Freund trennt sich plötzlich (ADHS und ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung)

Hallo,

Ich (w, Anfang 30) war knapp 3 Jahre mit meinem Freund (m, Anfang 30) zusammen. Die Trennung kam plötzlich und sehr impulsiv von ihm – kurz nachdem er noch viele konkrete Schritte Richtung gemeinsame Zukunft gemacht hatte (ich sollte bald zu ihn ziehen. Wir hatten schon Möbel gekauft und erste Kartons transportiert und eingeräumt).

Seine Muster / Themen:

ADHS (Impulsivität, innere Unruhe, Probleme mit Selbstorganisation).

ängstlich-vermeidende Züge (zieht sich zurück, wenn er Angst vor Ablehnung hat, redet ungern über Zweifel).

starker Selbsthass und Selbstzweifel („ich bin nicht genug“, „ich mache alles kaputt“).

Er hat vermutet, auch autistische Züge zu haben (soziale Unsicherheit, Schwierigkeiten, Gefühle auszudrücken).

Meine Muster / Themen:

Ängste nach einer schweren, plötzlichen Trennung in der Vergangenheit.

Viele Zweifel (ob wir passen, ob er mich genug liebt, ob er stolz auf mich ist).

Oft geschwiegen oder abweisend, wenn ich verletzt war → was bei ihm sofort als Ablehnung ankam.

Brauche viel Bestätigung, Nähe, Worte – er zeigte Liebe aber eher praktisch (kochen, helfen, organisieren).

Was gut war:

Viele gemeinsame Interessen (Sport, Kochen, Kreativität, Werte).

Beide reflektiert, beide eigentlich sehr bemüht.

Er hat viel getan, um Liebe zu zeigen, auch wenn es nicht immer meine Sprache war. Ich habe versucht ihm eine liebevolle Freundin zu sein, bin aber oft nicht durchgekommen zu ihm.

Wir wollten beide, dass es klappt.

Was schwierig war:

Unterschiedliche Liebessprachen.

Mein Zweifeln verstärkte seinen Selbsthass → er zog sich zurück → ich fühlte mich nicht gesehen → ich zweifelte noch mehr.

Wir haben trotz guter Gespräche nie wirklich die Muster durchbrochen.

Viel zu wenig Quality Time, oft nur Alltag.

Wie es endete:

Er bekam Panik, zog impulsiv auf offener Straße den Schlussstrich und sagte später, er habe mich „überrumpelt“ und er hätte die Trennung nicht geplant oder gewollt.

Gleichzeitig meinte er, ich sei der wichtigste Mensch für ihn gewesen, er wünschte, es hätte funktioniert, aber er glaube, dass er mir nicht geben könne, was ich brauche (Kinderwunsch, emotionale Nähe, Bestätigung).

Er hat sich die Trennung eher „erklärt“, als dass er sie lange durchdacht hätte und hält jetzt dran fest.

Es sind jetzt 3 Wochen vergangen und wir haben bereits das Finanzielle geklärt und er will diese Woche meine Sachen zurück bringen.

Meine Fragen:

War das wirklich „inkompatibel“ – oder sind wir an einem Teufelskreis aus ADHS, Vermeidungsverhalten und meinen Zweifeln gescheitert?

Kann so etwas überhaupt noch eine Chance haben, wenn beide reflektieren und sich bemühen?

Oder ist es gesünder, es zu akzeptieren und nicht weiter zu kämpfen?

Wann könnte ich einen neuen Versuch für ein Gespräch wagen? Braucht er jetzt erstmal Abstand?

