Fluoxetin/Fluvoxamin

Hat hier irgendjemand Erfahrungen mit schwankenden Fluoxetin Wirkspiegeln und damit verbundenen kurzfristigen und unvorhersehbaren Überdosierung? Seit ich Fluoxetin nehme, kommt es immer wieder dazu, dass plötzlich Symptome von Überdosierung auftreten, die sehr unangenehm sind( Stimmungseinbrüche, Sprechprobleme, Zuckungen im Arm). Es wird dann meistens ein massiv angestiegener Blutspiegel von den Medikament gemessen, den sich die Ärzte meistens nicht erklären können. Ich weiß, dass das Thema nichts mit ADHS zu tun hat, aber mir ist es sehr wichtig

Hi @Alexander208

Nimmst Du noch was anderes außer Fluoxetin?

Ja, Bupropion, Attentin, Elvanse, Pregabalin, Pipamperon. Die Probleme treten aber auch auf, wenn alles andere konstant ist

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Bekommst du die Medis alle vom selben Arzt verschrieben, bzw. wenn nicht, weiß jeder Arzt, welche Medis Du noch nimmst, außer dem, was er Dir verschreibt?

Die Medis haben untereinander dermaßene Wechselwirkungen - kein Wunder, dass das immer wieder unkontrolliert entgleist.

Falls die Ärzte wirklich von allen Medikamenten wissen, die Du nimmst, sollten sie sich mal ein bisschen mit Pharmakologie beschäftigen. Evl. geht ihnen dann ein Licht auf.

Ein Auszug möglicher Wechselwirkungen:
Bupropion und Fluoxetin sind CYP2D6-Inhibitoren. Elvanse und Attentin werden über CYP2D6 vestoffwechselt. Das funktioniert schon mal nicht wirklich, wenn genau CYP2D6 durch zwei Medikamente gehemmt wird.

Bupropion wird außerdem auch über CYP2D6 verstoffwechselt, wie Elvanse und Attentin.

Bupropion kann den Fluoxetinspiegel im Blut erhöhen.

Fluoxetin kann die Wirkung von Dexamfetamin verstärken.

Bupropion kann die Plasmakonzentrationen von Amphetaminen erhöhen.

Pipamperon blockiert Dopamin-Rezeptoren und verhindert die zentral stimulierende Wirkung von Amphetaminen = also von Elvanse und Attentin, wahrscheinlich auch von Bupropion.

Fluoxetin und Pipamperon können beide das QT-Intervall verlängern, was zu Herzrhythmusstörungen führen kann.

und das ist bestimmt noch nicht alles…

Ich rate dringend zu einer Überprüfung Deiner gesamten Medikation bei einem Arzt, der sich damit auskennt.

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Willkömmchen zurück :adxs_wink:

Ich habe hier zwar einen riesigen Fachschinken über die pharmakologischen Eigenschaften diverser Medikamente und habe das nach bestem Wissen kreuzgelesen und verglichen, aber Fehler in der Matrix sind natürlich trotzdem möglich.

Ich habe den Kram nicht studiert.
Es ist lediglich zu einem Hobby geworden (warum, weiß niemand so genau).

Aber ich finde, es gibt schon ordentlich Aufschluss und auch Anhaltspunkte, zu denen man sich dann genauer einlesen könnte.

Lange Kurzfassung

Pharmakologische Eigenschaften und Interaktionen von Bupropion, Attentin, Elvanse, Fluoxetin, Pipamperon und Pregabalin

Einleitung

Die kombinierte Anwendung psychotroper Medikamente erfordert eine umfassende Analyse der pharmakologischen Eigenschaften, des Metabolismus und der potenziellen Wechselwirkungen, um die Wirksamkeit der Behandlung zu maximieren und unerwünschte Effekte zu minimieren.

Insbesondere bei der Verwendung von Substanzen wie Bupropion, Attentin, Elvanse, Fluoxetin, Pipamperon und Pregabalin ist eine genaue Überwachung essenziell, da viele dieser Medikamente durch CYP450-Enzyme metabolisiert werden, was zu Interaktionen führt, die die Plasma-Konzentrationen und Wirkungen beeinflussen können.

