Erster termin beim Psychologen

Guten Abend zusammen,

ich hatte heute meinen ersten Termin beim Psychologen, das ging überraschender Weise sehr schnell! Ich dachte erstmal zur allgemeinen Beratung aber wir haben gleich mit den ersten fragen zur Diagnostik angefangen. Ich hatte mir vorher schon meine alten Zeugnisse besorgt, sie hat bis jetzt aber noch nicht erwähnt, dass sie die sehen möchte. Sie hat mir dann auch schon mal, was zur Behandlung erzählt und mir erklärt wie Medikamente gegen ADHS wirken. Aber sie sagt mir erst was Sache ist, wenn sie eine sichere Diagnose stellen kann.

Die Ärztin ist total lieb, aber ich war so angespannt und mich hat das alles wahnsinnig gestresst! Kurz vor dem Termin kam ich mir wieder blöd vor, weil ich dachte, ich bilde mir das vllt doch nur ein. Hat es jetzt nicht besser gemacht. Ich wusste das ich mich nicht verstellen soll und am besten so bin wie ich bin. Damit habe ich gerade in Situationen, die neu für mich sind, meine Probleme. Ich habe glaube ich habe ziemlich wirres Zeug geredet :sweat_smile: Zwar hatte ich einen Zettel mit Beispielen dabei, aber der ist irgendwie in der Tasche geblieben…
Jetzt fallen mir auch noch lauter Sachen ein die ich eig. Noch sagen wollte :confused: Ich hab ihr auch kaum in die Augen gesehen während des Gesprächs, ich weiß nicht was da los war… Ich würde mich schon als reflektiert bezeichnen, aber es war ein schon komisches Gefühl vor jemanden zu sitzen der, dass alles einordnen kann und einen dabei beobachtet, zwecks Körpersprache. Ich wollte nach dem Termin auch erstmal schlafen :smiley:

Wie waren denn so euer erstes mal beim Therapeuten?

P.S.: Wie kann ich euch denn die Daten der Ärztin zukommen lassen? War zwar erst einmal dort aber der erste Eindruck war sehr gut und sie kennt sich mit ADHS aus! (Das steht sicher irgendwo, aber ich verliere hier schnell den Überblick :smiley:)

Wie waren denn so euer erstes mal beim Therapeuten?

3 „Gefällt mir“

Hier ist ein Eingabeformular (unterhalb dem Rahmen am Anfang mit den Infos für die, die Adressen suchen).

Herzlichen Dank !!!

Ich glaube, Du hast die Berufsbezeichnungen etwas durcheinander gebracht.
Eine Psychologin ist keine Ärztin. Ist sie vielleicht Psychiaterin? Psychiater sind nicht automatisch auch Therapeuten - es gibt jedoch Ärzte mit therapeutischer Ausbildung. Die Diagnostik macht meistens ein Facharzt, also ein Psychiater.

Das ist normal, davon berichten hier viele, und ich habe mich auch so gefühlt. Ist ja auch ein schwieriges Thema, gerade wenn es ums beschreiben geht. Wenn ich Kopfschmerzen habe kann ich das klar formulieren und weiß, so gehört das nicht. Aber wenn ich hibbelig, ungeduldig, unkonzentriert bin ist das nicht so klar. Das einzuschätzen ist aber zum Glück auch nicht dein Job. Du fühlst dich komisch, also bist du zur zuständigen Fachperson gegangen. Das ist schonmal super. Jetzt muss sie beurteilen, ob und was da anders ist, als bei neurotypischen Menschen.

Gibt es eigentlich eine Statistik dazu, wie viele getestete auch eine Diagnose bekommen? Ich könnte mir vorstellen, dass der Anteil recht hoch ist. Man beobachtet gerade als Erwachsener seine Symptome ja schon relativ lange, und ich glaube, dass die Hemmschwelle für einen Diagnosetermin alleine schon wegen der ganzen damit verbundenen Arbeit ziemlich hoch ist, sodass man das nur auf sich nimmt, wenn man einen recht hohen Leidensdruck hat. Und der kommt ja nicht von ungefähr.

