Falls der Text zu lange ist, gerne zum wichtigsten Thema Sucht springen!
Liebe Community,
nachdem ich mit meiner ADHS Diagnose seit letztem Herbst Medikinet Adult in allen Dosierungen von 10mg bis 50mg pro Tag mit schwacher Wirkung und irgendwann Überdosiserungserscheinungen durchprobiert hatte, bin ich nun seit ca. einem Monat bei Elvanse Adult 30mg und soll bzw. dürfte bald 50mg probieren.
Manche Dinge sind besser als vorher, andere besorgniserregend. Möchte das hier mal niederschreiben und freue mich über jegliche Kommentare.
Thema Schlaf:
War schon immer schlecht, habe mich früher konstant übermüdet durch den Alltag gequält. Seit ich Elvanse nehme bin ich einfach nur erstaunt, wie effektiv einen das künstlich wach macht. Ich weiß, dass ich eigentlich total übermüdet bin, aber merke keine Müdigkeit mehr. Ich funktioniere deshalb deutlich besser, aber manchmal, insbesondere Nachmittags, bin ich weiter wach aber komplett „Banane im Kopf“, kein Wunder mit Schlafmangel und nachlassender künstlicher Wachheit. Mache mir große Sorgen dass konstanter Schlafmangel nicht gesund sein kann, werde mit meinem Arzt weiter dranbleiben, sehe aber auch keine einfache Lösung, probiere schon lange alle bekannten Tricks zum Thema Schlaf („Schlafhygiene“ usw.).
Thema ADHS Symptome:
Etwas besser als vor meiner Diagnose, aber bekannte Probleme immer noch da: Ich bekomme simple Dinge, für die ich sogar eine Leidenschaft habe, oft tagelang nicht auf die Reihe, weil ich so abgelenkt bin von Kleinigkeiten (z.B. Welchen Bus nehme ich heute Abend? Soll ich heute waschen oder morgen? usw.). Meine Arbeit läuft sehr schlecht, meine Wohnung ist extrem chaotisch. Ein anderes willkürliches Beispiel was mir neulich mal wieder aufgefallen ist: Ich fahre selten Auto, wenn ich fahre (natürlich ausgeschlafen) stelle oft fest: Ich muss mich extrem zusammenreißen um nicht aus versehen deutlich zu lange z.B. auf die Klimasteuerung, Radio o.Ä. zu schauen, was extrem gefährlich ist.
Thema Sucht:
Schon immer klare Suchttendenzen (Alkohol, Kaffee, Nikotin), die ich bisher zumindest halbwegs im Zaum halten konnte, z.B. bisher tagsüber bis zum späteren Abend selten Nikotin und strikt nie Alkohol, nie im Leben härtere Drogen angerührt etc. Könnte jetzt natürlich Zufall sein, aber grob seit ich Elvanse nehme habe ich auf einmal stärkere Suchtgefühle. Ich habe plötzlich starkes verlangen tagsüber zu rauchen, und am frühen Abend bekomme ich sehr starke Lust auf Alkohol, fühle mich total „durstig“ und „leer“ bis ich dem nachgebe. Auch früher war ich oft unvernünftig, hab zu oft vor dem Schlafengehen noch 1-2 Bier getrunken und Zigaretten geraucht um runterzukommen (ich weiß natürlich, sehr schädlich, nicht zuletzt theoretisch auch für den Schlaf). Jetzt ist das Verlangen viel früher am Tag und viel stärker da. Das macht mir ziemlich Angst. Ich habe mit meiner begrenzten Kraft jetzt die harte Entscheidung getroffen, dass nicht komplett Alkoholkrank zu werden die absolut oberste Priorität sein muss, d.h. ohne gesellschaftliche Ausrede und insbesondere unter der Woche nichts trinken, dann lieber der Nikotinsucht nachgeben und öfter auch schon 1-2 Zigaretten am Tag zu rauchen und mehr in der Nacht. Ist echt ein beängstigendes neues Gefühl, dass die Zigarette Abends es mir kaum noch „gibt“, weil der Körper Alkohol will.
Zum Thema Koffein: Mein eigentlich erfahrener Arzt hat das noch nie als großes Problem gesehen. Ich kenne die vielen anderen Erfahrungen hier und bin mir entsprechend der Problematik bewusst. Ich hatte in der Anfangszeit einige Tage ohne Kaffee, mittlerweile trinke ich zumindest nachmittags einen Kaffee, wenn ich immerhin schon einen halben Tag Medikamentenerfahrung ohne Koffein hatte. An schlechten Tagen auch schon morgens einen.
Habt ihr Ideen? Ich bin recht verzweifelt, sehe keinen Weg als es grob so weiter zu versuchen. Also oberste Priorität Alkohol und ansonsten Koffein, Schlaf, Nikotin, Sport, regelmäßige Mahlzeiten usw. versuchen besser zu meistern, wie ich es schon seit Jahren vor meiner Diagnose versuche - ohne Durchbruch. Werde bald wieder mit meinem Arzt reden. Die Medikamente wegzulassen ist schwer vorstellbar, ich bekomme mein Leben nach wie vor nicht gut auf die Reihe, aber eben das entscheidende bisschen besser als vorher, wo ich fast täglich am verzweifeln war sowohl was Arbeit als auch Privatleben angeht.
Ich spiele natürlich auch mit dem Gedanken, nochmals niedrigere Dosen als 30mg zu probieren.