Dass ADHS erblich und genetisch bedingt ist, kann ich als selbst davon betroffene Person bestätigen. Bei einer (nicht-professionellen)Stammbaumanalyse in meiner Familie kann ich ziemlich genau sagen, wer bei mir ADHS hat bzw, hatte. Ich Diagnose Mitte der 90er mit 9 , Mutti Diagnose vor 14 Jahren in der Burnout-Klinik mit Ende 40, Vater der Mutter ganz klarer Fall, Mutter der Mutter nur entsprechende Persönlichkeitsmerkmale, Bruder nicht betroffen, hat aber bestimmte Persönlichkeitsmerkmale in dieser Richtung, Vater ebenfalls nicht manifest betroffen, hat aber auch bestimmte entsprechende Persönlichkeitsmerkmale, Mutter des Vaters definitiv manifest von ADHS betroffen gewesen (plus Kriegstraumata und Vergewaltigung 1945 als negative Sozialisationsfaktoren dort), Vater des Vaters nicht betroffen gewesen, Bruder der Mutter definitiv manifest betroffen (lehnt eine Diagnostik jedoch ab, dessen Tochter jedoch auch wiederum klare Auffälligkeit hinsichtlich ADHS), Schwester des Vaters (Messi-Syndrom gehabt) definitiv betroffen gewesen und mit Mitte 50 recht verwahrlost gestorben, andere Schwester des Vaters nicht betroffen… solche ADHS-Stammbäume sind eher die Regel und nicht die Ausnahme bei ADHS …. im Übrigen bleiben von ADHS Betroffene in der Tendenz unter sich… sozial und auch was Partnerschaft und Beziehung angeht… und auch hier gilt wieder: nicht schwarz-weiß , nicht alles oder nichts, sondern „tendenziell“…und je ausgeprägter das ADHS , desto unwahrscheinlicher ist es, dass der oder die Partner/in gar kein ADHS hat. Mein Vater hat kein manifestes ADHS , aber Mutti hätte sich niemals mit jemandem einlassen können, der nicht entsprechende Persönlichkeitsmerkmale besitzt …. das läuft nach dem allgemein gültigen Prinzip: „gleich zu gleich gesellt sich gern“ und auch sämtliche meiner echten Freunde haben ADHS oder zumindest entsprechende Persönlichkeitsmerkmale …. zur Genetik der ADHS wieder hier:
Das Thema Evolution und ADHS fassen folgende Sätze des deutschlandweit führenden Genetikers (und auch einer der weltweit führenden Genetiker) zu ADHS Prof. Klaus-Peter Lesch von der Psychiatrie der Uniklinik Würzburg zusammen:”…Früher vermuteten die Forscher, einige wenige Gene würden ADHS auslösen; doch das trifft, wenn überhaupt, nur auf ganz wenige Familien zu. Für die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung gilt: Vermutlich sind es 500 bis 1000 Gene, die einen – jeweils minimalen – Einfluss auf das Temperament und die Konzentrationsfähigkeit des Menschen haben. Diese sind mithin auch keine Krankheitsgene, vielmehr gehören sie zur natürlichen Ausstattung des Menschen. “ADHS ist ein Extrem einer Persönlichkeitsvariante, das zunächst einmal gar keinen Krankheitswert besitzt”, bestätigt auch Klaus-Peter Lesch. Diese milden Ausprägungsformen von ADHS seien in einem Fünftel der Bevölkerung vorhanden und hätten sich im Laufe der Evolution des Homo sapiens immer wieder als vorteilhaft durchgesetzt. Lesch: “Der hohe Energiepegel, der Enthusiasmus, sich mit einer Sache auseinanderzusetzen, die große Kreativität, die Fähigkeit zum Querdenken und der Gerechtigkeitssinn – all das sind Ressourcen, die für unsere Gesellschaft wichtig sind.” zu finden in dem Artikel des ADHS-Gegners Jörg Blech im Spiegel: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-99311928.html
Man muss ansonsten nur durch die Straßen einer durchschnittlichen deutschen Stadt laufen und es werden einem jeden Tag Personen mit ADHS über den Weg laufen, um zu erkennen, dass bei Person X ADHS vorliegt, da braucht es aber oftmals schon ein gewisses Gespür, was man vollumfänglich nur als selbst mit ADHS Betroffener hat. Man kann sehr wohl “spüren” , wenn das Gegenüber auch ADHS hat, Stichwort Wesensverwandtschaft , und mit ADHS Betroffene erkennen sich untereinander so wie in China ein Deutscher einen anderen Deutschen erkennt, am Habitus und an der Persönlichkeit . Jemand, der kein ADHS hat, der muss all das rein kognitiv kompensieren , allein schon aus diesem Grund besteht der harte Kern an ADHS-Therapeuten in Deutschland und weltweit überwiegend aus selbst mit ADHS betroffenen Ärzten , Psychotherapeuten etc. und man ist, so unfair das auch sein mag, als Nicht-Betroffener schon deswegen ein ADHS-Therapeut 2. Klasse.
ADHS ist deshalb so häufig, weil die ADHS verursachenden Gene evolutionär gesehen nicht nur Mist , sondern auch positive Aspekte , Stärken und Vorteile verursachen. ADHS als eine solche je nach Schweregrad Störung , Konstitution oder Persönlichkeitsvariante hat deshalb diese hohe Prävalenz – vergleiche dazu Prävalenz von ADHS in Deutschland von in Wahrheit etwa 8% bis 10% mit Autismus-Spektrum-Störungen mit Prävalenz von 1% bis maximal 2%. Ohne die Berücksichtigung der evolutionären Anthropologie psychischer Störungen wird man auch die jeweiligen teils gravierend unterschiedlichen Prävalenzen der verschiedenen Hirnentwicklungsstörungen (eben ADHS , Autismus aber auch Schizophrenie und Bipolare Störung und Unipolare Endogene Depression) nicht verstehen können.