Erstgespräch mit Arzt wg. Diagnostizierung - Tipps!

Hallo zusammen,

ich habe schon seit Jahren den Verdacht, ADHS zu haben und habe mich immer wieder damit beschäftigt. Vor rund 12 Jahren war ich sogar an einer Uniklinik um mich diagnostizieren zu lassen. Aber als die Ärztin meine (unauffälligen) Grundschulzeugnisse sah, schloss sie von vornherein aus dass ich ADHS haben könnte. Ich fühlte mich dann gleich als sei ich ein Simulant und brach das Ganze auch von mir aus ab. (Schön blöd war ich damals - aber halt auch noch vieeeel jünger und hab mich weniger getraut). Ich dachte, ich bilde mir alles nur ein, übertreibe etc. …

Seitdem hab ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt, das Ganze nochmal in Angriff zu nehmen, aber ich hab tierische Angst, ausgelacht, nicht ernst genommen zu werden. (obwohl der Test hier online und mein Chaos im Kopf und Leben eigentlich für eine Diagnose sprechen).

Nun hab ich für morgen einen Termin gemacht bei einem Arzt, der das laut Homepage und auch Nachfrage diagnostiziert. Und ich hab Angst, dass es mir wieder so geht - er mich nicht ernst nimmt, mich auslacht etc.

Wie gehe ich denn da am besten vor? Ich bin ja mittlerweile auch schon 46. Wird man da überhaupt ernst genommen?

Hab mir gestern auf jeden Fall schon Notizen gemacht, weil ich in der Situation dann garantiert wieder 80 Prozent von dem was ich sage wollte vergesse.

Aber habt Ihr noch aus Eurer Erfahrung heraus Tipps?

An meine Kindheit habe ich übrigens kaum Erinnerungen (man sagt ja, dass die Symptome da schon vorgelegen haben könnten) und in der Schule war ich gut. Aber dass ich schon damals anders war als die anderen (oder ich zumindest so gefühlt habe) weiß ich ganz bestimmt, auch dass ich viel in meiner eigenen Welt gelebt habe.

Übriges hab ich auch immer mal wieder Depressionen und bin damit seit über 20 Jahre in Behandlung. Kann ja auch alles zusammen hängen.

Irgendwie bin ich - je näher der Termin morgen rückt - immer hibbeliger und hab das Gefühl dass sich meine Symptome immer mehr verstärken.

Oder bilde ich mir alles nur ein?

Sorry für den langen Text und Danke fürs Lesen und den einen oder anderen Tipp!!

Viele Grüße
Zitronengelb

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Hast du vorab keine Fragebögen zur Selbst- / Fremdbeurteilung und sowas bekommen?

Vielleicht bekommste die ja auch morgen und es werden mehrere Termine.

Ob man auch mit 46 noch ernstgenommen wird?
Würde ich sagen.

Gib oben in die Suche mal „Diagnostik“ ein und filter die Ergebnisse nach Relevanz.

In der Kategorie Tagebücher wirst du auch viele finden, die auch über 50 und 60 noch die Diagnose bekamen.

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Hi @Zitronengelb :adxs_wink:

Also ich bin auch mit 51 von meinem Psychiater ernst genommen worden.
Und ich hatte auch immer gute Noten, Abi gemacht und sogar ein Studium abgeschlossen (letzteres zwar mit Hängen und Würgen, aber doch irgendwie geschafft).

Druck Dir doch Deinen Vorstellungspost aus - da steht schon ganz viel drin, was auf ADHS hindeutet. :adxs_zwinker:
Hello, it’s me! - Mitgliederbereich - nichtöffentliches Forum / Neuvorstellungen - ADHS-Forum von ADxS.org

Ich würde auf jeden Fall erwähnen, dass vor 12 Jahren schon mal der Verdacht von einer Fachperson geäußert wurde, aber Du damals wegen der guten Noten nicht ernst genommen wurdest. Inzwischen sollte bei den Diagnostikern angekommen sein, dass gute Noten kein Ausschlusskriterium für ADHS sind - zumindest, wenn sie halbwegs auf dem aktuellen Wissensstand sind.

Und bloß nicht wieder einknicken, falls die Frage kommt, wie Du mit ADHS so gute Noten geschafft haben willst. Da kannst Du eiskalt sagen, dass Du offenbar intelligent genug warst, um die Probleme, die ADHS mit sich bringt, zu kompensieren. Dass Dir das aber mit zunehmender Komplexität Deines Lebens immer schwerer fällt - und Du (deswegen?) auch immer wieder Depressionen hast.

Kleine Anekdote:

Zusammenfassung

Meine 17-jährige Tochter fühlte sich bei ihrer Diagnostik auch direkt persönlich angegriffen und nicht ernst genommen, als der Psychiater gefragt hat, wie sie es mit ADHS bis kurz vors Abi geschafft hat und dann noch mit einem Notenschnitt von 1,X. Sie hat dann auch sofort dicht gemacht.

