Erstdiagnostik mit unbefriedigendem Ergebnis

Hallo zusammen,

ich hatte gestern einen ersten Diagnostik-Termin für ADHS. Ich habe jetzt schon seit längerem die Vermutung, dass ich ADHS (bzw. eher ADS) haben könnte und wollte dem nachgehen. Bei der - hier wahrscheinlich allen bekannten - längeren Wartezeit bis zum Termin habe ich mich ziemlich mit dem Thema beschäftigt. Es gibt so viele Punkte, die exakt auf mich zutreffen, dass ich das erste mal das Gefühl habe, dass ich weiß wo meine Verhaltensweisen und teilweise Probleme herkommen.

Bei der Diagnose wurde der HASE Text im Interview durchgeführt. Zuvor hatte ich einen Online Fragebogen zur Kindheit und zum Erwachsenenalter durchgeführt.
Das Ergebnis des Tests war dann: Kein ADHS. Aber eigentlich ein bisschen doch, denn ich bin grade kurz vor dem Cut-Off Punkt gelandet. In den beiden wichtigen Kategorien Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität fehlte mir jeweils ein Punkt. In den Nebenkategorien, von denen mindestens 2 erfüllt sein mussten habe ich 3 erfüllt, 2 davon mit dem fast doppelten Punktewert wie benötigt (Unorganisiertheit und Impulsivität).
Und genau das ist ein Ergebnis, dass zutiefst unbefriedigend für mich ist. Ich kümmere mich grade um einen zweiten Diagnostik-Termin woanders, da ich hier gerne eine Zweitmeinung hätte, vor allem weil ich denke, dass ich ADS habe. Hyperaktivität gehört nicht zu den Dingen.

Hat hier jemand Erfahrungen mit der Feststellung von ADS?
Bzw. kennt ihr den Test oder hat hier jemand ähnliche Ergebnisse erhalten und woanders kam eine andere Diagnose heraus?

Ich finde alleine den Fragebogen zur Kindheit schon super schwierig, weil ich mich an meine Kindheit so gut wie gar nicht erinnere. Meine Schulzeugnisse helfen da auch nicht weiter, denn ich bin scheinbar sehr gerne in die Grundschule gegangen und habe dort auch immer gut mitgearbeitet etc. Ab der weiterführenden Schule sieht man dann aber doch einen größeren Einbruch was die Noten angeht und ich erinnere mich gut daran, dass ich nie viel für die Schule gemacht habe, alles auf den letzten Drücker, etc. Da das schlimmste für mich sitzenbleiben gewesen wäre habe ich hier aber immer alles gegeben, damit das nicht passiert und konnte das auch verhindern. Auch wenn es in Mathe, Chemie und Physik schonmal knapp war.

Alles in allem ist das ein ziemlicher Downer gewesen, denn je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto mehr war ich mir sicher, dass ich hier auf dem richtigen Weg bin. Ohne eine Diagnose habe ich aber das Gefühl, dass ich es schwer finde anderen davon zu erzählen, denn ADHS habe ich ja nicht.

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Huhu
Also es gibt kein ADS, nur ADHS.
„Allerdings findet die Bezeichnung ADS beziehungsweise Aufmerksamkeitsdefizitsymptom heute größtenteils nur noch umgangssprachlich Verwendung. Die Fachwelt verwendet dagegen den Begriff ADHS. Daher ist es genaugenommen nicht ganz richtig, zwischen ADS und ADHS zu unterscheiden. Stattdessen lässt sich ADS eher als eine Ausprägung von ADHS bezeichnen.“
In allen anderen Ländern ist das schon Standard, nur in Deutschland hält es sich irgendwie, dieses ADS. Das H in ADHS , die Hyperaktivität, die hat man immer, sie äußert sich nur ganz unterschiedlich :slightly_smiling_face:
Vor allem bei Frauen. Innere Unruhe, Impulsivität, diese Stimmen und Musik im Kopf, das alles gehört auch zum H - und nicht (nur) körperliche Bewegung (Stichwort Zappelphillipp), was immer alle denken.

