Erfahrungen Wirkung von Medikamenten auf soziale Ängste/social anxiety?

Hallo zusammen,

Die Kurzfassung:
Dass es generell einen positiven Effekt von Stimulanzien auf Ängste gibt, ist ja eigentlich klar. Mich würden aber eure eigenen Erfahrungen interessieren. Also wie sich AD(H)S Medikamente auf das Sozialverhalten (bei Erwachsenen) auswirken.

Und jetzt etwas ausführlicher:
Habe meine Diagnose noch nicht lange und dachte bisher auch nicht, dass ich ein besonders impulsiver Typ bin. Klar, in manchen Dingen schon, aber eben mehr bei Sachen, die mich selbst betreffen. Wenn ich nicht gerade im geschützten Raum bei meiner engsten Familie/meinen engsten Freunden bin, habe ich eigentlich nie Probleme gehabt meine Impulsivität zu kontrollieren. Ich habe zwar die Leute in meinem Kopf gedanklich immer „unterbrochen“, ihre Sätze zu Ende gesagt bevor sie selber fertig waren, korrigiert, etc., aber mir nie bewusst auf die Zunge beißen müssen. Ich vermute auch schon lange, dass ich Symptome einer sozialen Angststörung habe. Nicht sehr stark ausgeprägt, aber dennoch meide ich manchmal bestimmte Situationen.
Jetzt nehme ich seit über einem Monat MPH (Medikinet) und glaube so langsam eine gute Dosierung gefunden zu haben. Und ich merke, dass das auch Auswirkungen auf mein Sozialverhalten hat. Ich mache mir nicht mehr so viele Gedanken darüber wie ich rüberkomme oder was andere von mir denken könnten. Was sehr angenehm ist. Aber andererseits habe ich das Gefühl, dass jetzt meine Impulsivität nicht mehr von Ängsten maskiert und überlagert wird (hello rejection sensitivity!). Ich erwische mich manchmal dabei, wie ich spontan Leuten auf der Straße „antworte“ oder meine Wortwitze in Gesprächen nicht mehr zurückhalte wenn sie mir durch den Kopf gehen. Also einerseits wird die Angst reduziert aber damit auch die Impulsivität nicht mehr unterdrückt; und andererseits sollen Medikamente ja auch bei der Impulskontrolle unterstützen. Scheint mir also ein schmaler Grat zu sein! Vor allem was die Findung der optimalen Dosis angeht.

Finde die Beobachtung irgenwie ziemlich spannend. Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder auch komplett andere?

LG! :slight_smile:

3 „Gefällt mir“

Spannendes Thema!

Ich glaube eine Kombi mit Clonidin könnte da auch interessant sein.

1 „Gefällt mir“

Ich habe auch einen sehr positiven Effekt bei meiner Sozialphobie und meiner Überanpassung festgestellt!
Ebenso den schmalen Grad zwischen „Jetzt bin ich mehr ich, aber habe keine so großen Angst mehr dafür „abgelehnt“ zu werden“, aber ebenso weiß ich mittlerweile durch die Medis wann ich die Klappe zu halten habe. :joy:

Meine Impulsivität „reinzureden“ ist in angebrachten Situationen sehr viel besser geworden. Bei Freunden und Bekannten jedoch traue ich mich mehr ich selbst zu sein und gebe wenig darauf, falls mal was falsch aufgefasst wird. Was SEHR erleichternd ist! Was hatte ich immer Panik, dass man mich nun nicht mehr mag oder ich es „verkackt“ habe (Schwarz Weiß denken).

Ich bin sehr dankbar in dieser Hinsicht!
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ein leichteres Leben unter Menschen und nicht ständig das Gefühl unangenehm zu sein. Es ist mir schlicht „egal“ geworden, ob es wen juckt. Damit stieg halt auch mein Selbstwertgefühl in einen gesünderen Bereich.

Üben werde ich Konversationen und verhalten dennoch weiterhin bewusst. Damit es sich gut festigt, wo was wie angebracht ist.

