"Gute" Diagnostik erkennen?!

Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier - bei meinem 7-jährigen Sohn besteht der Verdacht auf AD(H)S und seit nunmehr 5 Wochen versuchen wir einen Termin für die Diagnostik zu bekommen, der nicht erst Ende des Jahres stattfindet.
Nun haben wir recht kurzfristig zwei Termine in einer Klinik erhalten, worüber ich mich sehr gefreut habe. Jedoch hat sich heraus gestellt, dass beide Termine max. 1 Stunde dauern und eine Woche später haben wir dann bereits das 30-minütige Diagnose-Gespräch.

Zwischenzeitlich habe ich einen weiteren Anruf von einer Psychiaterin erhalten, die mir vorab einen umfangreichen Fragebogen geschickt hat und für den Ersttermin 2 Stunden ansetzt, um „auf das Kind eingehen zu können, es kennenzulernen und keinen Druck aufzubauen“. Es würde auch dort noch ein 2. Termin stattfinden - jedoch weiß ich nicht wie lange dieser dauern würde.

Natürlich habe ich null Erfahrung in dem Thema und bin nun etwas verunsichert. Kann man in 2 Terminen á 45 - 60 Min bei einem Kind AD(H)S feststellen? Ich habe vorab keinen Fragebogen erhalten o.ä. - eventuell bekomme ich den ja beim ersten Termin.

Für mich stellt sich die Frage, ob ich als Laie irgendwie erkennen kann, ob die Diagnostik „gut“ ist und ich meinem Kind dann „ersparen“ könnte die Diagnostik ggf. nochmal woanders zu machen als Zweitmeinung.

Wie sind denn eure Erfahrungen oder wie ist das bei euren Kindern abgelaufen?

Vielen, lieben Dank schonmal für eure Antworten!
Ninue

Ich kann nur sagen, wie es bei uns war:
wir hatten insgesamt 4 Termine. Ein Eltern Gespräch und 3 Termine mit dem Kind.
Danach haben wir die Auswertung bekommen.

Woran man gute Diagnostik erkennen kann, kann ich nicht sagen.

Naja, ich würde sagen eine gute Diagnostik erkennt man daran wenn man sich ernst genommen fühlt.

1 „Gefällt mir“

Hallo,

ob die Diagnostik gut ist, erkennst du jedenfalls nicht im Vorhinein an der Dauer des Termines. Man kann während langer Termine auch viel Unnötiges machen.

Ich denke, gute Diagnostiker(innen) können es auch in 20 Minuten erkennen - bei relativ eindeutigen und typischen Verläufen. Ich wäre aber skeptisch, wenn jemand behauptet, in jedem Fall in 20 oder 30 Minuten Sicherheit zu haben. Da würde dann doch Einiges übersehen werden.

Das Wichtigste ist ohnehin nicht eine „Untersuchung“ des Kindes, sondern eher eine Befragung des oder der Angehörigen.

2 „Gefällt mir“

Hallo, ich bin auch neu hier.
Mein Sohn ist auch 7 Jahre und hat Verdacht auf adhs. Ich hatte bereits das Erstgespräch bei einem KJP. Bei dem Gespräch war mein Sohn mit. Er konnte erzählen was ihn so bedrückt und warum er glaubt da zu sein. Dann ist er in einen anderen Raum zum Spielen gegangen, damit ich ungestört über die Schwierigkeiten sprechen konnte. Wir haben jetzt 5 Termine für die Diagnostik bekommen. 3 Stück morgens. Da werden verschiedene konzentrationstest ( glaube ich ) gemacht. Dauer jeweils 1 Stunde. Die Tests werden ohne Beisein der Eltern gemacht. Dann wird noch ein Test zur Überprüfung der visomototik gemacht und ein Termin wo es nur um seine Gefühlslage geht, da er beim Erstgespräch schon gesagt hat, das es ihm in der Schule manchmal nicht gut geht.
Erst danach wird das Diagnosegespräch geführt.
Ob das so eine „gute“ Diagnostik ist, wird dich erst noch zeigen. Aber ich habe mich gut beraten und verstanden gefühlt beim Erstgespräch. Die Chemie muss glaube ich auch passen. Ach ja, und wir haben schon Fragebogen mit bekommen für die Eltern, den Klassenlehrer und die OGS Betreuung.