"Das DSM-5 unterscheidet derzeit drei Subtypen von ADHS: den unaufmerksamen Typ (manchmal auch als ADS bezeichnet), den hyperaktiv-impulsiven Typ und den Mischtyp."

Deine Diagnostik klingt etwas komisch, du hattest gestern einen Termin und direkt gesagt bekommen kein ADHS ??So eine Diagnostik zieht sich über 3-5 Termine. Das ist nicht an einem Tag gemacht.

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Hallo @CirillaVonCintra , danke dir für die Info, das hatte ich tatsächlich falsch abgespeichert. :slight_smile:

Ja, das war nur eine einzige Sitzung. Die Fragebögen gab es vorher digital, dann das eine Interview. Es wurde auch nicht nach meinen Zeugnissen gefragt oder geschaut, auch wenn ich die dabei hatte. Die Einschätzungen von anderen Personen wurden auch nicht abgefragt.
Da fällt mir eh schon immer auf, dass meine Lebensgefährtin mich da komplett anders einschätzt als ich es selbst tue, was bei so einer Diagnose bestimmt hilfreich ist. Ich tendiere häufig dazu Dinge kleinzureden.

Ich selbst bin männlich, habe auch einige der Hyperaktivitäts-Anzeichen (Innere Unruhe, Fußwippen, usw.) aber nicht in den „Zappelphilipp“ Maßen die man so aus dem allgemeinen ADHS-Bild kennt.

Aber es ist gut zu hören, dass sich so eine Diagnose normalerweise über einen längeren Zeitraum zieht. Denn je mehr ich mich damit beschäftige und je länger ich drüber nachdenke desto mehr bin ich davon überzeugt, dass das Ergebnis gestern so nicht passt.

So sollte es nicht laufen! Tut mir sehr leid. Hast du dafür privat gezahlt?

Das „allgemeine“ ADHS Bild ist leider sehr stereotypisch. Ich (w) höre auch sowas wie „waaas du hast ADHS merkt man gar nicht!“ ja, weil sich alles in meinem Kopf abspielt… :crazy_face: und zu ADHS eben auch Dinge gehören wie emotionale Dysregulation, Impulsivität, Nervosität, innere Unruhe,…

Meine Diagnose lief so ab:
Vor Termin: Mehrere (!) online Fragebögen ausfüllen

  1. Termin: 50min Gespräch über mich, mein Leben, Kindheit, SchuleUni etc
  2. Termin: 50min Interview, Zeugnisse & Schulberichte abgegeben
  3. Termin: 50min Interview, mehr Fragebögen (auch meine Eltern mussten welche ausfüllen online)
  4. Termin: 50min Tests am PC machen (Intelligenz, Konzentration, Gedächtnis)
  5. Termin: 30min Besprechung Diagnose, wie geht es jetzt weiter

Diagnostik hat mich 300€ gekostet, muss man ja leider idR selber zahlen.

Danke. Es ist schon einmal echt gut, dass hier zu hören, weil es mich in meinem Gefühl bestätigt, dass es so nicht passt.
Gezahlt habe ich dafür nicht, ich hatte online einfach bei diversen Praxen etc. die sich vernünftig angehört hatten Terminanfragen verschickt. Das war jetzt der erste Termin, der erfolgt ist.

Ja, absolut. :grin:

Ich hatte bislang versucht das ohne Selbstkosten zu machen, bzw. jemanden zu finden der hier eine kompetente Diagnostik durchführen kann. Vielleicht ändere ich da einfach noch mal meinen Ansatz. :thinking:

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Musst du wahrscheinlich leider. Ich bin inzwischen auch in einer Selbsthilfegruppe und alle haben erzählt, sie mussten für die Diagnostik zahlen. Kostenlos machen es manchmal nur (Uni-)Kliniken, zumindest bei mir in der Gegend, aber da hast du halt Wartezeiten von 6-12 Monaten. Als selbstzahlerin hab ich nach nur wenigen Anfragen und rumtelefonieren einen Termin bekommen. So eine Diagnostik kostet zwischen 200-1000€ (was ich so herausgefunden habe), lass dir auf jeden Fall vorher Angebote geben. Bzw. oft steht sowas auch auf den Webseiten, was es bei der Praxis kostet.

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