Kennt jemand diese Dynamik (Zweifel ↔ Selbsthass, Schweigen ↔ Rückzug)

Hallo M26 (warum M? eher W?)

ich kenne seine Züge auch von mir. Bin auch etwas ÄvPS oder Schizoid wie es heißt, was dem ASS von seinen Sympomen her nahekommt oder Ko-Morbid gleichzeitig besteht. Ich zeige Liebe und Verbundenheit eher durch praktische Dinge, fühle mich aber schnell bedrängt und eingeengt in Beziehungen. Und das ständige Aufmerksamkeitsverlangen der Partnerin stresste mich sehr. War dann von meinen Dingen sehr abgelenkt. Ab einer gewissen Distanzunterschreitung, oder wenn ich mich festlegen musste, habe ich dann den Polnischen Abgang gemacht.

Hilfreich wäre es, ihm Zeit zu lassen. Ich weiß, nicht einfach. Aber sonst entfernt er sich immer mehr von dir. Und mach dich darauf gefasst, dass dieses Muster öfter bei ihm besteht. Damit kann nicht jede Frau leben, aber es ist nie böse gemeint. Eher eine Abwehr von Angst. Gut wäre es auch, eine Wieder-Annäherung behutsam zu gestalten. Ich habe auch schon einige Beziehungen mit diesem Verhalten kaputt gemacht.

Wenn du viel Bestätigung brauchst, ist es schwierig in dieser Konstellation. Aber nochmal, sei bitte nicht zu Enttäuscht, ich glaube, er liebt dich, nur steht ihm die Angst im Wege.

Vielleicht wäre eine losere Form der Beziehung am besten, wenn du das kannst., und er es dir wert ist.

Gruß Hypoborea

Hallo @Hypoborea,

Danke für deine Nachricht.

(Das M steht in diesem Fall für meinen Vornamen :slight_smile: )

Die Trennung ist jetzt 4 Wochen her, seitdem gab es in den ersten 1 1/2 Wochen 2 Gespräche.

Leider habe ich in diesen Gesprächen mehr geredet als er. Ich hab viele Dinge aufgezählt, die ich erkannt habe, die ich falsch gemacht habe (z.B. mich viel zu wenig mit Adhs ukd ÄvPs beschäftigt und damit was das für ihn täglich und auch unsere Beziehung bedeutet), die generell nicht gut gelaufen sind.

Er hat schon auch zugehört und bestätigt, Fragen aber nur vage beantwortet. Er meinte die Trennung war nicht geplant und nicht gewollt, aber so quasi “jetzt ist es so, weil es sowieso das beste für beide ist”.

Am Tag der Trennung hatte er vieles gleichzeitig im Kopf (schwieriger Kontakt zu seinem Bruder nach 4 Jahren, Gefühl in der Arbeit als Arzt ungenügend zu sein, das von 2 Kolleginnen an dem Tag (oder schon länger) vermittelt wurde).

Dazu kamen laut seiner Aussage Gedanken über die Beziehung, dass er nicht glücklich ist, dass er sich nicht vorstellen kann einen Antrag zu machen (war nie thema, aber er hat ein paar Tagemit einem Freund verbracht, der kurz zuvor seiner Freundin einen Antrag gemacht hat). Außerdem ist er drauf gekommen, dass er keine Kinder will und ich ja achon und deswegen will er mir nicht im Weg stehen.

Ich weiß dass ich oftmals nicht gut auf ihn eingehen konnte, weil ich viel mit mir beschäftigt war und meinen Ängsten (meine Beziehung davor wurde nach 10 Jahren auch plötzlich beendet und das hat mich, wie ich jetzt deutlich erkenne, schon traumatisiert. )

Die Ängste habe ich auch öfter geäußert, weil er mich dazu ermutigt hat und meinte, durch seine ÄvPs würde er sich schnell abgelehnt fühlen, wenn ich “dicht” mache.

Er dagegen hat selten bis nie geäußert was ihn beschäftigt, wo er Ängste hat. Und so hatte ich oft sehr viel Druck weil ich dachte, ich bin die einzige, die zweifelt und ihn damit ja jedes Mal auch verletze.

