Freundschaften - Was hättet ihr euch von euren Eltern gewünscht?

Hallo zusammen

Mein Sohn (9, ADHS) hat Schwierigkeiten damit, Freundschaften zu schliessen und insbesondere zu halten. Er geht offen auf andere zu, aber seine Impulsivität und Rejection Sensitivity stehen ihm oft im Weg. Ausserdem kommt er von sich aus nicht auf die Idee, sich mit jemandem zu verabreden, eingeladen wird er auch sehr selten.

Nun meine Frage an euch: Diejenigen, die in der Kindheit ähnliche Probleme hatten: Welche Art von Unterstützung hättet ihr euch (rückblickend) von euren Eltern gewünscht?

Was ich schon versucht habe:

  • Medis: Hat am meisten geholfen, Impulsivität und Rejection Sensitivity viel besser. Leider lässt die Wirkung am Nachmittag irgendwann nach (Concerta)
  • Hobbys: Er geht in die Pfadfinder, war auch im Sommerlager. Bisher habe ich nicht das Gefühl, dass er dort mit jemandem enger befreundet ist. Zudem hat er Musikunterricht und Therapie, mehr „Termine“ möchte er momentan nicht.
  • Kollegen einladen: Machen wir ab&zu, muss leider wenn es am Nachmittag ist von mir relativ eng begleitet werden, da ich noch zwei andere Kinder habe kann ich das nicht so oft machen. Selbst kommt er nicht auf die Idee, sich zu verabreden.

Leider hat er schon ziemlich die Erwartungshaltung entwickelt „Mit mir will sowieso niemand befreundet sein“. Erschwerend kommt noch dazu dass die kleine Schwester (7) sozial sehr kompetent ist, mehrmals pro Monat zu Geburtstagspartys eingeladen ist und sich mehrmals wöchentlich (selbständig) mit Kolleginnen verabredet.

Es würde mich sehr interessieren, was euch in dieser Situation geholfen hätte.

Danke für eure Inputs :heart:

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Hallo moya,

ich finde es gut, dass du hier versuchst dir Tipps zu holen um deinen Sohn besser unterstützen zu können :blush:

Ich selber kann leider nicht viel dazu beitragen, aber wenn die Medikamente gut wirken, aber leider nicht lange genug, kannst du da nicht was machen? Ein anderes Präparat nachreichen oder so?

Was meinst du mit „Kollegen“? Sprichst du von Klassenkameraden deines Sohnes? Ich kenne Kollegen nur aus dem Arbeitsumfeld, weswegen ich mir gerade nicht sicher bin :sweat_smile:

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Haha sorry, schweizerdeutsch :smile: Kollegen = weniger eng als Freunde, d.h. Klassenkameraden, Nachbarskinder, solche die mit ihm Hobbys betreiben etc.

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Ich habs auch schon mit kurzwirksamem Medikinet versucht, aber irgendwie gelingts mir nicht so recht, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen… Und wenns dann nicht richtig passt macht es alles nur noch schlimmer :confused:

Er darf nicht das Gefühl bekommen falsch zu sein. Er ist eben anders, zurückgezogener … Erarbeite mit ihm seine Stärken und baue ihn dabei auf! Abseits des „funktionierens“ in der Schule. Das kann auch etwas sein, dass nicht Gruppenaffin ist. Er ist vielleicht kein Teamplayer/ Fussballer, aber ein guter Läufer/ Leichtathlet. Sport ist sowieso extrem gut, gerade bei ADHS. Schaue dich nach Selbsthilfegruppen um, und anderen Kindern mit ADHS, ein Freund reicht …

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Ich schließe mich Rulei an, schau das du andere Kinder mit ADHS findest , das könnte einfacher für ihn sein. Ansonsten versuche seine Aufmerksamkeit auf seine Interessen zu lenken und interessiere dich für seine Stärken. Manchmal hilft es den Blick auf das Positive anstelle des Negativen zu lenken.

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Möchtest du dass er viele Freundschaften hat aus deinem Gefühl heraus oder ist es wirklich sein Wunsch?

Manche Kinder brauchen und wollen gar nicht so ein ausgeprägtes Freundschaftsleben , sind auch gerne für sich alleine .

