Habe ich wirklich ADS?

Hallo Zusammen :blush:

Ich bin neu hier im Forum. Ich bin vor kurzem mit ADS diagnostiziert worden aber hadere noch ein bisschen damit. Nicht weil ich es partout nicht annehmen will. Sondern weil ich immer wieder starken Gegenwind vor allem von Ärzten bekomme, und gerade nicht so richtig weiß wie ich weiter verfahren soll… ich dachte es hilft vielleicht wenn ich meine Geschichte und Symptome mal mit Menschen teile, die selber betroffen sind. Ich wäre euch auf jeden Fall sehr dankbar für eine Rückmeldungen :blush:

Zu mir:
Ich bin weiblich, 35 Jahre alt.
Ich bin vor ca. 1/2 Jahr mit ADS diagnostiziert worden. Ich habe mich mein Leben lang irgendwie „falsch“ gefühlt ohne es näher bestimmen zu können. Seit 5 Jahren bin ich wegen Depressionen und Angststörung in Behandlung. Aber ein richtiger „Durchbruch“ will trotz Therapie und medikamentöser Behandlung einfach nicht gelingen. Als dann ADS diagnostiziert wurde, war es fast „befreiend“. Mein Therapeut empfiehlt mir eine Behandlung mit BTM. Er ist der Meinung, dass ich die in der Theraphie erarbeiteten Inhalte auf grund der ADS trotz guter Mitarbeit nicht vollständig verarbeiten/umsetzen kann. Jetzt kommt das Problem…Bisher hat aber kein Arzt an die Diagnose geglaubt weil meine Symptome wohl nicht dem „klassischen“ Bild entsprechen. (Sofern es das überhaupt gibt?!)

Ich Fühle mich gerade so unglaublich verloren und weiß nicht was ich glauben soll. Ich bin weder hyperaktiv, oder offensichtlich unorganisiert usw. Habe Schule/Studium/Beruf ohne große Probleme gewuppt. Deshalb winken die meisten Ärzte schon ab wenn dann das Wort "AD(H)S fällt. Aber keiner weiß wie anstrengend das alles für mich war/ist. Ich weiß ja selber nicht wie es sich für neurotypische Menschen anfühlt.

Hier meine Symptomatik:
Mir fällt es sehr schwer Dinge anzufangen. Ohne Druck dahinter passiert meist nix. Beruflich ist natürlich ein gewisser Druck dahinter, weshalb dort meist alles gelingt. Aber privat sieht das anders aus. Von Wohnung aufräumen z.B. will ich garnicht reden… :sweat_smile: Nach ein paar Stunden konzentrierter Arbeit am Schreibtisch fühle ich mich mental völlig ausgelaugt, benebelt oder als ob ich unter einer Glasglocke bin. Meine Umwelt fühlt sich dann völlig künstlich an. Nach einer 5 Tage Woche bin ich so fertig, dass garnichts mehr geht. Gedanken an kleine erledigungen wie z.B. einkaufen lösen dann ein gefühl von völliger Überforderung aus. Ich bin eigentlich immer erschöpft. In meiner Freizeit liege ich dann fast nur auf der Couch, schaue TV und schlafe um die Akkus wieder aufzuladen. Zuhause fühle ich mich meistens ganz gut.

Vielleicht gibt es hier jemanden dem es ähnlich geht? wenn ich sicher wüsste dass ADS auch so aussehen kann, hilft es mir evtl. die Diagnose besser anzunehmen und mich bei den Ärzten durchzusetzen. Ich möchte einfach nur dass es mir wieder besser geht :mending_heart:

Lieben Dank vorab für jeden der sich die Zeit nimmt diesen kleinen Roman durchzulesen und sogar zu antworten :sweat_smile:

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Herzlich Willkommen bei uns :adxs_winy:

Das da oben ist das Problem und solche Fälle gibts hier leider immer wieder mal.

