Gerechtigkeitssinn bei ADHS

https://www.adhspedia.de/wiki/Stärken_von_ADHS-Betroffenen

http://www.esca-life.org/was-ist-adsadhs/staerken-und-positive-eigenschaften

ich selbe erlebe das auch immer wieder… ebenfalls erlebe ich immer wieder spontane Hilfsbereitschaft bei ADHS

Was sind eure Erlebnisse, Anekdoten, Erfahrungen und Meinungen dazu?

Würde meinen Gerechtigkeitssinn schon für recht ausgeprägt halten. Auch kann ich es nicht leiden, wenn jemand etwas sagt, was ich für falsch halte sowohl im faktischen als auch im moralischen Sinne. Dann fällt es mir oft sehr schwer, das unkommentiert stehen zu lassen.
Besonders anstrengend habe ich es letztes Semester in zwei juristischen Seminaren empfunden. Ich fand es furchtbar, immer wieder festzustellen, dass Recht nicht mit Gerechtigkeit gleichzusetzen ist.

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Ich bin da sehr empfindlich. Heute hatte ich wieder einen Zusammenprall mit einer „Institution“. Das ist nicht schön und eher peinlich.
Da ist es egal, ob ich meine, falsch behandelt zu werden, ob sich jemand aus meiner Sicht falsch verhält (auch wenns mich nicht betrifft) oder ob jemand eine/n andere/n falsch behandelt. Ebenso bei Lügen und Falschbehauptungen.
Ich fange dann an zu zittern und kann nicht mehr klar denken. Habe dann das Gefühl, ich müsste mich verteidigen weil ich sonst „untergebuttert“ werde - meist in eher belanglosen Situationen. Ich scheine wohl eine panische Angst zu haben, in die Defensive zu geraten, die Kontrolle zu verlieren.
Da ich aber über mein „Problem“ aufgeklärt bin, kann ich langsam anfangen, gezielt etwas dagegen zu unternehmen.
In meiner Familie ist es ähnlich: Papa (Ü80) flippt heute noch aus, wenn er an Ereignisse aus der Kindheit denkt, wo er seines Erachtens falsch behandelt wurde, Schwester und Sohn haben diesbezüglich eine sehr kurze Zündschnur. Anderer Sohn zieht sich dann eher zurück, ist stark verunsichert und traurig.
Bei mir wechselt das zwischen Zündschnur und Trauer.
Ganz schlimm ist es auch, wenn sich jemand aus meiner Sicht falsch verhält. Auch das kann eine totale Belanglosigkeit sein, aber durch die mehrfache Wahrnehmung und emotionale Verankerung bläst sich das unglaublich auf.
Wird sowas mittelfristig durch die Medikation besser?

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@Hibbelanna

Auf deine Frage kann ich dir keine Antwort geben…

Aber meine Blutsverwandten und ich haben auch einen ziemlich stark ausgeprägten Gerechtigkeitssin…

… ich wollte ja Shire überzeugen, Elvanse in 05mg und 10mg Dosierung anzubieten, weil andere und ich ja viel niedrigere Dosen als 20mg brauchen… aber meine Ärztin meinte, dass ich damit nur noch ein weiteres großes Fass aufmachen würde, wo ich mich dann auch wieder drüber ärgern würde, weil wahrscheinlich nichts passieren wird, weil einfach zu wenig Patienten diese niedrigen Dosen brauchen. Mich wurmt das immer noch, aber es stimmt, dass ich schon mehr Baustellen habe als ich bewältigen kann… aber… ich finde es immer noch Ungerecht!!!

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@Nono

Vielleicht hilft es dir ja, das Thema aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Hersteller stellen genormte Produkte her bzw. produzieren Produkte in den Größen bzw. Chargen, welche die Masse am Markt verlangt. Warum sollten die etwas ändern? Da hat deine Ärztin vollkommen recht. Hättest du ein Unternehmen, würdest du sicherlich auch nicht am Markt vorbei produzieren, denn du würdest sicher auch dein Unternehmen und damit Arbeitsplätze nicht gefährden wollen. Man kann es nie allen recht machen.

Das ist nicht ungerecht, sondern das Leben. Ungerecht wäre es, wenn du das Medikament von deiner Krankenkasse nicht bezahlt bekommen würdest, andere aber schon.

