Geringer Selbstantrieb durch die Depression oder das ADHS?

Hi, ich habe seit einem halben Jahr, also seit des Beginns der ADHS Diagnose und der dementsprechenden Medikation mit Medikinet immer mehr das Problem, Motivation und Energie für die alltäglichen Aufgaben zu finden. Es sind nicht nur unliebsame Aufgaben wie Haushalt, aber auch Themen die mich interessieren, wie zum Beispiel wenn ich Zuhause etwas IT machen möchte, oder auf Arbeit neue Themen lernen möchte. Meist schaffe ich es, mich für eine halbe Stunde zu motivieren, danach aber verfliegt die Motivation und ich löse mich dann von der Aufgabe, und lasse sie links liegen.
Seit November/Dezember bekomme ich neben dem Medikinet ebenfalls Setralin, aktuell 150mg, und ich habe das Gefühl, dass es in Richtung Dopaminmangel gehen könnte, was zumindest die verstärkten Symptome des RLS erklären könnte. Kann es sein, dass der Dopaminmangel durch die Depression zu erklären ist?

Beim ADHS würde es, wenn ich es richtig verstanden habe, bei intrinsischen Themen, die mich interessieren, doch kein Problem sein, mich zu motivieren und dafür Energie zu finden?

Zudem bin ich in den letzten Wochen mehr und mehr rückfällig im Bezug zu dem Zigaretten geworden.

Auch zum Fitnessstudio kann ich mich aktuell nicht motivieren, meine Psychiaterin ist aktuell krank, wobei ich gerne mehr Energie für die eben genannten Themen finden möchte, gibt es was, was man neben Ernährung und Bewegung mehr machen könnte, um mehr Dopamin zu bekommen?

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Vermutlich zeigt hier paradoxerweise gerade das Ausbleiben der Antworten, dass Du nicht allein bist mit Deiner Suche nach Henne und Ei in Sachen Antriebsprobleme.

Ich gehe mir manchmal selbst in die Falle mit so einer Betrachtung „Bis zur Diagnose ging es doch immer irgendwie“ und „Seitdem …“.

Aber blenden wir dabei nicht aus, dass es auch einen Anlass der Diagnose-Suche gab? Jedenfalls in meinem Fall war das kein zufälliger Beifang einer Routine-Untersuchung, sondern der Anlass war damals schon, dass ich zunehmend nicht mehr kompensieren konnte. Teilweise sicher körperliche Veränderungen, teilweise gestiegene äußere Anforderungen. Ist wohl eher ein Mosaik. Daher gibt es evtl. auch mehrere Stellschrauben, an denen man drehen kann. Ich versuche inzwischen, nicht mehr so viel Energie in diese „Huhn oder Ei“-Frage zu stecken.

Komplexe Aufgaben bleiben komplex. Wir suchen hier alle den Heiligen Gral, wie sich der Hyperfokus hacken lässt. Bis dahin bleibt als Überbrückung dieses banale Paket von „Aufgaben in Teilschritte zerlegen, Pomodoro, Pareto, Pipapo“, auch bei intrinsicher Motivation. Nervt wahnsinnig.

Habe also leider keine erhellende Antwort, aber bewundere dasselbe Problem. Alles Gute.

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Hi,
ich hab mich bei deinen Sätzen gefragt, ob das etwas mit kühlerem Wetter und der dunklen Jahreszeit zu tun hat.

Bist du vielleicht enttäuscht, dass die Diagnose und die Medikamente dir nicht so stark helfen, wie du erhofft hast? Dann ist man ja auch bisschen traurig, niedergeschlagen, antriebslos und verloren.

Das mit dem Dopaminmangel durch Medikinet oder Sertralin verstehe ich gar nicht. Das ist doch dazu da, damit man genug Dopamin hat.

Die Depression kann andere Sachen verschlimmern, auch die RLS. Interessenverlust ist ja sowieso ein Symptom der Depression. Hattest du vorher keine Depressionen?

Bist du körperlich gesund?

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Mich nervt auch v.a. der fehlende Antrieb. Meine Therapeutin verzweifelt wahrscheinlich an mir. Wir erstellen Pläne, überlegen, wann ich was wie mache, und was mache ich? Gar nichts :roll_eyes: :blush: Ich hätte es so gerne ordentlich, aber es klappt einfach nicht. Steuern von 23 habe ich auch noch nicht gemacht. Zum Glück ist mein Bruder Steuerberater, dann habe ich eine längere Frist. Aber die ganzen unerledigten Dinge bleiben ja im Kopf und lähmen. Ich weiß dann auch gar nicht, womit ich anfangen soll, denn es gibt so viele Baustellen. Habe übrigens ebenfalls Depression und ADHS. Stimmung geht, aber der Antrieb ist immer noch unterirdisch. Jetzt steht Mitte März mein Geburtstag an, den ich gerne mit Freunden feiern würde. Aber dafür müsste ich noch gaaaanz viel tun, um überhaupt Gäste empfangen zu können. ich beneide immer andere Leute, die das alles so nebenbei wuppen.