Jetzt brauchst du einen Psychiater (in Ausnahmefällen tuts auch ein Hausarzt), der die Diagnose des Therapeuten anerkennt und dich entsprechend medikamentös behandelt.
Die gibt es :slight_smile:

Anders gehts leider nicht :frowning:

Und du hast natürlich Recht.
Das klassische Bild gibt es nicht wirklich, da es ein Spektrum ist und nicht jeder die gleiche Palette an Symptomen und Problemen hat.

Wenn die Diagnose von einem psychologischen Psychotherapeuten vorhanden ist, sollte es irgendwer da draußen auch anerkennen.

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Du hast Schule Studium und Beruf problemlos hinbekommen?

Das finde ich allerdings auch außergewöhnlich und spricht eher für eine schwache Symptomatik.

Oder für bisher gut gelungene Kompensation.
Vor allem bei Frauen ist ja mittlerweile bekannt, dass sie deswegen gerne undiagnostiziert durchs Leben gehen.

Bis es schlimmstenfalls irgendwann vorbei ist mit dem Masking, Kompensieren und der Anpassungsfähigkeit und dann kommt der große Knall.

Das gibts natürlich auch bei Männern (kuckuck :adxs_wink:), aber in den Medien ist es halt aktuell bezogen auf Frauen sehr präsent. Und hier im Forum gibts etliche mit Abi, Studium & Co.

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Hi und willkommen im Forum!

Prinzipiell könnte das schon sein, dass bei dir ein ADS vorliegt, da würde ich die Diagnose jetzt mal nicht anzweifeln. Wenn du gleichzeitig intelligent genug bist oder sonstige Ressourcen hast, fließen diese Ressourcen ins Coping ein und dann kann es nach außen so aussehen, als gäbe es überhaupt kein Problem.

Vielleicht magst du auf der Seite der Ärztin Helga Simchen ein bisschen zum Thema ADS ohne H lesen und reflektieren, ob das bei dir passen könnte:

https://helga-simchen.info/Impressum-Start

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Hallo,

um eine Idee zu bekommen, ob, wie stark und mit welcher Ausprägung du ADHS haben könntest, kannst du den ADHS-Symptomtest auf ADxS.org machen. Es handelt sich um ein Onlinescreening. Eine richtige Diagnostik kann immer nur ein erfahrener Arzt oder Therapeut machen.
Viele User hier im Forum kennen den Test, sodass das Ergebnis hilft, deine Beschreibung besser einzuordnen.

Viele Grüße

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Hallo Kikki898,

Herzlich Willkommen!

Wer hat dich denn wie diagnostiziert? Du musst ja den Cut off Wert erreicht haben, sonst hättest du die Diagnose nicht bekommen, oder?
Kannst du dir vielleicht den Test mitgeben lassen?

Ich gehöre zu den ADHSlern, von denen Falschparker schrieb, in der Grundschule unauffällig, Abitur und Studium geschafft, aber was es mich gekostet hat hat niemand gesehen.
Als ich letztes Jahr diagnostiziert worden bin war das auch für mich und mein Umfeld eine Überraschung.
Die innerliche Unruhe habe ich immer für Angst gehalten, war sie aber nicht. Erklärt im nachhinein, warum die Angstlöser nicht immer so gut gewirkt haben. Erklärt auch, warum ich nie nur ein Ding machen kann, neben TV immer noch stricken ö.ä, Bei Tätigkeiten wie wie kochen, einkaufen etc telefoniere ich oder es läuft ein Hörbuch … Irgendwo warten müssen auf den Bus, an der Kasse, ganz furchtbar. Dass mich alles total schnell ablenken kann und ich überaufmerksam auf Geräusche etc bin habe ich auf die kPTBS geschoben. Unliebsame Dinge erledigen, wie z. B. Anträge schwieriges Thema, da fange ich einen Monat vor Fristablauf an Erinnerungen zu stellen und fülle den Antrag auch nur Etappenweise aus. Für mich war es normal mehrere Gedanken aufeinmal zu haben, dachte, dass ist bei allen Menschen so.
Bei mir hat die Kraft zum kompensieren nicht mehr gereicht und es ist deshalb aufgefallen.
Die Medikamente bringen eine Ruhe in meinen Kopf, das ist erstaunlich.