Schreib sie auf, nimm sie mit. Am besten holst du den Zettel dann schon im Wartezimmer raus und liest ihn nochmal durch, damit er nicht wieder in der Hosentasche bleibt :wink: Das meiste davon wird aber vermutlich eh früher oder später abgefragt werden, sodass es nicht dramatisch ist, wenn du es doch vergisst.

Das Gefühl kenne ich, die Anspannung ist sehr anstrengend für Körper und Geist, das macht müde. Gönn dir die Ruhe wenn du kannst.

Mein erstes mal in der Diagnosestelle war aufregend. Ich war sehr gehetzt und kam etwas zu spät, das war glaube ich gut, sonst hätte ich mir noch mehr Gedanken gemacht. Die Therapeutin (ich hatte eine Psychologin) hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben und meinen Anfangsverdacht bestätigt (natürlich keine Diagnose, aber sie hat gesagt, dass meine Symptome recht eindeutig sind und auch die Zeugnisse „klassisch“ aussehen). Danach war ich so durch, dass ich erstmal ne Delle in meine Autotür gerammt hab :person_facepalming:
Beim Termin danach war ich auch wieder super aufgeregt, da habe ich Fragebögen abgegeben und anschließend einen Computertest gemacht. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass ich irgendwie das Ergebnis verfälsche, weil ich ja wusste, dass ich getestet werde. Bei Aufregung werde ich hibbeliger als in Ruhe, ich hoffe, das wurde bei den Testergebnissen irgendwie berücksichtigt :sweat_smile:
Der dritte Termin war dann die Diagnose, und tatsächlich hat das mich am meisten mitgenommen. Wir haben viel darüber geredet, was mir alles schwer fällt, und dass ich das für mich akzeptieren und eingestehen muss, das war sehr emotional für mich. Auch mit der Diagnose selbst musste ich erstmal klarkommen, das ist ein Prozess der mehrere Tage sehr intensiv war und jetzt, ein viertel Jahr später, immernoch andauert.

Zuletzt: Sei stolz auf dich! Die ersten Schritte sind oft die schwersten. Man schleppt Zweifel mit sich, soll sich von jetzt auf gleich öffnen, muss oft ewig lange und ewig oft telefonieren, an die Termine denken, dies und das besorgen. Das hast du geschafft und das ist eine riesen Leistung.

1 „Gefällt mir“

Hallo Kohlmeise!:wave:

Mach dir keinen Kopf. Es kann nichts schlimmes passieren.

Kenne ich. Da will ich schlafen und auf einmal fällt mir ein, welchen Unsinn ich gesprochen habe - kann auch eine Ewigkeit her sein. :joy:

Vollkommen in Ordnung, es war anstrengend und dein Kopf wollte seine Pause. :sweat_smile:

Erzähl ihr das ruhig das nächste Mal. Genauso dein Gedanke, dass du wirres Zeug geredet hast. Das gehört zur Diagnose dazu, kein Grund zur Scham. Die Dame ist da um dir zu helfen. Sie kennt die Probleme.

Du kannst statt Zettel alles auch auf dem Smartphone haben. Falls es zu viel zum Eingeben ist, kannst du am Computer dir selbst auch eine E-Mail schicken. Wir haben 2023, da ist es nicht unhöflich die Notizen aus dem Handy zu lesen. :grinning:

Warum ich das schreibe? Ich vergesse Zettel immer zuhause. Handy nicht.:joy:

Mein 1. Besuch beim Therapeuten war durch Verunsicherung geprägt, ich ging zum Therapeuten wegen Depressionen. Irgendwann habe ich dank der stockenden Therapie erkannt, dass anscheinend ADHS mein Problem ist. Die Therapie hat an sich sehr geholfen, weil es eine Verhaltenstherapie war, sie zu großen Teilen auch für ADHSler funktioniert. Da bin ich sehr dankbar und bin einen Schritt voraus gewesen bei der späteren Diagnose meines ADHS.

