Freundschaft zwischen ADS und K-PTBS?

Man sucht sich unbewusst immer jemanden, der nicht so ganz erreichbar ist.

Manchmal wechselt sich das auch ab. Aber oft ein Spiel von „komm her, geh weg“.

Einer läuft hinterher, der andere weg. Beide haben aber Bindungsangst/ Versustangst! Auch der Hinterherläufer!

Das hab ich länger nicht gecheckt.

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Es spitzt sich leider weiter zu: ich bin nun seit fast 2 Wochen in seiner räumlichen Nähe (also literally ist meine ferienwohnung 10 min von seinem zuhause entfernt) und wir haben uns noch nicht gesehen, obwohl wir jeden Tag viel kontakt haben.

ich erlebe eine krasse diskrepanz zwischen einem sehr, sehr intensiven kontakt, er hält mich quasi rund um die uhr auf dem laufenden, was er tut, hat hunderte ideen, was er mit mir unternehmen will, wir albern herum und alles - es ist also keine angespannte stimmung. aber es kommt nicht zu einem treffen. ein grund nach dem anderen, warum er nicht kann. wir hatten auch schon stress deswegen, weil ich natürlich dann nach der ersten woche mal gesagt habe, dass er mal klar sein soll, was er will. er hat sich dann sehr bemüht, dass ich nicht verletzt bin oder das persönlich nehme, sich immer wieder erklärt und meldet sich weiter ständig… nun steht für morgen der nächste versuch eines treffens an, aber ich weiß natürlich nicht, ob es dazu kommt. (fairerweise muss ich dazu sagen, dass er sich montag treffen wollte und ich das dann abgesagt habe, dann hat er donnerstag vorgeschlagen). ich verstehe es nicht, dass ich nur 10 minuten entfernt bin und er es nicht hinkriegt, wenigstens mal auf einen kaffee vorbei zu kommen oder mal hallo zu sagen.

zwischendurch erzählt er mir, dass sich (mal wieder) eine wichtige person sich von ihm getrennt hat und ich weiß, dass ihm das ständig passiert und es ihm weh tut und ich will nicht die nächste person sein, die ihn verlässt. ich leide aber auch darunter, dass er mich verletzt mit seiner hinhalterei.

ja, ich hab das im hinterkopf, dass er vielleicht angst hat, aber er sagt es nicht und er wirkt auch nicht unsicher auf mich. ich möchte mit ihm über all das sprechen, aber ich hab keine ahnung, wie das gehen soll. wenn es wenigstens deutlicher wäre, dass er zB distanziert ist, passiv oder nicht antwortet oder ähnliches, dann könnte ich das klar als „desinteresse“ werten, aber es ist eher das gegenteil - wenn ich ihn um eine positionierung bitte, macht er mir klar, dass ich ihm wichtig bin. mir kommt das vor wie gaslighting und verwirrt mich zutiefst.

und logo, ich beschäftige mich auch selbst und versuche, einfach mein ding zu machen. ich überlege stark, aus selbstschutz alles abzubrechen, damit das aufhört. ich lese sehr viel über mein trauma, über ads, über bindungsstörungen und dann ist mir auf der logik-ebene total klar, was hier passiert, aber ich weiß dann immer noch nicht, was ich damit tun soll. abbruch für selbstschutz fühlt sich (noch) nicht richtig an, ich versuche es jetzt mit distanz, soweit es mir eben möglich ist: ich mache mein programm und wenn er dazu kommen will, muss er her kommen, aber ich verlasse mich nicht auf „pläne“.

ich weiß gar nicht genau, was ich jetzt brauche, vielleicht musste ich das einfach nur mal hier loswerden. Ich kenne sonst niemanden mit ADS und kann mir niemandem wirklich darüber sprechen, was diese situation mit mir macht, was für mich richtig ist, wie viel geduld ich haben sollte und wo die grenze ist… wegen meines traumas sind meine grenzen einfach auch schneller erreicht als bei anderen und daher fällt es mir total schwer, einzuschätzen, was gut für mich ist und was nicht. ich möchte so gern mit ihm darüber reden und dass ihm das mal klar machen, ich hab das gefühl, er hat das immer noch nicht gecheckt. vielleicht ist das aber auch die natürliche grenze unserer „beziehung“ und wir können nicht mehr sein als brieffreunde, weil unsere bedarfe in der realität nicht zusammenpassen. der gedanke drängt sich auf und es tut mir sehr weh, weil ich mich noch nie so tief mit jemandem verbunden gefühlt habe.

danke jedenfalls fürs „zuhören“ :smiling_face_with_tear:

Hast Du Dich schon mal mit dem „Drama-Dreieck“ befasst? Z.B. hier (Link) nachzulesen.