Viele Grüße

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Bin ich denn dann vielleicht eher nicht ADHS, weil ich beim telefonieren oder TV absolut überhaupt nix Anderes machen kann? Nicht mal kurz aufs Handy schauen oder Reden geht wirklich. Ich bin komplett fixiert.

Nicht unbedingt habe ich auch ind auch erst letzten Mäarz Medis und vorher Studium mit mittelmäßigen Noten. Aber privat und ausserhalb von Wissen und Denken :see_no_evil: Hochbegabung und Aperger erledien wahrscheinlich bei mir die Kompensation, ohne Medis waren aber Noten von 1 bis 5 Glückssache und was ich durch die Diagnose weiß Ihrzeit, war vorher Stress oder hat mich vorher etwas emotional aiäufgewühlt. Im Alter durch sehr viel lernen konnte anderes geschult werden. Das ich Texte 30 mal lesen mußte und ggf nur halb verstand… . zum Bestehen und meist für durchschnittliche Noten hat es gereicht.

In der Kindheit halt Internat und 6 mal die Woche 3 bis 4 std Nachhilfe.

Meist ist der Aufwand und die Struktur die Frage, ob man gut durchkommt oder nicht fürchte ich

Vielen Dank für all eure Antworten! Fühlt sich gut an sich auch außerhalb der Therapie Räume mal offen darüber austauschen zu können. Bei den paar mal die ich das sonst versucht habe, fiel sonst immer recht schnell das Wort „Mode Diagnose“ :grimacing::grimacing::grimacing:

Mein Therapeut sagt dass die „Schwere“ bei mir wohl im Mittelgradigen Bereich liegt. Er ist die Ergebnisse damals schritt für schritt mit mir durchgegangen, hat mir das Spektrum erklärt und genau aufgezeigt in welchen Bereichen ich über dem „normalen“ Grenzwert liege und wo auch unter der Norm. Aber er hält es unbedingt für nötig es medikamentös zu behandeln. Zumindest um mal zu sehen ob es mir damit besser geht. Dass ich so gut durchs leben gekommen bin führt er auf meine Intelligenz (sorry soll keine selbstbeweihräucherung sein. Fühlt sich ganz falsch an das zu schreiben) und die erlenten Coping Fähigkeiten zurück. Aber mit steigenden beruflichen Anforderungen kam dann irgendwann halt der große knall. Und seit dem eier ich so rum. Mal gehts besser, dann aber auch aus dem nichts wieder garnichts. Aber dass ich den Alltag einfach mal „normal“ leben kann, davon bin ich gefühlt weit weg. Ständig machen mir die Angststörung, Depressionen, PTBS einen Strich durch die Rechnung… aber die Sachen haben sich vermutlich auch erst auf Grund der ADS so entwickelt sagt zumindest der Therapeut.

Habe schon viel gelesen, explizit zum Thema ADHS ohne H und sehe da einige Ähnlichleiten zu mir als Kind. Eher ruhig, anhänglich, gefallen/alles richtig machen wollen, unbehagen und angst vor ausgrenzung in größeren Gruppen. Wurde mir aber damals relativ schnell als „falsch sein“ ausgelegt, sodass ich immer dagegen gearbeitet habe.