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Nein es kommt schon von ihm… Wenn es mal klappt und er einen schönen Nachmittag mit jemandem verbringen konnte, ist er dann auch total glücklich darüber und möchte sich dann unbedingt bald wieder mit dieser Person treffen. Aber er ist dann auch sehr sensibel und wenn die Person dann 1-2 Mal absagt oder es zu einem Streit kommt, dann ist er äusserst enttäuscht und sagt Dinge wie „Jetzt habe ich schon wieder einen Freund verloren!“. Auch wenn wir jemanden anfragen und die Person hat schon etwas vor und kann deshalb nicht, kommen dann Sätze wie „Das ist doch nur ein Vorwand, der will sich nur nicht mit mir treffen!“… Dann kommen natürlich auch noch Sätze wie „Warum ist meine Schwester immer zu Geburtstagspartys eingeladen und mich lädt niemand ein?“.

Ach ja, der andere Grund weshalb ich am Nachmittag keine Medis mehr nachgebe ist der Appetit. Er isst unter Medi-Wirkung praktisch nichts, abends holt er dann alles nach. Wenn diese Mahlzeit auch noch wegfällt wird es kritisch…

Danke auch @Rulei und @Florjetzt für eure Inputs!

Ist das wirklich so, dass es zwischen zwei ADHSlern vielleicht besser passt? Ich hätte eher gedacht doppelte Impulsivität, doppeltes Konfliktpotenzial?

Ich kenne eine Frau, die ich von Anfang an einfach mag. Wir sind nicht befreundet, sie gehört zu einem weiteren Freundeskreis. Es ist eher das die Chemie stimmt. Da tickt jemand wie ich. Ich erinnere mich, dass es immer unkomplizierter mit ihr ist.
Das wir beide eine ADHS Diagnose haben ist noch recht neu.
Wenn ich zurück blicke, ich spürte immer wieder, wie ich Menschen irritierte, oder sie nichts mit mir Anzufangen wußten.
Bei meinem Kind mit AuDHS habe ich lange nach einer Autismusgruppe gesucht. Wie glücklich und entspannt mein Kind da raus kam, weil die Anpassungsenergie in solchen Settings wegfällt.

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Könntest du die Medikation für Nachmittags nicht dann geben nachdem er was gegessen hat. ?

Aber es tut mir leid wenn er so sehr leidet . Was ist denn sein größtes Lieblingshobby?

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Hallo @moya leider habe ich erst gerade eben Deinen Beitrag hier gesehen.

Und weisst Du was, ich hatte eine ähnliche Situation mit meinen Kindern als sie noch klein waren, auch wenn das inzwischen schon über zwanzig Jahre her ist, aber ich erinnere mich noch gut an diese Zeiten.

Das jüngere Kind hatte das grosse Glück das es viele nette Kollegen in seiner Schulzeit hatte, wenn auch nicht immer, oder nur, aber im grossen und ganzen lief es meistens gut.

Während mein älteres Kind leider nur vom Kindergarten bis zur Mittelstufe ein bis zwei Kollegen:innen hatte mit denen sich mein Kind traf, allerdings auch nur wenn diese Kinder nachfragten, selbst Initiative zu zeigen passierte zwar nicht garnicht, aber ehr weniger als von den Kollegen:innen.

In der Oberstufe hatte mein älteres Kind dann leider sehr grosses Pech und kam in eine Klasse von Mobbern:innen was eine sehr schwere und traurige Zeit für mein älteres Kind war, diese Zeit hat bis heute Spuren bei meinem Kind hinterlassen, durch das Mobbing hat sich mein Kind sehr verändert, hat sich dann total zurück gezogen und wurde sehr einsam, und das obwohl mein Kind sich auch in dieser Zeit, oder vielleicht sogar besonders in dieser Zeit, nämlich in der Pubertät, natürlich genauso Kollegen:innen gewünscht hätte wie vorher, und auch wenn es nur ein einzige:r Kollege:in gewesen wäre.

Jedenfalls, das Thema Kollegen finden für sein/e Kinde/r ist schwierig, klar als Mutter wünscht man sich das sein Kind in seiner Kindheit und Jugend Kollegen:innen hat und mit diesen eine gute Zeit verbringt.

Doch leider hat man darauf keinen Einfluss, dass ist in etwa ähnlich als würde die Mutter für ihren Sohn eine Ehefrau oder Partnerin aussuchen wollen, und das funktioniert auch nicht, besser gesagt wäre nicht gut wenn so was passieren würde.

Denn der Kontakt zwischen Menschen muss sich von selbst entwickeln, ohne Eingriff von Aussen, heisst durch Einwirkung von anderen.

Heisst entweder stimmt die Chemie zwischen zwei Menschen und sie möchten gerne Zeit miteinander verbringen, haben z.B. ähnliche Interressen, oder sind sich schlichtweg einfach irgendwie sympathisch, oder es passiert nichts und man geht sich wahrscheinlich einfach aus dem Weg, weil das gegenseitige Interesse nicht gross genug ist.