Wir wollten diesen Monat Zusammenziehen. Also ich sollte zu ihm ins Haus. Das war für mich ein großes Thema. Da ich mich quasi wieder in eine Abhängigkeit begebe wie bei dem vorherigen Freund (wo ich dann innerhalb von 2 Wochen ausziehen musste). Dennoch wollte ich mich darauf einlassen, auch wenn es einige Monate gebraucht hat (gab aber auch Reparaturarbeiten am Haus, die ich für einen kompletten Einzug abwarten wollte. Wir haben aber schon Kartons transportiert, Möbel gekauft etc.).

Die Trennung passierte auf offener Straße. Ich war sehr überrumpelt und natürlich sofort wieder zurückversetzt. Mein Freund wusste wie sehr mich das damals mitgenommen hat und ich habe oft betont, dass ich um nichts bitte außer früh genug Anteil zu bekommen, wenn Zweifel da sind, und dass man nur gemeinsam dran arbeiten kann. Er hat versprochen sowas nicht auch zu tun, und doch ist es jetzt so passiert.

Ich würde gerne nochmal mit ihm reden und schauen, ob es eine Chance gibt, weil alles so unvermittelt war..

Aber ich weiß nicht, ob und wann er überhaupt bereit dazu wäre.

Bitte entschuldige die lange Nachricht.

Liebe Grüße

Liebe M26,

ich kenne das Suchen nach Gründen aus jüngeren Jahren sehr gut. Alles habe ich teilweise zu Tode analysiert in der Hoffnung DEN Grund zu finden, der das Ende der Beziehung wieder rückgängig machen könnte.

Aus meiner Lebenserfahrung heute würde ich sagen: Akzeptiere es. Er will die Beziehung nicht mehr. Warum auch immer.

Dieses Sich-Festbeissen schadet dir wahrscheinlich mehr, als dich dem Prozess des Loslassens und der Trauer hin zu geben.

Das tut weh. Ja. Auch gerade bei Beziehungen wo man doch gerade gemeinsam auf einem ganz anderen Weg war.

Aber je schneller du akzeptierst, dass es wohl doch nicht euer gemeinsamer Weg ist, desto eher wird es dir auch wieder besser gehen.

Die meisten Beziehungen lassen sich meiner Erfahrung nach nicht retten wenn einer nicht mehr will.

Ich wünsche dir Trost und viel Kraft!

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Das ist typisches Verhalten. Impulsiv (ADHS) aber schon länger schwebend. Bei der ÄvPS ist es diese Zerrissenheit zwischen Nähe und Distanz, die irgendwann die Beziehung sprengt. Aber gut, wenn du deine Ängste mittelst. Im nachhinein wird ihm das alles sehr Leid tun, glaube mir. Aber er kann nicht über seinen Schatten springen. Also glaube nicht, dass du Schuld bist. Mir war lange Zeit auch nicht bewusst, welche Muster da hinter stecken. Wenn er wirklich ÄvPS hat, ist da nicht viel zu machen. Aber nicht aus böser Absicht.

Dabei wird wohl nicht viel herauskommen.

Übrigens würde ich auch nie eine Frau bei mir einziehen lassen, das wäre mir zu eng. Getrennte Wohnungen ja. Vielleicht wäre das eine Option für euch. Ansonsten sehe ich auch nur die Trennung.

Menschen wie wir brauchen viel Rückzug, weil uns andere Menschen zu sehr mit ihrem Wesen beanspruchen. Also, wir haben eine anderes (neurodiverses) Nähe-Distanzbedürfnis. Und da seid ihr inkompatibel, wenn jeder auf sein Bedürfnis besteht und es keine Kompromisse gibt. Bei aller Liebe. Leider.

Ja! Ist es ! Glaub mir :joy: :smiling_face_with_tear:

Ich bin war jünger als du, aber wenn ich eins aus meinen zwei Beziehungen + Trennungen gelernt hab: Reisende soll man nicht aufhalten. Wer gehen will, soll gehen. Ich bitte und bettle nicht um die Aufmerksamkeit, Liebe und Zuneigung von irgendwem. Die richtigen werden bleiben, der Rest kann gehen (gilt auch in Freundschaften).