Pharmakologische Wirkweise und Metabolismus

  1. Bupropion
    Bupropion ist ein atypisches Antidepressivum und selektiver Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI). Die Wirkung resultiert aus der Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin, was die Verfügbarkeit dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt erhöht. Nach oraler Gabe wird Bupropion gut resorbiert und unterliegt einem ausgeprägten First-Pass-Metabolismus in der Leber.

    Der Abbau erfolgt primär über das Enzym CYP2B6, wobei der aktive Hauptmetabolit Hydroxybupropion entsteht. Gleichzeitig wirkt Bupropion als potenter Inhibitor des Enzyms CYP2D6, was die Konzentration von Medikamenten, die über CYP2D6 metabolisiert werden, verlängern oder erhöhen kann. Die Elimination erfolgt renal, wobei nur ein geringer Anteil unverändert ausgeschieden wird.

  2. Attentin (Dexamfetamin)
    Attentin enthält Dexamfetamin, ein zentrales Stimulans zur Behandlung von ADHS, das die Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin fördert und deren Wiederaufnahme hemmt. Nach oraler Gabe wird es gut resorbiert und erreicht seine maximale Plasmakonzentration nach etwa 3 Stunden.
    Dexamfetamin wird hauptsächlich über CYP2D6 metabolisiert, und die Metaboliten werden renal ausgeschieden. Die Hemmung von CYP2D6 durch Bupropion oder Fluoxetin kann zu erhöhten Dexamfetamin-Plasmaspiegeln führen, was die Halbwertszeit und die Wirkung verlängern könnte.

  3. Elvanse (Lisdexamfetamin)
    Elvanse enthält Lisdexamfetamin, ein Prodrug von Dexamfetamin, das erst nach Hydrolyse im Blutkreislauf seine Wirkung entfaltet. Dexamphetamin ist der aktive Metabolit, und sein Metabolismus erfolgt ebenfalls über CYP2D6, während die Ausscheidung renal erfolgt. Durch die Hemmung von CYP2D6 bei gleichzeitiger Gabe von Bupropion oder Fluoxetin kann die Wirkung von Dexamfetamin verlängert werden, was die Nebenwirkungsrate erhöhen kann.

  4. Fluoxetin
    Fluoxetin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), der durch Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme eine antidepressive Wirkung erzielt. Nach oraler Gabe wird Fluoxetin gut resorbiert und erreicht seine maximale Plasmakonzentration nach 6–8 Stunden.
    Der Metabolismus erfolgt hauptsächlich über CYP2D6, wobei Norfluoxetin als aktiver Metabolit entsteht. Aufgrund der langen Halbwertszeiten (4–6 Tage für Fluoxetin, bis zu 15 Tage für Norfluoxetin) hat Fluoxetin eine langsame Elimination. Da Fluoxetin selbst ein CYP2D6-Inhibitor ist, kann es die Plasmaspiegel anderer CYP2D6-abhängiger Medikamente signifikant beeinflussen.

  5. Pipamperon
    Pipamperon ist ein niederpotentes Antipsychotikum, das als selektiver Serotonin-Dopamin-Antagonist wirkt. Die antipsychotischen Effekte werden durch eine Blockade von 5-HT2A- und D2-Rezeptoren vermittelt. Der Metabolismus erfolgt über das Enzym CYP3A4, und die Ausscheidung erfolgt primär renal. In Kombination mit anderen serotonergen Medikamenten wie Fluoxetin könnten potenzierte sedative Effekte auftreten.

  6. Pregabalin
    Pregabalin wirkt durch Bindung an die alpha-2-delta-Untereinheit spannungsabhängiger Calciumkanäle, wodurch die Freisetzung exzitatorischer Neurotransmitter gehemmt wird. Es wird nahezu unverändert über die Nieren ausgeschieden und unterliegt keinem signifikanten Metabolismus über CYP-Enzyme. Daher sind keine Wechselwirkungen mit Bupropion, Fluoxetin oder Pipamperon über CYP450-Enzyme zu erwarten. Jedoch könnten durch die additiven zentralen Effekte Schläfrigkeit und Schwindel verstärkt auftreten.