Heute auf der Arbeit habe ich auch wieder ganz stark gespürt, wie viel Energie es mich kostet konzentriert über längere Zeit zu arbeiten. Immer wieder fange ich eine Aufgabe an, mache sie nicht zu ende weil keine Lust. Springe dann wieder zu nächsten usw. usw. Dann wieder kurz das Handy checken, vergessen was ich eigentlich machen wollte, parallel wieder Gedanken an 3 andere Dinge… Anstrengend. Ich kann richtig spüren wie sich mein Kopf/Körper dagegen wert. Aber ich mache natürlich weiter…Noch körperlich anstregender ist es unter Leuten. Nicht ganz so sehr wenn ich alleine im Home Office arbeite. Wahrscheinlich weil dann noch mehr Reize auf mich einprasseln.

Und sorry, aber das führt mich nochmal zu meinem ersten Beitrag. Ich würde so gerne wissen ob jemand die gleichen Symptome kennt. Also dieses sich in der Situation fremd und falsch fühlen. Wie unter einer Glocke und im Kopf völlig benebelt. Ich möchte dann auch immer einfach nur weg. Auch wenn das garnicht rational oder möglich ist. Ich würde so gerne sicherer sein, dass das tatsächlich mit ADS zusammenhängen kann.

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Nein, hier ist Platz für deine Neurodivergenz. :wink:

Willkommen im Club der Frauen mit Impostor-Syndrom. So oft bekomme ich das zu hören, letztens auch von einer Physikerin. Du hast eben Glück gehabt in der Genom-Umwelt-Lotterie. Natürlich ist mir klar, dass hohe Intelligenz bei anderen Neid oder Angst auslösen kann, aber ich finde es trotzdem so schade, dass wir so schwer dazu stehen können. Sofern eine Hochbegabung bei dir festgestellt wurde (IQ >= 130), das wird inzwischen auch als Neurodivergenz angesehen und bringt seine eigenen Facetten in Erleben und Persönlichkeit mit sich. Das kann sich im Verhalten teilweise ähnlich äußern wie ADHS, oder man kann auch beides gleichzeitig haben. Dadurch bekommst du quasi die doppelte Ladung von „sich anders fühlen.“ Gibt einen ziemlich ausführlichen Forenstrang hier dazu:

Und ein sehr lesenswerter Fachtext, wie aus Hochbegabung und ungünstigen Umweltbedingungen ADXS-ähnliche Symptome entstehen können:

ADXS kann selbst schon andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen begünstigen, ist ja im Grunde eine neurobiologische Stressempfindlichkeit. So ein kurviger Lebenslauf ist sowieso schon typisch und mit den psychischen Komorbiditäten wird es ja auch nicht leichter. :wink:

Das klingt schon ADS-mäßig, wenn du den Faden beim Springen verlierst und mehrere Gedanken gleichzeitig durcheinanderkommen.

Ist das mehr ein geistiger Nebel im Sinne von „zu viel diffuses Durcheinander wegen zu viel Input“ im Kopf? Oder ist das eher eine Stressreaktion vom Körper, dass du eigentlich nur noch Flucht, Kampf oder einfrieren kannst? Die erhöhte Empfindlichkeit kann auf jeden Fall vom ADS kommen. Klingt für mich aber so, dass die PTBS auch ihre Finger im Spiel haben könnte. Da können die ADSler sicher mehr dazu sagen, ob sie das Gefühl an sich kennen. Ich habe kein ADXS, bin nur Psychologin mit hoher Intelligenz, komplexer PTSD und Sinnesbehinderungen.

Sich fremd und falsch fühlen in sozialen Situationen kenne ich von mir auch. Das ist dann aber weniger ein Nebel, sondern eher eine Art Perplexität. Wenn jemand z.B. inhaltlich sehr schlechte und krude Argumente bringt, denkt mein Gehirn schon die Konsequenzen davon weiter und es passiert eine Art Auffahrunfall im Kopf. Ein bisschen wie mit einem überbestimmten Gleichungssystem, wo sich die Gleichungen widersprechen. Oder wie wenn man sich gerade selbst gefesselt hat, die Seile festhält und gleichzeitig dran zieht um sich zu befreien. Keine Ahnung, ob das hier gerade Sinn macht für dich. In solchen Momenten weiß ich auch nicht mehr ein noch aus und muss mich aktiv zwingen, zurückzutreten. Viele Dinge werden ja einfach so dahingesagt und es macht wenig Sinn, konsequent mitzudenken. Tut mein Hirn aber trotzdem.