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@ulschke mir geht es exakt genauso, aber das kommt nicht vom MPH oder der ADHS-Diagnose, wie @NISSIN bei sich vermutet. Bei mir war es vorher schon so.

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Hi, ich wusste nicht, wie sehr das Medikinet auf den Dopaminhaushalt wirkt, wieder was gelernt.

Die Symptome wie ich sie oben geschildert habe, klangen für mich förmlich nach Dopaminmangel, wobei ich nicht weiß ob das dahingehend wirklich der Fall ist.

Das intrinsische Interesse zu Hobbys ist ja gegeben, aber in letzter Zeit bin ich immer weniger motiviert, was außerhalb meines gewöhnlichen Tagesablauf zu machen.

Auch der gelegentliche Sport nach der Arbeit ist im Herbst nach und nach weniger geworden.

Die angstlösende und stimmungsaufhellende Wirkung vom Sertralin ist aktuell auch gut, weshalb ich einen Serotoninmangel ausschließe.

Die Depression und Angststörung habe ich bestimmt schon seit dem ich 14-16 bin, also grob 7-8 Jahre.
Jedoch erst seit Januar 2024 die Diagnose, und letzten Sommer die Diagnose ADHS.
Seit November 2024 die Diagnose RLS, welches ich mit Levodopa behandel, und mein Gedanke dahinter war, dass ich genug Serotonin habe, aber die Medikamente wie zum Beispiel Medikinet, Levodopa oder andere Umstände die Dopamin-Produktion behindern.

Als ITler mit wenig Sonnenlicht, wenig Bewegung, ungesundes Essen etc. ist das denke ich nicht unwahrscheinlich.

Körperliche Erkrankungen außer die bisher genannten habe ich keine.

Ich versuche da aktuell gegenzusteuern, mit angepasster Ernährung (mehr Protein und Omega3), mehr Bewegung, Mittagessen an der Sonne draußen sofern das Wetter mitspielt, und hoffe, dass sich das ein stück bessert.

Ich bin im Frühling/Sommer 2024 zur Diagnose, weil ich auf Arbeit ständig Fehler gemacht hatte, durcheinander war und unter Schlafstörungen litt. Früh am Morgen immer starken Brainfog gehabt, der das Konzentrieren fast unmöglich gemacht hatte.

Habe seitdem Medikinet und Elvanse ausprobiert, wobei ich mit beiden meine Probleme bei der Eindosierung hatte, beim Medikinet damals die starken körperlichen Auswirkungen (wie ein Zombie gefühlt) und beim Elvanse hatte sich der Brainfog mit den 36mg initial deutlich verschlechtert, und die Konzentration nicht wirklich gebessert.

Aktuell habe ich das Gefühl, dass das Medikinet ein Stück weit die Alltagsmüdigkeit maskiert, und mir beim Fokus und Konzentrieren hilft, aber das unstrukturierte Arbeiten und lange Gedanken sortieren ist nach wie vor.

Werde deshalb wahrscheinlich nochmal mit meiner Psychiaterin sprechen, um entweder die Dosis anzupassen, oder nochmal Elvanse off-label bei 5mg zu starten

Welche Dosen hast du denn probiert? Zombie ist ein Anzeichen für zu hohe Dosis… Tendenziell ist soweit ich weiss MPH (also Medikinet, Ritalin etc) für den Antrieb etwas besser als Elvanse.

Alles im Prinzip von

  • 5mg (gar nichts gespürt)
  • 10mg (nahezu keine Wirkung)
  • 15mg (leichte Wirkung spürbar)
  • 20mg (Wirkung gut spürbar, jedoch öfter mal „gedankenloses starren wie bei niedriger Dosierung / kein Medikinet“)
  • 25mg (keine große Änderung zu den 20mg)
  • 30mg (Wirkung auf jeden Fall spürbar, kein „gedankenloses starren“, aber unstrukturierte Gedanken und das Gefühl von Brainfog stärker

jetzt so sich das so liest, werde ich denke mal nochmal die Dosierung 15mg - > 25mg durchtesten, und schauen wie es sich dahin im Bezug auf „gedankenloses starren“ und „Brain Fog“.

