Gebundener Ganztagsunterricht und ADHS

@UlBre und @Falschparker Ja genau das war auch unser Gedanke, weswegen wir uns grundsätzlich für den Ganztagsunterricht entschieden hatten.

Am Wochenende gibt es bei beiden Unterrichtsformen Hausaufgaben, also da sollte es keine Unterschiede geben. Was ich so mündlich durch eine andere Mutter gehört habe ist, dass es beim Ganztagsunterricht allerdings passieren kann, dass die Lehrkraft dann über das Wochenende sehr viele individuelle Hausaufgaben mitgibt, falls das Schulkind unterhalb der Woche bei den Hausaufgaben in der Schule gebummelt oder geschlampt hat. Es scheint also auch deutlich davon abzuhängen wie gut die Lehrkräfte das Konzept mit den jeweiligen Kindern umsetzten können.

Ich habe mir in den letzten Tag viele Gedanken gemacht und eine Sache geht mir nicht aus dem Kopf: Wie gut ein Kind mit ADHS in der Schule klar kommt, hängt auch ganz stark von der Lehrkraft ab, ob es ihr gelingt einen Zugang zum Kind zu finden und es richtig zu motivieren. Ob unser Sohn eine solche Lehrkraft bekommt oder nicht, liegt nicht in unserer Hand. Aus unserer Sicht ist dieser Faktor einfach „zufällig“.

Bekommt er also zufällig eine richtig gute Lehrkraft, die gut mit ihm umgehen kann, dann wäre der Ganztagsunterricht ein voller Erfolg für ihn. Er würde ungemein davon profitieren. Bekommt er aber zufällig eine Lehrkraft, die keinen Zugang zu ihm findet, dann wird der Ganztagsunterricht eine einzige Qual für ihn.

Das trifft natürlich genauso auf den Regelunterricht zu, nur dass beim Regelunterricht die Qual dann schon zur Mittagszeit für ihn zu Ende ist. Danach wäre es dann an uns dafür zu sorgen, das nachzuholen, was er in seinem Vormittag verpasst hat. Ja, das wird nicht Konfliktlos gehen, aber wir als Eltern die ihn lieben haben am Ende eine ganz andere Motivation ihm zu helfen als eine Lehrkraft, für die er einfach nur ein Kind von vielen ist. Das mag vielleicht nicht die beste Option sein, aber zumindest haben wir dann Optionen. Beim gebunden Ganztagsunterricht sind uns da im schlimmsten Fall die Hände gebunden.

Die Antwort „Es hängt leider an der Lehrkraft“ wollte ich auch formulieren.
Es ist heftig, aber das macht einen so großen Unterschied.
Die gleiche Schule mit dem gleichen Konzept kann für zwei Kinder eine komplett unterschiedliche Erfahrung sein, je nachdem, wer da steht.

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Ja, das ist wohl der entscheidende Punkt.

@all
Danke für eure Meinungen hierzu es hat mir geholfen mir ein besseres Bild zu machen.

Hallo,

aus meiner Erfahrung kann ich sagen dass sich der Ganztag für mein Kind nicht eignet. Leider gibt es bei uns auch keinen Hort und die Kinder werden dann in der Schule bis 14, wahlweise auch bis 17 Uhr betreut.
Mein Kind ist in der Kernbetreuung bis 14.00 Uhr und danach sozial ausgelaugt und braucht Abstand zur Schule.

Ich würde versuchen es mit dem Kindergarten zu vergleichen. Geht er gerne? Ist er vor allem sozial gut integriert? Wie lange ist er dort? Insbesondere das erste Schuljahr ist noch sehr spielerisch und die Kinder haben Zeit reinzuwachsen.

Es gibt für die Hausaufgaben übrigens sehr gute Methoden um das strukturiert durchzuziehen. Davon würde ich es nicht abhängig machen.

Welche zum Beispiel?

Ja er mag den Kindergarten und geht da auch jetzt schon bis 17 Uhr hin. Aber ich habe von anderen Eltern gehört, dass in der Schule die Anforderungen schon sehr schnell anziehen. Ich sehe im Klassenzimmer auch kein Spielzeug oder so rumstehen, wie das in der Grundschule meiner Tante (anderes Bundesland) der Fall ist.

Sozial hat er halt durchaus Probleme sich harmonisch in eine Gruppe zu integrieren. Da mache ich mir auch sorgen.

Hast du Links hierzu, das würde mich sehr interessieren.

Ja, ich finde die Seite https://www.mit-kindern-lernen.ch/ da sehr hilfreich und kann auch das Buch wärmstens empfehlen.
Mein Sohn ging in die 1.Klasse als der Lockdown kam und wir mussten ihn zu Hause unterrichten.
Wir hatten einen fürchterlichen Stapel an Zetteln mit extrem langweiligen Übungen unterteilt in kleine Häppchen. Der Deal war 10 Minuten konzentriert arbeiten, dann eine kleine Pause in der etwas getrunken/ aus dem Fenster gestarrt oder auf dem Trampolin gehüpft werden durfte.
Es gibt als App den Time Timer, darauf sieht das Kind wieviel Zeit es hat. Das hat hier sehr sehr gut geholfen.

In schlimmen Schreiphasen habe ich auch die Zeit gestoppt damit er sehen konnte wieviel er eigentlich mit Schreien verbringt und was er eigentlich hätte schaffen können.

Auf der Reha hatten wir auch den Tip bekommen Aufgabenpakete auf einem Memoboard zu visualisieren und erledigte Aufgaben wegzunehmen. Die Kinder sollen dann auch erst mit was einfachem beginnen. Die Methode hatte ich aber nie angewendet weil das Zeitmanagement wie oben beschrieben bereits gut gelernt werden konnte.

Das schlimmste ist ja meist das Anfangen. Das muss man überwinden.

Danke dir! Das sind gute Tipps. Ich werde mir die Internetseite gut durchlesen.