Da ging es mit Termin und Diagnose beim Psychiater ziemlich flott. Nach wenigen Monaten hatte ich den Termin. Auch ich hatte meine Notizen, da ich die Monate der Selbsterkenntnis zum Einlesen genutzt hatte. Zeugnisse und Lebenslauf hatte ich auch dabei. Die hat man sich da in Ruhe angesehen, eine Unterhaltung geführt wo ich Alltagsbeispiele nannte, auch Erkenntnisse warum vielleicht etwas in der Vergangenheit auf zwischenmenschlicher Ebene nicht funktionierte. Ich musste keine Fragebögen ausfüllen. Tag gleich bekam ich die Diagnose und ein Rezept, da Leidensdruck eindeutig vorhanden.

Seither bemühe ich mich an mir zu arbeiten und zu funktionieren, was mehr oder weniger funktioniert. :joy:

Mich bringen diese ganzen Bezeichnungen tatsächlich etwas durcheinander :smiley:
Ich hatte sie über ein Portal gefunden, in dem sie als Psychiaterin und Psychologische Psychotherapeutin geführt wird.Ihr Schwerpunkt ist ADHS Diagnostik im Erwachsenenalter und Verhaltenstherapie, sie hat aber leider keine offizielle Website. Ich hab an dem Tag auch nicht wirklich auf ihr Praxis Schild geachtet :slight_smile:

Exakt so ist es gelaufen :smiley:

Ich denke auch, dass ehrlich sein und alles raus lassen was man so in sich trägt, der einzige Weg ist um eine anständige Diagnose zu bekommen! Und wenn nicht dort, wo dann? :slight_smile:

Das klingt nach einem ziemlichen Leidensweg! Man liest hier ja relativ oft, dass man eig wegen einer anderen Erkrankung zum Therapeuten gegangen ist, aber die Therapie nicht wirklich geholfen hat. Das war sicher nicht einfach für dich!

Wichtig ist, dass es dir gut geht und du dich wohl fühlst :slight_smile:

@Glen Ich hab versucht mit einer Freundin drüber zu sprechen, die konnte das aber überhaupt nicht nachvollziehen… konnte es ihr auch nicht erklären :confused:

@Glen Das Gefühl hatte ich sowohl bei den Online Tests als auch bei dem Gespräch :smiley:

@Glen Ich hab schon mit 6 Jahren gemerkt das ich anders bin als die anderen Kinder, mit 15 war ich dann beim Therapeuten aber wir sind nicht miteinander klar gekommen. Jetzt bin ich fast 30 und habe zum ersten mal das Gefühl, kurz davor zu stehen eine Antwort zu bekommen! Das haut mich ein bisschen um :smiley:

Ich bin euch sehr Dankbar für eure Geschichten! Es beruhigt zu wissen dass man sich nicht als einzige so fühlt!

Jein! Es hat mir neue Sichtweisen ermöglicht, ich habe gelernt „nein“ zu sagen, viele Dinge der Vergangenheit abzuschließen oder auch sowas wie Achtsamkeit auf die eigenen Bedürfnisse seelischer und körperlicher Natur! Dadurch fing ich an mich mit mir selbst zu beschäftigen, suchte was mit mir mein ganzes Leben schon nicht stimmt und kam dann endlich zum ADHS, was mir extrem half. Die Therapie half aber auch, manchmal war es aber sehr anspruchsvoll und schmerzhaft. :smile:

Ich wünsche dir hier alles Gute für deinen weiteren Weg mit ADHS. Freue mich auf neue Berichte von dir. :wink:

Schön dass du das so positiv siehst :slight_smile: Ich weis das es unheimlich viel Kraft kostet sich mit all diesen Dingen auseinander zu setzten! Es freud mich, dass du deine Antwort gefunden hast und dir geholfen hat :slight_smile: