Hallo erstmal alle miteinander, freut mich diese Community gefunden zu haben!
Ich steh nun kurz vor meiner Diagnostik, welche ich schon seit langer Zeit mal durchlaufen wollte, allerdings immer nur auf unendlich langen Warteschlangen hing.
Wie kam es dazu? (Man kann auch zum nächsten Absatz springen, wenn man meine Hintergrundgeschichte nicht wissen möchte)
Ich versuche mich kurz zu fassen (und schreibe diesen Teil zum n-ten mal ):
Ich hatte schon immer Probleme selbständig zu arbeiten. Umso älter ich wurde, desto weniger Struktur gab es von außen und umso härter wurde es. Ich tendiere dazu mich dann selbst als Geisel zu nehmen und z.B. nicht zu Schlafen, bis ich etwas gemacht habe oder massive Mengen Koffein zu konsumieren, quasi Raubbau am eigenen Körper zu betreiben.
Gleichzeitig bin ich relativ intelligent, habe ein gut ausgeprägtes logisches Denkvermögen und eine schnelle Auffassungsgabe. So schaffte relativ gutes (1,7) Abitur, welches ich trotz 4h Schlaf und nicht-lernen vor den Prüfungen schaffte, nicht weil ich nicht lernen wollte, sondern weil ich nicht konnte.
Meine ständige Suche nach Abenteuern und das Gefühl nicht normal zu sein trieb mich in die Partyszene und zu den Drogen. Das kombiniert mit ohnehin depressiven Tendenzen, einem neuen Studium, einer neuen Stadt und einer Pandemie führte mich in eine mittelschwere Depression.
Ich holte mir Hilfe. Wurde nüchtern, fing eine Therapie an, ging zur Suchtberatung. Ich fing an täglich zu meditieren, weil ich schon lange glaubte das sei der Weg raus aus meinen Problemen. Fing wieder an Sport zu machen, ernährte mich gesund. Das war für ein halbes Jahr quasi mein Job, denn die Uni lief nicht.
Schon vorm Abitur hatte ich den Verdacht auf eine AHDS, nachdem ich auf Beschreibungen im Internet stoß, die wie die symptomatische Faust auf mein Auge passten. Das war das erste Mal, das ich auf so einer besagten Warteschlange landete.
Ich dachte zwischendrin, wenn ich nicht mehr depressiv bin, nüchtern bin, meinen Medienkonsum reduziere, regelmäßig meditiere, Sport mache, wird sich das schon richten. Nun, ich tat all diese Dinge (bzw. tat sie nicht im Falle der Medien und Drogen) wochen- und monatelang, nur um festzustellen, dass meine Probleme immernoch bestanden.
Dann sprach ich meinen Therapeuten darauf an und er meinte er hätte den Verdacht auch schon gehabt und, dass tatsächlich einiges dafür sprechen würde, dass ich eine ADHS habe.
Er vermittelte mich an eine Kollegin zur Diagnostik und nun bin ich hier.
Die Kollegin meinte ich solle zu unserem Termin meine Grundschulzeugnisse mitbringen. Ich laß diese also das erste Mal, seitdem sie mir damals gegeben wurden.
Ich war Musterschüler. Ich habe das Lernen absolut geliebt und war im Unterricht immer SEHR aktiv, meldete mich eigentlich konstant. Ich war in vielen Begabtenkursen und auch sonst sehr sozial aktiv in AGs und als Klassensprecher. Zudem kommt, dass unsere Klasse sehr klein war und ich somit viel persönliche Aufmerksamkeit bekommen habe. Zuhause tat ich mir zwar schwer, vergaß häufiger was zu tun war, doch meine Eltern standen wortwörtlich hinter mir und überwachten, dass ich meine Hausaufgaben machte, bis ich fertig war. Ich weiß, dass mich meine Klassenlehrerin immer den „verstreuten Proffessor“ nannte, dass ich teilweise viel träumte, aber innehalb von Sekunden begreifen konnte, worum sich der Unterricht gerade geht und was von mir erwartet wird, allerdings steht davon nicht in meinen Zeugnissen.
Ich habe große Bedenken, dass die Kollegin meines Therapeuten diese Zeugnisse als Ausschlusskriterium betrachten wird.
Wie war das bei euch? Glaubt ihr meine Sorgen sind berechtigt? Lohnt sich die Diagnostik dann überhaupt?
Ich hyperfokussiere leider gerade sehr auf das Thema und ich hab den ganzen Tag kaum etwas anderes im Kopf. Hat jemand Tipps, damit umzugehen?
PS: Beim „großen Symptomstest“ hier, wird mir übrigens gesagt es gibt Hinweise auf 35 von 46 möglichen Symptomen und eine „starke ADHS-Symptomatik“.