Man will es immer, dass der andere auch so kämpft wie man selber. Man will gesehen, gehört werden. Wieso liebt er mich nicht einfach??? Bin ich so schwer zu lieben? Es bringt dich nur mehr in die Selbstzweifel, wenn du nicht loslässt. Die richtigen Personen in deinem Leben lieben dich bedingungslos, du musst dich nicht beweisen. Sie bleiben, weil sie es wollen. Sie geben dir Sicherheit, lassen dich nicht zweifeln.

Ich weiß, dass meine Freundinnen zu 110% hinter mir stehen. Ich Zweifel nie an ihrer Liebe. Und so sollte sich auch eine Beziehung anfühlen. Natürlich sind Beziehungen Arbeit, klar, auch Freundschaften - aber mit der richtigen Person/ den richtigen Personen zweifelst du trotzdem niemals an der Liebe und Treue, auch im Streit nicht, auch nicht wenn es mal kriselt.

Und ich glaube, dieser Mann gibt dir nicht die Sicherheit, die du brauchst. Und du ihm auch nicht! Ihr seid beide keine sicheren Bindungspartner. Und da sollte jeder von euch erstmal an sich selber Arbeiten, bevor ihr jeweils eine neue Beziehung eingeht! Du kannst ihn nicht dazu zwingen. Du kannst ihn nicht ändern. Aber du kannst an dir selber arbeiten und deine Bindungsmuster ablegen und ändern. Im Idealfall natürlich mit Therapeutischer Begleitung, aber solange du auf einen Therapieplatz wartest, kannst du dich in den Thema bereits rein arbeiten mit Büchern (Vera König oder Stephanie Stahl kann ich empfehlen). Ich habe von beiden auch Bücher daheim zum Thema Bindungstrauma, Bindungsangst, Selbstheilung etc. Und ich habe mit meinem Therapeuten daran gearbeitet.

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Ich wollte eigentlich gar nicht antworten. Nur der eine Gedanke… Es ging also um den nächsten Schritt in der Beziehung - zusammenziehen. Auch die Gedanken über Heiraten und Kinder liegen da nicht fern, klar… Aber ich habe so den Eindruck, dass eure Beziehung da noch nicht war, so nicht und so nicht, sondern es ging um das „weil man das so macht“, weil es nach ??? Jahren so gemacht wird…

Du kannst das Gespräch suchen, aber meine Erfahrung ist auch, dass es nicht viel bringt. Außer vielleicht, dass ihr fair und freundlich eigene Wege geht.

Für dich tut es mir leid, dass du wieder so eine Trennung ohne Vorzeichen erleben musst. Aber möglicherweise hat es die Zeichen gegeben. Wenn ich lese, was für euch schwierig war, das ist wie ein Puzzleteil ums verrecken an der falschen Stelle ins Bild kloppen.

Ich schließe mich da @CirillaVonCintra an… um die richtigen Personen muss man nicht kämpfen und Reisende soll man nicht aufhalten.

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Und man muss sich auch nicht immer wieder reflektieren um dann zu versuchen sich besser zu optimieren, damit es besser passt.
Und es hilft auch nicht alles zu analysieren welche Gründe und Ursachen wiederum bei dem anderen liegen warum es nicht mehr passt.

„Wäre ich so“ …und „hätte er so“ … „ja dann würde es funktionieren“…macht auf Dauer nicht froh .

Das war bei mir in den ersten mini kurzen Beziehungen so. Dann hatte ich das Thema Beziehung für mich „aufgegeben“ und mich mit mir selber auseinandergesetzt um mit mir selbst in einer besseren Beziehung zu leben.
Dann lief mir viele viele Jahre später plötzlich mein jetziger Partner über den Weg und all diese Dynamiken gab es nicht mehr in mir und da wusste ich , dass er der Richtige ist und das sich irgendwie was in mir stabilisiert hat und nun beziehungsgfähig ist .

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Und - ist das so?