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Hm ja, stimmt, ist jetzt nicht so ein ganz gutes Beispiel für Gerechtugkeitssinn… der betriebswirrschaftliche Aspekt ist mir schon klar, mein Mann sieht die ganze Welt nur betriebswirtschaftlich :slight_smile:

Aber ich denke, dass es unbedungt irgendwas zur Feinabstufung geben sollte.Und es ist wirklich lästig, sich Tag für Tag das abzumessen, wenn man dann auch nicht mal weiß, wie man jetzt eigentlich die Mittagsdosis überhaupt transportieren soll. Und dann noch der Umstand, wie nehme ich es unauffällig bei der Arbeit zu mir… die Spritze soll ja nicht jeder sehen…

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@Nono

Ich verstehe ich dich total, denn ich ärgere mich auch, dass es Elvanse nicht in anderen Stärken gibt. Diese Abmesserei habe ich mir erst gar nicht angetan, weil mich das sicherlich zur Raserei gebracht hätte. Das ist für mich der Grund warum ich zu Strattera zurück gekehrt bin. Aber trotz meines Ärgers fnde ich es nicht ungerecht.

Mein Gerechtigkeitssinn wird strapaziert, wenn Menschen oder Tieren Leid zugefügt wird. Da kann ich auch meinen Mund nicht halten und bin sogar schon mit Fremden aneinander geraten. Falls die Nazis wirklich an die Macht kommen, wäre ich wohl eine der ersten, die verhaftet würden.

Und genau das habe ich in einem anderen ADHS-Forum auf Facebook auch mitbekommen, dass fasst alle gegen AfD und das andere rechtsextreme Geschmeiß eingestellt sind und sich zum Teil auch sehr aktiv dagegen engagieren. Und das tut gut!

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Aus ethischen Gründen: Einspruch! Es handelt sich lediglich um Menschen mit gruppenbezogen menschenfeindlichen Ansichten, die man nicht mögen muss. Mit „Geschmeiß“ stellt Du Dich mit denen auf eine Stufe…
just my twopence

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Da hier weltanschauliche Themen ja unerwünscht sind und ich bereits gestern gemahnt wurde, verkneife ich mir hier einen Kommentar zu deinem „lediglich“, möchte aber dennoch anmerken, dass ich mich mit dem Begriff „Geschmeiß“ noch recht gesittet ausgedrückt habe, kommt er doch sogar im Grimmschen Wörterbuch vor. :wink:
Ich stehe zu meiner Wortwahl!

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Die Wortwahl - das Vergleichen von Menschen mit Ungeziefer, Auswurf etc, die begrifliche Ent-Menschung - steht halt in bester Nazi-Tradition,
Grimm hin, Grimm her. Aber gut, meine Wortwahl sind es nicht und ich bin kein Moderator.
Apropos Grimm:
<LINK_TEXT text=„https://www.deutschlandfunk.de/judenhas … _id=462925“>Judenhass der Brüder Grimm - Eine lange Liste antisemitischer Textstellen</LINK_TEXT>

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[quote=Hibbelanna post_id=1241 time=1576792226 user_id=83]


Die Wortwahl - das Vergleichen von Menschen mit Ungeziefer, Auswurf etc, die begrifliche Ent-Menschung - steht halt in bester Nazi-Tradition,
Grimm hin, Grimm her. Aber gut, meine Wortwahl sind es nicht und ich bin kein Moderator.
Apropos Grimm:
<LINK_TEXT text=„https://www.deutschlandfunk.de/judenhas … _id=462925“>Judenhass der Brüder Grimm - Eine lange Liste antisemitischer Textstellen</LINK_TEXT>
[/quote

ÄHMM, welches Fass willst du jetzt hier aufmachen bzw. was willst du mir unterstellen? Kommt als nächstes die Belehrung, dass man den Rechten gegenüber tolerant sein sollte, weil es sich ja „„LEDIGLICH“ Menschen mit gruppenbezogen menschenfeindlichen Ansichten“ handelt? Merkst du was? Mit diesem „lediglich“ führst du deine ethische Belehrung bzgl. des von mir benutzten Schimpfwortes gerade selbst ad absurdum…und am Ende macht man damit die Täter zu Opfern, indem man sie mit Hilfe der Ethik genau vor dem Handeln beschützen will, das sie selbst permanent praktizieren! Und genau das gibt ihnen Oberwasser.

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Hey,

ich verstehe Euch beide. Jede Argumentation ist für mich „richtig“.
Würde Euch gerne mal beim Kaffee trinken beobachten, um herauszufinden, ob Eure „konträren“ Positionen wirklich komplett konträr sind oder nicht auch zu nem guten Teil zufällige Ergebnisse des advocatus diaboli… Ich könnte auf beiden Seiten stehen, je nach dem, was mir gerade jemand anbietet und je nach Tagesform… Aber das nur nebenbei.

Letztendlich geht es aber nicht darum, wie man etwas meint, sondern wie etwas verstanden werden kann.
Und da müssen wir in einem öffentlichen Forum leider ein Stückchen kannauchganzandersverstandenwerden einplanen.

