Hallo ihr lieben,
erstmal ne kurze Einführung in meine Situation. Ihr könnt aber auch gleich in den letzten Absatz und zu der eigentlichen Frage springen…
Ich bin mit 35 gerade endlich frisch diagnostiziert. Und das auch nur, da ich selbst auf das Thema gestoßen bin und plötzlich mein ganzes „verkorkstes“ Leben Sinn gemacht hat. Hab einen langen Leidensweg mit vielen Depressionen, stetig großen Scham und Schuldgefühlen und riesen Baustellen in jedem Lebensbereich hinter mir. Naja eigentlich steck ich da auch noch mittendrin. In bisherigen Klinikaufenthalten und Therapieanläufen wurde die Wurzel des Problems nie erkannt. Stattdessen wurde mit mir in meinen Traumata rumgewühlt, da ich dachte, dieses Gefühl sich ständig selbst im Weg zu stehen sei irgend welchen tiefsitzenden Blockaden geschuldet… etc…
Nun hab ich nach 1,5 Jahren Suche endlich eine Ärztin gefunden, die mich diagnostiziert hat und sich scheinbar auch sehr gut mit dem Thema auskennt.
Sie ist der Meinung, wenn Psychotherapie, dann bei ADHS’lern nur Gruppentherapie. Dies sei am wirksamsten, da wir am meisten von den Reaktionen der anderen lernen würden. Ein Stück weit kann ich das nachvollziehen. Andererseits hab ich bedenken, dass ich dafür viel zu viele dicke Baustellen habe, auf die dann nicht wirklich individuell eingegangen werden kann …
Mich würden sehr eure Erfahrungen zu dem Thema interessieren! Welche Settings und Methoden haben euch geholfen oder eben nicht?? Und wieso?
Danke schonmal für alle Antworten!
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Hi @Ernalotte
genau die gleichen Gedanken hatte ich mir in den letzten Monaten auch gemacht. In einer Gruppentherapie kann man vielleicht die üblichen ADHS-Alltagsprobleme gut angehen.
Aber alles Spätdiagnostizierter bringt man noch eine Menge an individuellen Problem mit, die vermutlich zum einen in die Gruppentherapie nicht hinein passen und über die man zum anderen vielleicht nicht vor Fremden sprechen möchte. Bei mir kommt auch noch ASS hinzu.
Da es zur Zeit sehr schwer ist, überhaupt irgendwo einen Therapieplatz zu kriegen, hatte ich mich schon ein wenig damit abgefunden, daß ich auch eine Gruppentherapie nehmen müßte, wenn irgendwo etwas frei wäre. Ich hatte aber Glück und habe in ein paar Wochen meine ersten Termine für eine Einzel–Verhaltenstherapie. Erst mal nur die probatorischen Sitzungen, aber ich hoffe, daß es danach weitergeht.
In meiner Region konnte man übrigens bis vor kurzem online bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nach Methoden geordnet Psychotherapeuten suchen. Das geht aktuell nicht mehr. Vermutlich gibt es zu wenige freie Plätze. Man ist gezwungen, bei denen anzurufen, wenn man einen Termin für ein Erstgespräch will. Möglich, daß sich das auch wieder ändert und je nach Region unterschiedlich ist.
Von mir also nur Erfahrungen bei der Suche.
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Hallo @blinkenbaum,
Danke für deine schnelle Antwort.
Erstmal wünsche ich Dir ganz viel Glück, dass alles mit diesem Therapeuten passt!
Falls nicht, versuch es mal auf Therapie.de , da kann man auch ganz gut filtern.
Das Angebot an Therapeuten, die sich mit ADHS/ASS auskennen ist leider ja aber ziemlich begrenzt.
Ich habe bereits 2 probatorische Termine bei einem Therapeuten gehabt und der 3. steht an.
