Erstes Mal Methylphenidat

Guten Tag,
ich bin hier in dem Forum neu und lese gerne eure Beiträge durch. Dabei sage ich gleich zu Beginn: Ich habe kein ADHS, es wurde bei zumindest noch nie diagnostiziert. Ich habe im allgemeinen Alltag auch kaum Beschwerden. Allerdings habe ich beim Lernen richtig arge Probleme, ich kann mich weder in der Schule noch zu Hause beim Lernen konzentrieren. Ich sehe in meiner Klasse alle Schüler arbeiten, wenn die Lehrer nicht da sind und einen Auftrag gegeben haben, nur ich bin immer so unkonzentriert und geh herum durch die Klasse. Wenn ich zu Hause bin, lerne ich immer einen Tag vor der Prüfung, also erst wenn ich Angst bekomme weils so knapp ist. Mir ist aufgefallen ich kann mich halbwegs konzentrieren wenn ich mich bewege, ich lerne teilweise beim spazieren. Ich hoffe das wirkt euch nicht respektlos gegenüber wegen eurer Erkrankung, wenn ich das Zeug zum Lernen probieren würde. An Concerta Alza 36 würde ich problemslos rankommen, aber ich weiß nicht, ob das eben eine gute Idee ist. 2 Probleme gibt es aber: Ich leide unter Panikattacken und bin ein Hypochonder (ich neige schon zu panikattacken wenn ich zu viel Alkohol trinke). Außerdem wird die Dosis beim ersten Mal wahrscheinlich zu hoch sein. Es steht eine große wichtige Prüfung an und ich überleg das zu probieren. Was sagt ihr dazu, ihr kennt euch besser aus. Ich hoffe ihr seid nicht wütend jetzt

Servus,

also ich bin dir schon mal überhaupt nicht böse.

Von der Einnahme der Medikamente auf Verdacht würde ich dir dringend abraten. Selbst in dem Fall, dass du tatsächlich ADHS hast, wäre es absoluter Zufall dass gerade dieses Medikament in dieser Variante und Dosierung für dich passt. Selbst wenn der Zufall gegeben wäre, würde es dir für die anstehende Prüfung vielleicht nichts helfen weil es einige Zeit dauert, bis eine positive Wirkung eintritt.

Was eindeutig der Fall ist und dabei sehr gut ist, dass du es selbst erkannt hast, ist, dass bei dir Störungen / Erkrankungen vorhanden sind, die dir das Leben sehr schwer machen. Und wahrscheinlich immer größere Probleme verursachen, wenn nichts dagegen unternommen wird.

Das heißt, du solltest besser heute als morgen einen halbwegs geeigneten Arzt suchen, Kontakt aufnehmen und dich um einen zeitnahen Termin bemühen - oder einfach in die Sprechstunde gehen. Als Alternative gibt es in vielen Kliniken entsprechende Ambulanzen. Wenn du da gar nicht weiterkommst, können dir vielleicht Beratungsstellen weiterhelfen.

Wenn du die Stadt nennst, in der du lebst oder, falls es ein kleiner Ort ist, den Landkreis, die nächstgelegene größere Stadt, kennt sich vielleicht zufällig aus dem Forum da wer aus und kann dir Adressen nennen.

Bis dann!

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Ich musste gerade schmunzeln, sorry. Du scheinst ja noch recht jung zu sein, sowieso das Alter, wo man schon mal was probiert. Von daher hast du bei mir „Welpenschutz“.

Mir fallen zwei Dinge auf - einmal dein Bewegungsdrang beim Lernen und das, was du als Hypochonder bezeichnest. Ist dir der Gedanke mal gekommen, dass du zumindest ein leicht ausgeprägtes ADHS hast?
Mir wurde auch schon Hypochonder an den Kopf geworfen, gerade in meiner Jugend, in der Zeit des Wechsels von Schultalltag auf die Anforderungen eines Erwachsenenalltags. Ich hatte massive Probleme mit Schmerzen aller Art, mit Erschöpfung und einem allgemeinen Krank-Gefühl ohne Ursachen. Heute ist klar, dass das psychosomatisch war.

Probier es lieber nicht aus, ganz egal was.
Das kann ganz bös nach hinten losgehen.
Dir vielleicht genau die Prüfung versauen, die dir gerade so wichtig ist.