Hi,

ein erfahrener ADHS-Diagnostiker sollte in der Zeit ein deutliches ADHS gut erkennen können.
Problematisch wird es mE, wenn es ein grenzwertiger oder etwas ungewöhnlicher Fall ist.
Eine Abgrenzung zu anderen Störungsbildern halte ich in einer Stunde für schwierig.

Hast du mal den ADxS-Symptomtest für dein Kind gemacht? Und andere den Fremdbewertungstest machen lassen?
Was kam denn da so raus?

Neben der eigentlichen Diagnostik ist ja auch wichtig, ob ihr euch gut aufgehoben fühlt, ernst genommen werdet und vor allem ob euer Kind gern dorthin geht. Ihr werdet über die Diagnostik hinaus dann dort in Behandlung bleiben, gegebenenfalls werden zu späterer Zeit weitere Tests (Teilleistungsstörungen oder Ähnliches) gemacht. Da sollte das Vertrauensverhältnis schon passen.

Die Diagnostiktools unterscheiden sich meiner Erfahrung nach nicht wesentlich, da greifen die meisten KJPs (und ggf. Kinderpsychologinnen) auf dieselben standardisierten Testverfahren zurück. Auswerten können diese hoffentlich auch die meisten. Was ich wichtig fände ist eine gewisse Transparenz: Was wurde getestet, wie ist das Ergebnis zu verstehen und (wenn möglich), was bedeutet das für das Kind in seiner sozialen Kompetenz und seiner Lernfähigkeit. Welche Behandlungsoptionen sind angesagt, Stichwort multimodaler Ansatz.

Wir sind mit unserem 9 Jahre alten Sohn diese Woche in die Diagnostik gestartet.
Der erste Termin hat circa 45 Minuten gedauert, in denen sich beide Ärzte der Praxis in meinem Beisein mit ihm unterhalten haben. Wie es ihm in der Schule so geht, was er in seiner Freizeit so macht, was er glaubt warum wir da sind etc. Ich habe mich so weit es ging raus gehalten.
Jetzt haben wir noch 5 weitere Termine. Drei für das Kind alleine, ein Elterngespräch und ein Abschluss (?) Gespräch mit Eltern und Kind. Außerdem haben wir drei Fragebögen bekommen. Einen für seine Lehrer, einen für uns über sein aktuelles Verhalten/Probleme und einen zum Thema Baby- und Kleinkindalter.
Ich glaube nicht, dass der Umfang der Diagnostik unbedingt etwas über die Qualität aussagt. Die Kriterien sind ja relativ klar und je älter die Kinder, desto mehr können sie selbst benennen. Ich glaube schon, dass das auch recht schnell eine ziemlich eindeutige Sache sein kann, ohne viele Termine und diverse Tests.
Wichtig ist, dass Eltern und Kind zugehört wird und Probleme nicht einfach abgetan werden. Mein Sohn zum Beispiel, maskiert mit seinen 9 Jahren so extrem gut, dass wir drauf angewiesen sind, dass man uns glaubt wie heftig er ausrastet und wie und extrem hin eben das maskieren anstrengt. Der wird die Termine super machen und ich habe den Rest des Tages dann den Salat in Form eines völlig fertigen Kindes.
Zwei Stunden für einen Termin finde ich übrigens viel zu lang und unsinnig. Das schaffen die Kinder überhaupt nicht. Mein Sohn war nach den 45 Minuten Gespräch mit Stillsitzen echt platt.