meinem Kopf…t: wie ist denn da so die Stimmung und das Reden mit und unter den Therapeuten und Pflegekräften politisch, weil das da ja tiefstes AfD-Land jetzt ist …?
Wahrscheinlich mal wieder eine von meinen quatschigen Sorgen, aber sie geht leider aus meinem Kopf nicht so ganz raus.
Falls du bis morgen antworten könntest, also Freitag, 21. März, wäre das fantastisch, da ich denen nun wirklich Bescheid sagen muss, nachdem ich es schon viele Wochen immer wieder verlängert habe mit der Entscheidungsfrist…
ganz liebe Grüße, Schwappi!
Annika
Hi Annika,
ich war tatsächlich bis zum Schluss (6 Wochen, da ich eine Verlängerungswoche bekommen habe) sehr zufrieden.
Wie schon geschrieben ist der gesamte Umgang zwischen den Patienten und zu den Therapeuten immer gut gewesen.
Therapeutisch kann man im Rahmen natürlich alles mitgestalten. Es gibt verschiedene Entspannungstherapien zur Auswahl (Achtsamkeit, Autogenes Training, Klangreise, Ohrakupunktur, Jakobsen u.s.w.) und diverse weitere Therapien (Musiktherapie, Tanztherapie, Therapeutisches Jonglieren u.ä.) aus denen man sich Themen wählen kann (sofern dort genügend Plätze frei sind, kommt man da auch rein).
Einmal die Woche 40-50 Minuten Einzeltherapie und zweimal die Woche Gruppentherapie (ca.8 Leute).
Diverse Vorträge und Themekurse (ADHS, Stressbewältigung u.a.).
Pc-Testungen waren auch dabei.
In einer bei mir zwischendurch aufgetreten Psychichen angespannten Lage wurde ich extrem gut von allen Therapeuten (und Patienten) sehr gut aufgefangen und es waren immer offene Ohren da, wenn man jemanden brauchte.
Parallel ein großes Sportangebote (Krafttraining an modernen Geräten, Crosstrainer, Nordic Walking, Rückenschule, Bewegungsbad) freiwillige Sportprogramme abends und am Wochenende (Bodyfit, Pilates, Stepper mit „ISI“ - Einer Top-Trainerin).
Fango, Reizstrom und manuelle Therapie (bei Bedarf) waren ebenfalls mit dabei.
Die Sauna (3 Tage die Woche getrennt für M/W geöffnet) wurde ebenfalls gerne genutzt.
Das außergewöhnliche gute Essen erwähnte ich bereits.
Ich habe Stunden in Ergo verbracht (Speckstein, Vogelhäuser bauen, Körbe flechten, Acryl Malerei, Töpfern u.v.m) was sowohl in Therapie möglich ist, als auch in der Freizeit.
Zum Spazieren und wandern oder walken bietet sich die Gegend ebenfalls an.
Es ist schwer alles zusammenzufassen.
Die medizinischen Untersuchungen waren ebenfalls gut. Medikamentöse Umstellungen wurden nach Absprache oder Wunsch ebenfalls vorgenommen. Es wurde bei mir sogar erstmalig in meiner gesamten ADHS-Zeit der Medikamentenspiegel gemessen , da ich auf die Medis nicht wirklich so reagiert habe, wie es sein sollte. Hier kamen tatsächlich spannende Ergebnisse raus, welche aber eher für einen separaten Threat geeignet sind.
Politisch wurde tatsächlich nichts geäußert. Natürlich gibt es da überall unterschiedliche Meinungen (und man sieht den ein oder anderen MitpatientInnen die Richtung auch an). Aber es würde niemals irgendwo Thema. Ich war ja mitten während der Wahlperiode (und Entscheidung) da, aber habe tatsächlich (auch weil ich anschalten wollte) davon sogit wie nichts mitbekommen. Im allgemeinen hatte ich tatsächlich (unter den Patienten) eher das Gefühl, dass def. (sichtbar) weniger rechts als mitte-links vertreten war.
Die Mitarbeiter haben sich da komplett gar nicht zu geäußert.
Es gibt nur Einzelzimmer. Keine Zweierbelegung. Meistens mit Balkon oder Terrasse. Je nachdem in welchem Gebäude man ist.
Alles in allem nur rund etwasüber 100 Patienten und damit eher sehr Familiär gehalten und man kannte nach kurzer Zeit fast jeden (zumindest dem sehen nach) und der Abschied ist häufig auch (durch die starke Gemeinsamkeit und Bindung in den 5-6 Wochen) sehr emotional gewesen. Es wurden tatsächlich auch enge Freundschaften geschlossen, welche hoffentlich noch lange halten werden.