Ich würde Dir dahingehend ja wirklich gerne Hoffnung machen, aber leider kann ich das nicht, da Kollegen:innen zu finden tatsächlich leider oft sogar mit reinem Glück zu tun hat, und überhaupt nicht damit was man für ein Mensch ist.

Wie gesagt, entweder springt der Funken über zwischen zwei Menschen und sie möchten gerne miteinander befreundet sein, oder so eine Situation ergibt sich nicht, und dagegen ist man eigentlich leider machtlos.

Klar ist das traurig wenn man sieht das sein eigenes Kind oft alleine ist, dass verstehe ich voll und ganz, aber eben, etwas „dagegen machen“ als Mutter kann man leider nicht.

Jedenfalls ist das meine Erfahrung, und ich habe auch solche Sachen ausprobiert mit Sport Clubs ect., halt Orten wo sich junge Menschen treffen, in der Hoffnung das sich vielleicht dort eine Freundschaft mit jemand entwickln könnte, aber eben, auch dort gilt das selbe Prinzip, entweder finden sich zwei die sich mögen, oder leider nicht.
:heart:

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Liebe @moya was ich Dir allerdings auch noch schreiben wollte, damit Du nicht traurig bist ist das Dein Sohn ja jetzt 9 Jahre alt ist und vermutlich noch in die Mittelstufe geht, doch sobald er z.B. in die Oberstufe kommt werden die Karten noch mal neu gemischt.

Heisst gewisse Kinder mit denen er bis jetzt auf die selbe Schule geht kommen vielleicht mit ihm in einer neu zusammen gestellten Klasse zusammen, andere vielleicht nicht, und noch mal andere wird er vielleicht überhaupt nicht kennen, oder vielleicht sogar manche Schüler:innen ganz neu kennenlernen, weil vielleicht neu zugezogen.

Was bedeutet das sich die Chance mit viel Glück vielleicht dadurch erhöht, dass er dann in einer neuen Klasse jemand trifft mit dem er sich gut versteht und daraus vielleicht sogar eine gute und solide Freundschaft entsteht.

Also bleibe positiv eingestellt und gebe die Hoffnung nicht auf das Dein Sohn vielleicht immer noch Glück haben kann und einen guten Freund, oder Freundin findet mit der/dem er sich wohl fühlt und gerne gemeinsame Zeit verbringt. :people_hugging: :heart:

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Hey moya

Ich glaube dein Sohn fühlt sich etwas verloren. Es könnte sein, dass er sich vielleicht mit seiner Schwester oder anderen vergleicht und deswegen jetzt diese Erwartungshaltung hat. Es klingt so als würde er immer etwas unter gehen.

Das beste ist jetzt für ihn da zu sein und damit zu zeigen das du ein sicherer Hafen bist.

In der Chemie sagt man gleiches löst sich in gleichem. Das ist mit neurodivergenten ähnlich - mehr im Sinne von gleiches findet gleiches. Spätestens in der Mittelstufe wird er mit vielen neuen Menschen konfrontiert und ganz automatisch Freunde finden, die mit Sicherheit zum Großteil auch ADHS, Autismus oder ähnliches haben.

Mein Punkt ist, dass es nicht für immer sein wird. Solange du für ihn da bist und quasi sein Selbstwertgefühl etwas schützt, wird alles gut.

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Hey @AbrissBirne

Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung! Ja, vielleicht muss ich mich wirklich damit abfinden, dass mein Einfluss hier begrenzt ist… Und man hat ja tatsächlich das ganze Leben lang immer wieder Gelegenheit, neue Freundschaften aufzubauen…

Danke auch dir @Nikurasu ! Du hast mich tatsächlich auf einen neuen Gedanken gebracht: Und zwar dass nicht ICH die Erwartung habe, dass er doch Freunde haben muss - wie @Nelumba_Nucifera oben vermutet hatte:

… sondern dass ER SELBST vielleicht die Erwartungshaltung hat, er müsste doch viele Freunde haben:

… und dass das eben nicht so ist, triggert dann womöglich seine Rejection Sensitivity.

Ich denke zwar schon immer noch, dass er tatsächlich gerne Freunde hätte. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass diese enttäuschte Erwartungshaltung auch ein Teil des Problems ist.

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Nachmittags unretardiertes MPH nachlegen, um bis zum Abend zu kommen.
Du beschreibst ja gerade soziale Probleme.

Oder mit Atomoxetin ergänzen, das über den ganzen Tag wirkt und noch besser als MPH emotionale Dysregulation verbessern kann. Nur nicht anstelle von MPH (das dann aber niedriger) sondern zusammen.