Bin nun dort schon auf der Warteliste für eine Gruppentherapie. Auch er ist der Meinung, dass dies am wirksamsten sei. Ich werde es mir trotz Bedenken auf jeden Fall angucken. Leider ist das wohl keine reine ADHS-Gruppe sondern eine gemischte (was meine Zweifel nur noch größer macht), in der es wohl sehr viel um Achtsamkeit geht…
Meine Ärztin meint, dass sei genau richtig.
Naja ich werde versuchen da so offen wie möglich ran zugehen. Nen Einzelplatz ist sowieso gerade nicht in Sicht. Somit bin ich nun schon sehr gespannt wie das wohl sein wird…
Desweiteren soll ich noch Ergotherapie bekommen und hoffe da auch jemanden zu finden, der sich gut auskennt. Dazu würden mich Erfahrungen und Methoden auch sehr interessieren!
Hallo liebe Ernalotte,
ich kann noch nicht wirklich Erfahrungen beisteuern, werde aber vermutlich in so rund einem Monat anfangen an einer Gruppentherapie teilzunehmen. Ich wurde auch erst diesen Sommer, mit 41, diagnostiziert.
Ich werde das ausprobieren, weil ich denke, dass das ein guter Anfang ist. Gleichgesinnte treffen, Psychoedukation, Erfahrungen austauschen. Ich bin auch erst noch am Anfang der Medikation und merke schon, wie ich mich ändere. Deswegen denke ich, wäre es für alles andere auch noch zu früh. Ich möchte erst mal den Änderungsprozess weiter beobachten. Vielleicht löst sich schon vieles durch die Medikamente und es bedarf keiner Therapie mehr.
Wenn du aber, wie du schreibst, so viele Baustellen hast, würde vermutlich tatsächlich eine gezielte Einzeltherapie für das jeweilige Problem mehr bringen.
Aber (hier das berühmte „aber“
) ich würde an deiner Stelle das Angebot mit der Gruppentherapie annehmen und es als Lern- und Austauschphase betrachten, nicht, um großartig deine Baustellen zu lösen. Sehe es als deinen Startpunkt zu dem Thema.
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Traue mich nicht richtig zu schreiben, da ich nur vereinzelt Erfahrung habe und die nicht verallgemeinern will. Und weil es mich etwas unausgereift gerade selbst beschäftigt. Daher bitte vorsichtig einordnen als individuelle Momentaufnahme:
Ich war mal bei einem Wochenend-Seminar bei C. Neuhaus. Meine erste Erfahrung von ADHS in der Gruppe, außerhalb des Forums.
Ich fand es … ziemlich schlimm. Teilweise brach dieses „Was man nicht für sich selbst kann, kann man für andere“ bei vielen von uns durch. Zu viel links und rechts kümmern statt sich um sich selbst zu kümmern.
Dann noch viel „Mimose mit Morgenstern“ bzw. von dem überwältigt sein, was man ja auch selbst mitbringt…
Und dann vor allem noch: sehr offenporig sein für das ganze Schicksal der anderen. (Das geht mir selbst hier im Forum so. Immer häufiger merke ich, ich steige in manchen Thread besser gar nicht erst ein.)
Da haben sich alle wahnsinnig bemüht. Und trotzdem war es so ein: „Was? Das, was die haben, habe ich auch??“
Wie ich auch in dem anderen Therapie-Thread mehr bedenken muss: Ja, eine gute Leitung wird genau damit umgehen können und dann ist genau das alles vielleicht das pralle Leben und eben große Lernerfahrung. Sich abzugrenzen z.B. in konstruktivem Maß. Ich konnte es nicht. Damals jedenfalls.
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@Apfelblüte danke für die Antwort. Und ja ich werde es auf jeden Fall ausprobieren und mich aber bis dahin auch noch weiter umschauen nach erfahrenen Therapeuten. Würde mich freuen, wenn du dich nach den ersten Sitzungen nochmal meldest und berichtest. Ist das bei dir eine reine ADHS-Gruppe?
@Elementary auch Dir danke, dass du dich getraut hast zu Antworten! Erfahrungen und Meinungen sind natürlich immer individuell aber wie ich finde immer spannend auszutauschen.