Ein anderes „fremd und falsch“ passiert dann, wenn Leute in sozialen Situationen zwar so tun, als würden sie über ein Thema oder Problem diskutieren, tatsächlich machen sie aber nur untereinander aus, wer wie zu wem steht, wer welche Kompetenzen und Befugnisse hat, wer welchen Eindruck auf wen machen soll usw. Fühlt sich an wie im falschen Film, als wäre eine Wand zwischen den anderen und mir (schizoid). Als Kind war das wahrscheinlich mein großer Fehler. Also ich hatte implizit angenommen, dass es jedem doch darum gehen müsste, die Welt zu verstehen und zu ergründen, und ich war von Natur aus nett und offen zu jedem. Wenn ich andere runtermache, macht mich das selbst schließlich nicht besser. Dadurch sage ich manchmal Dinge, die andere als peinlich oder zu direkt empfinden können.

Also lange Rede, kurzer Sinn: Dein Fall scheint komplex zu sein und deine Symptome sind wahrscheinlich nicht alle pures ADS, sondern ein Zusammenspiel aus alledem.

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Hallihallo, ich habe gerade erst deine Nachricht gelesen und möchte dir unbedingt aus meiner Sicht etwas dazu schreiben. Ich selbst bin jetzt 39 und habe vor drei Jahren erst die ADHS-Diagnose bekommen. Ich habe sowohl mein Abitur als auch mein Hochschulstudium mit guten und sogar sehr guten Noten geschafft. Ohne Medikamente. Ohne sonstige Hilfe. Ich hatte natürlich Unterstützung von meinem Partner und meiner Familie. Nach außen hin hat niemand etwas geahnt. Wie sehr ich aber innerlich gelitten habe, hat niemand gesehen. Ich hatte immer einen sehr hohen Anspruch an mich selbst, weil ich gespürt habe: eigentlich kann ich das. Eigentlich ist mein Hirn zu so viel mehr fähig. Aber das Lernen zu Uni-Zeiten hat mich manchmal wirklich verrückt gemacht! Wie oft habe ich mir vorgenommen, „rechtzeitig“ mit der Hausarbeit anzufangen oder für die Klausur zu lernen. Seufz. Und dann war es doch wieder einen Tag vorher! :see_no_evil:
Aber trotzdem hatte ich super Noten.
Dank schlafloser Nächte und gnädiger Professoren, die mir immer wieder mal einen oder einen halben Tag Abgabe-Aufschub gewährt haben. :sweat_smile:

Meine Professoren waren völlig perplex, als sie dann zum Teil irgendwann von meiner ADHS-Diagnose erfahren haben. Ein Professor meinte: Aber du warst doch immer so organisiert und hattest immer alles ganz ordentlich auf dem Tisch! Woraufhin ich ihm geantwortet habe, ja, ich musste mein Material im rechten Winkel ganz perfekt und ordentlich auf dem Tisch haben, ohne irgendwelche Ablenkungen, weil in meinem Hirn schon so ein Chaos ist, dass ich nicht auch noch äußeres Chaos gebrauchen kann. Mittlerweile vermute ich bei mir auch noch Autismus, der aber jahrelang durch die stärkere ADHS-Symptomatik überdeckt wurde. Das ist aber noch nicht diagnostiziert, ist nur eine Vermutung von mir, weil manche ADHS – Merkmale bei mir gar nicht zutreffen, eben eher auf Autismus hindeuten. Vielleicht ist das bei dir auch der Fall? Das würde dann auch eher untypische ADHS – Symptome erklären. Es ist schon schwierig genug, Menschen zu finden, die sich mit ADHS bei Frauen wirklich auskennen, noch dazu mit der unaufmerksam Variante. Noch viel schwieriger wird es, jemanden zu finden, der sich mit AuDHs auskennt (Autismus plus ADHS) und NOCH schwieriger wird es dann, wenn auch noch Hochbegabung mit ins Spiel kommt. :rofl:

Auf jeden Fall hat bei mir die hohe Intelligenz auch dafür gesorgt, dass ich es sehr lange ausgleichen und kompensieren konnte. Erst durch das Referendariat (ich bin Gymnasiallehrerin) und dann erst recht durch die Mutterschaft (ich habe drei Kinder) ist bei mir der Stress so groß geworden, dass es nicht mehr ging. Wie bei dir eben mit der Berufstätigkeit.
Und da ich auch bei meinen Kindern erkannt habe, dass da irgendwelche Neurodivergenzen im Spiel sind, wollte ich zuerst bei mir Klarheit bekommen und in meinem Leben aufräumen, bevor ich bei den Kindern die Diagnosen angehe. Mir ist bei meiner Tochter schon recht früh aufgefallen, dass sie ein paar sehr typische ADHS-Merkmale hat. Allerdings ist es bei ihr sehr ähnlich wie bei dir: Sie ist eher ruhig, hat die Hyperaktivität eher innerlich, nicht so sehr äußerlich. Sie ist sehr intelligent, in der Schule kommt sie super klar, schreibt lauter Einser, maximal eine Zwei. Ich höre von außen immer, was für ein liebes und angenehmes Kind sie ist. Zuhause verzweifeln wir regelmäßig mit ihr, weil sie keinen Antrieb hat, nur lethargisch auf dem Sofa hängt, es superschwer ist, sie zu irgendetwas Abstrengenderem oder Langweiligeren zu motivieren. Ganz starke RSD-Momente hat sie häufig, wenn wir etwas von ihr verlangen oder sie auf etwas hinweisen, weil sie sich dann unglaublich schnell zutiefst angegriffen und unverstanden fühlt. Sie tut sich unglaublich schwer mit Aufgaben, die eine Art von Priorisierung oder gutes Arbeitsgedächtnis & exekutive Funktionen erfordern, wie zum Beispiel Tischdecken, anziehen, Dinge, die eine gewisse Reihenfolge haben und die man vorher durchdenken muss. Ich weiß nicht, ob dir so etwas auch schwerfällt oder eher nicht? Sie ist auch extrem langsam bei vielem (immer die letzte, die den Klassenraum verlässt, aus dem Auto steigt usw.). Sie hat, ähnlich wie du, ein sehr großes Ruhebedürfnis, weil sie die allgemeinen Anforderungen im Leben (Schule und zwei sehr aktive kleinere Geschwister :partying_face::see_no_evil:) so stressen, dass sie viel Regenerationszeit braucht, um überhaupt zu funktionieren.

Andererseits ist sie supersportlich und klettert Routen, bei denen die Erwachsenen mit den Ohren schnackeln! :smile:

Ganz stark haben bei ihr übrigens Schlaf, Bewegung und Essen Auswirkungen auf ihre Symptome. Obwohl sie schon neuneinhalb Jahre alt ist, müssen wir ganz stark darauf achten, dass sie früh genug schläft, regelmäßig isst und sich ausreichend bewegt. Sie hat eine Zeit lang viel Sport gemacht. In der Zeit waren die Symptome wesentlich weniger stark ausgeprägt als im Moment. Jetzt macht sie kaum noch Sport und wir merken ganz stark, wie ihr Dopaminhaushalt dadurch durcheinander gerät, bzw. sie wirklich nur noch für die Dinge Kraft hat oder funktioniert, für die sie muss. Also in der Schule hauptsächlich. Aber wie gesagt, nach außen hin funktioniert sie super.

