Nein, hier ist Platz für deine Neurodivergenz.
Willkommen im Club der Frauen mit Impostor-Syndrom. So oft bekomme ich das zu hören, letztens auch von einer Physikerin. Du hast eben Glück gehabt in der Genom-Umwelt-Lotterie. Natürlich ist mir klar, dass hohe Intelligenz bei anderen Neid oder Angst auslösen kann, aber ich finde es trotzdem so schade, dass wir so schwer dazu stehen können. Sofern eine Hochbegabung bei dir festgestellt wurde (IQ >= 130), das wird inzwischen auch als Neurodivergenz angesehen und bringt seine eigenen Facetten in Erleben und Persönlichkeit mit sich. Das kann sich im Verhalten teilweise ähnlich äußern wie ADHS, oder man kann auch beides gleichzeitig haben. Dadurch bekommst du quasi die doppelte Ladung von „sich anders fühlen.“ Gibt einen ziemlich ausführlichen Forenstrang hier dazu:
Und ein sehr lesenswerter Fachtext, wie aus Hochbegabung und ungünstigen Umweltbedingungen ADXS-ähnliche Symptome entstehen können:
ADXS kann selbst schon andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen begünstigen, ist ja im Grunde eine neurobiologische Stressempfindlichkeit. So ein kurviger Lebenslauf ist sowieso schon typisch und mit den psychischen Komorbiditäten wird es ja auch nicht leichter.
Das klingt schon ADS-mäßig, wenn du den Faden beim Springen verlierst und mehrere Gedanken gleichzeitig durcheinanderkommen.
Ist das mehr ein geistiger Nebel im Sinne von „zu viel diffuses Durcheinander wegen zu viel Input“ im Kopf? Oder ist das eher eine Stressreaktion vom Körper, dass du eigentlich nur noch Flucht, Kampf oder einfrieren kannst? Die erhöhte Empfindlichkeit kann auf jeden Fall vom ADS kommen. Klingt für mich aber so, dass die PTBS auch ihre Finger im Spiel haben könnte. Da können die ADSler sicher mehr dazu sagen, ob sie das Gefühl an sich kennen. Ich habe kein ADXS, bin nur Psychologin mit hoher Intelligenz, komplexer PTSD und Sinnesbehinderungen.
Sich fremd und falsch fühlen in sozialen Situationen kenne ich von mir auch. Das ist dann aber weniger ein Nebel, sondern eher eine Art Perplexität. Wenn jemand z.B. inhaltlich sehr schlechte und krude Argumente bringt, denkt mein Gehirn schon die Konsequenzen davon weiter und es passiert eine Art Auffahrunfall im Kopf. Ein bisschen wie mit einem überbestimmten Gleichungssystem, wo sich die Gleichungen widersprechen. Oder wie wenn man sich gerade selbst gefesselt hat, die Seile festhält und gleichzeitig dran zieht um sich zu befreien. Keine Ahnung, ob das hier gerade Sinn macht für dich. In solchen Momenten weiß ich auch nicht mehr ein noch aus und muss mich aktiv zwingen, zurückzutreten. Viele Dinge werden ja einfach so dahingesagt und es macht wenig Sinn, konsequent mitzudenken. Tut mein Hirn aber trotzdem.
Ein anderes „fremd und falsch“ passiert dann, wenn Leute in sozialen Situationen zwar so tun, als würden sie über ein Thema oder Problem diskutieren, tatsächlich machen sie aber nur untereinander aus, wer wie zu wem steht, wer welche Kompetenzen und Befugnisse hat, wer welchen Eindruck auf wen machen soll usw. Fühlt sich an wie im falschen Film, als wäre eine Wand zwischen den anderen und mir (schizoid). Als Kind war das wahrscheinlich mein großer Fehler. Also ich hatte implizit angenommen, dass es jedem doch darum gehen müsste, die Welt zu verstehen und zu ergründen, und ich war von Natur aus nett und offen zu jedem. Wenn ich andere runtermache, macht mich das selbst schließlich nicht besser. Dadurch sage ich manchmal Dinge, die andere als peinlich oder zu direkt empfinden können.
Also lange Rede, kurzer Sinn: Dein Fall scheint komplex zu sein und deine Symptome sind wahrscheinlich nicht alle pures ADS, sondern ein Zusammenspiel aus alledem.