So jung bin ich jetzt auch nicht mit meinen 19 Jahren.
Das mit den körperlichen Beschwerden kenne ich sehr gut, ich habe mir damals auch ständig irgendwas eingebildet. Dass ich adhs hab ist aber sehr unwahrscheinlich, ich kenn mich damit zwar nicht aus, aber ich hab eben nur Probleme beim Lernen. Im Alltag bin ich eher ,normal“ vielleicht ein bisschen hyperaktiv manchmal, aber sonst nicht auffallend

ich habe ausgeprägtes ADHS vom vorwiegend unaufmerksamen Typus. Ich bin nicht hyperaktiv. Null. Ich war so unauffällig in der Schule, dass die Lehrer nicht merkten, wenn ich nicht da war…
Trotzdem habe ich ADHS.
Es gibt mehr als nur eine Variante.

Warum ich das schreibe? Ich will dir nichts andichten, im Gegenteil. Aber wenn du dich in einem ADHS Forum registrierst weil du Probleme mit dem Lernen hast, dann wird das nicht aus einer Laune heraus passiert sein. Es gibt durchaus auch verschiedene Ausprägungen vom ADHS. Von „ich kann mich schlecht konzentrieren“ bis „so verpeilt, dass man sein Leben nicht auf die Reihe kriegt ohne Hilfe“ kann alles dabei sein.

Kaum heißt ja nicht „keine“. Was - glaubst du - könnte noch damit zusammenhängen, das dir den Alltag erschwert? Und das können auch vermeintliche Kleinigkeiten sein.

Nein. Warum denn auch? Immerhin informierst du dich vorher ob es eine gute Idee ist. Ich kann nur sagen: lass es lieber. Also nichts ohne Absprache mit einem Arzt vom Fach enfach mal eben einwerfen.

ADHS-Medikamente fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. Man kriegt die nicht einfach mal eben so in der Apotheke. Woher auch immer du Concerta bekommen würdest (was ich gar nicht wissen will), die Person kann unter Umständen große Probleme bekommen wenn das raus kommt.

Abgesehen davon weißt du gar nicht, wie es auf deinen Körper wirkt. Normalerweise muss man vorher das Herz checken lassen, bevor man sowas verschrieben bekommt. Das sind nun mal keine einfachen Vitamin Pillen.

Wenn du kein ADHS hast, kann das nicht wirklich auf die Konzentration wirken. Alles was das Medikament bei einem ADxS`ler tut ist, dafür zu sorgen, dass das Gehirn das Dopamin lansamer abbaut (also so, wie es bei Nicht-ADxSlern funktioniert). Wenn du aber ein normal funktionierenden Hirnstoffwechsel hast, führt die Einnahme möglicherweise dazu, dass du zu viel Dopamin hast. Und das wiederum hat auch negative Auswirkungen.

Ein kleines Beispiel von mir: wenn ich zu viel von meinem Medikament intus habe (passiert selten aber zum Beispiel, wenn ich mich verrechnet habe und der Wecker für die nächste Dosis eine Stunde zu früh klingelt und ich dann zu früh nach nehme), dann ist mein Hirn total benebelt, ich habe Mühe, nicht einzuschlafen… fühlt sich absolut nicht gut an. Daher kann ich das nicht empfehlen.

Ich hoffe, die Ausführungen helfen dir weiter.

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Das ist keine gute Idee.
Es gibt sehr gute Gründe, warum das verschreibungspflichtig ist.

Wenn ein Arzt dir das verschreibt, gut. Sonst: lass es lieber.

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Die Anderen haben recht - wenn du keine ADHS hast, nutzt das Medikament dir nichts. Auch wenn diverse Internetquellen Anderes behaupten, das ist Unsinn.

Wenn du ADHS hast, lässt du es besser (richtig) behandeln. Und so abwegig ist das nach dem was du beschreibst nicht. Viele Betroffene haben da jahrelang nicht dran gedacht, weil über ADHS teils nur Klischeevorstellungen bekannt sind.

Ich habe meine Diagnose mit 37 gekriegt, als mein großer Sohn schon 3 Jahre Medikamente dafür bekam. Dass es auch auf mich zutreffen könnte, war mir lange nicht bewusst.