Man kann auch zu zweit in diese Dreieckskonstellation geraten und die Einsichten, die es braucht, um wieder rauszukommen, sind brutal, aber mitunter lebenswichtig.

Für „abbruch für selbstschutz“, wie Du es nennst, sprechen nach meiner Erfahrung richtig viele gute Gründe. Und dass es sich extrem hart anfühlt, ist leider einer davon.

Du hast anfangs nach einer Einschätzung gefragt. Meine ist: Mit PTBS braucht man Stabilität, die jemand mit ADHS allenfalls dann geben kann, wenn schon richtig viel Störungsbildeinsicht an Bord ist. Sonst nicht. Sonst erwartet der Lahme, dass der Blinde ihn über die Straße führt oder man sich irgendwie gegenseitig heil auf die andere Seite bringt. Und das kann richtig krachen. Muss nicht, aber kann. Tut mir Leid. Aber kommt von Herzen.

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Hallo Nisi,

das liest sich jetzt aber sehr manipulativ an für mich!

Lass dich nicht verschaukeln. ADHS hin oder her, das ist kein Freibrief für schlechtes Benehmen. So eine Ferienwohnung kostet doch nicht wenig Geld, gerade jetzt im Sommer?

Wenn deine Zeit dort vorbei ist und es kam zu keinem Treffen, dann sei vielleicht froh dass nicht mehr daraus geworden ist. Und wenn eure Freundschaft sich wieder auseinander lebt, dann lass du dich nicht emotional unter Druck setzen von wegen du willst nicht die nächste sein - wenn ihm das ständig passiert gibt es dafür möglicherweise gute Gründe.

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Finde ich schon sehr komisch ? Was wäre denn, wenn du plötzlich auf seiner Matte stehst?
Puh 14 Tage schon im Wartemodus , obwohl der Herr so nahe dort wohnt und du bist extra zu ihm hin gereist. Heißt man dann nicht erstmal jemand willkommen und wenn es nur ganz kurz ist???
Irgendwas passt doch da nicht. Angst vor Verletztheit hin und her, aber da muss man doch über seinen Schatten springen können wenn jemand extra vorbeikommt und schon ewig da ist.

Was würdest du denn jemanden raten , der selbige Situation hier posten würde?

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Also die Reise habe ich eh für mich gemacht, es ging nicht primär darum, ihn zu besuchen. Vielmehr ist beides drin, das hat es für mich attraktiv gemacht. Er wusste auch schon lang, dass ich komme. ich sitze auch nicht hier allein in meinem Zimmer und warte auf ihn und bin ansonsten hilflos, ich unternehme recht viel und muss auch arbeiten, er muss ja auch arbeiten und dann waren wir auch beide zwischendrin krank… es gibt wenig, was ich konkret vorwerfen kann, das macht diese Vernachlässigung so unangenehm.

Aber ja, das mit dem Drama-Dreieck habe ich mir angeschaut, ich spüre auch den Gedanken aufkommen, dass es nicht zu viel verlangt ist, eine Verabredung zu treffen und zu halten (kann er ja mit anderen auch), dass ich enttäuscht sein darf und auch akzeptieren muss, dass ich bei ihm nicht oberste Prio bin - ich kann aber nicht damit umgehen, dass er sich jeden Tag so lieb meldet und überhaupt mir während des ganzen letzten Jahres gesagt und das Gefühl gegeben hat, dass ich ein sehr wichtiger Mensch für ihn bin und dann lässt er sich hier so viel Zeit mit allem. Da kommt mein Bedarf nach Stabilität und Zuverlässigkeit ins Spiel. Beide Gefühle/Gedanken sind ja berechtigt - meine Enttäuschung und das Akzeptierenmüssen, mein Bedarf nach Nähe und Stabilität und sein Bedarf nach Flexibilität und Vertrauen.

ich habe ja auch mit meinem Therapeuten gesprochen, der kennt die Geschichte ja auch sehr gut und im Prinzip höre ich jetzt überdeutlich von allen Seiten, dass ich das nicht alles stillschweigend aushalten und mich ihm unterordnen muss. Das höre ich und verstehe ich.