Ich bin auf Feedback von Freunden und Familie angewiesen und bitte sogar darum, dass sie mir Feedback geben, falls ich zu schnell, Zuviel rede oder dazwischen oder in gewissen Situationen, wo Betroffenheit etc. Wichtig wäre, „falsch“ reagiert habe emotional. Mein Hirn hat früher häufiger Gefühle vertauscht als Reaktion, wieso auch immer.
Daher bewusst maskiert und das gesagt, was ich als Reaktion bei anderen Beobachten konnte.

Liebe Grüße,
Erbse

4 „Gefällt mir“

Hallo LeaSchmea,

mir geht es ganz genauso wie dir!
Auch noch nicht lange diagnostiziert und mit Medikinet 10 und 20 mg grade am eindosieren.

Was ich als positiven Effekt am meisten merke ist genau das was du beschreibst!
Ich bin in sozialen Situationen / unter Menschen viel mehr ich, maske nicht mehr so stark und mache mir nicht 100 Gedanken, wie ich mich jetzt verhalten soll oder was ich sagen kann und was nicht oder oder oder… kurz gesagt, ich overthinke nicht mehr so hart, sondern mache einfach und verhalte mich in Gesprächen oder sozialen Situationen einfach so wie ich grade fühle und das ist eine ENORME Erleichterung!
Allerdings hab ich dann genau diesen gegenteiligen Effekt auch, dass ich dadurch meine Impulsivität nicht mehr so gut unter Kontrolle habe.

Wie geht es dir denn mittlerweile damit?
Hat sich da nochmal was bei dir verändert? Und wie ist deine Dosis von Medikinet im Moment?

Viele Grüße,
Franzi

3 „Gefällt mir“

Hab ja den Thread bzgl. Elvanse/Attentin und Clonidin eröffnet.
Kurzum hatte das Clonidin zusätzlich zu den Stimulanzien bei mir alle Ängste bzw. RSD komplett beseitigt - so unglaubwürdig sich das auch anhören mag. Das ganze Hilft schon gleichbleibend seit 2 Monaten.

4 „Gefällt mir“

Interessant. Ich würde es auch gerne probieren. Mein Problem ist, das ich auch ohne clonidin schon eher brady bin.

Hallo zusammen!

Bei mir wurde 2023 adhs festgestellt und nun wurde eine angststörung (soziale Phobie) festgestellt.

Meine Erfahrungen sind ähnlich wie eure - ich bin zwar noch angepasst in sozialen Situationen (dazwischenreden), aber ich kann viel leichter flüssig reden. Ansonsten rede ich unter Beobachtung oft wirres Zeug, was grammatikalisch keinen Sinn ergibt, weil ich so aufgeregt bin.

Meine Impulsivität kommt vor allem beim kaufen durch, auch mit medi 10 und 20mg?! Wie kann das sein? Passt das Medikament also doch nicht oder hat das was mit der komorbidität zu tun?

Habt ihr die Wechselwirkung damals bei eurem Psychiater angesprochen? Seid ihr noch beim gleichen Medikament oder nehmt ihr mittlerweile ein anderes, was eure Impulsivität und angststörung gleichermaßen eindämmt?

Es kann sein das es unter andere Dosis oder Medikament besser wird .
Es gehen aber auch nicht alle Baustellen mit Medikation weg, sondern die Medikation hilft manchmal auch „nur“Tools, Techniken und Strategien einzurichten.

Komorbidität kann das natürlich auch sein , wenn du mit den Käufen etwas unbewusstes befriedigst. Da könnte Therapie helfen um das herauszufinden.
Aber auch hier könnten vielleicht die Medis helfen Strategien zu entwickeln .

2 „Gefällt mir“

Ich habe da leider ganz andere Erfahrungen gemacht:

Ich war schon immer introvertiert, aber seitdem ich Medikamente gegen mein ADS nehme, habe ich das Gefühl, dass es sich inwzischen zu einer Art Sozialphobie entwickelt hat. Ich fühle mich unter Menschen gar nicht mehr wohl bzw. ständig beobachtet und Blickkontakt ist extrem schwierig. Die Meinung anderer ist mir irgendwie sehr wichtig, obwohl ich das eigentlich gar nicht will.

Ich kann allerdings nicht sagen, ob es an den Medikamenten liegt, oder an etwas anderem.