Potenzielle Wechselwirkungen / pharmakologische Beeinflussungen

Fluoxetin und Bupropion:

Die kombinierte Gabe von Fluoxetin und Bupropion kann aufgrund ihrer Hemmung von CYP2D6 zu einer potenziell erhöhten und verlängerten Wirkung anderer Medikamente führen, die über dieses Enzym metabolisiert werden. Diese Kombination kann das Risiko für neuropsychiatrische Nebenwirkungen wie Unruhe, Angstzustände oder Krampfanfälle erhöhen, da beide Substanzen die Dopamin- und Serotonin-Konzentrationen beeinflussen.

Bupropion und Amphetamin Derivate (Attentin, Elvanse):

Durch die CYP2D6-Hemmung durch Bupropion kann es zu einem Anstieg der Dexamphetamin-Spiegel kommen, was eine erhöhte Sympathikusaktivierung bewirken kann. Dies kann zu erhöhtem Blutdruck, Tachykardie und verstärkten zentralnervösen Effekten wie Unruhe und Schlafstörungen führen. Eine engmaschige Überwachung und gegebenenfalls eine Anpassung der Dosis von Dexamfetamin-haltigen Präparaten ist daher erforderlich.

Fluoxetin und Attentin/Elvanse:

Da Fluoxetin ebenfalls ein CYP2D6-Hemmer ist, kann es die Konzentration und Wirkungsdauer von Dexamfetamin verlängern. Dies kann zu einer verstärkten stimulierenden Wirkung führen, was die Gefahr von kardialen und psychischen Nebenwirkungen, wie Angstzuständen und Schlaflosigkeit, erhöht. In Kombination mit Pipamperon kann dies eine paradoxe Wirkung im ZNS auslösen, da sich die sedativen Effekte des Antipsychotikums mit der stimulierenden Wirkung des Amphetamins überlagern.

Fluoxetin und Pipamperon:

Diese Kombination kann eine Verstärkung der sedativen Effekte zur Folge haben, was die Reaktionszeit und Wachsamkeit beeinträchtigen kann. Da Fluoxetin über CYP2D6 und Pipamperon über CYP3A4 verstoffwechselt wird, sind keine direkten Interaktionen über diese Enzyme zu erwarten, jedoch kann die erhöhte Serotoninverfügbarkeit durch Fluoxetin in Kombination mit der serotonergen Blockade durch Pipamperon zu einer komplexen Wechselwirkung führen, die in der Praxis verstärkte Nebenwirkungen verursacht.

Pregabalin und die übrigen Medikamente:

Pregabalin zeigt keine CYP-basierten Wechselwirkungen, jedoch könnte die sedative Wirkung von Pregabalin in Kombination mit Pipamperon, Bupropion oder Fluoxetin verstärkt werden.

Additive zentrale Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und Schwindel könnten auftreten, was besonders in Bezug auf die Verkehrstüchtigkeit und die Wachsamkeit im Alltag zu beachten ist.

Schlussfolgerung

Bei der Kombination der genannten Medikamente ist eine sorgfältige Überwachung und gegebenenfalls eine Dosisanpassung besonders wichtig, um potenziell gefährliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu vermeiden.

Insbesondere die Hemmung von CYP2D6 durch Bupropion und Fluoxetin erfordert besondere Vorsicht, da sich deren Wirkung auf Attentin und Elvanse auswirken kann und die Plasmaspiegel unerwartet erhöhen kann.

Auch die Kombination von Fluoxetin und Pipamperon könnte zu verstärkter Sedation und beeinträchtigter Reaktionsfähigkeit führen, was das Alltagsrisiko erhöht.

Pregabalin verursacht durch seine renale Ausscheidung keine CYP-Wechselwirkungen, kann jedoch durch seine zentrale Sedation die Nebenwirkungen der anderen sedierenden Medikamente verstärken.

Hat hier wer Erfahrungen mit Fluvoxamin?