Der Plan ist jetzt: Ich mache meine Pläne und sorge für mich. Wenn er sich meldet und wieder Treffen in den Raum stellt, darf er gern dazu kommen, was und wo ich gerade mache. Ich kann und werde ihm nochmal erklären, dass ich von ihm in der Zeit, in der ich hier bin, mehr Verbindlichkeit brauche und wir müssen aushandeln, was für uns jeweils geht und was nicht und wo unsere jeweiligen Grenzen liegen. Das will ich aber persönlich besprechen und nicht per Messenger oder Telefon. Dann bleibe ich offen, aber selbstbestimmt (so fühlt es sich zumindest im Moment an).

Und ansonsten fahre ich grad schon die Kommunikation zurück. Und wenn er dann nicht nachkommt, bzw wir uns gar nicht sehen, dann ist das so, dann weiß ich, woran ich bin. Und dann werde ich auch sehr traurig sein, aber dann hören auch diese Achterbahnen auf. Und der Austausch darüber hilft mir tatsächlich, mich nicht wie eine Versagerin zu fühlen, die nicht gut genug ist und es selbst zu verantworten hat, wenn der Typ keine Lust auf sie hat. Ich war und bin ihm eine sehr gute Freundin, wir harmonieren auf allen Ebenen und wenn er sich dafür entscheidet, das wegzuwerfen oder es nicht an sich ran lassen kann, dann hat das mit ihm zu tun und nicht, weil ich etwas falsch gemacht habe oder zu viel will oder überfordere. Der Gedanke, dass ich nicht zu viel von ihm fordere und er auch Verantwortung für seine Beziehungen trägt, wird gerade stärker und darauf konzentriere ich mich. Uff. Danke für die Meinungen und das Aufzeigen der Grenzen, das hilft mir! <3

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Was man, glaube ich, erst merkt, wenn man etwas in die Jahre kommt: Eigentlich braucht das eigene Leben nahezu alle Energie, die man zur Verfügung hat. Gerade, wenn man mit Belastungen und eigenem Gepäck startet…

Und alle Zeit, die man empathisch an so eine Wackelpartie und Drama gibt, will gut überlegt sein. Aber leben muss man vorwärts, verstehen kann man nur rückwärts. Kann einem auch keiner abnehmen, selbst wenn das Umfeld sich nicht recht schnell gelangweilt aus solchen Situationen zurückziehen sollte.

Gutes Gelingen und pass gut auf Dich und Deine Energie auf.

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Liebe @nisi nach allem was ich bis jetzt hier über Deinen Brieffreund gelesen habe ist meine Befürchtung das da einiges nicht stimmt, dass da etwas gewaltig faul ist, dass dieser Mensch nicht aufrichtig zu Dir ist, kurz gesagt das Dir dieser Mensch Lügen auftischt, und das nicht zu knapp, und das wahrscheinlich nicht mal die Hälfte von dem was er Dir erzählt hat überhaupt stimmt.

Denn warum sonst sollte Dich ein Mensch so hinhalten wie dieser Mensch es tut, und von wegen er wohnt 10 min. entfernt von Dir, da müsstet ihr euch ja fast schon zwangsweise bereits mal über den Weg gelaufen sein, Sorry aber irgendwas stimmt bei der ganzen Geschichte hier nicht.

Und so leid es mir tut, aber warum läufst Du diesem Menschen eigentlich hinterher?, fährst dort hin wo er angeblich wohnt, und das obwohl das eventuell vielleicht alles nicht mal wirklich stimmt, vielleicht wohnt er in Wahrheit nämlich garnicht dort, sondern vielleicht hunderte Kilometer entfernt und kann Dich deshalb auch nicht an diesem Ort treffen.

Mir kommt diese Geschichte die Du hier erzählst auf jeden Fall sehr suspekt vor, ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und viel Glück.

nein, so ist es nicht, da ist nichts gelogen und war es auch nie. wir sehen uns mittlerweile, haben über einiges sprechen können und es ist einfach so, dass er nicht mehr so an mir interessiert ist wie ich dachte und wie ich es mir wünsche.

ich habe mich viel in adhs eingelesen in diesem jahr und es fühlte sich für bisher mich so an, als seien wir füreinander gemacht. aber das hat für ihn nicht die gleiche bedeutung, bzw. keinen bestand auf allen ebenen. ich fühlte mich ihm so tief verbunden wie wahrscheinlich in meinem leben noch nie und dass er nicht dasselbe fühlt, reißt mir gerade ganz viel boden unter den füßen weg.

er kümmert sich jetzt wirklich ganz doll, das ist toll. und dennoch möchte ich die freundschaft am liebsten beenden, weil ich jetzt im realitätscheck nicht so viel gleichklang bei uns spüre, bzw nicht so viel zuwendung bekomme, wie ich mir gewünscht habe … das kann ich ihm nicht vorwerfen, aber bricht mir das herz.

und das wäre aber auch dumm, denn trotz allem steht mir niemand so nah wie er und das aufzugeben, kann ich mir sozial einfach nicht leisten.