Deshalb waren bisher auch zwei Diagnosen unauffällig bei ihr. Sie kann so super maskieren und kompensieren, dass es bei den Tests nicht auffällt. Die Tester haben uns jedes Mal gesagt: das, was Sie erzählen von dem Verhalten zu Hause, klingt stark nach ADHS. Aber unsere Tests geben das leider nicht her. :woman_shrugging:t3: wir haben jetzt im Februar zum dritten Mal ein Diagnoseverfahren, für beide Töchter, und ich hoffe sehr, dass meine Mädels diesmal gesehen werden. Bei meiner mittleren Tochter vermute ich zu der ADHS noch PDA-Autismus/Autismus allgemein. Ihre Merkmale sind viel offensichtlicher nach außen und sie maskiert nicht so stark wie die Große, bei ihr wird es vermutlich leichter sein. :sweat_smile:

Zu dem „Nebel im Kopf“: Was du beschreibst von deinem Hirn und wie sich das anfühlt im Kopf, das kenne ich sehr gut, diesen Zustand. Ich würde es als eine Art Brain Fog bezeichnen. In diesen Momenten habe ich das Gefühl, dass ich weder denken noch fühlen kann. Ich starre vor mich hin. Es ist ein ganz seltsames, leeres, taubes Gefühl im Kopf. Als Kind und Jugendliche hatte ich es häufiger, mittlerweile nicht mehr so oft. Ich habe das auch meinem Therapeuten erzählt, er konnte irgendwie nicht verstehen, was ich meine. Für mich fühlte es sich irgendwie immer so an, als würde ich nicht richtig fühlen können. Er meinte, die Emotionen, die ich in der Therapie im Zusammenhang mit dem zeige, was ich erzähle oder was er sagt, passen sehr gut zusammen, weshalb er nicht denkt, dass ich da irgendein Problem mit den Gefühlen habe. Mittlerweile habe ich schon von mehreren neurodivergenten Menschen ähnliche Beschreibungen gelesen und es macht für mich jetzt Sinn, dass das mehr mit meiner Hirnstruktur zu tun hat als allgemein mit der Fähigkeit, „richtig empfinden zu können“.
Ich habe die Vermutung, dass es etwas mit meinem Zyklus zu tun haben könnte, aber auch mit Stress und Schlafmangel usw. Ich habe bisher aber noch nicht den einen auslösenden Faktor dafür gefunden. Wie hast du das im Zusammenhang mit Stress, Zyklus etc. bei dir beobachtet?

Ich nehme jetzt übrigens seit einiger Zeit Elvanse und habe das Gefühl, dass es mir sowohl bei Konzentration und Prokrastination hilft, dass ich eben nicht mehr alles hinausschiebe und es mir tatsächlich viel leichter fällt, die unangenehmen, langweiligen Alltagsdinge zu anzugehen und zu bewältigen. Vorher war es manchmal schier unmöglich, die Spülmaschine aus- oder einzuräumen, Wäsche zu waschen oder, noch schlimmer, zusammenzulegen und wegzuräumen, zu kochen usw. Aber vor allem hilft mir Elvanse auch bei der Emotionsregulierung gegenüber den Kindern und meinem Mann.

Also, ich weiß nicht, ob dir das jetzt geholfen hat, das besser einzuordnen, und wenn du Interesse hast, noch mehr speziell über die Merkmale/Verhaltensweisen meiner Tochter oder mir zu erfahren und warum ich mir sicher bin, dass es bei meiner großen Tochter ADHS ist, schreib mir gern, dann kann ich mal noch genauer berichten. Aber jetzt ist der Roman hier schon lang genug.