Ich war aber dabei und konnte es „retten“. Hab dem Doc halt gesagt, dass ich sie für ziemlich intelligent halte, weil sie z.B. schon vor der Schule lesen konnte und dass es ihr in der Schule reicht, wenn sie nebenbei die Hälfte mitbekommt, um sich den Rest halbwegs zu erschließen. Dass ihre Noten aber tatsächlich noch besser sein könnten, wenn sie sich auch mal zum Lernen oder Hausaufgaben machen aufraffen könnte - ohne Nachtschicht vor dem Test oder Abgabe-Termin. Oder wenn sie nicht so oft Aufgaben übersehen oder Schusselfehler machen würde. Da hat der Doc dann nur noch weise genickt und weiter gemacht. :adxs_zwinker:

Also die Frage war gar nicht negativ gemeint in Richtung Gute Noten=kein ADHS - sondern er wollte tatsächlich nur wissen, wie sie das hinbekommen hat und die Erklärung hat ihm gereicht.

Es ist bestimmt hilfreich, wenn Du sagst, dass Du den Verdacht schon so lange hast und nicht erst vor 4 Wochen anhand eines TikTok-Videos drauf gekommen bist.

Ich hatte meinen Verdacht auch schon sehr lange - weil ich mich sehr oft in Erzählungen von KollegInnen wiedergefunden habe, wenn die von ihren ADHS-diagnostizierten Kindern erzählt haben. Da kam das jedes Mal dieses Gefühl von „Hä? - Kommt mir irgendwie bekannt vor. So war ich doch auch… :adxs_noidea: Um eine Diagnose habe ich trotzdem mich nie bemüht, weil: Ich kam ja klar. (im Gegensatz zu den Kollegen-Kindern). Das ging dann so lange gut, bis ich nicht mehr klar kam.

Ist übrigens keine Seltenheit, dass ADHS bei Frauen ab Mitte 40 deutlicher wird. Da stehen die Zeichen hormonell in Richtung Wechseljahre und die Hormone machen sehr viel aus, was Konzentration, Gefühlskontrolle usw. angeht. Wenn die Hormonspiegel sinken, dann braucht der Körper die Energie, um das auszugleichen. Fürs Kompensieren von ADHS ist dann nicht mehr genug da und ADHS haut „plötzlich“ voll rein.

Also mein Tipp: Sei ehrlich (auch wenns Dir peinlich ist) und versuche, Du selbst zu sein. „Zusammenreißen“ ist in der Diagnostik kontraproduktiv.

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ich war damals zwar drei Jahre jünger , aber bin von mehreren Fachleuten/Ärzten und sogar Heilpraktikerin ernstgenommen worden und werde es mit ü50 immer noch.

Und die , die mich nicht ernstgenommen haben, konnte man eh vergessen.

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Guten Morgen! Ich danke Euch von ganzem Herzen für Eure Mut machenden lieben Worte!:hugs::hugs::hugs::hugs: Ich werde Euch berichten wie es mir heute ergangen ist!

Liebe Grüße
Zitronengelb

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Hallo Ihr Lieben,

ich komme gerade vom Arzt. Der Termin ist recht nüchtern, aber für mich positiv verlaufen:

Zuerst musste ich einen Test mit 6 Frage beantworten. Dieser zielte auf die typischen ADHS-Symptome ab wie Unorganisiertheit, Dinge nicht zu ende bringen etc.

Danach füllte eine Angestellte mit mir gemeinsam einen mehrseitigen Fragebogen aus, der weitere Details enthielt. Nach Schulzeugnissen fragte übrigens niemand.
Dann wurde ein EEG (das, wo die Elektroden am Kopf befestigt werden) gemacht, bei dem ich mich 20 Minuten entspannen und die Augen geschlossen lassen sollte. Das gelang mir natürlich nicht :face_with_peeking_eye:

Zum Schluss kam ich dann in die Sprechstunde, wo mich die Ärztin nochmal zu den Symptomen, auch aus der Kindheit, befragte. Zum Schluss teilte sie mir mit, dass ADHS mit einer weiteren Störung (ich habs schon wieder vergessen was genau, glaube Desorganisiertheit oder so ähnlich) diagnostiziert hat. Sie empfahl mir eine Verhaltenstherapie und verschrieb mir Methylphenidat. Kurz bevor ich ging fragte sie mich noch ob ich Drogen konsumieren würde.
Dummerweise habe ich vorletztes Wochenende an einem Joint gezogen (brachte mir aber außer der Fressattacke danach nichts). Das hatte ich wahrheitsgemmäß beantwortet. Aus diesem Grund verschrieb sie mir das MPH dann nicht. Ich soll in 4 Wochen nochmal wieder kommen, quasi wenn ich wieder „Clean“ bin. Man macht dort nämlich auch einen Drogentest.

Jetzt komm ich mir vor wie der Drogenkonsument (ich bin dem zwar offen gegenüber, aber ich konsumiere so gut wie keine - vielleicht 1x im Jahr, weil die bei mir sowieso nix bringen). Ich hatte dann an der Rezeption nochmal gefragt, die haben gesagt, dass da ein Speicheltest gemacht wird und wenn der positiv ist, dann ist man „raus“, das heißt, man bekommt garnix verschrieben! Das ist sehr befremdlich für mich, aber vielleicht liegt es daran, dass MPH unter das Betäubungsmittelgesetz fällt?
Befremdlich auch deshalb, weil dieser Arzt groß Werbung mit medizinischem Cannabis macht auf seiner Website…

Naja, jedenfalls wollte ich kein Risiko eingehen und hab jetzt nochmal einen Termin in 4 Wochen dort gemacht, dann wird mir das Zeuch verschrieben und ich schau dann mal ob und wie das bei mir wirkt.

Vielen Dank fürs Lesen und liebe Grüße
Zitronengelb

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