Habe die Frage mal hierher verschoben, weil siehe Überschrift :slight_smile:

danke für die Antwort

Kein Ding :slight_smile:
Beim Fluvoxamin scheint es ähnlich zu sein.

Fluvoxamin

Fluvoxamin
Selektiver Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI); NbN: Serotonin reuptake inhibitor (SERT) (E)-5-Methoxy-4′-(trifluormethyl)valerophenon-O-(2-aminoethyl)oxim

Pharmakodynamik

  • Selektive 5-HT Wiederaufnahmehemmung. Zusätzlich Bindung und agonistische Wirkung an σ1-Rezeptoren. Keine anticholinergen oder antihistaminergen Eigenschaften.

Pharmakokinetik
t 1/2 = 21–43 h, Tmax = 3–8 h.
Metabolisierung durch CYP2D6 und CYP1A2, keine aktiven Metaboliten. Plasmakonzentration: 60–230 ng/ml(p).

Dosierung
Depression: Beginn mit 50–100 mg in einer abendlichen Einzeldosis, Erhaltungs-

Indikationen und Behandlungshinweise

  • Depressive Erkrankungen (Episoden einer Major Depression).
  • Zwangsstörungen.
  • Off label → soziale Angststörung (in USA in dieser Indikation zugelassen) → Panikstörung → GAS → PTBS → Bulimie → Binge-Eating-Störung.

Interaktionen

  • Keine Kombination mit MAOH (frühestens 7 Tage nach Absetzen von Fluvoxamin ansetzen; Fluvoxamin kann 14 Tage nach Absetzen eines irreversiblen MAOH bzw. 1 Tag [24 h] nach Absetzen von Moclobemid gegeben werden).

  • Keine Kombination mit Tizanidin und Agomelatin.

  • Vorsicht bei Kombination mit serotonergen Arzneimitteln, z. B. Triptanen, Tryptophan, Ondansetron, TZA (besonders Amitriptylin), Johanniskraut-Präparaten, Tramodoloder Linezolid (Antibiotikum, schwacher, reversibler, nichtselektiver MAOH) (Risiko eines zentralen Serotoninsyndroms).

  • Vorsicht besonders bei Kombination mit Terfenadin, Astemizol, Cisaprid (er- höhte Plasmakonzentrationen mit erhöhtem Risiko für QTc-Zeit-Verlängerung).

  • Vorsicht bei Kombination mit (Thiazid-)Diuretika und ACE-Hemmern (Hyponatriämierisiko).

  • Vorsicht bei Kombination mit Clopidogrel (Prodrug): mögliche Wirkabschwächung von Clopidogrel aufgrund der Hemmung von CYP2C19 durch Fluvoxamin.

  • Bei gleichzeitiger Thrombozytenaggregationshemmung oder Antikoagulation sollten, wenn möglich, Substanzen mit fehlender relevanter Affinität zum Serotonintransporter vorgezogen werden

  • Erhöhte Plasmakonzentrationen von Arzneimitteln, die Substrate von CYP1A2, CYP2C19 oder CYP2C9 sind, insbesondere von Clozapin (!), Amitriptylin, Clomipramin, Imipramin, Methadon.

  • Bei Kombination mit Substanzen mit geringer therapeutischer Breite unbedingte Kontrolle der Plasmaspiegel.

  • Der maximale Hemmeffekt von CYP1A2 und CYP2C19 wird bei einer Fluvoxamin-Plasmakonzentration von 60 ng/ml erreicht.

  • Bei Rauchern möglicherweise höhere Dosierung notwendig.

  • Möglichst keine Kombination mit Tee, Kaffee.

Bewertung:
SSRI mit Zulassung auch für die Behandlung von Zwangsstörungen (in den USA nur bei Zwangsstörungen und sozialer Angststörung zugelassen). Unter den SSRI wahrscheinlich geringste Rate an sexuellen Funktionsstörungen. Hohes pharmakokinetisches Interaktionsrisiko. Die pharmakokinetische Interaktion von Fluvoxamin mit Clozapin und Clomipramin wird in Einzelfällen therapeutisch genutzt.

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