Alles in allem also weiterhin positiv, auch wenn mir sicherlich das ein oder andere an „Handwerkszeug“ für zu Hause fehlt. Aber es ist natürlich klar, dass man (unabhängig davon, dass es für ADHS keine Heilung gibt) zu Hause noch vieles nacharbeiten muss und mit den Erkenntnissen, die man gesammelt hat für dich selber scahein muss, wie man sein weiters Leben bestreiten möchte und was man alles ändern will.
Bis auf… Und jetzt komme ich zu einem Knackpunkt, welcher allerdings (was ich aus Gesprächen gehört habe) nicht bei jedem so ist:
Mit meinem Abschlussbericht bin ich nicht ganz einig mit der Klinkmeinung. Den endgültigen Bericht habe ich zwar noch nicht vorliegen, jedoch wurde ich (zwar erst noch einmal kurzfristig arbeitsunfähig aber danach als) voll arbeitsfähig in meinem alten Beruf eingestuft. Leider weicht diese (theoretische) Meinung von meiner real eingeschätzten (in der freien Wirtschaft einfach anders aussehenden) Meinung ab. Hier muss ich aber noch abwarten, was endgültig raus kommt. Aber wie gesagt, wurde hier bei anderen Patienten realistischere Berichte ausgestellt.
Ich hoffe ich konnte dir (und ggf auch anderen) einen guten Überblick geben und dir die Entscheidung etwas einfacher machen.
Ich würde auf jeden Fall wieder dort hin und kann die Klinik nur empfehlen.
Ich wünsche dir alles gute, eine gute Erholung und viele neue Erkenntnisse.
Liebe sonnige Grüße
„Schwappi“
Hier noch eine Therapie Übersicht:
hallo Schwappi!
Ach, das ist ja super nett, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ich bin sehr dankbar dafür, wie viel Zeit du dir genommen hast und dass du auch wirklich auf alle Fragen geantwortet hast!
was hat das denn dann für Auswirkungen, wenn du als voll arbeitsfähig in deinem alten Beruf eingestuft bist, es aber eigentlich nicht bist…?
kannst du dieser Leistungsbeurteilung widersprechen/ sie anderweitig beeinflussen, wenn du klar sagst, dass das bei dir nicht so ist? Ich verstehe insgesamt überhaupt nicht, wie die in diesem Klinik Setting einen arbeitsmäßig einschätzen können, es ist doch alles total spekulativ da, es ist doch da alles eine völlig andere Situation ist,als wenn man arbeitet.
Und das es insgesamt eben echt eine Blase ist, in der man sich befindet ,in der genau ein Teil der ADS – spezifischen Probleme (bei mir ganz ganz stark Antriebslosigkeit, verzetteln, Unstrukturiertheit, katastrophales Zeitmanagement) eben nicht gut bearbeitet werden können, weil sie dort einfach nicht vorhanden sind aufgrund der Fremdstruktur und des wegfallenden Haushalts etc., Ja, das finde ich auch ein Paradox, aber ambulant komme ich hier auch nicht weit genug im Moment und diese Rehabilitation ist ja nun auch „verordnet“ von der Rentenversicherung, ich möchte eigentlich eine berufliche Rehabilitation machen…
weißt du, ob, wenn ich mir über meine eigentlichen Diagnosen immer noch nicht so ganz endgültig im Klaren bin, inwieweit ich zum Beispiel auch depressiv bin oder nicht, da auch eine Diagnostik gemacht werden würde?
und magst du mir vielleicht noch ganz kurz schreiben, wie hilfreich du die Einzelgesprächstermine empfunden hast?
Ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist, aber ich habe einen großen Teil meiner Schwierigkeiten, weil ich so einen niedrigen Selbstwert habe. Kannst du mir eine Einschätzung geben, ob die da ein bisschen weiterhelfen können? also ist das irgendwie insgesamt mal Thema, geht es anderen so auch, geht es da also auch um Akzeptanz und zu lernen, sich trotzdem wertzuschätzen oder so?(deshalb würde mir halt das stärkere aufbauen einer selbstmitfühlenden Haltung helfen, ich weiß nur, dass das in den meisten Kliniken noch gar nicht so bekannt ist oder nicht so gemacht wird.)
Ergotherapie ist einmal die Woche 90 Minuten?
Muss man die Tanztherapie mitmachen…?
ganz liebe Grüße!
Annika