Fragen im Vorstellungsgespräch

Heute mal aus einer anderen Perspektive:
Über welche Fragen würdet ihr euch in einem Vorstellungsgespräch freuen bzw. was würde euch das Gefühl geben, mit euren ADHS-Eigenschaften gesehen und geschätzt zu werden?

Ich weiss gar nicht, ob es da überhaupt mögliche Antworten gibt, aber wer weiß.

Hintergrund: ich bereite gerade Vorstellungsgespräche vor und frage mich, ob sich sowas berücksichtigen lässt.

Individuelle Fragen je nach Lebenslauf sind aufgrund des standardisierten Verfahrens nicht möglich.

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Hey @yoshii
Eine Verständnisfrage: wenn ich richtig verstehe, dann gehst du im VG davon aus, dass Adhs bereits vom Bewerber geoutet wurde, um explizit darauf einzugehen?

In welcher Form hat der Bewerber das mitgeteilt, im Lebenslauf zum Beispiel? Oder sucht ihr explizit nach Adhslern?

Ich würde den Schreck meines Lebens bekommen, wenn man mich im VG darauf ansprechen würde und mich fragen woher mein Arbeitgeber diese Info hat :laughing:

Spass beiseite, ich finde es super dass du dir Gedanken machst, das wird Menschen erleichtern von sich zu erzählen, sich zu öffnen im Gespräch und die Atmosphäre als save space zu empfinden.

Eine wichtige Frage ist sicher der ggf. lückenhafte Lebenslauf. Darauf muss man eingehen.

Ebenso auf die Stresstoleranz, da mit Adhs häufig Mehrbelastung verbunden ist.

Und: Rejection Sensitivity! Wie geht der Bewerber mit Kritik um, an Beispielen erzählen lassen, dies auch hinterfragen.

Dann zu den Stärken: Bildsprache ist sicher gut, d h. Die Frage nach den Stärken mit Beispielen erzählen lassen („erzähl mal, was sagen deine Freunde über dich?“ oder „erzähle eine Geschichte mit dir in der Hauptrolle“ oder „welcher Superheld wärst du und warum?“)

Dann würde ich drauf eingehen was der Bewerber braucht um gut zu arbeiten (zB Ruhe, viele Wiederholungen in der Einarbeitungsphase, ein fester Ansprechpartner, Routinen, Homeoffice…)

Ansonsten, das Buch von Lachenmaier hilft hier sicher auch aus der bereits bestehenden Job Perspektive auf den Bewerbungsprozess zurück zu blicken

Viel Glück wünsche ich dir! Deine Idee ist super! :blush:

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Ich denke generell sind offene Fragen, also Solche, auf die man nicht mit „ja“ oder „nein“ antwortet, die Meinungen, Bedürfnisse, Wünsche und Erfahrungen des Befragten adressieren, für beide Seiten hilfreich.

Wenn Du eine offene Frage stellst, und es schaffst, danach wirklich zuzuhören, bis der Bewerber ausgeredet hat, wirst Du viel über ihn erfahren können – sowohl anhand des transportierten Inhaltes, als auch über die Art, wie derjenige darüber spricht (ist da Leidenschaft, Frust oder ein Wunsch, etwas zu vermeiden, oder eine Sehnsucht im Spiel, und, und, und).

Ich persönlich fühle mich „gesehen“, wenn man mich fragt, was mich bewegt und wie meine persönliche Meinung zu einem Thema ist. Gleichzeitig steigt die Mitteilungsbereitschaft, wenn Jemand das Gefühl hat, mit den eigenen Sichtweisen ernst genommen zu werden.

Ich glaube nicht, dass sich die Fragen für ADHSler und nicht–ADHSler unterscheiden müssen. Jeder Mensch hat Eigenarten und möchte ernst genommen und gewertschätzt werden.

Mögliche Beispiele zu den oben genannten Punkten wären Fragen wie:

  • Ganz allgemein gesprochen: was würden Sie sich von uns als Arbeitgeber wünschen?
  • Was halten Sie von Thema X? Wie denken Sie persönlich darüber?
  • Angenommen, wir würden Sie einstellen, und könnten Ihnen drei Wünsche erfüllen. Was würden Sie sich wünschen?
  • Wie sollte Ihr Arbeitsumfeld gestaltet sein, damit Sie sich wohl fühlen und gut arbeiten können?
  • Gibt es ein Erlebnis, eine Erfahrung oder eine Erkenntnis, privat oder auch beruflich, die für Sie besonders wertvoll war?

Nein, da hätte ich ja kein Problem mehr.
Ich weiss auch nicht zu 100%, wie ich meine Frage formulieren soll - ich hab nur in letzter Zeit sehr oft gelesen, wie schlecht solche Gespräche für ADHSler*innen laufen und würde gerne wissen, wie sowas aussehen müsste, damit man nicht das Gefühl hat, komplett falsch zu sein.

Aber wie eingangs geschrieben, eventuell lässt sich darauf auch gar keine Antwort finden.

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Ist zwar ein Fachreferat, aber vielleicht gibts da noch paar Ideen, weil er so schön erklärt, wie Arbeitgeber einen Mitarbeiter mit ADHS sinnvoll einsetzen könnten, vor allem wegen eventuellen Stärken.

Dieses hier:

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Mal ehrlich – ich glaube es gibt generell sehr viele Personaler und Chefs, die eine Schablone im Kopf haben, und nach einer Person suchen, die sich bereitwillig unterordnet, und sich ihnen verkauft. Ich hatte schon einige Gespräche nach denen ich rückwärts aus der Tür raus bin. Meine Interview–Partner:innen haben noch nicht einmal gemerkt, dass ich nach dem Gespräch lieber die Kanalisation schrubben würde, als bei ihnen anzufangen. Empathie = null, echtes persönliches Interesse = null, mal über den eigenen Horizont hinausdenken: null, zuhören können – AKTIV, nicht mit einem parallel laufenden inneren Dialog? Ihr ahnt es…NULL.

Vielleicht läuft das bei ADHsler:innen allgemein betrachtet eher schlecht, weil Viele tendenziell sensibler auf zwischenmenschliche Reize reagieren und dazu neigen, emotionaler auf Ablehnung reagieren? Für mich fällt unter Ablehnung eben auch, wenn Jemand nicht wahrnimmt, in welcher Stimmung ich mich befinde, und wie ich emotional auf sein bzw. ihr Verhalten reagiere.

Ich hatte auch schon einige Gespräche, bei denen ich mir gewünscht habe, der oder die andere würde rückwärts zur Tür raus … :smiley:

Das hatte ich schon drinnen, aber das hier

nehme ich mit. Ich hab zwar so eine Entscheidungsfindungsfrage, aber die lassen sich hervorragend kombinieren.

Hab generell versucht, meine Fragen so zu formulieren, dass die individuelle Problemlösekompetenz geschildert werden kann.

Vielleicht drucke ich die Fragen noch auf Kärtchen, falls das Zuhören aussetzt.

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