Dieses " Sich mehr um andere als sich selbst kümmern" kenne ich auch sehr gut! Bin ich auch in bisherigen Klinikaufenthalten (wegen Depressionen) immerwieder reingetappt. Und auch im Alltag kenne ich das gut. Habe einen pflegerischen Beruf den ich sehr gerne mache. Aber Selbstfürsorge? Kann man das essen?? Naja auch das ist eine meiner Baustellen, die mir zumindest schonmal bewusst sind. Ich werde es beim nächsten probatorischen Termin mal ansprechen…
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Ich bin schon länger in Gruppentherapie und kann sagen es ist für mich sehr von der Gruppe abhängig. Die Gruppe ändert sich und das kann sowohl gut als auch schlecht sein. Fakt ist, es öffnet den Horizont, ich habe sehr viel gelernt über Andere und über mich. Wie sehr man sich öffnet und bereit ist über seine persönlichen Probleme zu sprechen hängt von dem Einzelnen ab.
Ursprünglich bin ich wegen meiner Depression dort hingegangen und jetzt lernt die Gruppe was ADHS bedeutet (denn ich habe meine Diagnose noch nicht lange).
In der Gruppentherapie profitieren wir Voneinander, meine anfängliche Skepsis wurde mit der Zeit ausgeräumt. Es ist etwas anderes seine Probleme einer Therapeutin zu erzählen als einer Gruppe. Die Neugier, Fragen, Akzeptanz, das Verständnis von ungeschulten Menschen geben dir nochmal einen anderen Halt.
Gruppentherapie ist nicht für jeden geeignet, kann jedoch eine Chance sein.
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Zu häufig ist meine Antwort: ja.
Und vielleicht 2. ja: Dann ist eine Gruppe vielleicht genau das richtige Trainingsfeld, um Grenzen da zu üben. Wie im richtigen Leben…
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Wie hier schon geschildert ist das sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab.
Es gibt auch Gruppen vorallem in der Reha da ist ein Kommen und Gehen.
In einer Reha gibt es ja kaum Kapazitäten für Einzelgespräch und gibt hauptsächlich Gruppentherapie.
Es haben schon viele Patienten gemeckert über die Gruppentherapie.
Fand es interessant. Es gab aber oft Themen die mich nicht betrafen und dann wurde mir die Gruppentherapie gestrichen .In der Reha hat es mir deswegen nichts gebracht aber bei einem Mitpatienten in einer heiklen Situation hatte icj schon den Eindruck daß es ziemlich erfolgreich war.
Kann mir auch vorstellen daß eine Gruppe gut sein kann wenn man in der Therapie das Gefühl hat auf der Stelle zu treten und nichts bewegt sich. Man bekommt schon durch das was die anderen erzählen schneller auf eigene Probleme d.h. es kann einem triggern.
Bin jetzt für 6 Monate in einer Gruppe zur Rehanachsorge und mal gespannt. Letzten Montag das erste Mal und gefällt mir von der ganzen Ausrichtung besser als in der Reha. Kleine Gruppe .Insgesamt 5 Frauen. Der erste Eindruck war super.Auch intensiv .MIt Rollenspiele
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Hallo liebe Ernalotte,
ich werde mich melden, wenn ich da ein paar mal war. Ich glaube, die erste Sitzung ist erst mal so ein reinschnuppern. Ja, das ist eine reine ADHS-Gruppe und die Teilnehmer werden wohl so zwischen 30-60 Jahre alt sein, laut der ADHS-Coach. Die arbeitet seit Jahrzehnten wohl mit ADHSlern und hat die Erfahrung gemacht, dass die Personen in dem Lebensabschnitt die am ähnlichsten Probleme habe. Davor und danach sind meist ganz andere Lebensumstände bzw. -abschnitte.
Ich lass mich überraschen 
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Also ich bin weiter in der Rehanachsorge Gruppentherapie und bin sehr zufrieden.
Gut hängt auch von den Teilnehmern ab.
Aber mir gefällt es sehr gut daß man nicht nur den Fokus auf den Therapeuten hat.
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