Alles Gute dir weiterhin auf deinem Weg zu dir und dem Verständnis von deinem Hirn. :brain: :muscle:t4:🫶🏽

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Ich bin nicht die Fragestellerin, aber es interessiert mich sehr, wie du bei deiner großen Tochter ADHS „gefunden“ hast.
Die Beschreibung passt total auf mich und vor der ADHS Diagnose. (Hatte mit 38 selbst die Idee zur Diagnostik zu gehen nachdem ich eine Doku über eine Frau mit ADS gesehen habe und jahrelang alle Therapien nur geringe Wirkung zeigten.) Vor der Diagnose wurde mir gesagt, dass ich scheinbar schon als Kind Depressionen bzw. Dysthymie hatte und es mein Leben lang haben werde, wie es aussieht, auch wenn ich Antidepressiva nehme. Vor allem die Erschöpfung und geringer Antrieb und schlechte Konzentration bei einfachen Sachen, z.B. beim Tischdecken, lässt mich das auch denken. Aber du beschreibt es hier als ADHS. Ich hab vermutlich Dysthymie jetzt gerade, weil ich auch noch ängstlich bin und Freude nicht mehr wirklich empfinden kann seit Jahrzehnten (vermutlich weil alles so anstrengend ist solang ich überhaupt denken kann.)

Würden andere bei dem Ruhebedürfnis, weniger Antrieb und PDA nicht auch eher auf Depression kommen bei deiner Tochter?

Hi kikki,
bei mir ist es ähnlich. 33, vor nem halben jahr ads diagnose, seit nem jahr wegen depression in therapie. gleichzeitig mit ads wurde autismus diagnostiziert und hochbegabung schon als kind. inzwischen bin ich der überzeugung, dass die depression eine erschöpfungsdepression ist. fehlende möglichkeiten zum rückzug, zu viele anforderungen und verantwortung. das chaos (im kopf und in der wohnung) war schon immer da, aber es hat mich nicht gestört und fiel mir da auch noch gar nicht auf.
ich würde sagen: druck ist bei ad(h)s ein guter motivator. soziale anpassung als folge von RSD passt auch ins bild, ebenso die damit verbundene soziale angst.
der benebelte zustand ist ggf eher ein problem der überforderung. dass du nicht auf deine grenzen hörst und dich trotzdem dazu zwingst, weiter zu machen. was nicht geht, geht nicht! und wenn du das berufliche pensum nicht schaffst, solltest du es reduzieren statt dich mit medis leistungsfähiger machen zu wollen. dein zustand kam ja nicht aus dem nichts. ich hab bei mir ganz stark die beobachtung gemacht, dass mehr überforderung zu stärkerer ads-symptomatik geführt hat. wie gesagt ist mir das bis ich kinder hatte gar nicht negativ aufgefallen.
hast du in richtung autismus (asperger) mal einen screeningtest gemacht? das tritt oft genug zusammen auf und gerade reizfilterschwäche, überforderung, gefallen wollen und falsch fühlen kann auch darin begründet sein. bei mir hat das zusammenspiel aus allen 3 sachen für absolut gelungenes high-masking gesorgt. dass ich 24/7 nervös, angespannt bin und kopfschmerzen hab, sieht von außen keiner. ich brauche 3h alleine puzzlen oder wandern, um meine gedanken „abzuarbeiten“, kann abends nicht ohne handy einschlafen.
ich versuche es seit der diagnose mit elvanse, muss aber ganz klar sagen: das kommt nicht gegen den burnout an. im gegenteil, danach hab ich über tage ein krasses tief, wo gar nichts mehr geht. die energie kommt nicht aus dem nichts. anforderungen runter, selfcare hoch.

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Hallo Zusammen,

Ich wollte mich nochmal ganz herzlich bei euch allen für die Reaktionen zu meinem Beitrag bedanken!!
Ich bin dran geblieben und habe heute Medikenet von meinem Arzt verschrieben bekommen. Ich bin gespannt wie ich es vertrage und ob sich eine Besserung einstellt. :slightly_smiling_face:

Viele Grüße,
Kikki

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