Wobei sich die Nebenwirkungen vom Medikinet in den letzten Monaten geändert haben. Im Herbst hatte ich noch mit den 20mg Medikinet Adult trotz ausreichend Frühstück starke körperliche Nebenwirkungen wie warmer Kopf, starker Durst und das Gefühl vom „Zombie“.
Wobei aktuell mit der Dosierung (30/25/0) keine der körperlichen Nebenwirkungen spürbar sind.

edit:

Bei dem Elvanse geht es mir weniger um den Selbstantrieb, durch das Dopamin, sondern mehr um die strukturierte Bearbeitung von Aufgaben, und dass ich Dinge anderen Mitmenschen besser erklären kann.

Aktuell ist das so, dass ich zu Mitarbeitern Wortfetzen an den Kopf werfe:
„Maschine können wir neu deployen, Netzwerkkonfiguration steht“, ohne ihnen zum Beispiel mitzuteilen, um welche Maschine in welcher Umgebung ich überhaupt meine.

Ich weiß nicht, ob das eben genannte Beispiel sich da gut anwenden lässt, aber damit meine ich, dass ich von dem Medikinet nicht nur die aufputschende und fokusierende Wirkung spüren möchte, sondern auch dass ich Gedanken besser strukturieren und erklären kann.

edit: Ein gutes Beispiel ist das aktive Zuhören, ohne Medikinet war weder der Fokus noch die Konzentration da, mit dem Medikinet habe ich beides, jedoch habe ich das Problem, dass ich es nicht schaffe, das vom Kollegen gesagte richtig zu verarbeiten, ich denke kurz über seine Worte nach aber ich habe Probleme, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, weiß nicht ob man das so sagen kann.

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Hast Du mal die berufsbezogenen Vortrag-Videos von Lachenmeier angesehen? Filtermodell von Heiner Lachenmeier

Ich finde seine Tipps gerade in Sachen kommunikativer Besonderheiten extrem hilfreich.

Was Du beschreibst, kann ich zwar in Verbindung bringen mit dem Wunsch nach „mehr Präsenz in der Situation“.

Ich würde es trotzdem eher verorten - wie vieles andere um Konzentration und Fokus auch - bei: Fähigkeiten, die wir (nach)lernen müssen und die ggf. auch gerade mit Medikation nachreifen können.

Was kommuniziert wird, hat mit Perspektivübernahme zu tun und Versetzen in den Gesprächspartner. Aber es ist auch viel Übung.

Und vielleicht sind Deine Kollegen auch keine Kommunikationstalente. Manchmal fällt das auch mit Medikation erst deutlicher auf, weil vorher alle Probleme pauschal den eigenen Defiziten zugeschrieben wurden…

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Wie schlecht hast du dich denn ernährt? Könntest du davon Eisenmangel oder Zink, irgendwelche Vitaminmängel haben, D oder B12. Also z.B. Anämie, wodurch man energielos sein kann und auch schlechter denken kann.

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Schilddrüse gecheckt?

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Meist viel Fastfood, sprich Döner / Asiatisch zur Mittagspause, viele Kohlenhydrate und wenig Eiweiß.

Ich hatte erst vor 1-2 Monaten eine Blutabnahme bzgl. der RLS Diagnose, da meinte nur der Arzt, dass falls er was in Richtung Eisenmangel finden würde, er mich kontaktieren würde.

Schilddrüse war der letzte Test im Oktober, TSH-Wert war damals bei 5.5.

Welche Einheit?
Wurde fT3 und fT4 auch überprüft?

Auch ohne Einheit: 5,5 ist nicht mehr im Normbereich (bei keiner Einheit) und deutet Richtung Unterfunktion. Eine Schilddrüsen-Unterfunktion kann auch für Antriebslosigkeit und auch Depressionen verantwortlich sein.

Auch wenn die Unterfunktion bei 5,5 nach Leitlinie eigentlich noch nicht behandlungswürdig ist, sollte man bei auftretenden Beschwerden trotzdem individuell abwägen und muss nicht zwingend warten, bis der Wert über 10 mU/l ist (bei dem nach Leitlinie erst eine Behandlung empfohlen wird). Manche Menschen merken die Auswirkungen einer Unterfunktion schon deutlich früher und dann ist eine Behandlung sinnvoll. Für die Abwägung wäre vor Allem der fT4-Wert interessant und es sollte auch mal nach Antikörpern gesucht werden.

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fT3 und fT4 wurden damals nicht geprüft, eben ist mir aber noch eingefallen, dass ich paar Monate danach beim Hausarzt ebenfalls nochmal ein Blutbild habe machen lassen, wobei der TSH-Wert wieder im Normbereich war.