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Das heißt ihr trefft euch jetzt?

Das ist ein typisches Phänomen für Menschen mit Bindungsangst/ Verlustangst.
„Schein“ Beziehungen mit Menschen die nicht wirklich da sind - da wird dann die Nähe reinprojiziert, die man sich so wünscht.

Das ist wie eine Sucht. Ist eine Illusion.

Danke fürs nachfragen, mich beschäftigt das immer noch sehr, zu sehr.

ich bin mittlerweile wieder in deutschland. wir haben uns während der reise einige male getroffen und konnten auch nochmal „grundsätzlich“ reden. er hat sich dann in der zweiten hälfte meines aufenthalts wirklich sehr bemüht, als ich da war. in unseren gesprächen war er sehr sensibel, hat meinen gefühlen raum gegeben und mir einen safe space geboten: ich solle ihn immer erinnern, wenn er etwas vergisst, was mir wichtig ist, ich darf jederzeit und so oft ich will nachfragen, wenn ich unsicher bin, er ist mein freund und er liebt mich. als ich mich mal zwei tage zurückgezogen habe (weil ich das gefühl hatte, dass mir das alles nicht reicht und ich abstand brauche), hat er seeeeehr intensiv darum gekämpft, dass ich doch bitte in kontakt bleibe, mit 10 nachrichten in 24 stunden.

ich habe auch gespürt, wie sehr es ihn stresst, dass ich mich schnell vernachlässigt und traurig/verletzt fühle - er interpretiert es als intoleranz gegenüber seinen gedächtnisproblemen, aber ich meine es eher als mangel an enthusiasmus, den ich so liebe, wenn ich in seinem fokus bin. ich habe im kopf verstanden, wie er funktioniert und dass er in wellen kommt und geht, mein gefühl kommt nur nicht hinterher.

und trotz allem habe ich immer noch/immer wieder das gefühl, er kümmert sich nur aus verantwortungsbewusstsein und nicht aus echtem willen heraus. weil er nicht aushalten kann, mir weh zu tun mit einem rückzug oder abbruch oder einem im-stich-lassen. und seit ich wieder in deutschland bin ist der kontakt auch grad wieder nur auf sparflamme in der quantität - inhaltlich ist alles ok, aber eben sehr, sehr wenig.

ich bin immer noch, immer wieder zwischen „er hat eigentlich gar keine lust, lass ihn los“ und „nimm es nicht persönlich, du weißt doch, dass er versucht, so stabil zu sein, wie er eben kann, arbeite an DEINEN ängsten anstatt ihn abzuschießen“.

ich habe im moment niemanden anderen, der mir nahe steht, mit dem ich reden kann, meine frauen-freundschaften geben mir weder zeitlich noch emotional das, was ich brauche und ich habe mich aus beiden erstmal verabschiedet. aber ich suche gerade aktiv menschen mit trauma und hoffe, eine neue kleine gruppe aufbauen zu können. außerdem hab ich einen mann kennengelernt, den ich gern habe und bei dem ich mich geborgen fühle, aber wir kennen uns noch nicht lang und gut und ich weiß noch nicht, wie viel tiefe das hat oder haben kann. therapie ist eine stunde alle 2 wochen, aber das ist nicht genug.

naja, und so weiß ich einfach immer noch nicht, was ich damit machen soll. sind wir trotz der phasen der wundervollen unterstützenden und liebevollen nähe nicht gut füreinander? muss er sich mehr mühe geben? muss ich an mir arbeiten? ist es das wert, warum ist es mir überhaupt so wichtig? ich hatte nicht das gefühl, dass ich eine beziehung mit ihm will, wir haben da auch unterschiedliche vorstellungen :-), und dann wieder fühlt es sich an wie liebe. und es ist auch eine liebe, eben eine freundschaftliche nicht-sexuelle. und vielleicht ist diese beziehung ein training für mich, mein vertrauen zu stärken und er ist genau der richtige dafür, weil sein wesen mich immer wieder triggert und gleichzeitig auch einen safe space gibt?

es ist jedenfalls sehr dynamisch und ich finde diesen aspekt bei adhs - wie gehen die mitmenschen damit um - einfach sehr interessant. in sozialen medien wird ja adhs viel erklärt und beschrieben, aber die andere seite kommt quasi nie zu wort (in meiner wahrnehmung). ich bin doch sicherlich nicht die einzige person, der es so geht.