Hallo liebe @Phreya
wahrscheinlich werden dir die anderen Menschen hier, die auch ADHS haben, mehr behilflich sein können als ich.
Ich kenne diese Probleme bei Gesprächen jedoch auch fast 1:1, so wie du sie schilderst, ich habe aber die Diagnose ASS (und noch cPTBS).
Rückblickend würde ich sagen, dass es persönlich bei mir daran lag, dass ich nicht mit meiner Intuition verbunden war und versucht habe, die tausenden Reize und Dinge und logischen Zusammenhänge, die ich bei Gesprächen wahrnehme, irgendwie ‚falsch‘ zu verarbeiten, nämlich vorrangig mittels Struktur und dem Intellekt. Alles andere (auch Gefühle der anderen und unsachliche Infos) sind mir dabei oft in die Quere gekommen und ich bin oft innerlich eingefroren deswewegen, weil die Gespräche total unstrukturiert waren und unlogisch. Sehr oft saß ich auch nur dabei, konnte nicht so schnell reagieren, hörte nur zu und dachte mir, dass das alles ganz anders ablaufen müsste. 
Manchmal bin ich aber auch ausgerastet und habe dann sehr deutlich und unempathisch gesagt, was ich denke. Das wiederum sehr direkt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, was natürlich überhaupt nicht gut ankam. Im Beruf war mein Gesprächsverhalten unter mehr als 2 Menschen eine einzige Katastrophe und hat so viel Stress in mir erzeugt, dass ich den Beruf nicht mehr durchgehalten habe.
Ich habe aber selbst einfachste Dinge wie Telefonieren usw. nicht hinbekommen. Seit ich von dieser zwanghaften Struktur und Logik weggehe und mich bewusst darauf einlasse, dass ich Gespräche einfach nicht kontrollieren kann, ist es viel leichter geworden. Ich lege mir jetzt auch nicht mehr vorher stundenlang zurecht, was ich z. B. am Telefon oder bei einem Termin sagen will, sondern höre in mich rein, was mich bedrückt oder was gerade in mir vorgeht und lasse das raus! Das funktioniert tausendmal besser!!!
Damit ist wirklich sehr viel Last von mir abgefallen und ich kann in Gesprächen viel schneller reagieren und bin auch lange nicht mehr so gestresst. Wahrscheinlich wirke ich jetzt auch normaler und nicht mehr so behindert bzw. wahlweise schüchtern (so hat man mich auch manchmal falsch eingestuft, wenn ich nur still danebensaß, weil ich komplett überfordert war).
Insgesamt war also der Knackpunkt bei mir, dass ich gelernt habe, meine Gefühle ernst zu nehmen und die Gefühle in die Situation einfließen zu lassen, statt die Gefühle und den gesamten Gesprächsverlauf kontrollieren zu wollen. Das wirkt wohl auf andere Menschen authentischer und damit werde ich auch viel ernster genommen, als wenn ich alles zwanghaft richtig vortragen will und dabei immer viel zu langsam war oder eben stumm.
Ich hatte früher auch die Inhalte teilweise gar nicht mitbekommen, habe mich 5 Sekunden, nachdem jemand in der Gruppe angefangen hat zu sprechen, erst in diese Richtung gedreht, weil mein Gehirn mit allem nicht hinterherkam. Ich weiß nicht, ob das bei dir auch in diese Richtung gehen könnte? Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass die Gespräche für dich bald auch leichter werden und du dich damit nicht mehr so schlecht fühlen musst. Gerade Gespräche in Gruppen habe ich auch immer als Graus erlebt und habe damit immer noch meine Probleme.