Habe den Zettel der Auswertung des Blutbilds leider nicht mehr parat, und das Einheit im Bezug zum TSH sagt mir leider auch nichts

Soweit so schlecht…
Wenn der TSH oberhalb des Normbereichs ist, sollte im Nachgang (mindestens) fT3 und fT4 bestimmt werden.

RLS kann im Übrigen auch mit einer Schilddrüsen-Unterfunktion zusammenhängen.

Riecht mir alles sehr danach, als ob jetzt mal Ursachenforschung betrieben werden sollte, nicht nur Symptombekämpfung.

Mit Deinen jetzigen Problemen würde ich dem nochmal nachgehen und die Schilddrüsenwerte mal komplett checken lassen, inklusive Antikörper. Wenn nix ist, kannst Du nen Haken drunter machen und weiter suchen. Wenn doch was auffällig ist, kann man (be)handeln.

Bei Blutwerten steht hinter jeder Zahl eine Einheit. Die ist wichtig, um den Wert einschätzen zu können. Der TSH wird je nach Labor mit unterschiedlichen Einheiten angegeben (z.B. µIU/l, mIU/l, mU/l).

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TSH,fT3,fT4 und bei den Antikörpern IgAm IgM und auch Gesamt IgG?

Bzgl AK: Autoantikörper, die gegen Schilddrüsengewebe gerichtet sind. Also aTPO AK und aTG AK: Schilddrüsenantikörper - DocCheck Flexikon
Zur Diagnostik gehört eigentlich auch ein Ultraschall der Schilddrüse, von einer erfahrenen Person, die auch inhomogene und echoarme Strukturen beuurteilen kann. Falls die Hausarztpraxis das nicht macht, wäre ein Überweisung in die Nuklermedizin oder Endokrinologie gut.
Eine seriöse Quelle zur Thematik:
http://hashimotothyreoiditis.de/

Und das folgende sei dir bzgl Eisen und RLS empfohlen. Nicht alles was hausärztlicherseits als kein Eisenmangel gilt, ist für RLS Betroffene ausreichende Eisenversorgung:

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Hi Nissin,
ich habe erst vor knapp einem Jahr die Diagnose ADHS bekommen, bin jetzt 64 Jahre alt. Seit Juli 2024 nehme ich Elvanse, das passt für mich besser als Medikinet und Concerta, die ich davor probiert habe.
I’m November bekam ich Sertralin verschrieben, eine kleine Dosis, und das hat die Wirkung von Elvanse komplett ausgehebelt. Ich hab’s nach einer knappen Woche wieder abgesetzt.Soll wohl selten passieren, ist aber möglich. Es lohnt sich vielleicht, nochmals nachzufragen, ob du ein anderes Medikament mit ähnlicher Wirkung nehmen kannst.
Alles Gute für dich!

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Hallo in die Runde,

Ich bin 56 und habe seit letztem Jahr die ADS Diagnose. Seit ich es weiß, macht so vieles Sinn!

Danke für die Info mit dem Aushebeln der Wirkung. Ich habe seit 20 Jahren das Problem, dass alle SSRI bei mir nicht funktioniert haben. Ich hatte dann immer kognitive Einschränkungen und konnte keine Gefühle mehr entwickeln. Die depressiven Episoden habe ich mit Psychotherapie und Cannabis behandelt.

Seit letztem Jahr nehme ich das erste Mal Buproprion 150mg morgens zusammen mit Medikinet 20-10-0 und es geht mir sehr gut. Ich habe während der Medikinet Wirkung keine Denkfehler, fühle mich konzentriert und motiviert, gleichzeitig entspannt.
Ich habe neben der ADS mit Depression auch Parkinson. Dafür nehme ich Levodopa und Ropinirol. Wenn ich Ropinirol versuche hoch zudosieren, wie von meinen Neurologinnen empfohlen von 4mg retardiert auf 6mg, hebt es die Wirkung von Medikinet komplett auf. Die Selbstzweifel zusammen mit Brainfog, angespannte Muskulatur, Motivationsprobleme und extreme Müdigkeit kommen innerhalb von 30 Minuten nach Einnahme wieder.

Was ich interessant finde, ist dass Buproprion ja auch in den Dopamin/Noradreaniln Stoffwechsel eingreift. Also evtl besser für uns AD(H)Sler geeignet ist, als SSRI.

Ropinirol retardiert (Requip Modutab) wird als Medikament gegen RLS eingesetzt und zur Verlängerung der Wirkung von Levodopa.
Alle Medis wirken auf den Dopamin Stoffwechsel, heben den Spiegel an.

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