Ich wäre daher dankbar, wenn wir politische Themen ganz allgemein so vorsichtig formulieren könnten, wie wir es beim ersten Kaffeetrinken bei den Schwiegereltern in spe tun würden.
Nicht weil Politik unwichtig wäre, sondern weil sie hier nicht das Thema ist und deshalb davon ablenkt, worum es hier geht.
Lasst uns unser Pulver lieber auf das Thema verwenden, zu dem wir wirklich was zu sagen haben.
Danke…

LG

UlBre

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Du hättest Diplomat werden sollen… :wink:

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Du willst mich scheitern sehen ? Die arme Welt, in der ich Diplomat geworden wäre :wink:

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Na ja, die Prüfung in der Disziplin „Aushandeln eines „Waffenstillstands“ ohne Gesichtsverlust für die beteiligten Parteien“ hättest du auf jeden Fall mit Bravour bestanden.

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Nach meiner Erfahrung sind ungefähr 70% bis 80% der ADHSler politisch links eingestellt… das hat auch was zu tun mit dem Gerechtigkeitssinn bei ADHS, auch zusätzlich vielleicht mit dem im Schnitt niedrigeren sozioökonomischen Status bei ADHS. Ich wette darauf, dass die Antifa zu mindestens 50% (vielleicht sogar noch wesentlich mehr) aus Menschen mit ADHS besteht…

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Andererseits… sind nicht die meisten Menschen davon überzeugt, dass ihre eigenen Handlungen und Ideale die richtigen und gerechten sind? Was ich mir vorstellen könnte ist, dass ADxSler dazu neigen, in den extremen Bereich eines politischen Spektrums zu geraten, ob das nun links ist oder rechts. Aufgrund des anscheinend oft stark ausgeprägten schwarz/weiss-Denkens.
Ich habe mal einen ADHSler kennen gelernt, der sich unbedingt die Monarchie zurück wünschte, mit einem „gerechten König“ an der Spitze (das sollte natürlich er selbst sein). Seine Pläne für gesellschaftliche Veränderungen fand ich großteils durchaus erstrebenswert aber die Art der Umsetzung war dann doch fragwürdig. War jedenfalls ein unterhaltsames Gespräch.

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Guten Morgen,
Nur kurz noch eine Entgegnung an @Andromache :
Auch wenn’s hier m.E. nicht reingehört - politisch bewegen wir uns vermutlich im selben Spektrum.
Ich habe aber generell ein Problem damit, wenn - gerade in öffentlichen Foren, gleich in welcher Form - Formulierungen verwendet werden, die Menschen kollektiv und pauschal abwerten. Da erlaube ich mir einzuhaken. Wenn das mein Gegenüber als Belehrung empfindet - gerne, ist auch so gemeint :mrgreen:
Die Verrohung der Sprache ist ein weiterer Schritt oder bereits ein Symptom für eine weitere Radikalisierung, pauschale Verachtung, das Eindrehen in eine Hass-Spirale in der Hass Hass gebiert - und das hilft keinem.
Man kann auch ohne entmenschendes Vokabular Position beziehen.
Die Geschichte zeigt, dass in dem Moment, in dem verschiedene Gruppen sich gegensseitig (oder einer Gruppe der anderen) das Menschsein absprechen, die Schwelle zur körperlichen Gewalt sinkt - selbst wenn diejenigen,die diese Sprache verwenden, selbst nicht körperlich gewalttätig werden. Das machen dann andere. Dies geschieht zB. dadurch, dass man den politischen Gegner als „Ungeziefer“, „Parasiten“ oder „Auswurf“ bezeichnet - oder ihnen als „Protagonisten des Schweinesystems“ das Gesicht nimmt. Damit bereitet man über die Gewöhnung an diese Sprache einer zunehmenden Brutalisierung den Weg.

Was das alles jetzt in einem ADHS-Forum zu suchen hat:
Ich bin mit meiner Empörung generell schnell dabei. Vermutlich hätte ich sonst darauf nicht reagiert. Nicht immer reagiere ich dann angemessen, meist zu emotional - je nachdem, welches Thema mich zur jeweiligen Zeit triggert. Seit 2014 triggert mich zum Beispiel der Umgang mit Rechts: Statt die Leute argumentativ vom Platz zu fegen - und zwar auf eine Art und Weise, die ihre Anhänger verstehen - hat man sie verunglimpft, lächerlich gemacht, pauschal abgewertet. Das war aus meiner Sicht ein gravierender Fehler.
Manchmal klappts bei mir mit der Achtsamkeit, meist aber (noch) nicht.

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der ist ja ganz schön in die Jahre gekommen der Thread, war aber spannend zu überfliegen. :heart:

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